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"Fußball" am Sonntag (22.10.17) (Spieltage)

MisterHit, Sonntag, 22.10.2017, 23:52 (vor 2371 Tagen) @ tiar

Ich habe jetzt einige Spiele gesehen. Gut Gesänge gab es das nicht, doch die Stimmung war gut.
Lass mal in der BL die Vorsänger weg und die Fans alleine machen, was glaubst wie ruhig es dann wäre?
Selbst bei uns ist die Stimmung auf dem absteigenden Ast.
Stimmung hat auch nicht unbedingt was mit Gesang zu tun, sondern mit wechselseitiger Atmosphäre. Ich weiß nicht wie ich es erklären soll. Für mich hat es was damit zu tun, ob sich eine Verbindung zwischen dem Geschehen auf dem Platz und den Fans aufbaut. Das wird immer schwieriger, da es für die Spieler ein Job ist und die Fans diese quasi als nach Bedarf austauschbares Material (wird ja oft von gesprochen) betrachten.


Also im Westfalenstadion war die Atmosphäre schon gut, bevor die Ultrakultur mit ihren Capos, Choreos und Standards importiert wurde. Auch in einigen anderen BuLi-Stadien. Aber es war, ehrlich gesagt, nie so spontan witzig, musikalisch und stimmgewaltig wie in vielen der englischen Erstligastadien und in Glasgow. Diese Hochkultur wurde zum größten Teil abgewürgt; in dem Maße auch, in dem sich das gesamte Land verändert hat.


Wann war denn das? So zu tun als wären wir, bis auf die Stehplätze, nicht komplett durchkommerzialisiert ist doch Selbstbetrug.
Auch die Fans fordern immer Spitzenspieler, wollen unbedingt immer an der Tabellenspitze stehen und wenn ein Spieler verkauft wird, soll das Maximum dafür rausspringen.
Wir spielen alle mit, sonst hätten wir uns längst den Amateuren zugewendet.

Da gebe ich Dir vollkommen recht. Wir alle sind Teil des "Systems", manche mehr, manche weniger. Ich bin nun seit den 70er Jahren dabei, in Dortmund mit längeren Unterbrechungen bis in die 90er. Heute sehe ich ganz selten ein Heimspiel des BVB im Stadion. Ich habe nichts gegen die Ultra-Kultur, aber mir war sie immer etwas fremd.

Aus heutiger Sicht waren die Spiele früher möglicherweise unattraktive Veranstaltungen - die Zuschauer reagierten in erster Linie auf das Spiel, pöbelten ein wenig gegen Gegner und Schiedsrichter, es wurden Fahnen geschwenkt und ein paar Lieder oder Sprüche gesungen ("Huber für Berti"), wirklich berauschend war das Spiel des BVB in dieser Zeit ja auch nicht so oft. Man trank Bier und aß ne Wurst, und wenn wir gewonnen hatten, war es gut. Gesunde Menschen haben im Leben Bereiche, die noch deutlich wichtiger sind als der Fußball. Es gab immer ein paar andere, aber die hielten wir für ziemlich bekloppt.

Kommerz gab es immer, es ging schon lange auch um Geld, aber das war nachgerade niedlich im Vergleich zu heute.

In England war das Geschehen im Stadion in dieser Zeit sehr viel kreativer; es wurde schöner und origineller gesungen, oft sehr spontan auf das Spiel reagierend und unter Verwendung aktueller Hits oder traditioneller Lieder. Eben nicht nur YNWA. Das habe ich in Deutschland kaum erlebt, bzw. es kam erst langsam und sporadisch auf. Was damit zusammenhängen mag, dass auf den britischen Inseln ein grundsätzlicher, oft auch garstiger Humor und Wortspielereien allgegenwärtig sind und Musik eine größere Rolle spielt. Das war das Fundament für die Fankultur im Stadion.

Wie schon gesagt, die Premier League und die Sitzplätze haben das zum großen Teil zerstört; eine Arbeiterklasse gab es kaum noch oder sie konnte sich die neuen Stadien nicht mehr leisten. Ist jetzt sehr holzschnittartig dargestellt, aber die Thatcher-Jahre haben neben vielem anderen auch den Fußball auf dem Gewissen.


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