Heute vor 75 Jahren: Befreiung des KZ in Dachau (Sonstiges)

Ulrich, Mittwoch, 29.04.2020, 11:47 (vor 2073 Tagen) @ Tigo

br.de/nachrichten/bayern/mi-75-jahre-befreiung-stilles-gedenken-im-ehemaligen-kz-dachau,RxTD3CN

Heute vor 75 Jahren wurde das KZ in Dachau von den Amerikanern befreit.
Man weiß natürlich das der Holocaust stattfand trotzdem hört sich das ganze immer irgendwie extrem surreal an, unfassbar das so etwas wie der Holocaust überhaupt mal möglich war und es zeigt auch zu welchen Taten der Mensch alles fähig ist.

Ich habe die Tage erst bei den Ruhrbaronen etwas zum Kriegsende gelesen.
https://www.ruhrbarone.de/episoden-eines-schreckensendes-deutsche-hatten-keine-hemmungen-ihre-mordgelueste-an-unschuldigen-bis-zuletzt-auszuleben/184015

Da war der folgende Absatz der mich dann doch wieder getroffen hat. Und das obwohl ich es weiß, ich kenne die Aufsätze über die Endphase des Krieges und doch erschreckt es mich immer wieder, denn das ist ein Teil des Krieges der trotz alle Bemühung zur Aufarbeitung doch meisten unter den Teppich gekehrt wurde und immer noch wird:
Und es gab ein weiteres Phänomen. Transporte ins Nirgendwo blieben auch liegen, Gefangene kamen frei. Die örtlichen Behörden handelten hier. Sie bewaffneten Bürger, zumeist Jugendliche aus der HJ die mit gnadenlosem Fanatismus Jagd auf die orientierungslosen, hungernden und frierenden Menschen machen. Von den Frauen aus Stutthof am Strand Ostpreußens über die Gegend um Mauthausen, Gardelegen bis Celle dasselbe Bild. Es gab kaum Überlebende. All die guten Deutschen, die sich von Hitler um den Sieg betrogen fühlten und ihm übelnahmen, dass er sie in den Untergang mitnehmen wollte, hatten keine Hemmungen, ihre Mordgelüste an Unschuldigen bis zuletzt auszuleben, manchmal waren die Alliierten keinen Tagesmarsch mehr entfernt.

Da sind selbst in der Stunde der Niederlage noch unglaubliche Grausamkeiten geschehen. Auf KZ-Insassen hat man auf fürchterliche Weise Jagd gemacht. Aber auch Menschen, die eventuell nur eine halbe Stunde zu früh weiße Bettlaken in die Fenster gehängt haben, etc. wurden ermordet. Genau so versprengte Soldaten, die sich eventuell tatsächlich absetzen wollten, vielleicht aber auch nur ihre Einheit verloren hatten. In Dortmund wurden in den letzten Kriegstagen in der Bittermark und im Rombergpark hunderte von Menschen ermordet, darunter auch der BVB-Platzwart Heinrich Czerkus.

Im Emsland beispielsweise hat ein einfacher Soldat eine Offiziersuniform gefunden, diese angezogen und in einem Straflager in den letzten Kriegstagen ein Terrorregime errichtet. Wen es interessiert, einfach mal nach "Henker vom Emsland" suchen. Der Täter ist später von den Engländern hingerichtet worden. Aber viele andere Mörder in ganz Deutschland sind entweder nur zu lächerlich niedrigen Strafen verurteilt worden oder völlig straffrei davon gekommen.