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Being Jan Ullrich (ARD) (Sonstiges)

Ingo, Europa, Montag, 27.06.2022, 14:49 (vor 640 Tagen) @ weissewiese

Der Doku gelingt einiges. Natürlich zeigt sie zuvorderst den Mensch Jan Ullrich als Extrem. Aber wie sollte es auch anders sein? Wie sonst kommst du dahin, die Tour de France zu gewinnen?

Neben den journalistisch richtigen Erkenntnissen und Einordnungen der Geschichte um Ullrich und auch zum Thema Doping zeigt sie aber auch ein Peloton der Selbstgerechtigkeit – Ex-Trainer Becker und moralische TV-Instanz Beckmann vorne weg. Doch es gibt einen, der das Feld weit distanziert. Der "gute" Lance. Der reuige Sünder. Der, der ganz amerikanisch den Pfad den Erleuchtung bei Oprah Winfrey gefahren ist – und der dann dem gefallenen Gegner gottgleich seine Hand reicht. Verdammt. Das hätte sich Reinhold für seinen Stern am Talkmasterhimmel doch auch so sehr gewünscht. Und der macht das einfach nicht. Der Jan. Der Arsch.

Das Duell Ullrich – Armstrong ist bis heute nicht geendet. Lance strahlt umso heller, desto tiefer sich Ullrich in Dunkelheit hüllt. Die fotografischen Bilder, die Armstrong als "stützender Freund" Ullrichs produziert – u.a. wie er ihn auf dem Rad an die Hand nimmt –, triefen nur so vor Berechnung. Ullrich liegt bewusstlos und alkoholkrank im Krankenhaus in Mexiko? "Here we go!", für Lance der Jackpot, der sich bestens erzählen lässt.

Googelt man nach dem Namen der Doku "Being Jan Ullrich", wirken nämlich vor allem die sprachlichen Bilder, die Armstrong hinterlässt. Nahezu jede Schlagzeile die es zu der Doku gibt, zitiert ihn – wie er mit Details über den tiefen Fall von Ullrich schockiert. Das "System Armstrong" funktioniert bis heute. Hinterlist fliegt nämlich vor allem dann nicht auf, wenn man mit dem Finger auf andere zeigt – und alle nur noch da hin schauen.

Sucht ist ein großes Thema bei Ullrich, Selbstsucht bei Armstrong. Nur lässt sich letzteres viel besser verkaufen: "Being better, Lance Armstrong".

Eine weitere Doku ist mit Sicherheit das letzte, was Jan Ullrich gut tut. Der sollte in Ruhe gelassen werden. Es macht Sinn, dass Armstrong ein Profiteur dieser Doku ist.


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