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SZ - Mario Götze verloren im Zentrum (BVB)

Will Kane, Saarbrücken, Mittwoch, 21.03.2018, 01:31 (vor 2200 Tagen) @ Sascha

Jenseits von Mario Götzes gesundheitlichen Problemen und den daraus resultierenden Folgen für seine Leistungen und der Fähigkeit, sein fußballerisches Können im Spiel nutzbringend für das Team einzubringen, hat mich folgende Textpassage beschäftigt:

„Etwa 20 Minuten lang zeigte Götze gute Ansätze, doch dann ging er ein bisschen verloren im Zentrum eines Spiels, das die Dortmunder mit hohen Bällen und viel Flügelspiel inszenierten. Die langen Bälle der Innenverteidiger Ömer Toprak und Manuel Akanji sind für den kleinen Götze nichts, und die Hereingaben von den Flügeln bekommt er auch kaum zu fassen. Götze soll sich profilieren in einem Spiel, das Stöger gar nicht auf ihn anlegt. Das ist ebenso schwierig wie undankbar.“

Ob die Ausführungen im Detail nun eher mehr oder eher weniger zutreffen, ist dabei nicht so sehr von Belang. Die Feststellung, dass Stöger das Spiel (nicht nur das gegen 96) nicht „auf ihn anlegt“, trifft auch aus meiner Sicht zu und beschreibt in meinen Augen die gesamte Problematik, ja Tragik des Fußballers Götze. Wie gesagt, jenseits seiner gesundheitlichen Schwierigkeiten.

Seine fußballerischen Fähigkeiten waren bereits in sehr jungen Jahren so groß, dass er in jeder Nachwuchsmannschaft herausragte. Da kam es nicht auf seine Position auf dem Feld oder die Art des Fußballs an der gespielt wurde. Sein sehr früher Übergang in den Profibereich wurde von Kloppo sehr zielgerichtet gestaltet. Ganz gleich, ob Götze nominell auf den Flügeln oder im offensiven Zentrum aufgeboten wurde, sein Hauptaktionsraum waren die Halbräume. Klopps Fußball wird häufig auf Pressing-/Gegenpressing verkürzt. Dabei beinhaltete sein Spielstil starke kombinative Elemente. Götze war hier ein wichtiger Anspielpunkt und konnte nicht nur in Spielzügen nach gewonnen Gegenpresingsituationen seine Mitspieler durch entscheidende Lückenpässe in beste Positionen bringen und/oder sich selbst in aussichtsreiche Abschlussposition bringen. Ein offensiver Spielgestalter war er nie.

Schon bei Götzes ersten Einsätzen im Nationalteam war zu erkennen, dass Löw nicht so recht wusste, wo und wie er ihn am besten einsetzen könnte. Er musste sich zwar in der Nationalmannschaft nicht so sehr ‚entkloppen‘ wie andere BVB-Spieler, wurde aber nie ein integraler Bestandteil des Teams. Spieler wie Özil konnte er nicht verdrängen. Am Ende spielte er als ‚falsche Neun‘, auch weil auf der Mittelstürmerposition kaum Alternativen vorhanden waren. Beim WM-Turnier in Brasilien verlor er seinen Platz in der Startelf an den im Frühwinter seiner Karriere stehenden Miro Klose. Sein wunderschönes Siegtor im WM-Finale erzielte er als Einwechselspieler.

Auch bei Bayern war er gezwungen, sich dem Spielstil Guardiolas anzupassen. Auch wenn es im ersten Moment erstaunlich klingt, aber Götzes Stärken passten nicht so ganz zu Guardiolas Vorstellungen. Er bemühte sich, bekam auch viele Einsatzminuten, hatte assists und erzielte Tore. Doch richtig durchsetzen konnte er sich bei Guardiola nicht. Dass dieser ihn wahrscheinlich gar nicht wollte als Spieler und Götze verletzt nach München kam und immer wieder verletzt ausfiel, kam noch hinzu.

Ähnlich nach seiner Rückkehr. Das ein oder andere starke Spiel unter Tuchel sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er auch unter Tuchel seine Rolle nicht gefunden hat bzw. ihm nicht die adäquate Rolle zugewiesen wurde. Seine dann diagnostizierte Erkrankung ließen die fußballerischen Diskussionen um ihn erst einmal verstummen.

Unter Stöger zeigt sich nun allerdings wieder ein ähnliches Bild. Götze bemüht sich, zeigt auch öfters ansprechende Leistungen, fällt dann aber auch wieder ab. Wenn er in einem 4-2-3-1 auf der 10 eingesetzt wird, dann muss er auch den Ball in der gefährlichen Zone erhalten. Mit langen Bällen ist das in der Tat so eine Sache. Götze fehlt das kombinativ veranlagte Mittelfeld im zentralen/defensiven Bereich. Wobei es schon sehr hilfreich für ihn wäre, wenn er aus Gegenpressingsituationen heraus den Ball im Halbraum bekäme. Was in Stögers Fußball so aber nicht unbedingt vorgesehen ist.

Dabei kann man weder Stöger, noch Löw oder Guardiola einen Vorwurf machen. Sie können nicht ihr Spiel auf einen einzigen Spieler zuschneiden bzw. dieses Spiel für einen Spieler ändern. Vielleicht in der neuen Saison ein neuer Trainer.

Möglicherweise muss der Fußballspieler Götze auch neu erfunden werden. So wie der Fußballer Schweinsteiger bei Bayern neu erfunden wurde. Der war als Offensivspieler der ‚Schweini‘, der Erfolge hatte, sich aber nicht weiterentwickelte. Uli Hoeneß hatte auch schon seine Unzufriedenheit geäußert. Bis van Gaal Schweinsteiger ins defensive Mittelfeld versetzte und er dort zu einem Weltklassespieler auf dieser Position wurde. Ich glaube, der ab der neuen Saison verantwortliche Trainer des BVB wäre nicht schlecht beraten, sich über eine andere Position und Rolle Götzes Gedanken zu machen. Es wäre schade, wenn ein solches Fußballtalent auf Dauer nur noch Mittelmaß darstellen würde.


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