"Bio Demeter" in Supermärkten (Corona)

Nietzsche, Samstag, 25.12.2021, 20:06 (vor 1053 Tagen) @ markus

Ein oft vorgebrachtes Argument. Ersetzen wir Kirche doch mal durch ein Treffen von Leuten, deren Gesinnung stramm rechtsaußen ist. Wäre deren Vereinigung dann auch ok, weil sie der Oma hilft, sich gut zu fühlen?

Wenn diese Leute keine diskriminierenden Absichten haben, absolut Grundgesetztreu sind und das auch nicht abschaffen wollen, dann ja. Aber halt, dann wären die gar nicht stramm rechtsaußen.

Also sind wir uns einig, dass Dein Ausgangsargument nicht zieht. Geborgenheit in der Gruppe allein ist als Argument nicht tragfähig. Es kommt auch auf die Eigenschaften der Gruppe an.
Inwiefern alle Religionen jetzt das deutsche Grundgesetz als über sich stehend ansehen, wäre zu diskutieren. Wir sind uns aber sicher einig, dass wir damit den Islam so gut wie vollständig und das Christentum weitgehend als inakzeptabel ansehen. Außer einigen deutschen Christen und einigen wenigen in Deutschland lebenden Muslimen dürfte das nämlich für diese Religionen nicht gelten. Gut, dass wir das geklärt haben.

Wer ernsthaft an Gott glaubt, der glaubt an Hokuspokus.
Die Leute gehen zum Arzt, weil man das halt so macht. Und wer von uns kann denn bitte wirklich beurteilen, was ernsthafte Schulmedizin ist? Wir holen uns Rat von einem Experten und vertrauen dem.

Gerade weil wir Experten vertrauen, sollte es auch nur Experten geben. Wenn sich unter den Experten auch wunderheilende Scharlatane tummeln, die so tun als wären sie welche, ist das problematisch für Menschen, die das nicht trennscharf unterscheiden können.

Ja sag ich doch. Zum Beispiel die ganzen Leute, die behaupten, sie wüssten, was Gott denkt oder will oder wie er Sachen gemeint hat. Oder die uns erzählen, wir seien Sünder oder die Homosexualität wegbeten wollen oder oder oder.
Erstaunlicherweise sind solche Leute extrem häufig religiös. Eine seltsame Korrelation.

Gläubige halten aber auch Priester für Experten und glauben denen auch so manchen offensichtlichen Unsinn. Im besten Fall macht Religion die Sache nicht schlechter.

Solange da niemand predigt, dass anstelle einer Chemotherapie auch Heilsteine hilfreich sind, wird allerdings kein Schaden angerichtet.

Oh, das ist eine kühne Behauptung. Was ist damit, dass der ach so liebe Gott alle unsere Gedanken weiß und wie alle Sünder seien? Das ist schon harter Psychoterror. Prediger erzählen richtig harten Unsinn, der alles andere als harmlos ist. Es heißt nicht ohne Grund gottesfürchtig.

In so einer Messe wird in der Regel erzählt, dass der liebe Gott uns alle beschützt, dass wir friedfertig miteinander umgehen sollen und es werden ein paar Lieder gesungen. Das mag man alles für Quatsch halten, gibt aber insbesondere einigen hochbetagten Menschen halt.

Nein, wird es nicht. Abgesehen davon ist das wieder das Argument vom Anfang. Es reicht eben nicht aus, den Leuten ein gutes Gefühl zu geben, wenn damit auch eine Ideologie transportiert wird, die Vernunft, Logik und Wissenschaft als dem Glauben und Gefühlen gegenüber als minderwertig ansieht.

Übrigens: In sämtlichen Anti-Diskriminierungsparagraphen, die Benachteiligungsverbote regeln, taucht neben Herkunft, Geschlecht, Alter, Behinderung, sexuelle Identität immer auch die Religion auf. Zudem ist die Religionsausübung ein sehr hohes Gut im Grundgesetz. Das ist nicht vergleichbar mit Homöopathie.

Das ist genau dasselbe wie Homöopathie. Jeder hat das Recht, irgendwas zu glauben. Er darf dafür vom Staat nicht benachteiligt oder bevorzugt werden und er darf es vom Staat auch nicht vorgeschrieben bekommen oder darin eingeschränkt werden (sofern es nicht die Rechte anderer Bürger einschränkt). Man nennt das Freiheit.

Das ist aber überhaupt keine Aussage über die Qualität des Geglaubten.