Neu auf schwatzgelb.de: Entschuldigung, Lucien Favre (BVB)

Ich finde Deine Aussagen sehr bemerkenswert. Es ist nicht selbstverständlich, eigene Skepsis und Vorbehalte zu hinterfragen, auch nicht im Nachhinein.

Es ist mir nicht mehr so ganz genau im Gedächtnis, aber es wurde hier einmal in einem Artikel so etwas wie eine Kurzeinschätzung der einzelnen Redaktionsmitglieder zur Verpflichtung von Favre als Trainer gebracht. Was mich daran gewundert hat (und was ich auch angemerkt habe), war die durchgängig herauszulesende Skepsis gegenüber Favre. Das soll jetzt keine Besserwisserei oder etwas in der Art sein, aber mir schien es so, als wenn man sich nicht wirklich mit der Arbeit von Favre in seinen einzelnen Stationen befasst habe. Was mich schon ein wenig gewundert hat, weil in meinen Augen in der Redaktion neben der Begeisterung für unsere Borussia auch tatsächlich Fußballsachverstand vorhanden ist. Möglicherweise ist die Beeinflussung der eigenen Meinungsbildung durch Medien größer, als man es selbst wahrhaben will. Und das Bild von Favre als Trainer und auch als Mensch, das die meisten (auch sog. ‚seriöse‘) Medien gezeichnet haben, war doch sehr oberflächlich. Außerdem habe ich mitunter den Eindruck, dass viele noch immer an Kloppo als Trainer und Persönlichkeit hängen. Unbestreitbar eine wunderbare, tolle Zeit. Mit einem begeisterndem Fußball, der den Club wieder zu großen Erfolgen geführt hat. Nicht übersehen sollte man bei aller positiven Erinnerung nicht vergessen, dass nach dem fußballerischen Höhepunkt die fußballerische Weiterentwicklung hakte. Und dass ein Wechsel auf der Trainerposition notwendig war, genau wie eine Erneuerung des Fußballs, den die Mannschaft spielt. Das hat unter Tuchel zunächst gut, dann eher weniger funktioniert, aus welchen Gründen auch immer. Und über die letzte Saison legen wir diesbezüglich besser den Mantel des Schweigens.

Nun also Favre. Und ja, ich hätte mir ihn bereits als direkten Nachfolger Kloppos gewünscht. Andererseits wäre es vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt gewesen, weil der direkte Vergleich mit Kloppo allgegenwärtig gewesen wäre. Selbst in Tuchels erster, erfolgreicher Saison mit ansprechendem Fußball wurde dieser Vergleich nach meinem Eindruck (zu) oft bemüht, bewusst und noch mehr unbewusst. Manchmal muss man erst ins Tal, um zu erkennen, dass es nicht nur einen Weg zum Gipfel gibt. Favre ist mMn jetzt der richtige Trainer zum richtigen Zeitpunkt.

Mit einer entsprechenden Entwicklung habe ich zwar gerechnet, dass sie auch mit ein wenig Glück verbunden bereits zu so einem frühen Saisonzeitpunkt so deutlich erkennbar ist, hätte ich auch nicht unbedingt gedacht. Nur sollte eines klar sein: Die Rückschläge in dieser Entwicklung werden kommen, unweigerlich. Auch verbunden mit Negativserien hinsichtlich der Ergebnisse. Das ist in jedem Entwicklungsprozess so. Momentan sieht es so aus, als zögen sämtliche Beteiligten im Club an einem Strang, was sicherlich auch zum aktuellen Erfolg beiträgt. Bleibt zu hoffen, dass dies auch der Fall sein wird, wenn die erste Negativserie die Debatte bestimmen wird.

Auf Youtube gibt das Video "Borussia Barcelona* aus den Anfangszeiten in Gladbach. Das sieht man diese Favre typische One touch Ballzirkulation im Dreieck auf eindrückliche Art. Teilweise dieselben Spielzüge wie jetzt wieder.