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No-Go-Area Türkei (Sonstiges)

FourrierTrans, Dortmund, Montag, 02.01.2017, 09:49 (vor 2668 Tagen) @ balltick
bearbeitet von FourrierTrans, Montag, 02.01.2017, 10:05

Also ich bin eigentlich jemand, der sich wenig beeindruckt zeigt vom Terror, so tragisch er auch ist und so akribisch man sich von Seiten der Behörden und Regierung(en) darauf vorbereiten und agieren muss. Ich war unmittelbar nach den Anschlägen in Paris in der Stadt und hatte keine Minute Angst. Oder zumindest nicht mehr wie vorher, oder mehr, als bei einem Verkehrsunfall zu sterben o. Ä.
Sicherlich ist dies anders, wenn man selbst so etwas miterlebt hat.

In die Türkei würde ich allerdings nur noch unter Androhung von Gewalt einreisen. Ich bin viel unterwegs, teilweise auch in Ländern mit Reisewarnungen des AA. Es gäbe wenige Länder, bei denen ich potenziell ein mieseres Gefühl hätte mich dort aufhalten zu müssen, als in der Türkei. Es scheint dort überhaupt gar nichts mehr zu funktionieren. Man muss nur mit dem Finger auf jemanden zeigen und "Gülen" rufen, schon kommt die Sittenpolizei. Der Terror scheint gefühlt mehr Raum einzunehmen, als im Irak und Afghanistan zusammengenommen und die Hälfte des Landes feiert in regelmäßigen Abständen Erdogan-Parties mit 100.000en Menschen. Verrückt.

Ich sehe für das Land nur zwei realistische "nächste Schritte" in naher bis mittelfristiger Zukunft: Einen Bürgerkrieg, sofern sich weitere Teile der Kurden in der Türkei (kann man quantitativ eigentlich gar nicht als Minderheit bezeichnen) in PKK-nähe formieren, oder einen Totalitarismus im Stile des Irans zu harten Zeiten. Erdogans Ersatzreligion ist nicht wie im Iran der Islam, sondern die Gülen-Bewegung, die per se für jegliche Straftat im Land verantwortlich scheint. Jeder der nicht reinpasst, wird sich entledigt, in dem man ihm eine Nähe zu der Bewegung nachsagt. Jeder der anderer Meinung ist, sagt sie nicht mehr laut, oder wird niedergebrüllt.
Ich denke die Türkei sollten wir gedanklich auf den Posten "außerplanmäßige Abschreibungen" verbuchen. Klar, der Dialog muss immer bestehen bleiben, man kann hoffen und zetern, den Glauben an eine bessere Türkei habe ich jedoch verloren. Offensichtlich gibt es wenige bis gar keine Staatsmänner auf der Erde, die ähnlich kranke, unkontrollierbare Allmachtsfanatasien hegen wie Erdogan und gleichzeitig innen- und außenpolitisch ein derart bestelltes Feld vorfinden. Ich sehe fast kein Land, dass sich so schnell radikalisiert, wo so viele Menschen hinter dieser Entwicklung stehen und welches so instabil ist.
Das die Türkei trotz des "starken Mannes" unsicherer denn je ist, scheinen viele vor Ort nicht zu registrieren. Oder wollen es nicht registrieren. Es werden lustig weiterhin die Erdogan-Plakate durch die Straßen getragen. Schade, die Türkei ist/war wirklich ein tolles Land mit feinen Menschen, bevor man ihre Gedanken vergiftete.

In 15 Jahren werden die Türken, genau wie die Menschen heute im Iran, sagen: "Wisst ihr noch damals, als bei uns so viele Menschen Urlaub machten und wir im Bikini am Strand lagen?"


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