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kicker.de | die Krise der Bayern (Fußball allgemein)

Will Kane, Saarbrücken, Sonntag, 25.11.2018, 14:32 (vor 1984 Tagen) @ Burgsmüller84

Es dürfte eher eine Folge sein davon, dass Hoeneß (viel zu schnell, übrigens) den Knast wieder verlassen durfte. Seitdem Hoeneß zurück ist, Februar 2016, passierte folgendes:

- Guardiola ist gegangen
- Sammer ist gegangen
- Reschke ist gegangen
- Ancelotti kam und wurde gefeuert
- Salihamidzic kam
- Kovac kam

Als Uli Hoeneß aus dem Gefängnis zurückgekehrt ist, hat er nicht gleich wieder das Szepter in die Hand nehmen und einsame Entscheidungen treffen können. Während seines Gefängnisaufenthaltes haben sich die internen Machtverhältnisse verschoben und der Kreis um Rummenigge war keineswegs gewillt, seinen Einfluss wieder zurückzuschrauben. Hoeneß wiederum wollte seine frühere Machtposition zurück. Von diesem Machtkampf ist zwar einiges, aber bei weitem nicht alles in die Öffentlichkeir gedrungen. Hoeneß selbst hat erst kürzlich davon gesprochen, dass sich da während seiner ‚Abwesenheit‘ so einiges geändert habe, was es dann zu klären galt. Im Prinzip ist diese Auseinandersetzung immer noch nicht richtig entschieden. Momentan ist das alles eher ein Kompromiss, und das beeinflusst im Grunde jede größere Entscheidung im Club.

Die Verhandlungen mit Guardiola über eine eventuelle Vertragsverlängerung hat Rummenigge geführt. Er konnte Pep allerdings nicht überzeugen. Fairerweise muss man aber sagen, dass dies wahrscheinlich auch niemand anderem gelungen wäre. Pep hatte gesehen, dass er bei Bayern als Trainer keinen unumschränkten Einfluss auf die Transferpolitik hat und außerdem gab es mit Sicherheit bereits das Angebot von ManCity im Hintergrund. Über eine geraume Zeit, die Guardiola in München verbracht hat, war Hoeneß als Ansprechpartner für ihn gar nicht greifbar.

Apropos Guardiola. Man sollte nicht vergessen, dass es die Idee von Hoeneß war, Guardiola als Trainer nach München zu holen und er persönlich Pep davon überzeugt hat. Genauso wie es die Idee von Hoeneß war, van Gaal zu verpflichten oder Heynckes als ‚Zwischenlösung‘ bis zur Verpflichtung Guardiolas. Klinsmann hingegen war nicht seine Idee, da wurde er intern überstimmt. Er hatte seinerzeit Klopp im Auge. Das Bild, was gegenwärtig von Hoeneß gezeichnet wird, ist einfach nicht richtig.

Er war es auch nicht seine Idee, Ancelotti zu verpflichten. Rummenigge hatte für den Fall, dass Guardiola nicht verlängern würde, schlicht und einfach nicht vorgesorgt. Ancelotti war seine Idee und ein Kompromisskandidat, auch mangels Alternativen. Hier lag mMn eine entscheidende Fehleinschätzung vor. Carlo stand für eine Fortführung ohne allzu große Änderungen und ‚Starversteher‘. Aber man hätte genau zu diesem Zeitpunkt den Kader erneuern müssen und deshalb auch einen anderen Trainer als Ancelotti holen müssen. Das hätte aber einigen Vorlauf gebraucht und wäre Rummenigges Aufgabe gewesen, da Hoeneß zu diesem Zeitpunkt noch ‚anderweitig beschäftigt‘ war. In der ersten Saison ging es dann ja auch vermeintlich gut, aber dass es da ziemliche Probleme gab, wurde zu Beginn der zweiten Saison Ancelottis deutlich. Die Bayernführung musste handeln und das war auch richtig so. Genau wie die Verpflichtung von Heynckes als Interimstrainer.

Was man Hoeneß vorwerfen kann und muss ist die fehlende Konsequenz hinsichtlich der Reaktion auf das Scheitern Ancelottis. Dieser hat zweifelsohne Fehler gemacht, wurde aber auch aus der Mannschaft heraus boykottiert. Und genau von diesen Spielern hätte man sich zum Ende der Saison trennen müssen. Das ist nicht erfolgt. Und nun hat man bei Kovac ähnliche Probleme.

Die Verpflichtung von Kovac ist mMn genauso eine typische ‚falsche Kompromiss‘-Lösung wie die Verpflichtung von Brazzo. Rummenigge und Hoeneß waren sich nicht einig, wer Nachfolger von Heynckes werden sollte. Kalle präferierte Tuchel, Uli war ihm gegenüber skeptisch. Nicht zuletzt wegen dessen Forderungen hinsichtlich der Mitsprache bei Transfers, aber auch wegen der Erfahrungen aus der Mainz und Dortmund hinsichtlich des Verhaltens. Kovac war kein Wunschkandidat, aber letztlich die einzig verbliebene Alternative. Auch weil Kalle und Uli sich nicht einigen konnten und Uli deshalb am liebsten mit Jupp weitergemacht hätte.
Was Brazzo anbelangt, so sind hier sowohl Hoeneß, als auch Rummenigge von Lahms Entscheidung völlig überrascht worden. Man wollte ihn, aber zunächst in einer Funktion ohne allzu weitreichende Kompetenzen. Das wollte der clevere Lahm aber nicht, der schon immer seine eigenen Wege einschlug. Das haben beide unterschätzt. Und heraus kam der ‚Fanshoperöffner‘.

Wohlgemerkt, ich spreche von Hoeneß als Verantwortlichen für den Fußball bei Bayern, nicht von anderen Dingen.

Was Sammer anbelangt, so war die Trennung von ihm (die ja auch gesundheitliche Gründe hatte), abzusehen. Auch wenn unsere Führung heute immer wieder betont, man habe Sammers Tätigkeit bei Bayern damals wohl nicht richtig eingeschätzt, so sollte man seine Tätigkeit dort auch nicht überhöhen. Sammler ist ein ausgesprochener Fußballfachmann, keine Frage. Seine Kompetenzen und sein Einfluss bei Bayern waren allerdings eher überschaubar. Angeblich war sein Ansehen in der Mannschaft gering, aber das bleibt Spekulation. Was Transfers anbelangt, so waren die wichtigen bei Bayern immer Chefsache. Sammer wurden kleinere Transfers zugestanden, aber die erwiesen sich sämtlich als Flop. Dann wurde ihm auch dies nicht mehr zugestanden und stattdessen verpflichtete man Reschke als ‚Kaderplaner‘. Sammer hat es vor einigen Monaten als großen Fehler bezeichnet, dass die Bayern Kroos hätten ziehen lassen. Diese Ansicht teile ich, aber im Club war es nur Guardiola, der sich vehement dagegen ausgesprochen hatte. Sammer war in die Verhandlungen nicht involviert, aber er ist Guardiola auch nicht zur Seite gesprungen.

Was Reschke anbelangt, so wollte er bei Bayern nach Sammers Abschied Sportdirektor mit mehr Kompetenzen werden. Das wurde er nicht, weil insbesondere Hoeneß ihm dies nicht zutraute. Reschke ging dann zum VfB, wo er diese von ihm angestrebte Position einnehmen konnte. Ohne Reschke zu nahe treten zu wollen, aber wenn ich mir sein bisheriges Wirken beim VfB anschaue, dann halte ich es für möglich, dass Hoeneß mit seiner Einschätzung nicht ganz falsch gelegen hat.


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