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Scheuer: "Wir kämpfen gegen rot-rot-grün, wir kämpfen gegen die linke Republik!" (Sonstiges)

prosakind, wäre-gerne-in-Graz, Donnerstag, 26.01.2017, 13:50 (vor 2619 Tagen) @ Klopfer

Wenn du mir es schon so leicht machst: O.k. ich habe mich in dieser Diskussion auf einen Schlagabtausch eingelassen, den ich nicht gewinnen konnte. So gesehen habe ich mich verrannt.

Danke, für Deine Antwort. Und für die Einsicht auch. Ernst gemeint!

Dabei war das völlig unnötig. Selbst bei komplett richtigen Fakten deinerseits, zeigt das zwar, dass es in der Nachkriegszeit mehr als genug Altlasten aus der Nazizeit gab, aber eben keine Rechtfertigung dafür, dass heute - quasi als Ausgleich für damals - die Stasi auch akzeptiert werden muss.

Wir sollten allerdings nicht die Fehler aus der Vergangenheit als Rechtfertigung für Fehler in der Gegenwart heranziehen.

Da bin ich sogar bei Dir. Aber ehrlich gesagt habe und hätte ich auch nie behauptet, dass die Stasi durch die NS-Verbrechen besser wird bzw. im Umkehrschluss akzeptiert werden muss.

Nur wird halt im Umgang mit den DDR-Biographien eine unglaubliche Doppelmoral und Heuchelei von uns Westdeutschen sichtbar. Etwas, dass bei uns ganz normal war, wird - sobald man Sieger der Geschichte ist - mit großen Tönen verdammt.

Ein kleiner Exkurs: ich bin der erste, der eingesteht, dass ein Neuaufbau in Deutschland nach 1945 ohne Rückgriff auf NS-Vorbelastete nicht möglich war. Wie auch? 9 Millionen Parteimitglieder, von mehr als 30 oder 40 Millionen Bürgern unmanipulierte Wählerstimmen für Hitler, eine ganze Gesellschaft und insbesondere ihre Elite braun verseucht. 12 Jahre lange wurde jede gesellschaftliche Aufgabe von Bedeutung nationalsozialistisch ausgefüllt - 12 Jahre lang lief ein gesellschaftliches Ausbildungs- und Auswahlsystem nach nationalsozialistischen Kriterien. Wie soll man da einen funktionierenden Staat ohne diese Personen auf die Beine stellen?

Das gleiche trifft nun - unter anderen politischen Vorzeichen - auf die DDR zu. Mit dem einen aber feinen Unterschied, dass die DDR zwar diktatorisch und Systemgegnern gegenüber restriktiv war, aber beileibe nicht mit dem massenvernichtenden, menschenverachtenden, mordenden NS-System verglichen werden kann (mir ist bewußt, dass wir beide bei einer Diskussion über den "Unrechtsstaatscharakter" der DDR nicht auf einen Zweig kommen, diesen qualitativen Unterschied wirst Du aber vermutlich auch nicht abstreiten).

In der jungen Bundesrepublik wurde versucht, politisch-vorbelastete im Rahmen ihrer individuellen Schuldgeschichte zu beurteilen. Das ging nicht immer gut und mitunter wurden auch richtige Täter geschützt und befördert. Aber man versuchte, mit dem ungeliebten Erbe produktiv umzugehen. Wer "Mitläufer" war, sollte sich einbringen dürfen.

Im Umkehrschluss fällt heute einem (aus politisch-ideologischer Sicht unerwünschten) Kandidaten für ein nachgeordnetes Amt seine in jungen Jahren geäußerte Bereitschaft zum Mitmachen (mehr war es ja nicht, er ist ihm kein nach unseren Kriterien fehlerhaftes Verhalten in der Ausbildung nachzuweisen) auf die Füße. Und das im Jahre 28 nach der Wende!

Dem vorbelasteten Teil der DDR-Bevölkerung wurde die Chance der rechtsschaffenden Eingliederung in das neue System nie gegeben. Richter, Hochschullehrer, kleinere Funktionäre - alle diese erlebten die Wiedervereinigung als erheblichen Bruch. Selbst unpolitische Studienabschlüsse wurden mitunter nicht anerkannt. Stattdessen flutete der Westen die Landratsämter, Universitäten, Amtsgerichte etc. mit bei uns überzähligen (zweitklassigen?) Kandidaten. Damit haben die bundesrepublikanischen "Geschichtssieger" genau anders gehandelt, als ihnen selber widerfahren war.


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