Impeachment (Sonstiges)

Der US-Präsident hat an China appelliert, Untersuchungen gegen Joe Biden zu beginnen.

“I'm an extremely stable genius. OK?”

Ich traue mich schon gar nicht mehr, ans Telefon zu gehen.

Mehr muss man dazu nicht sagen.

Trump dreht verbal gerade völlig frei. Nennt den Whistleblower einen Verräter und Spion (auf Verrat steht in USA die Todesstrafe) und fabuliert was von drohenden Bürgerkriegszuständen, falls man ihn aus dem Amt drängt. Das alles dürfte selbst nach seiner limitierten Einschätzung ziemlich realitätsfern sein, also bezweckt er damit etwas anderes: Sich bei seinen Stammwählern als Opfer linker Machenschaften zu stilisieren und entsprechend Stimmung zu machen. Falls er den Impeachment-Prozess überlebt, hat er damit DIE Wahlkampfstory für 2020: "Sie sind gegen mich, weil ich für euch bin" (siehe auch de Videoclip auf seinem Twitterprofil) -übrigens ein Slogan, dem sich auch schon Haider und Höcke bedient haben. Dazu noch nebulöse Ukraine-Anschuldigungen gegen Biden. Nach crooked Hillary kommt dann crooked Joe. Fertig ist die Wahlkampfstrategie. Einen anderen Wahlkampfstil kann Trump eh nicht.

US-Präsident attackiert den Whistleblower und sinniert über eine drastische Maßnahme: die Verhaftung des Demokraten Adam Schiff.

Die Welt war schon immer ein Irrenhaus. Neu ist allerdings, dass die Anstaltsdirektoren Trump oder Johnson heißen.

Ich hoffe, im Weißen Haus gibt es eine präsidiale Zwangsjacke.

Es sagt schon viel über die Demokratie aus, wenn Whistleblower, die Straftaten von Politikern aufdecken, verfolgt, bedroht, finanziell ruiniert werden oder im Knast landen... und das passiert nicht erst unter Trump.

Nach dem, was da jetzt als Protokoll des Telefongesprächs veröffentlicht wurde, dürfte wohl kaum irgendetwas passieren.

Allein das zeigt natürlich schon, auf welches Niveau man abgesunken ist, wenn noch nicht einmal die Aufforderung eines US-Präsidenten an ein ausländisches Staatsoberhauot, doch bitte gegen einen potentiellen Konkurrenten im Wahlkampf Ermittlungen aufzunehmen, so etwas wie Entrüstung hervorruft.

Vielleicht stellt sich aber ja doch noch heraus, dass in diesem Protokoll vielleicht ein paar Passagen "vergessen" wurden. Oder dieser ominöse Whistleblower kann noch mit einigen wirklich makaberen Details aufwarten.

Ansonsten dürfte diese Impeachment-Voruntersuchung recht schnell verpuffen.

Was genau könnte für die Demokraten noch weiter nach hinten losgehen als dass Trump im Amt wiedergewählt wird? Denn genau danach sähe es ohne Impeachment aus. Die Demokraten haben nichts zu verlieren außer den Ruf, ewige Zögerer zu sein.

Nie und nimmer geht die Sache durch. Das werden die Republikaner nicht mitmachen. Alleine schon aus Angst vor den Trump-Anhängern, wird das nicht passieren. Teilweise sind das Leute, die auf dem Niveau von unseren Glatzköpfen unterwegs sind. Ausgestattet mit einem IQ auf Zimmertemperatur sowie einem unbegrenzten Zugang zu Waffen. Wenn diesen Leuten vor lauter Wut mal eine Sicherung druchbrennt, kann sich jeder ausmalen, was dann los ist.

Ansonsten muss ich mich schon sehr wundern. Trump hat anderen Ländern auf Twitter bereits mit der vollständigen Auslöschung gedroht "locked & loaded". Auch wenn er und Kim mittlerweile gute Kumpel sind, wäre DAS ein trifftiger Grund gewesen, ein Amtsenthebungsverfahren in die Wege zu leiten. Man lerne: andere Länder zerstören und Millionen von (unschuligen) Menschen töten zu wollen, ist kein Problem. Was man nicht darf, ist jedoch bei Wahlen ein bisschen zu schummeln, um sich gegen einen anderen hochgradig korrupten Politiker durchzusetzen.

Eine einzige moralische Bankrotterklärung, was auf der anderen Seite des großen Teichs los ist. Ich will mir gar nicht vorstellen, was gerade auf Fox News abgeht. In den asozialen Netzwerken ist ohnehin schon wieder die Hölle aus. Nur leider sind wir in Europa mittlerweile auf einem ähnlich guten Weg. In Österreich wird dieses Wochenende z.B. gewählt... und Überraschung: der FPÖ hat ihr letzter kleiner Skandal überhaupt nicht geschadet. Kann schließlich auch dem Besten passieren, dass man sein Land nach ein paar Wodka Bull und ein paar Nasen Koks an irgendwelche Oligarschen-Töchter verkaufen möchte.

Wenn ich das letztens auf ORF 2 richtig verstanden habe, waren das mit dem Viedeo eventuell sogar "Parteifreunde". Aber an solchen Kleinigkeiten stören sich Rechtspopulisten nicht.

Nur leider sind wir in Europa mittlerweile auf einem ähnlich guten Weg.

Wohl war, die Herren Salvini und Johnson haben lange noch nicht fertig.
Die Demokratie in Polen und Ungarn wird immer mehr ausgehebelt. Alles wirklich sehr unerfreulich.

Eigener Thread, da ohne Fußballbezug. So hatte ich die Logik hier im Forum zumindest verstanden.

Kann gut sein, dass die Demokraten mit der Amtsenthebung scheitern. Aber dieses Lamento, dass zwangläufig alles immer Trump nützt, ist doch auch komplett drüber. Dass man ihm das jetzt nicht (auch noch) durchgehen lässt, dürfte der Erwartung fast aller entsprechen, die nicht sowieso schon zu seinen Anhängern zählen. Dass das kein Selbstläufer wird, ist doch jedem klar.

Schon sehr heftig, was unter den entsprechenden Tweets an Kommentaren abgeht. Die Trump-Bots laufen auf Hochtouren und alle sind stolz und Patrioten und ihre Familien und Nachbarn und Bekannten voten alle wieder für Trump.
Als ich das heute alles bei Spon gelesen habe, hab ich nur noch mit den Schultern gezuckt. Seit er seinen Hut in den Ring geworfen hat, versucht man ihn zu stürzen. Nichts ist gelungen.

Das denke ich nicht. Durch die Mehrheit der Republikaner im Senat ist ein Impeachment zwar relativ unwahrscheinlich (es sei denn, ein Großteil der Republikaner entdeckt doch noch Anstand und Moral), aber als Signal an die Neutralen kann das wertvoll sein für die Demokraten.

Trump hat seine Hardcore-Anhänger, die verstehen gar nicht, was er macht, die finden ihn mit jedem Skandal noch toller, die kapieren gar nicht, was er anrichtet, dass er dumm und ignorant ist und sich einzig und allein für sich selbst interessiert. Vor diesen Leuten könnte er auf offener Bühne ein Baby erschießen, die würden das noch gut finden, wenn er sagt, es sei ein liberales Demokraten-Baby.

Aber diese Hardcore-Anhänger sind ja nicht in der Mehrheit (die Mehrheit hatte ihn ja auch schon 2016 nicht gewählt). Es gab doch einfach super viele Wähler, die ihn aus Protest gewählt haben, weil sie das Establishment satt waren, weil die Hillary Clinton nicht leiden können und weil sie einfach mal frischen Wind in Washington durch einen vollkommen neuen Typus Politiker erwartet haben. Ein Großteil dieser Wähler dürfte er mit seiner Politik enttäuscht haben, insbesondere seine Handelspolitik trifft ja auch unheimlich viele Farmer. Seine Umfragewerte sind jedenfalls seit Monaten katastrophal.

BTW: Sein Kernklientel guckt ja Fox-News. Auf Sky läuft derzeit "The Loudest Voice" über die Gründung und den Aufstieg von Fox News mit einem großartigen Russell Crowe im Fat-Suit als CEO Roger Ailes.

Dazu kommen dann noch die nicht überzeugenden Gegenkandidaten.

Muss mann denn 13 Monate vor einer Wahl einen überzeugenden Kandidaten haben?!

Ich denke die Demokraten sind da in einer Zwickmühle. Das Problem ist, vereinfacht gesprochen, das kein Präsident vor Trump die Skandale die er produziert hat überstanden hätte. Oder zumindest dachte man das immer. Weil man vielfach davon ausging, dass es irgendwoe, bei allen politischen Differenzen einen Konsens gibt, das bestimmte nicht gehen. Trump hat diese Linien entweder dramatisch verschoben, oder er ist der Beweis das es diesen Konsens nicht gibt bzw. gab.

Es gibt halt auch einen Punkt, wo die Demokraten, Erfolgsaussichten hin oder her, sagen müssen, dass eine rote Linie überschritten wurde, um glaubhaft zu, na ja bleiben ist eigentlich das falsche Wort. Aber man kann sich halt auch nicht beliebig von Trump am Nasenring durch die Manege ziehen lassen.

Der eigentliche Skandal ist die absolute Rückgratlosigkeit der Republikaner, die die oben beschriebenen Konventionen im Namen des Machterhalts komplett über Bord geworfen haben. Eigentlich wäre es (nicht erst jetzt) an der Republikanischen Partei zu sagen, jetzt reichts!

Ich glaube, die Unterstützung durch seine Fans ist Trump ohnehin schon sicher. Wer nach all den Skandalen noch immer Fanboy ist, wird es auch bleiben. Schwieriger ist die Frage bezüglich der Unentschlossenen, die mal Dems, mal Reps wählen. Ich habe aber keine Ahnung, wie viele es von denen noch gibt und ob Trump das Land nicht ohnehin schon massiv gespalten hat.

Schön wäre es in jedem Fall trotzdem, wenn das Impeachment durchkommt. So taktische Überlegungen wie "der Senat ist republikanisch dominiert, deshalb sollte man es lassen" finde ich zwar praktisch legitim, aber bin grundsätzlich gegen solche Argumente, weil sie dem Präsidenten quasi einen Freifahrtschein ausstellen. Irgendwann muss man bei allen politischen Spielchen auch mal nach seinen Überzeugungen handeln. Und wenn nicht jetzt, wann dann?

Da wäre ich mir nicht so sicher.
Das Verhalten Trumps im Ukrainetelefonat ist in den USA im Grunde ein bisher unvorstellbares Vorgehen eines Präsidenten.
Das stellt durchaus die bisherigen Verfehlungen Trumps in den Schatten.

Wenn die Demokraten nicht irgendwas handfestes auf Lager haben, befürchte ich, dass du recht hast.