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Rassemblement National will bei Wahlsieg aus dem europäischen Stromnetz aussteigen (Politik)

Ulrich, Mittwoch, 03.07.2024, 14:35 (vor 5 Tagen) @ Lattenknaller

Klar können wir den Strom produzieren, absolut unproblematisch. Aber woher kommt die regelbare Energie? Steinkohle und Gas, wenn es ganz schlecht läuft Leichtöl. Und wird dann teurer für uns als die französische Kernenergie. Die Abkoppelung wäre also ein Lose-Lose-Szenario für Europa, in dem teure Energie noch teurer wird.


Wie soll das bitte technisch gehen?

Technisch ist das Unfug.

In diesem Jahr hat Deutschland seinen Bedarf an elektrischer Energie bisher zu fast 60 Prozent aus Erneuerbaren gedeckt. Und der Anteil wird in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen. Frankreich exportiert Atomstrom ausschließlich zu Zeiten niedriger Nachfrage dort ins benachbarte Ausland. Dann aber ist in der Regel auch dort die Nachfrage niedrig. Französischer Atomstrom verdrängt deshalb bereits jetzt vielfach Strom z.B. aus Wind. Und in Zukunft wird das noch weitaus häufiger der Fall sein.

Es gibt wissenschaftliche Simulationen, wie sich der Strommix in Deutschland in der Zukunft weiter entwickeln wird. Wir werden immer häufiger Zeiträume haben, in denen wir uns komplett aus Erneuerbaren versorgen. Dann stellt sich die Frage, wohin mit der "überschüssigen" elektrischen Energie. In anderen Staaten hat man längst im Netz große Batteriespeicher. Mit denen kann man aktuell vor allem den während des Tages erzeugten Strom aus Photovoltaik in der Nacht einspeisen. Die Preise für Lithium-Ionen-Akkus, insbesondere für Lithium-Eisen-Akkus sind deutlich gefallen, das ganze rechnet sich wirtschaftlich gut. Mittlerweile kommen die ersten Natrium-Ionen-Akkus, die man nochmals deutlich preisgünstiger produzieren kann. Dann dürfte es sich lohnen, z.B. Windstrom über mehrere Tage zwischenzuspeichern. Zudem eignen sich die Akkuspeicher hervorragend, wenn es darum geht, Regelenergie zur Verfügung zu stellen. Der nächste Schritt ist dann die Erzeugung von Wasserstoff, einem wichtigen Rohstoff für die chemische Industrie. Der wird aktuell aus Erdgas produziert, dabei entsteht viel CO2. Will man dies klimaneutral gestalten, muss man dieses CO2 dann auffangen und z.B. aufwändig in leeren Erdgasfeldern unter der Nordsee einlagern. Da ist Elektrolyse die sinnvollere Variante.

Wasserstoff ist zudem ein Energiespeicher, man kann aus ihm in Brennstoffzellen, Turbinen oder auch geeigneten Verbrennungsmotoren wieder elektrische Energie erzeugen. Auch wenn wir die Erneuerbaren weiter ausbauen wird es Zeiträume geben, in denen Wind, Sonne und Wasser nicht ausreichen, um den Strombedarf zu decken. Zwar sind diese Dunkelflauten nicht so problematisch, wie teilweise behauptet. Selbst zu diesen Zeiten speisen Photovoltaik- und Windkraftanlagen teilweise ein. Aber trotzdem braucht man hohe Reserveleistungen. Kurzfristig können hier Batteriespeicher einspringen, für längere Zeiträume braucht man andere Energieträger. Simulationen haben aber gezeigt, dass der Energiebedarf bei weitem nicht so hoch ist, wie manche befürchten. Letztlich reden wir hier in einigen Jahren von einer überschaubaren Zahl von Tagen im Jahr, an denen so etwas notwendig wäre. Deshalb kann man die Lücken zunächst auch mit Gaskraftwerken schließen. Mittelfristig wäre aber eine Umstellung auf Biogas oder auf Wasserstoff notwendig, um die sich jedes Jahr verschärfenden Vorgaben beim CO2-Ausstoß einzuhalten. AKWs sind für dieses Szenario der ungeeignetste Kraftwerkstyp. Die sollen nach Möglichkeit das ganze Jahr durchlaufen, selbst das von Frankreich praktizierte Herunterregeln in den Teillastbereich ist nicht völlig unproblematisch.

Solche Szenarien sind immer lose-lose. Aber Deutschland, Spanien (eher nicht, die liefern seit Monaten nurI, Belgien und die Niederlande würden als mögliche Stromabnehmer die Energie woanders herbeiziehen können. Eventuell zu höheren Kosten. Auf Kosten des C02 Ausstosses. Aber begrenzt. Wenig Loose.
Frankreich wurde aber alleine dastehen, mit verheerenden Folgen für Frankreich. Massiv Loose.
Deshalb ja bitte, macht das, aber lieber RN und Le Pen, nicht jammern wenn das später übelst nach hinten losgeht.

Verlieren würden vor allem die Franzosen. Wenn sie zu Zeiten schwacher Nachfrage ihren Strom nicht ins Ausland abgeben könnten, müssten sie AKWs herunterfahren. Das Herauffahren ist dann aber jeweils ein länger dauernder Prozess. Zudem ist die Anzahl der Starts in der Regel begrenzt, weil dies das Material durchaus strapaziert. In Deutschland war die maximale Anzahl der Startvorgänge jeweils in den Betriebsgenehmigungen festgeschrieben.

Auch das Argument der CO2-Einsparung zählt weniger und weniger, der Atomstrom verdrängt nicht den Strom aus fossilen Kraftwerken, sondern den aus Wind und Sonne. Das war schon bei den zuletzt verbliebenen drei deutschen AKW so. Als die vom Netz gingen, führte das nicht zu einem relevanten Anstieg der CO2-Emissionen im Bereich der Stromerzeugung.


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