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Warum Tradition keine Zukunft hat (Fußball allgemein)

Nolte, Montag, 21.11.2016, 12:01 (vor 2723 Tagen) @ flips

Insgesamt mögen ein paar Dinge in dem Artikel zutreffend sein, insbesondere die Aussagen zu 50+1 sowie der Hinweis auf die Einschaltquoten im ZDF. Allerdings sollte man nicht alles so schwarz malen bzw. es muss auch differenziert werden:

Nur elf aktuelle Erstligisten haben vor 1993 schon einmal in der Bundesliga gespielt. In der Premier League trifft das auf 18 Klubs zu, in Spanien und Italien auf je 17, in Frankreich auf 16 (alle diese Ligen haben allerdings 20 Teilnehmer).

Das heißt, sieben Vereine kamen neu hinzu. Aber sind das alles Plastikclubs?
Die "Neulinge" heißen zwar Leipzig, Hoffenheim, Wolfsburg und Ingolstadt, jedoch auch Mainz, Freiburg und Augsburg. In letztere Reihe könnte man mit etwas Wohlwollen auch Darmstadt zählen.
Aber ist das unbedingt so ein schlechtes Zeichen? Insbesondere, dass Teams wie Mainz oder Freiburg sich im Profifußball etablieren, ist doch eigentlich eher positiv zu sehen. Und insbesondere im Vergleich zu den anderen Ligen sehe ich auch nur den einen Unterschied, dass bei "uns" die Plastikclubs quasi neu emporkommen, während in den anderen Ligen ehemalige "Traditionsclubs" in Plastikclubs umfunktioniert werden (Monaco, Paris, ManCity, Chelsea etc.). Macht das wirklich so einen Unterschied, ob die Vereine nun aus "neuen" Städten kommen oder aus den "alten"?

Im Ergebnis ist die Kommerzialisierung in der Premier League groß - aber die Liga ist spannend und ausgeglichen. Die sechs Klubs, die aktuell an der Spitze stehen, sind die sechs beliebtesten Teams der Liga, und sie waren es auch schon vor 30 Jahren.

Was ist denn daran so wahnsinnig positiv? Okay, man hat keine so dominierende Mannschaft wie Bayern, sodass es auf Platz 1 mehr Abwechslung gibt. Aber nimmt man die Plätze 1-4 oder 1-6, gibt es doch in der Premier League bedeutend weniger Durchmischung als in Deutschland.

Dass die Bundesliga in dieser Saison so spannend zu werden verspricht wie seit Jahren nicht, ist sicher positiv. Dass die Spannung ausgerechnet von den Investorenklubs erzeugt wird, ist kein Zufall, sondern logische Folge der Regularien der Liga. Wenn Hoffenheim, Leipzig und Leverkusen statt Schalke und Dortmund die Bundesliga in der Champions League vertreten und die Einschaltquoten des ZDF das reflektieren, sollte man sich daran erinnern.

Diese sehr einseitige, schwarzmalerische Sichtweise jedoch kann ich absolut nicht teilen. Neben den Investorenklubs aus Leipzig und Hoffenheim sowie den üblichen Verdächtigen aus München und Dortmund stehen da oben nämlich auch Köln, Berlin und Frankfurt; also gerade einige dieser Traditionsklubs, die auch schon schlechtere Zeiten erlebt haben.
Insbesondere die Beispiele Leverkusen und Hoffenheim sind denkbar schlecht gewählt: Leverkusen ist schon ewig lange oben dabei und kaum ein "neues" Phänomen, und dennoch wurden sie noch nie Meister und fallen auch immer wieder mal nach unten ab. Außerdem sind sie nicht so wahnsinnig finanzkräftig; sie verlieren immer wieder mal Spieler an andere deutsche Klubs (und ans Ausland sowieso). Hoffenheim im Gegenteil ist in den letzten Jahren mehrfach knapp am Abstieg vorbei geschrammt. Ich habe das Gefühl, ihr aktueller Höhenflug liegt mehr an Julian Nagelsmann als an Hopps Millionen. Auf dem Transfermarkt nehmen sie jedenfalls über die letzten Jahre gesehen deutlich mehr ein, als sie ausgeben.

Insgesamt spricht der Artikel ein paar Punkte sehr deutlich an. Einiges ist jedoch maßlos übertrieben und scheint ausschließlich auf dem Anlass zu gründen, dass der neueste Plastikclub momentan auf Platz 1 steht...

Ob Leverkusen, Wolfsburg, Hoffenheim: trotz zwischenzeitlicher Erfolge hat sich bisher kein Plastikclub längerfristig in der Spitze etabliert, bzw. im Falle Leverkusens hat es trotz Zugehörigkeit zum oberen Drittel der Liga nie zu einem Titel gereicht.
Mit Leipzig wird sich das mittelfristig wohl ändern. Und ja, ich kann dieses Projekt nicht leiden. Aber eine "Ablösung der Traditionsklubs" gerade in der Spitze der Liga vermag ich nicht auszumachen.


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