Stürmer (Fußball allgemein)

guy_incognito, Rhein-Neckar, Dienstag, 27.09.2022, 14:09 (vor 571 Tagen) @ Will Kane
bearbeitet von guy_incognito, Dienstag, 27.09.2022, 14:16

Einen gelernter Strafraumstürmer als Option/Joker in einem Turnierkader zu haben heißt ja, dass dieser nur in ganz bestimmten Situationen eben als Joker zum Einsatz kommen soll. Also immer dann, wenn man das Spiel von Beginn an ohne einen gelernten Strafraumstürmer bestreitet und man z.B. bis zur 60./70. Minute selbst noch kein Tor oder zu wenige Tore erzielt hat. Was indirekt bedeuten würde, dass die Startelfvariante ohne gelernten Strafraumstürmer in den überwiegenden Fällen zum gewünschten Resultat führen würde. Wenn ich mir die letzten Spiele der Nationalmannschaft so betrachte, dann war es allerdings (neben der Sechserthematik und den AV-Positionen) gerade das Fehlen eines gelernten zentralen Stürmers, welches das Spiel der DFB-Elf negativ beeinflusst hat.

Es geht mMn nicht nur um Spiele gegen tief und kompakt verteidigende Teams wie Ungarn. Vielmehr geht es um ein generelles Problem der Spielanlage, die sich aus dem Fehlen eines bestimmten Spielertypus ergibt.Die DFB-Elf hat ja vor der Niederlage gegen Ungarn ihre Spiele auch nicht unbedingt gewonnen.

Es würde aus meiner Sicht mehr Sinn machen, mit einem gelernten zentralen Stürmer zu starten.

Selbst ein Giroud, der nun wirklich nicht zur internationalen Spitze gehört, hatte 2018 deutlich mehr Qualität, als das, was sich derzeit auf deutschen 1.Liga-Plätzen tummelt.

Der kannte übrigens seine Position und Aufgaben, konnte sich im Team auf Automatismen verlassen.

Es gibt de facto keine Vorbereitungsspiele mehr und nur ein wirklich kurzes Trainingslager vor dem ersten WM-Spiel. Nun plötzlich einen Nmecha, Füllkrug oder Petersen vorne reinzustellen, würde allem widersprechen, was Flick die letzten 1,5 Jahre betrieben hat.

Ich halte wenig von diesen flexiblen Offensiven, die ein Eingeständnis dafür sind, dass gute Zentrumsspieler fehlen. Selbstverständlich ist diese Anspielstation vorne notwendig, allein um Gegenspieler zu binden, Räume zu schaffen oder Kopfballduelle in der Box zu gewinnen. Nur erfordert selbst das eine gewisse Qualität, die derzeit nicht zur Verfügung steht.

Andererseits ist die N11 vom Gesamtpaket nur mit viel Wohlwollen im erweiterten Umfeld der WM-Favoriten zu nennen. Daher ist das Anspruchsdenken, das von einigen Spielern, Verantwortlichen und Fans suggeriert wird, sowieso überzogen. Und aus meiner Sicht würde selbst ein Kane oder Lewandowski mit deutschem Pass Deutschland nicht zu einem Titelanwärter machen.

Das Viertelfinale wäre, übrigens auch nach den Erfahrungen der letzten Turniere, bereits ein Erfolg, da Belgien oder Kroatien ausgeschaltet werden müsste.