Dieter Thomas Heck ist tot (Sonstiges)

Will Kane, Biosphärenreservat Bliesgau, Samstag, 25.08.2018, 19:56 (vor 2679 Tagen) @ CHS

Für meine Generation war Dieter Thomas Heck zunächst so etwas wie ein ‚natürlicher Feind‘. Wir waren auf ‚Beat-Club‘ geeicht und standen auf Uschi Nerke im Minirock. Und dann kam da auf einmal so einer im Dreiteiler daher und präsentierte am Samstag Abend deutsche Schlager. Das stand für alles, was wir Sch.... fanden und, man muss es so klar sagen, auch Sch.... finden mussten. Der Gruppenzwang war so groß, da wäre jemand in den subkulturellen Gulag gejagt worden, wenn er zugegeben hätte, auf die ZDF-Hitparade zu stehen. Witzigerweise haben wir aber alle schön immer diese Sendung geschaut, um dann tags drauf oder am folgenden Montag in der Schule darüber abzulästern und Verschwörungstheorien vom konservativen rollback zu frönen.

Irgendwann war man für solchen Firlefanz zu alt. Dieter Thomas Heck machte mittlerweile irgendwelche anderen Sendungen, die mich nie interessierten. Durch Aufenthalte im Ausland bedingt waren er und die ZDF-Hitparade fast völlig bei mir in Vergessenheit geraten. Bis es irgendwann in den 90ern eine Schlager-Renaissance gab. Guildo Horn als Spaßvogel mit eigenen Schlagern und natürlich Dieter Thomas Kuhn, ‚die singende Föhnwelle‘. All die alten Schlager aus den 60ern und 70ern und z.T. auch die ollen Kamellen aus den 50ern waren auf einmal der Hit schlechthin auf den Parties. Und am lautesten gröhlten die Damen und Herren meiner Generation mit... Man konnte endlich einmal so richtig unbefangen und ohne ‚geächtet‘ zu werden einfach Spaß an Schlagern haben... Und mit wem ich damals auch sprach, jeder gab zu, dass Dieter Thomas Heck die ZDF-Hitparade gemeinsam mit Regisseur Truck Branss zu einer echten Kultsendung gemacht hatte.

In seinem Metier war Dieter Thomas Heck ein absoluter Vollprofi. Im übrigen auch als Radiomann bei Radio Luxemburg oder der Europawelle Saar. Ich hätte ihm noch ein paar schöne Jahre gegönnt. Aber vielleicht ist es so am besten, so wie auch bei Udo Jürgens. Mit ihm ist nun auch irgendwie ein Teil meiner Jugend gegangen. Möge er in Frieden ruhen. Ich werde ihn in guter Erinnerung behalten, immer auch mit einem Schmunzeln über mich selbst.