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Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden (Politik)

MarcBVB, עַם יִשְׂרָאֵל חַי, Dienstag, 03.10.2023, 10:00 (vor 813 Tagen)

Vielleicht ein Grund sich daran zu erinnern, dass Frieden und Demokratie nicht umsonst sind.

Habt einen schönen Tag der deutschen Einheit.

Marc

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Daniel_nette, Howitown, Mittwoch, 04.10.2023, 07:53 (vor 812 Tagen) @ MarcBVB
bearbeitet von Daniel_nette, Mittwoch, 04.10.2023, 08:01

Der entscheidende Tag für viele Ostdeutsche war nicht der 3. Oktober, sondern der 1. Juli 1990 mit der Wirtschafts und sozialunion war der langersehnte und wichtigste Schritt für die meisten erreicht, die D-Mark.

Zum 3. Oktober war die siegesfeier von Seiten der Ostdeutschen schon deutlich moderater, aber es war immer noch die Hoffnung so schlimm wird es nicht werden im Bezug Arbeitslosigkeit und die blühenden Landschaften werden schon kommen.

Freiheit und Demokratie spielten nur am Beginn der Revolution bis zum Mauerfall eine Rolle, danach war das vorherrschende Thema Einheit, D-Mark D-Mark und der Niedergang der alten Regierung und wie diese sich bereichert hat.

Ich bin damals in Sachsen-Anhalt aufgewachsen und ging damals noch zur Schule. Meine Eltern waren sehr skeptisch gegenüber der Einheit und der D-Mark und den damit im Zusammenhang stehenden wirtschaftlichen Entwicklungen. Da bestimmten die Gespräche um den Arbeitsplatz die internen Gespräche.

Das Demokratieverständnis war sehr wenig ausgeprägt und das die Ergebnisse von Politik oder Betriebsratsarbeit und und .. letztendlich Kompromisse waren, wurde nicht verstanden.

Die meisten haben CDU gewählt weil sie dachten Helmut macht das schon. Das zieht sich bis heute durch und aufgrund von vielen Brüchen und Enttäuschungen und vor allem der Angst, die von der AFD geschürt wird, die Flüchtlinge nehmen uns den erreichten Wohlstand wieder weg, ist die Situation aktuell sehr schwierig.

In der Nachbetrachtung muss ich zugeben, dass es richtig war die Einheit so schnell zu vollziehen. Das Zeitfenster war kurz.

--
Mit SgG

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

MarcBVB, Dienstag, 03.10.2023, 14:20 (vor 812 Tagen) @ MarcBVB

Ich persönlich, als jemand der 20 Minuten von der Grenze entfernt wohnt, empfinde ich die Wende weiterhin als Fehler.

Wir waren vor der Wende gerne mal "drüben". Aber schon damals wurde man quasi nur als Geldlieferant empfangen. Nie hatte ich das Gefühl, dass man uns wirklich gerne als Gast hat.

Nach der Wende waren die Kinder Ostdeutscher in der Schule sehr seltsam. Mag sein, dass es Einzelfälle wären. Aber jemand, der sich vor den Mädchen entblößt, der im Stuhlkreis masturbierte oder seinen Penis an der eingeschüchterten 'Streberin' abklatschte, wie er es nannte, so jemanden kannte ich nicht aus dem Westen. Ein anderer drohte immer mit Schlägen. Auf eine urkomische Art. Die Faust, wie im Zeichentrick geballt und auf Gesichtshöhe schwingend. "Das wird Folgen haben!".

Heute arbeite ich viel im Osten. Sachsen-Anhalt und Thüringen. Während Corona zeigte sich das Gesicht dieser Gesellschaft da. Immer offener traute man sich auch hart rechte Parolen rauszuhauen. Ich sehe ja deutsch aus, da muss ich auf deren Seite stehen. Es ist ein himmelweiter Unterschied im Westen zu Kunden zu fahren, als in den Osten. Selbst die netten dort im Osten, halten offenen Rassismus für vollkommen okay.

Meine Frau ist aus dem Nahen Osten. Arbeitete in der gleichen Firma wie ich. "Könnt ihr euch keine deutschen Angestellten leisten?" Wurde ich gefragt. Unsere türkisch-stämmigen Mitarbeiter sind weitergezogen. Nach Wolfsburg.

Ein eigener Staat mit EU Mitgliedschaft wäre gut gewesen. Von mir aus mit Schengenabkommen. Wer gehen will geht, wer kommen will kommt. Und man könnte heute dann über einen Rausschmiss aus der EU reden, wegen der von Kanzler Höcke verabschiedeten Justizreform. Dann zusehen, wie sich das Land isoliert hätte und untergeht. Vielleicht hätten die dann so gelernt, dass rechts auch nicht die Lösung ist.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

micha87, bei Berlin, Mittwoch, 04.10.2023, 00:50 (vor 812 Tagen) @ Jahwe

Da sind "schöne Anekdoten" dabei um die ich dich nicht beneide. Das schöne ist aber hier im Osten leben ganz viele Menschen die genau jene Freiheiten nicht missen wollen und gerne reisen.

Worauf keiner mehr Bock hat ist sich von abgehobenen Leuten aus den Westen irgendeinen Müll anzuhören. Genau deshalb gibt es auch in Dresden, Magdeburg, Rostock & Co. Anti-Wessi-Gesänge in den Stadien.

Du bist eben komplett anders sozialisiert worden und viele Wirrungen der Nachwende-Jahre kennst du womöglich allenfalls aus Erzählungen. Die Hohe Arbeitslosigkeit gegen Ende der 90er, die permanente Ausbeutung im Mindestlohnsektor.

Nach der Wende sind hier viele Investoren aus dem Westen rüber gekommen und sind Dank der Treuhand zu Millionären geworden. In der Stadt wo ich jetzt arbeite sind zahlreiche Immobilienbestände in der Hand von Westdeutschen und inzwischen an die nächste Generation weitervererbt worden. Wir reden hier über Bestände von weit über 2.000 Wohneinheiten und zahlreichen Grundstücken, die noch nicht fertig projektiert sind. In den Vorständen sitzen sehr viele Personen mit einem Westdeutschen Hintergrund.

Der Osten ist in ganz vielen Fällen auch vom Westen verarscht worden. Das kann man belächeln, aber leider ist es so gewesen. Dinge die funktioniert haben wurden zerredet und während viele West-Deutsche Hausfrauen in Teilzeit-Modellen unterwegs waren, gab es im Osten aus wirtschaftlichen Gründen schon gar nicht den Luxus sich aushalten zu lassen. Mit Emanzipation hatte das im Osten wenig zu tun, eher mit der Verpflichtung zu arbeiten. Das was es heute mit Hartz4 & Co. gibt war im Pleitestaat-DDR nicht möglich.

Selbstverständlich ist es auch nicht richtig, dass im Westen (NRW u.a.) zu wenig in die Infrastruktur investiert worden ist. Das liegt aber nicht nur am Soli, sondern auch den Werten Politikern die eher für den Süden erfolgreich lobbyiert haben.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/bayern-kassiert-mehr-geld-fuer-strassen-als-andere-bundeslaender-a-1253941.html

Das ganze kann man endlos fortführen, am Ende bin ich weiterhin davon überzeugt das meine Generation, die genau in jenen Nachwendejahren groß geworden ist, mehr als Happy sein kann.

Studieren und arbeiten im Ausland war nur wenigen vergönnt, heute bist du eher ein Exot, wenn du keines von beiden vorweisen kannst.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Jura500, Dortmund, Dienstag, 03.10.2023, 21:25 (vor 812 Tagen) @ Jahwe

Natürlich gibt es gerade in den "neuen" Bundesländern ein Problem mit Extremismus. Das liegt aber sicher nicht daran, dass dort nur komische oder schlechte Menschen leben. Vielmehr sollte man sich fragen, warum extreme Ideen gerade dort auf fruchtbaren Boden treffen.

Das mag zum einen daran liegen, dass die Demokratie dort einfach noch nicht so lange präsent ist, aber man hat auch viele Menschen sozial abgehängt.

Es gibt in der gesamten EU ein erstarkten der Rechten und daran ist sicher nicht Ostdeutschland Schuld. Die Situation wird auch sicher nicht besser, indem man noch mehr Spaltet.
Eine Leute kann man wohl nicht mehr in die Mitte der Gesellschaft "zurückholen", man verbessert aber auch nichts indem man alle anderen sozial noch mehr abgrenzt.

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Ulrich, Dienstag, 03.10.2023, 21:32 (vor 812 Tagen) @ Jura500

Das mag zum einen daran liegen, dass die Demokratie dort einfach noch nicht so lange präsent ist, aber man hat auch viele Menschen sozial abgehängt.

Das mit dem "sozial abgehängt" ist lediglich ein Mythos. Man sollte sich davor hüten, solche Narrative zu bedienen. Ein wesentlicher Teil des Geldes geht heute vielfach für das Wohnen drauf. Und da sind weite Teile des Ostens deutlich günstiger als die alte Bundesrepublik.

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1890er, Mittwoch, 04.10.2023, 09:09 (vor 812 Tagen) @ Ulrich

Ich finde, da sollte man durchaus nochmal innerhalb des Ostens und innerhalb des Westens differenzieren.
Auf Rügen hat man andere Mieten als in Anklam, so wie man in Gladbeck andere Mieten hat als in Düsseldorf.

Der Punkt ist, wer die Mieten erhält. Auf Rügen (da kenne ich mich ein bisschen aus, daher bleibe ich bei dem Beispiel), wird dir jeder Einheimische erzählen, dass die Filet-Immobilien alle in Westdeutscher Hand sind. Das mag ein Stück weit gefühlte Wahrheit sein, für die prestigeträchtigen Gebäude gilt das aber zu 100 Prozent - und das ist ein wichtiger Faktor, wenn man fragt, warum sich Menschen abgehängt fühlen. Ich selbst würde aber eher von abhängig als von abgehängt sprechen.

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Ulrich, Mittwoch, 04.10.2023, 09:14 (vor 812 Tagen) @ 1890er

Ich finde, da sollte man durchaus nochmal innerhalb des Ostens und innerhalb des Westens differenzieren.
Auf Rügen hat man andere Mieten als in Anklam, so wie man in Gladbeck andere Mieten hat als in Düsseldorf.

Der Punkt ist, wer die Mieten erhält. Auf Rügen (da kenne ich mich ein bisschen aus, daher bleibe ich bei dem Beispiel), wird dir jeder Einheimische erzählen, dass die Filet-Immobilien alle in Westdeutscher Hand sind. Das mag ein Stück weit gefühlte Wahrheit sein, für die prestigeträchtigen Gebäude gilt das aber zu 100 Prozent - und das ist ein wichtiger Faktor, wenn man fragt, warum sich Menschen abgehängt fühlen. Ich selbst würde aber eher von abhängig als von abgehängt sprechen.

Rügen ist in etwa so typisch für Ostdeutschland wie Sylt für Norddeutschland. Aber außerhalb der paar großen Städte ist die Wohnsituation im Osten in der Regel deutlich entspannter als im Westen auf dem Land.

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1890er, Mittwoch, 04.10.2023, 10:34 (vor 812 Tagen) @ Ulrich

Rügen ist in etwa so typisch für Ostdeutschland wie Sylt für Norddeutschland. Aber außerhalb der paar großen Städte ist die Wohnsituation im Osten in der Regel deutlich entspannter als im Westen auf dem Land.

Mir geht es darum, dass die einheimischen Menschen auf Rügen einen wahnsinnigen Geldfluss beobachten, von dem nichts in der Region bleibt. Entsprechend hat man hier Leerstand UND Wohnungsnot auf einmal. Das ist in keiner Weise mit Sylt zu vergleichen.

Wie ich oben beschrieb: Differenzierung tut jeder Diskussion gut. Und auch wenn du Recht haben magst, dass eine reale Abhängung nicht stattfindet, sollte man dringend überlegen, warum es sich für viele Menschen im Osten so anfühlt.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Ulrich, Mittwoch, 04.10.2023, 12:00 (vor 812 Tagen) @ 1890er

Rügen ist in etwa so typisch für Ostdeutschland wie Sylt für Norddeutschland. Aber außerhalb der paar großen Städte ist die Wohnsituation im Osten in der Regel deutlich entspannter als im Westen auf dem Land.


Mir geht es darum, dass die einheimischen Menschen auf Rügen einen wahnsinnigen Geldfluss beobachten, von dem nichts in der Region bleibt. Entsprechend hat man hier Leerstand UND Wohnungsnot auf einmal. Das ist in keiner Weise mit Sylt zu vergleichen.

Sylt ist mittlerweile so teuer geworden, dass es sich die normalen Sylter nicht mehr leisten können, sofern sie keine eigene Immobilie haben. Die Zahl derjenigen, die auf dem Festland leben und nur zur Arbeit per Bahn ein- und auspendeln, ist in den letzten Jahren ganz extrem gestiegen.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Fonzie, Münster, Mittwoch, 04.10.2023, 11:46 (vor 812 Tagen) @ 1890er

Mir geht es darum, dass die einheimischen Menschen auf Rügen einen wahnsinnigen Geldfluss beobachten, von dem nichts in der Region bleibt. Entsprechend hat man hier Leerstand UND Wohnungsnot auf einmal. Das ist in keiner Weise mit Sylt zu vergleichen.

Ich war in meinem Leben drei mal auf Rügen. Das erste Mal Anfang der 90er auf einer Klassenfahrt und das letzte Mal 2021.

Ich teile die Einschätzung, dass von den Geldflüssen „nichts in der Region bleibt“ überhaupt nicht. Bei meinem ersten Besuch war der Zustand der Städte, Straßen, Infrastruktur usw. für uns als Schüler aus dem selbst nicht auf Rosen gebetteten ländlichen NRW ein einziger Schock. Häuser waren teilweise bewohnt, obwohl sie laut Schildern abbruchreif waren (und auch so aussahen). Wenn ich das mit meinen beiden weiteren Besuchen vergleiche, ist das wie Tag und Nacht. Rügen wurde, auch durch die von dir angesprochenen Geldflüsse, extrem aufgepäppelt. Ich verstehe natürlich, dass das für weniger wohlhabende Menschen andere Probleme mit sich bringt, wollte die These aber so allgemein trotzdem nicht unwidersprochen im Raum stehen lassen.

Auf der anderen Seite habe ich 2021 auf Rügen so viel sichtbare Ablehnung gegenüber „Anderen“ erlebt, wie noch nirgendwo sonst. In mehreren Restaurant hat sich das Personal für alle hörbar über ausländische Gäste echauffiert oder diese verhöhnt. Menschen, die offen Nazicodes zur Schau tragen, waren normaler Teil des Alltagslebens und wirkten komplett in die normale Ortsgemeinschaft integriert. Auch wenn ich als Typ Kartoffel überall relativ normal behandelt wurde, hat dieser Urlaub mir persönlich weitere Reisen in die Region komplett verleidet. Und ich kenne mehrere Leute, die ähnliche Erfahrungen (teilweise in anderen Regionen in Ostdeutschland) gemacht haben.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

1890er, Mittwoch, 04.10.2023, 13:18 (vor 811 Tagen) @ Fonzie

Mir geht es darum, dass die einheimischen Menschen auf Rügen einen wahnsinnigen Geldfluss beobachten, von dem nichts in der Region bleibt. Entsprechend hat man hier Leerstand UND Wohnungsnot auf einmal. Das ist in keiner Weise mit Sylt zu vergleichen.


Ich war in meinem Leben drei mal auf Rügen. Das erste Mal Anfang der 90er auf einer Klassenfahrt und das letzte Mal 2021.

Ich teile die Einschätzung, dass von den Geldflüssen „nichts in der Region bleibt“ überhaupt nicht. Bei meinem ersten Besuch war der Zustand der Städte, Straßen, Infrastruktur usw. für uns als Schüler aus dem selbst nicht auf Rosen gebetteten ländlichen NRW ein einziger Schock. Häuser waren teilweise bewohnt, obwohl sie laut Schildern abbruchreif waren (und auch so aussahen). Wenn ich das mit meinen beiden weiteren Besuchen vergleiche, ist das wie Tag und Nacht. Rügen wurde, auch durch die von dir angesprochenen Geldflüsse, extrem aufgepäppelt. Ich verstehe natürlich, dass das für weniger wohlhabende Menschen andere Probleme mit sich bringt, wollte die These aber so allgemein trotzdem nicht unwidersprochen im Raum stehen lassen.

Auf der anderen Seite habe ich 2021 auf Rügen so viel sichtbare Ablehnung gegenüber „Anderen“ erlebt, wie noch nirgendwo sonst. In mehreren Restaurant hat sich das Personal für alle hörbar über ausländische Gäste echauffiert oder diese verhöhnt. Menschen, die offen Nazicodes zur Schau tragen, waren normaler Teil des Alltagslebens und wirkten komplett in die normale Ortsgemeinschaft integriert. Auch wenn ich als Typ Kartoffel überall relativ normal behandelt wurde, hat dieser Urlaub mir persönlich weitere Reisen in die Region komplett verleidet. Und ich kenne mehrere Leute, die ähnliche Erfahrungen (teilweise in anderen Regionen in Ostdeutschland) gemacht haben.


Beim zweiten Teil gebe ich dir 100 Recht. Genau diese Stimmung, macht mir mein Leben hier extrem schwer und es macht sich meiner Meinung nach inzwischen auch in den touristischen Zahlen bemerkbar (auch wenn es viele Einheimische auf andere Dinge schieben).

Beim ersten haben wir uns vielleicht missverstanden.
Natürlich entwickeln sich die Ortschaften durch den Tourismus. Es sind aber nicht die Kommunen, die dort bauen, sondern ausschließlich private Investoren und die nehmen die Gewinne mit nach Berlin und Hamburg. Der Landkreis Vorpommern-Rügen gehört zu den einkommensschwächsten Deutschlands, was angesichts der Millionen Urlaubsübernachtungen kaum möglich sein sollte.

Ich empfehle dazu den Film "wem gehört mein Dorf", der den Wandel der Ortschaft Gören behandelt, der aber genauso in Binz oder Sassnitz spielen könnte.

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Foreveralone, Dortmund, Mittwoch, 04.10.2023, 13:13 (vor 811 Tagen) @ Fonzie

Mir geht es darum, dass die einheimischen Menschen auf Rügen einen wahnsinnigen Geldfluss beobachten, von dem nichts in der Region bleibt. Entsprechend hat man hier Leerstand UND Wohnungsnot auf einmal. Das ist in keiner Weise mit Sylt zu vergleichen.


Ich war in meinem Leben drei mal auf Rügen. Das erste Mal Anfang der 90er auf einer Klassenfahrt und das letzte Mal 2021.

Ich teile die Einschätzung, dass von den Geldflüssen „nichts in der Region bleibt“ überhaupt nicht. Bei meinem ersten Besuch war der Zustand der Städte, Straßen, Infrastruktur usw. für uns als Schüler aus dem selbst nicht auf Rosen gebetteten ländlichen NRW ein einziger Schock. Häuser waren teilweise bewohnt, obwohl sie laut Schildern abbruchreif waren (und auch so aussahen). Wenn ich das mit meinen beiden weiteren Besuchen vergleiche, ist das wie Tag und Nacht. Rügen wurde, auch durch die von dir angesprochenen Geldflüsse, extrem aufgepäppelt. Ich verstehe natürlich, dass das für weniger wohlhabende Menschen andere Probleme mit sich bringt, wollte die These aber so allgemein trotzdem nicht unwidersprochen im Raum stehen lassen.

Auf der anderen Seite habe ich 2021 auf Rügen so viel sichtbare Ablehnung gegenüber „Anderen“ erlebt, wie noch nirgendwo sonst. In mehreren Restaurant hat sich das Personal für alle hörbar über ausländische Gäste echauffiert oder diese verhöhnt. Menschen, die offen Nazicodes zur Schau tragen, waren normaler Teil des Alltagslebens und wirkten komplett in die normale Ortsgemeinschaft integriert. Auch wenn ich als Typ Kartoffel überall relativ normal behandelt wurde, hat dieser Urlaub mir persönlich weitere Reisen in die Region komplett verleidet. Und ich kenne mehrere Leute, die ähnliche Erfahrungen (teilweise in anderen Regionen in Ostdeutschland) gemacht haben.

Ich war war 2021 ebenfalls in MVP an der Seenplatte. Das ist der wohl mit Abstand ländlichste und isolierteste Landstrich Deutschlands und ich habe dort zu meiner Überraschung, so gut wie keine völkischen oder nationalistischen Tendenzen mitbekommen. Sehr viele Antifa-Aufkleber an den Laternen usw. Die Leute auch korrekt, allerdings auch viele Touris.

Wirklich unheimlich war es mir da nicht.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Habakuk, OWL, Mittwoch, 04.10.2023, 12:02 (vor 812 Tagen) @ Fonzie

Bei meinem ersten Besuch war der Zustand der Städte, Straßen, Infrastruktur usw. für uns als Schüler aus dem selbst nicht auf Rosen gebetteten ländlichen NRW ein einziger Schock.

Meinst du damit jetzt das Münsterland? Da fände ich "nicht auf Rosen gebettet" doch eher unpassend. Die meisten Immobilien im ländlichen Raum dort kann man nicht kaufen, nur erben.

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Fonzie, Münster, Mittwoch, 04.10.2023, 14:11 (vor 811 Tagen) @ Habakuk

Bei meinem ersten Besuch war der Zustand der Städte, Straßen, Infrastruktur usw. für uns als Schüler aus dem selbst nicht auf Rosen gebetteten ländlichen NRW ein einziger Schock.


Meinst du damit jetzt das Münsterland? Da fände ich "nicht auf Rosen gebettet" doch eher unpassend. Die meisten Immobilien im ländlichen Raum dort kann man nicht kaufen, nur erben.

Nein, bin im Sauerland aufgewachsen. Und wie gesagt, dass war damals kein Vergleich zu Binz & co.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Jura500, Dortmund, Dienstag, 03.10.2023, 22:18 (vor 812 Tagen) @ Ulrich

Das mag mittlerweile so sein. Aber in der Vergangenheit ist dort einiges schief gelaufen. Das Problem ist ja nun schon länger dort verwurzelt. Das ganze ist jetzt sicher auch nicht negativ gemeint. Ich gehe nicht davon aus, dass in den neuen Bundesländern überproportional viele dumme oder naive Menschen leben. Das Gefühl nicht dazu zu gehören ist sicher bei einem nicht kleinen Teil da.

Und das Problem scheint ja nicht unerheblich sein, wenn die meisten Nazis aus Dortmund mittlerweile auch dahin gehen, da sie dort fruchtbaren Boden erwarten.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

HoschUn, Ort, Dienstag, 03.10.2023, 21:59 (vor 812 Tagen) @ Ulrich

Das mag zum einen daran liegen, dass die Demokratie dort einfach noch nicht so lange präsent ist, aber man hat auch viele Menschen sozial abgehängt.


Das mit dem "sozial abgehängt" ist lediglich ein Mythos. Man sollte sich davor hüten, solche Narrative zu bedienen. Ein wesentlicher Teil des Geldes geht heute vielfach für das Wohnen drauf. Und da sind weite Teile des Ostens deutlich günstiger als die alte Bundesrepublik.

Im Osten gibt es anteilig an der Gesamtbevölkerung fast doppelt soviele Menschen mit Mietschulden als im Westen.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Ulrich, Dienstag, 03.10.2023, 22:06 (vor 812 Tagen) @ HoschUn

Das mag zum einen daran liegen, dass die Demokratie dort einfach noch nicht so lange präsent ist, aber man hat auch viele Menschen sozial abgehängt.


Das mit dem "sozial abgehängt" ist lediglich ein Mythos. Man sollte sich davor hüten, solche Narrative zu bedienen. Ein wesentlicher Teil des Geldes geht heute vielfach für das Wohnen drauf. Und da sind weite Teile des Ostens deutlich günstiger als die alte Bundesrepublik.


Im Osten gibt es anteilig an der Gesamtbevölkerung fast doppelt soviele Menschen mit Mietschulden als im Westen.

Allerdings ist die Zahl der Menschen, die Mietschulden haben, selbst innerhalb der Gruppe der Überschuldeten prozentual sehr klein. Das ist kein relevanter Maßstab.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

HoschUn, Ort, Dienstag, 03.10.2023, 22:19 (vor 812 Tagen) @ Ulrich

Das mag zum einen daran liegen, dass die Demokratie dort einfach noch nicht so lange präsent ist, aber man hat auch viele Menschen sozial abgehängt.


Das mit dem "sozial abgehängt" ist lediglich ein Mythos. Man sollte sich davor hüten, solche Narrative zu bedienen. Ein wesentlicher Teil des Geldes geht heute vielfach für das Wohnen drauf. Und da sind weite Teile des Ostens deutlich günstiger als die alte Bundesrepublik.


Im Osten gibt es anteilig an der Gesamtbevölkerung fast doppelt soviele Menschen mit Mietschulden als im Westen.


Allerdings ist die Zahl der Menschen, die Mietschulden haben, selbst innerhalb der Gruppe der Überschuldeten prozentual sehr klein. Das ist kein relevanter Maßstab.

Dass Menschen ihre Miete nicht mehr bezahlen können ist kein Maßstab dafür ob die Menschen nicht genug Geld für Miete haben bzw. die regionalen Mieten in Anbetracht des regionalen verfügbaren Einkommen zu hoch sind? Natürlich ist ein Blick auf Mietrückstände dafür eine relevante statistische Größe.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Braumeister, BaWü, Dienstag, 03.10.2023, 22:32 (vor 812 Tagen) @ HoschUn

Da ich die Zahlen nicht kenne,kann ich es nicht abschließend beurteilen.

Wenn aber nur 0,5% der westdeutschen mit hohen Schulden tatsächlich Mietschulden haben, wäre dies tatsächlich kein Indikator, weil dann selbst der doppelte oder 4 fache Wert im Osten keine relevante Größe ergibt.

Wenn es im Westen aber 15% sind, dann wird das im Osten natürlich eine wirklich relevante Größe.

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Ulrich, Dienstag, 03.10.2023, 23:06 (vor 812 Tagen) @ Braumeister

Da ich die Zahlen nicht kenne,kann ich es nicht abschließend beurteilen.

Wenn aber nur 0,5% der westdeutschen mit hohen Schulden tatsächlich Mietschulden haben, wäre dies tatsächlich kein Indikator, weil dann selbst der doppelte oder 4 fache Wert im Osten keine relevante Größe ergibt.

Wenn es im Westen aber 15% sind, dann wird das im Osten natürlich eine wirklich relevante Größe.

Fast überall im Westen ist der Mietwohnungsmarkt extrem angespannt. Wer wegen Mietschulden aus seiner Wohnung fliegt, der landet in der Regel in der Notunterkunft. Das diszipliniert viele. Zumindest in den ländlicheren Regionen des Ostens gibt es vielfach einen gewissen Leerstand, man hat also durchaus Chancen, eine andere Wohnung zu finden. Man sollte deshalb lieber auf andere Parameter wie die Gesamtverschuldung schauen.

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Chill-Instructor, Fußball muss bezahlbar sein, Dienstag, 03.10.2023, 21:15 (vor 812 Tagen) @ Jahwe

Ich persönlich, als jemand der 20 Minuten von der Grenze entfernt wohnt, empfinde ich die Wende weiterhin als Fehler.

Wir waren vor der Wende gerne mal "drüben". Aber schon damals wurde man quasi nur als Geldlieferant empfangen. Nie hatte ich das Gefühl, dass man uns wirklich gerne als Gast hat.

Nach der Wende waren die Kinder Ostdeutscher in der Schule sehr seltsam. Mag sein, dass es Einzelfälle wären. Aber jemand, der sich vor den Mädchen entblößt, der im Stuhlkreis masturbierte oder seinen Penis an der eingeschüchterten 'Streberin' abklatschte, wie er es nannte, so jemanden kannte ich nicht aus dem Westen. Ein anderer drohte immer mit Schlägen. Auf eine urkomische Art. Die Faust, wie im Zeichentrick geballt und auf Gesichtshöhe schwingend. "Das wird Folgen haben!".


Ich hatte mal nen Wessi in der Schule, der in eine Flasche gepinkelt hat und anschließend seine Mitschüler damit nass gespritzt hat. Kaputte gibts überall.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

padre.serata, Alicante, Dienstag, 03.10.2023, 20:51 (vor 812 Tagen) @ Jahwe
bearbeitet von padre.serata, Dienstag, 03.10.2023, 21:01

Hui, das sind aber seltsame Kindererfahrungen. Ja, die Ostdeutschen bei uns in der Grundschule waren auch irgendwie "anders"; aber was sollte ich sagen, ich war als Pole noch eine Dosis ossiger und seltsamer. Habe bis heute aber insgesamt ganz gute Erfahrungen mit Ostdeutschen gemacht und richtige Neonazis eigentlich nur (sorry) in Dortmund und Umgebung getroffen.

Das mit der rechten Welle in Deutschlands Osten erkläre ich mir so: Die Leute erlitten jahrzehntelang ein totalitäres, diktatorisches System, das sich nicht zuletzt als Bollwerk gegen den rechten Nationalsozialismus verstanden und so legitimiert hatte. Vermutlich haben die Menschen in der DDR im linksextremen Wahnsinn all seine Diktate hassen gelernt, und damit auch die entsprechende Darstellung des Rechtsextremismus als das Böse schlechthin.

Ich stelle mir das als Spiegelbild etwas des faschistisch regierten Spaniens vor, dessen Antikommunismus-Propaganda unter Franco letztendlich genau das Gegenteil bewirkte. Es fehlt insgesamt jegliches Gespür für das Menschenverachtende im Kommunismus. So trat sogar dieses Jahr noch die Kommunistin Yolanda Díaz als Präsidentschaftskandidatin an und will mit Pedro Sánchez die nächste Linksregierung antreten....

Es ist in der ehemaligen DDR glaube ich so ähnlich wie in Polen. Man hat bis vor kurzem (33 Jahre sind eine im Vergleich kurze Zeit) noch unter einem Regime gelebt, das einen ständig belog ("Demokratische" Republik...) und zwang, Dinge zu tun, die man nicht wollte. Das prägt den Menschen bis ins Innerste, ob er will oder nicht. In wandelnden Zeiten im heutigen Medien-Wahnsinn drängen die alten Affekte zurück an die Oberfläche...

Alles stark vereinfacht und halt vermutet. Aber diese Dinge sollte man berücksichtigen, wenn man als seit 1945 doch recht priviligierter Westler über Andere urteilt, glaube ich.

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Foreveralone, Dortmund, Dienstag, 03.10.2023, 20:11 (vor 812 Tagen) @ Jahwe

Ich persönlich, als jemand der 20 Minuten von der Grenze entfernt wohnt, empfinde ich die Wende weiterhin als Fehler.

Wir waren vor der Wende gerne mal "drüben". Aber schon damals wurde man quasi nur als Geldlieferant empfangen. Nie hatte ich das Gefühl, dass man uns wirklich gerne als Gast hat.

Nach der Wende waren die Kinder Ostdeutscher in der Schule sehr seltsam. Mag sein, dass es Einzelfälle wären. Aber jemand, der sich vor den Mädchen entblößt, der im Stuhlkreis masturbierte oder seinen Penis an der eingeschüchterten 'Streberin' abklatschte, wie er es nannte, so jemanden kannte ich nicht aus dem Westen. Ein anderer drohte immer mit Schlägen. Auf eine urkomische Art. Die Faust, wie im Zeichentrick geballt und auf Gesichtshöhe schwingend. "Das wird Folgen haben!".

Heute arbeite ich viel im Osten. Sachsen-Anhalt und Thüringen. Während Corona zeigte sich das Gesicht dieser Gesellschaft da. Immer offener traute man sich auch hart rechte Parolen rauszuhauen. Ich sehe ja deutsch aus, da muss ich auf deren Seite stehen. Es ist ein himmelweiter Unterschied im Westen zu Kunden zu fahren, als in den Osten. Selbst die netten dort im Osten, halten offenen Rassismus für vollkommen okay.

Meine Frau ist aus dem Nahen Osten. Arbeitete in der gleichen Firma wie ich. "Könnt ihr euch keine deutschen Angestellten leisten?" Wurde ich gefragt. Unsere türkisch-stämmigen Mitarbeiter sind weitergezogen. Nach Wolfsburg.

Ein eigener Staat mit EU Mitgliedschaft wäre gut gewesen. Von mir aus mit Schengenabkommen. Wer gehen will geht, wer kommen will kommt. Und man könnte heute dann über einen Rausschmiss aus der EU reden, wegen der von Kanzler Höcke verabschiedeten Justizreform. Dann zusehen, wie sich das Land isoliert hätte und untergeht. Vielleicht hätten die dann so gelernt, dass rechts auch nicht die Lösung ist.

Das jetzt mal auf ein Ausland umformuliert und es würde eine Empörung sondergleichen geben.

Wenn gleich mal jemand die anekdotischen Evidenzen in Bezug auf Erfahrungen mit Migrantenjugendlichen auspacken würde, ebenso.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Max Power, Dienstag, 03.10.2023, 20:39 (vor 812 Tagen) @ Foreveralone

Ich persönlich, als jemand der 20 Minuten von der Grenze entfernt wohnt, empfinde ich die Wende weiterhin als Fehler.

Wir waren vor der Wende gerne mal "drüben". Aber schon damals wurde man quasi nur als Geldlieferant empfangen. Nie hatte ich das Gefühl, dass man uns wirklich gerne als Gast hat.

Nach der Wende waren die Kinder Ostdeutscher in der Schule sehr seltsam. Mag sein, dass es Einzelfälle wären. Aber jemand, der sich vor den Mädchen entblößt, der im Stuhlkreis masturbierte oder seinen Penis an der eingeschüchterten 'Streberin' abklatschte, wie er es nannte, so jemanden kannte ich nicht aus dem Westen. Ein anderer drohte immer mit Schlägen. Auf eine urkomische Art. Die Faust, wie im Zeichentrick geballt und auf Gesichtshöhe schwingend. "Das wird Folgen haben!".

Heute arbeite ich viel im Osten. Sachsen-Anhalt und Thüringen. Während Corona zeigte sich das Gesicht dieser Gesellschaft da. Immer offener traute man sich auch hart rechte Parolen rauszuhauen. Ich sehe ja deutsch aus, da muss ich auf deren Seite stehen. Es ist ein himmelweiter Unterschied im Westen zu Kunden zu fahren, als in den Osten. Selbst die netten dort im Osten, halten offenen Rassismus für vollkommen okay.

Meine Frau ist aus dem Nahen Osten. Arbeitete in der gleichen Firma wie ich. "Könnt ihr euch keine deutschen Angestellten leisten?" Wurde ich gefragt. Unsere türkisch-stämmigen Mitarbeiter sind weitergezogen. Nach Wolfsburg.

Ein eigener Staat mit EU Mitgliedschaft wäre gut gewesen. Von mir aus mit Schengenabkommen. Wer gehen will geht, wer kommen will kommt. Und man könnte heute dann über einen Rausschmiss aus der EU reden, wegen der von Kanzler Höcke verabschiedeten Justizreform. Dann zusehen, wie sich das Land isoliert hätte und untergeht. Vielleicht hätten die dann so gelernt, dass rechts auch nicht die Lösung ist.


Das jetzt mal auf ein Ausland umformuliert und es würde eine Empörung sondergleichen geben.

Wenn gleich mal jemand die anekdotischen Evidenzen in Bezug auf Erfahrungen mit Migrantenjugendlichen auspacken würde, ebenso.

Sehr sachlich formuliert. Danke. Hatte schon einen äquivalenten Text zum Thema Menschen aus dem Nahen Osten verfasst. Hinzu kommt noch, dass hier nicht die Wiedervereinigung als Fehler angesehen wird, sondern die Wende. Also den Sturz der SED, das Ende der Stasi, der Bespitzelung, Unterdrückung und der Mauertoten. Schon ziemlich interessante Ansichten hier.Aber hauptsache irgendein Ostjunge hat seinen Schniedel rausgeholt. Schon alles seltsame Menschen in der Zone da.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

HoschUn, Ort, Dienstag, 03.10.2023, 19:33 (vor 812 Tagen) @ Jahwe
bearbeitet von HoschUn, Dienstag, 03.10.2023, 19:41

Kenne da jemanden der für eine deutsche Großbank aus Frankfurt als IT-Subunternehmer arbeitet und sehr wichtig für deren IT-Infrastruktur ist. Du glaubst garnicht was man sich so alles als türkisch-stämmiger hochspezialisierter erfolgreicher Unternehmer von ebenso hochbezahlten Anzugträgern aus der Finanzbranche anhören darf. Rassismus ist bei weiten weder ein Unterschichtsproblem noch ein Ost-West-Problem. Es äußert sich nur anders und dringt an anderen Stellen an die Oberfläche, je nachdem wo im Lande und in welchen Schichten man unterwegs ist.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Thomas, Dortmund, Dienstag, 03.10.2023, 16:36 (vor 812 Tagen) @ Jahwe

Ich persönlich, als jemand der 20 Minuten von der Grenze entfernt wohnt, empfinde ich die Wende weiterhin als Fehler.

Hast du das denn damals schon? Die Euphorie auf beiden Seiten war so groß, dass man doch niemanden gehört, der damals gesagt hätte, "na klar, lass uns das machen, aber bitte langsam und bitte erstmal nebeneinander her. Erstmal schauen". Solche Bedenken wären doch im D-Zug-Tempo weggewischt worden. War alles geil, völlig ohne Risiko.
Heute wissen wir mehr, aber am Ende ist man halt immer schlauer.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

pactum Trotmundense, Syburg, Dienstag, 03.10.2023, 17:31 (vor 812 Tagen) @ Thomas

Die Euphorie auf beiden Seiten war so groß, dass man doch niemanden gehört, der damals gesagt hätte, "na klar, lass uns das machen, aber bitte langsam und bitte erstmal nebeneinander her. Erstmal schauen".

Doch, diese Leute gab es. Die SPD hat sich damals für einen langsamen Einigungsprozess stark gemacht. Man wollte erst die DDR stabilisieren und aufbauen und an die BRD heran führen, so dass eine Vereinigung zu keinen gesellschaftlichen Zerwürfnissen führt. Man kann über die Sozen sagen, was man will, aber die haben damals tatsächlich all die Probleme, die es mit der Wiedervereinigung gab, nahezu exakt vorher gesagt.

Das Problem war jedoch, dass die Regierung Kohl die Währungsunion mit der DDR durchgedrückt hat, was de facto ein Blankoscheck für die DDR war. Nun war man gezwungen die Wiedervereinigung so schnell wie möglich durchzuziehen, sonst hätte der katastrophale Zustand der Volkswirtschaft DDR die Bundesrepublik in den Abgrund gerissen. Das war dann der Punkt, wo auch die SPD (und ich glaube auch die Grünen waren damals gegen die schnelle Wiedervereinigung) aufgeben musste und mit den von Kohl und de Maizere geschaffenen Tatsachen arbeiten musste.

Das ist heute alles ziemlich vergessen. War auch nur ein halbes Jahr. Übrig geblieben sind eigentlich nur noch einige wenige Zitate, die aus dem Zusammenhang gerissen, heutzutage von Rechten als Memes in den asozialen Medien verbreitet werden um die Sozen und die Grünen als vaterlandslose Gesellen darzustellen, die Deutschland hassen und die DDR behalten wollten.

Komplett gegen eine Wiedervereinigung war in Deutschland niemand. Mal abgesehen von der SED-PdS in der DDR und sogenannten K-Parteien in der Bundesrepublik, die aber auch nur Splitterparteien waren und keine gesellschaftliche Relevanz hatten.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

pactum Trotmundense, Mittwoch, 04.10.2023, 09:18 (vor 812 Tagen) @ pactum Trotmundense

Es gab keine Wiedervereinigung der DDR mit der BRD. Die Länder der DDR sind gemäß Grundgesetz der BRD dieser beigetreten. Die BRD hat sich vergrößert. Bei einer (Wieder-)Vereinigung hätte es eines Einigungsprozesses bedürft, wie der neue Staat denn „aussehen“ soll. Ich erinnere mich, dass es Vorschläge gab, die Nationalhymne anzupassen, um zumindest ein Symbol zu setzen, dass zwei Staaten zusammengegangen sind. Das wollte Kohl aber auch nicht.

Meiner Meinung nach sind durch diesen Beitritt zur BRD die Minderwertigkeitskomplexe bei den Bürgern in den neuen Ländern entstanden und das Gefühl, dass die Westdeutschen auf sie herabgucken.

Ob es realpolitisch eine Alternative zum schnellen Beitritt der Länder der DDR zur BRD gegeben hat, ist eine andere Frage. Aber man sollte aufhören, mit dem ständigen Gebrauch des Begriffs „Wiedervereinigung“ etwas zu behaupten, was es nie gegeben hat. „Tag der deutschen Einheit“ für den 3. Oktober passt für mich.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

MarcBVB, עַם יִשְׂרָאֵל חַי, Mittwoch, 04.10.2023, 09:51 (vor 812 Tagen) @ Dortmunder Jung

Nein, Deutschland hat sich wiedervereinigt. Die Diskussion über die Nationalhymne ist seinerzeit von ziemlichen Linksaußen angestoßen worden (und natürlich auch von der GEW, furchtbarer Verein).

Ich finde es eher furchtbar, dass sich die Mauermörder jetzt als Vertreter der Interessen der Ostbürger darstellen. Das hat was von Haltet den Dieb.

Und dann haben wir die Frage nach der Staatlichkeit der sogenannten "DDR" noch gar nicht thematisiert. Spoiler: Es ist kompliziert.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

MarcBVB, Mittwoch, 04.10.2023, 11:09 (vor 812 Tagen) @ MarcBVB

… Die Diskussion über die Nationalhymne ist seinerzeit von ziemlichen Linksaußen angestoßen worden (und natürlich auch von der GEW, furchtbarer Verein). …>

Lothar de Maizière hatte eine Kombination aus der ost- und der westdeutschen Hymne vorgeschlagen. Er war nach dem DDR-Beitritt zur BRD zeitweise stellvertretender Vorsitzender der Kohl-CDU. Egal wie man seine Tätigkeiten in der DDR im Nachhinein bewertet, war er damit wohl kaum ein „ziemlicher Linksaußen“.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Ulrich, Mittwoch, 04.10.2023, 17:53 (vor 811 Tagen) @ Dortmunder Jung

… Die Diskussion über die Nationalhymne ist seinerzeit von ziemlichen Linksaußen angestoßen worden (und natürlich auch von der GEW, furchtbarer Verein). …>


Lothar de Maizière hatte eine Kombination aus der ost- und der westdeutschen Hymne vorgeschlagen. Er war nach dem DDR-Beitritt zur BRD zeitweise stellvertretender Vorsitzender der Kohl-CDU. Egal wie man seine Tätigkeiten in der DDR im Nachhinein bewertet, war er damit wohl kaum ein „ziemlicher Linksaußen“.

Eine Hymne, deren Text man in der DDR nicht singen durfte, kann eigentlich nicht so schlecht gewesen sein ;-)

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Scherben, Kiel, Mittwoch, 04.10.2023, 10:53 (vor 812 Tagen) @ MarcBVB

Es gab insbesondere in der Bürgerrechtsbewegung in der DDR sehr viele Stimmen, die sich gegen eine zu schnelle Vereinigung der beiden deutschen Staaten ausgesprochen haben. Genau vor dem genannten Hintergrund, dass es kein gemeinsamer neuer Staat werden würde.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Sascha, Dortmund, Mittwoch, 04.10.2023, 11:55 (vor 812 Tagen) @ Scherben

Es gab insbesondere in der Bürgerrechtsbewegung in der DDR sehr viele Stimmen, die sich gegen eine zu schnelle Vereinigung der beiden deutschen Staaten ausgesprochen haben. Genau vor dem genannten Hintergrund, dass es kein gemeinsamer neuer Staat werden würde.

Hätte überhaupt die Möglichkeit bestanden, die DDR ohne die wirtschaftliche Bezuschussung der UdSSR weiterzuführen, ohne nicht fast unverzüglich in einen Staatsbankrott zu rutschen?

Da hängen ja auch viele praktische Sachen dran, wie Rentenzahlungen, ärztliche Versorgung etc., was aufrecht erhalten werden musste.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

pactum Trotmundense, Syburg, Mittwoch, 04.10.2023, 14:06 (vor 811 Tagen) @ Sascha

Hätte überhaupt die Möglichkeit bestanden, die DDR ohne die wirtschaftliche Bezuschussung der UdSSR weiterzuführen, ohne nicht fast unverzüglich in einen Staatsbankrott zu rutschen?

Soweit ich es weiß nicht. Gab mal eine Doku, wo aufgezeigt wurde, dass die DDR quasi bankrott war und die Bundesregierung im Januar oder Februar 1990 der DDR Geld überwiesen hat. Hätte sie es nicht getan, wären in der DDR keine Renten ausgezahlt worden und alle Staatsbediensteten, was unter anderem den kompletten Gesundheitssektor umfasste, hätten keinen Lohn erhalten. Auch hätte die DDR ihren Schuldverpflichtungen nicht nachkommen können. Ich habe schon in den Mediatheken geschaut ob ich die wiederfinde. Ich meine sie kam auf ZDFinfo. Aber ohne den Titel im Kopf zu haben findet man bei den Mediatheken des ÖRR tatsächlich einen Scheiß. :(

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Habakuk, OWL, Mittwoch, 04.10.2023, 15:23 (vor 811 Tagen) @ pactum Trotmundense

Soweit ich es weiß nicht. Gab mal eine Doku, wo aufgezeigt wurde, dass die DDR quasi bankrott war und die Bundesregierung im Januar oder Februar 1990 der DDR Geld überwiesen hat. Hätte sie es nicht getan, wären in der DDR keine Renten ausgezahlt worden und alle Staatsbediensteten, was unter anderem den kompletten Gesundheitssektor umfasste, hätten keinen Lohn erhalten. Auch hätte die DDR ihren Schuldverpflichtungen nicht nachkommen können. Ich habe schon in den Mediatheken geschaut ob ich die wiederfinde. Ich meine sie kam auf ZDFinfo. Aber ohne den Titel im Kopf zu haben findet man bei den Mediatheken des ÖRR tatsächlich einen Scheiß. :(

Tja, das ist wie bei Tabletten. Da kann es auch helfen, wenn man weiß, wie die runden weißen in der blauen Schachtel heißen.

Relativ häufig lief auf Phoenix, 3sat und ZDFinfo die folgende Doku:

DDR - Die entsorgte Republik - Wiedervereinigung oder Anschluss?

War es die vielleicht? Ich weiß allerdings nicht, ob der von dir geschilderte Sachverhalt darin vorkommt. Sie beginnt übrigens mit einer Aussage von Helmut Kohl: "Ich bin ganz und gar dagegen, eine Position einzunehmen, die auf Anschluss hinausgeht." Das klingt heute ein bisschen nach: "Niemand hat die Absicht usw." Wenn man den Kohl so sieht, dann kann man nachvollziehen, dass so viele auf seine treudoofe Art hereingefallen sind. Mich schüttelt es noch immer, wenn ich den sehe.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Scherben, Kiel, Mittwoch, 04.10.2023, 12:01 (vor 812 Tagen) @ Sascha

Es gab insbesondere in der Bürgerrechtsbewegung in der DDR sehr viele Stimmen, die sich gegen eine zu schnelle Vereinigung der beiden deutschen Staaten ausgesprochen haben. Genau vor dem genannten Hintergrund, dass es kein gemeinsamer neuer Staat werden würde.


Hätte überhaupt die Möglichkeit bestanden, die DDR ohne die wirtschaftliche Bezuschussung der UdSSR weiterzuführen, ohne nicht fast unverzüglich in einen Staatsbankrott zu rutschen?

Da hängen ja auch viele praktische Sachen dran, wie Rentenzahlungen, ärztliche Versorgung etc., was aufrecht erhalten werden musste.

Mit Sicherheit.

Mir geht es nur darum, dass man die Geschichte korrekt erzählt. Es gab in der DDR eine deutliche Mehrheit für den letztlich eingeschlagenen Weg, aber daraus folgt weder, dass der Begriff der "Wiedervereinigung" historisch angemessen ist, noch, dass es nur ein kleine Minderheit Ewiggestriger war, die sich eine andere Art der deutschen Einheit vorstellen konnte.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Garum, Bornum am Harz, Mittwoch, 04.10.2023, 13:27 (vor 811 Tagen) @ Scherben

Es gab insbesondere in der Bürgerrechtsbewegung in der DDR sehr viele Stimmen, die sich gegen eine zu schnelle Vereinigung der beiden deutschen Staaten ausgesprochen haben. Genau vor dem genannten Hintergrund, dass es kein gemeinsamer neuer Staat werden würde.


Hätte überhaupt die Möglichkeit bestanden, die DDR ohne die wirtschaftliche Bezuschussung der UdSSR weiterzuführen, ohne nicht fast unverzüglich in einen Staatsbankrott zu rutschen?

Da hängen ja auch viele praktische Sachen dran, wie Rentenzahlungen, ärztliche Versorgung etc., was aufrecht erhalten werden musste.


Mit Sicherheit.

Mir geht es nur darum, dass man die Geschichte korrekt erzählt. Es gab in der DDR eine deutliche Mehrheit für den letztlich eingeschlagenen Weg, aber daraus folgt weder, dass der Begriff der "Wiedervereinigung" historisch angemessen ist, noch, dass es nur ein kleine Minderheit Ewiggestriger war, die sich eine andere Art der deutschen Einheit vorstellen konnte.

Meine subjektive Erinnerung war eher so das ein "kleinerer Teil" erstmal bei den Montagsdemos mehr Freiheit einforderten, da war von Wiedervereinigung gar nicht die Rede. Erst als man dann gefahrlos demonstrieren konnte kamen die hinter der Gardine hervor die erst einmal abgewartet haben wie sich das entwickelt. Da kam dann auch der Spruch "Wenn die D-Mark nicht zu uns kommt, kommen wir zur D-Mark". Dann erst kam der Gedanke zur Wiedervereinigung auf und es wurde dann auf Druck der Straße eingeleitet.
Ich lebte zur dieser Zeit wieder im Pot und etliche waren nicht so begeistert wie die Bürger im Osten. Man freute sich zwar das das Regime weg war, die Wiedervereinigung sah man aber kritisch.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Eibaueristmeinfreund, Mittwoch, 04.10.2023, 17:07 (vor 811 Tagen) @ Garum

Es wird wohl jeder seine eigene Erinnerung aus dieser Zeit haben und keine ist gelogen.
Darum finde ich es immer schwierig, wenn in Historysendungen die eine Wahrheit präsentiert wird.
Es sind ja nur Thesen, wie es hätte anders laufen können, die aber nie überprüft werden können .

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Garum, Bornum am Harz, Mittwoch, 04.10.2023, 17:57 (vor 811 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

Es wird wohl jeder seine eigene Erinnerung aus dieser Zeit haben und keine ist gelogen.
Darum finde ich es immer schwierig, wenn in Historysendungen die eine Wahrheit präsentiert wird.
Es sind ja nur Thesen, wie es hätte anders laufen können, die aber nie überprüft werden können .

Es kommt wohl auch ein wenig darauf an wie alt man zu dem Zeitpunkt war und in welchem "Kreis" man sich so bewegt hat.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

PePopp, Mittwoch, 04.10.2023, 17:07 (vor 811 Tagen) @ Garum

Es gab insbesondere in der Bürgerrechtsbewegung in der DDR sehr viele Stimmen, die sich gegen eine zu schnelle Vereinigung der beiden deutschen Staaten ausgesprochen haben. Genau vor dem genannten Hintergrund, dass es kein gemeinsamer neuer Staat werden würde.


Hätte überhaupt die Möglichkeit bestanden, die DDR ohne die wirtschaftliche Bezuschussung der UdSSR weiterzuführen, ohne nicht fast unverzüglich in einen Staatsbankrott zu rutschen?

Da hängen ja auch viele praktische Sachen dran, wie Rentenzahlungen, ärztliche Versorgung etc., was aufrecht erhalten werden musste.


Mit Sicherheit.

Mir geht es nur darum, dass man die Geschichte korrekt erzählt. Es gab in der DDR eine deutliche Mehrheit für den letztlich eingeschlagenen Weg, aber daraus folgt weder, dass der Begriff der "Wiedervereinigung" historisch angemessen ist, noch, dass es nur ein kleine Minderheit Ewiggestriger war, die sich eine andere Art der deutschen Einheit vorstellen konnte.


Meine subjektive Erinnerung war eher so das ein "kleinerer Teil" erstmal bei den Montagsdemos mehr Freiheit einforderten, da war von Wiedervereinigung gar nicht die Rede. Erst als man dann gefahrlos demonstrieren konnte kamen die hinter der Gardine hervor die erst einmal abgewartet haben wie sich das entwickelt. Da kam dann auch der Spruch "Wenn die D-Mark nicht zu uns kommt, kommen wir zur D-Mark". Dann erst kam der Gedanke zur Wiedervereinigung auf und es wurde dann auf Druck der Straße eingeleitet.
Ich lebte zur dieser Zeit wieder im Pot und etliche waren nicht so begeistert wie die Bürger im Osten. Man freute sich zwar das das Regime weg war, die Wiedervereinigung sah man aber kritisch.

Hier mal ein Asschnitt aus einem Artikel von Prof. Dr. Manuela Glaab zu diesem Thema, wobei ich empfehlen würde ihn ganz zu lesen, da dort noch mehr Zahlen aus damaligen Umfragen aufgegriffen werden.

Schon im Dezember 1989 hielt immerhin jeder zweite Bundesbürger die Vereinigung für realisierbar. Und mit der Erwartung der Einheit wuchs auch die Zustimmung: Nach Umfrageergebnissen der Forschungsgruppe Wahlen lag der Anteil der Einheitsbefürworter im Westen ab dem Frühjahr 1990 bei über 80%. Im Osten hatten erste Umfragen unmittelbar nach dem Mauerfall noch ein etwas zurückhaltenderes Stimmungsbild ergeben. Doch nach 48% Zustimmung im November 1989 stieg die Befürwortung der Einheit bis zum Februar 1990 auf ebenfalls nahezu 80% an. Und in der Folgezeit kletterte die Zustimmung in Ostdeutschland sogar noch über die in Westdeutschland gemessenen Werte.

https://www.cap-lmu.de/aktuell/positionen/2009/deutsche-einheit.php

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Garum, Bornum am Harz, Mittwoch, 04.10.2023, 17:55 (vor 811 Tagen) @ PePopp

Es gab insbesondere in der Bürgerrechtsbewegung in der DDR sehr viele Stimmen, die sich gegen eine zu schnelle Vereinigung der beiden deutschen Staaten ausgesprochen haben. Genau vor dem genannten Hintergrund, dass es kein gemeinsamer neuer Staat werden würde.


Hätte überhaupt die Möglichkeit bestanden, die DDR ohne die wirtschaftliche Bezuschussung der UdSSR weiterzuführen, ohne nicht fast unverzüglich in einen Staatsbankrott zu rutschen?

Da hängen ja auch viele praktische Sachen dran, wie Rentenzahlungen, ärztliche Versorgung etc., was aufrecht erhalten werden musste.


Mit Sicherheit.

Mir geht es nur darum, dass man die Geschichte korrekt erzählt. Es gab in der DDR eine deutliche Mehrheit für den letztlich eingeschlagenen Weg, aber daraus folgt weder, dass der Begriff der "Wiedervereinigung" historisch angemessen ist, noch, dass es nur ein kleine Minderheit Ewiggestriger war, die sich eine andere Art der deutschen Einheit vorstellen konnte.


Meine subjektive Erinnerung war eher so das ein "kleinerer Teil" erstmal bei den Montagsdemos mehr Freiheit einforderten, da war von Wiedervereinigung gar nicht die Rede. Erst als man dann gefahrlos demonstrieren konnte kamen die hinter der Gardine hervor die erst einmal abgewartet haben wie sich das entwickelt. Da kam dann auch der Spruch "Wenn die D-Mark nicht zu uns kommt, kommen wir zur D-Mark". Dann erst kam der Gedanke zur Wiedervereinigung auf und es wurde dann auf Druck der Straße eingeleitet.
Ich lebte zur dieser Zeit wieder im Pot und etliche waren nicht so begeistert wie die Bürger im Osten. Man freute sich zwar das das Regime weg war, die Wiedervereinigung sah man aber kritisch.


Hier mal ein Asschnitt aus einem Artikel von Prof. Dr. Manuela Glaab zu diesem Thema, wobei ich empfehlen würde ihn ganz zu lesen, da dort noch mehr Zahlen aus damaligen Umfragen aufgegriffen werden.

Schon im Dezember 1989 hielt immerhin jeder zweite Bundesbürger die Vereinigung für realisierbar. Und mit der Erwartung der Einheit wuchs auch die Zustimmung: Nach Umfrageergebnissen der Forschungsgruppe Wahlen lag der Anteil der Einheitsbefürworter im Westen ab dem Frühjahr 1990 bei über 80%. Im Osten hatten erste Umfragen unmittelbar nach dem Mauerfall noch ein etwas zurückhaltenderes Stimmungsbild ergeben. Doch nach 48% Zustimmung im November 1989 stieg die Befürwortung der Einheit bis zum Februar 1990 auf ebenfalls nahezu 80% an. Und in der Folgezeit kletterte die Zustimmung in Ostdeutschland sogar noch über die in Westdeutschland gemessenen Werte.


https://www.cap-lmu.de/aktuell/positionen/2009/deutsche-einheit.php

Sehr interessanter Artikel. Wäre jetzt nochmal interessant wie die Umfragen in den Alterskategorien ausgesehen haben.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

MarcBVB, עַם יִשְׂרָאֵל חַי, Mittwoch, 04.10.2023, 11:04 (vor 812 Tagen) @ Scherben

Es gab insbesondere in der Bürgerrechtsbewegung in der DDR sehr viele Stimmen, die sich gegen eine zu schnelle Vereinigung der beiden deutschen Staaten ausgesprochen haben. Genau vor dem genannten Hintergrund, dass es kein gemeinsamer neuer Staat werden würde.

Die Menschen haben mit den Füßen abgestimmt.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Habakuk, OWL, Mittwoch, 04.10.2023, 11:11 (vor 812 Tagen) @ MarcBVB

Es gab insbesondere in der Bürgerrechtsbewegung in der DDR sehr viele Stimmen, die sich gegen eine zu schnelle Vereinigung der beiden deutschen Staaten ausgesprochen haben. Genau vor dem genannten Hintergrund, dass es kein gemeinsamer neuer Staat werden würde.


Die Menschen haben mit den Füßen abgestimmt.

Darf man erfahren, worüber genau da mit den Füßen abgestimmt wurde? Womöglich gab es da auch Kleingedrucktes.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

MarcBVB, עַם יִשְׂרָאֵל חַי, Mittwoch, 04.10.2023, 11:22 (vor 812 Tagen) @ Habakuk

Es gab insbesondere in der Bürgerrechtsbewegung in der DDR sehr viele Stimmen, die sich gegen eine zu schnelle Vereinigung der beiden deutschen Staaten ausgesprochen haben. Genau vor dem genannten Hintergrund, dass es kein gemeinsamer neuer Staat werden würde.


Die Menschen haben mit den Füßen abgestimmt.


Darf man erfahren, worüber genau da mit den Füßen abgestimmt wurde? Womöglich gab es da auch Kleingedrucktes.

Seit dem 09.11.1989 waren die Grenzen offen. Die Menschen sind einfach gegangen. Weil sie keine Lust mehr hatten auf den Muff der sogenannten "DDR"

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

pactum Trotmundense, Syburg, Mittwoch, 04.10.2023, 14:12 (vor 811 Tagen) @ MarcBVB

Es gab insbesondere in der Bürgerrechtsbewegung in der DDR sehr viele Stimmen, die sich gegen eine zu schnelle Vereinigung der beiden deutschen Staaten ausgesprochen haben. Genau vor dem genannten Hintergrund, dass es kein gemeinsamer neuer Staat werden würde.


Die Menschen haben mit den Füßen abgestimmt.


Darf man erfahren, worüber genau da mit den Füßen abgestimmt wurde? Womöglich gab es da auch Kleingedrucktes.


Seit dem 09.11.1989 waren die Grenzen offen. Die Menschen sind einfach gegangen. Weil sie keine Lust mehr hatten auf den Muff der sogenannten "DDR"

Waren wohl eher klassische "Wirtschaftsflüchtlinge", die ein besseres Leben wollten. Dass die DDR sich in Richtung freies Land entwickelt und es keinen Backlash geben kann, war spätestens ab Dezember 1989 offensichtlich. Es bestand kein Grund mehr rüber zu machen. Außer natürlich für ein vermeintlich besseres Leben. Zum Glück mussten sie nicht über das Mittelmeer.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Habakuk, OWL, Mittwoch, 04.10.2023, 11:25 (vor 812 Tagen) @ MarcBVB

Es gab insbesondere in der Bürgerrechtsbewegung in der DDR sehr viele Stimmen, die sich gegen eine zu schnelle Vereinigung der beiden deutschen Staaten ausgesprochen haben. Genau vor dem genannten Hintergrund, dass es kein gemeinsamer neuer Staat werden würde.


Die Menschen haben mit den Füßen abgestimmt.


Darf man erfahren, worüber genau da mit den Füßen abgestimmt wurde? Womöglich gab es da auch Kleingedrucktes.


Seit dem 09.11.1989 waren die Grenzen offen. Die Menschen sind einfach gegangen. Weil sie keine Lust mehr hatten auf den Muff der sogenannten "DDR"

Schön. Aber damit waren doch die Modalitäten der Wiedervereinigung nicht geregelt.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

MarcBVB, עַם יִשְׂרָאֵל חַי, Mittwoch, 04.10.2023, 11:33 (vor 812 Tagen) @ Habakuk

Das Tempo musste halt deswegen sein, weil man befürchten musste, dass ansonsten die Menschen schlicht die sogenannte "DDR" verlassen würden.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Scherben, Kiel, Mittwoch, 04.10.2023, 11:58 (vor 812 Tagen) @ MarcBVB

Das Tempo musste halt deswegen sein, weil man befürchten musste, dass ansonsten die Menschen schlicht die sogenannte "DDR" verlassen würden.

Genau daher speist sich doch die Kritik, dass es weniger eine Wiedervereinigung der beiden Staaten als eher ein Beitritt der DDR zur BRD war. Ich muss zugeben, dass ich nicht ganz verstehe, was Dich an dieser Begrifflichkeit so stört. Sie entspricht den historischen Tatsachen und auch den historischen Nöten ganz gut. Die meisten Menschen in der DDR wollten es so, und es gab gute Gründe dafür, dass es schnell gehen musste.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Klopfer ⌂, Dortmund, Mittwoch, 04.10.2023, 16:49 (vor 811 Tagen) @ Scherben
bearbeitet von Klopfer, Mittwoch, 04.10.2023, 17:21

Genau daher speist sich doch die Kritik, dass es weniger eine Wiedervereinigung der beiden Staaten als eher ein Beitritt der DDR zur BRD war.

Dass es de facto ein Beitritt der DDR zur BRD war, liegt aber auch daran, dass das Grundgesetz diese Wiedervereinigung explizit vorsieht. Damit war die DDR bereits 1949 Bestandteil des Grundgesetztes Im Zweifelsfall wäre die Aufnahme der Beitrittsgebiete von diesen ja sogar einklagbar gewesen ;-)
Die Verfassung der DDR, die 1968 verabschiedet wurde, betonte die Souveränität und den sozialistischen Charakter der DDR. Sie sah die DDR als eigenständigen Staat und nicht als Teil eines vereinten Deutschlands.
Das verhinderte von Anfang an eine gegenseitige Anpassung der Systeme.
Politisch gesehen gab es somit keine Alternative zum Beitritt.

SGG
Klopfer

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Thomas, Dortmund, Mittwoch, 04.10.2023, 10:06 (vor 812 Tagen) @ MarcBVB

(und natürlich auch von der GEW, furchtbarer Verein).

OT, aber ist die GEW-Geschichte nicht von 2006 und damit weit entfernt von 1989?

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

MarcBVB, עַם יִשְׂרָאֵל חַי, Mittwoch, 04.10.2023, 10:41 (vor 812 Tagen) @ Thomas

(und natürlich auch von der GEW, furchtbarer Verein).


OT, aber ist die GEW-Geschichte nicht von 2006 und damit weit entfernt von 1989?

2006 war quasi die Neuauflage

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

pactum Trotmundense, Syburg, Mittwoch, 04.10.2023, 14:18 (vor 811 Tagen) @ MarcBVB

(und natürlich auch von der GEW, furchtbarer Verein).


OT, aber ist die GEW-Geschichte nicht von 2006 und damit weit entfernt von 1989?


2006 war quasi die Neuauflage

Aber sie hatten 1990 und auch bei der Wiederauflage 2006 einen Punkt. Es war in meiner Erinnerung auch nicht so, dass die Diskussion um die Nationalhymne durch Linksaußen forciert wurde, wie du weiter oben geschrieben hast. Kam die Idee nicht sogar von einem FDP-Minister? Es sollte der Text der DDR-Hymne zur Melodie der BRD-Hymne sein. Ich boxe jeden, der mich Linksaußen nennt, aber der Text der DDR-Hymne passt deutlich besser zu unserem Land, bzw. dem Land, das wir seit 1949 sein wollen.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

markus, Mittwoch, 04.10.2023, 16:02 (vor 811 Tagen) @ pactum Trotmundense

(und natürlich auch von der GEW, furchtbarer Verein).


OT, aber ist die GEW-Geschichte nicht von 2006 und damit weit entfernt von 1989?


2006 war quasi die Neuauflage


Aber sie hatten 1990 und auch bei der Wiederauflage 2006 einen Punkt. Es war in meiner Erinnerung auch nicht so, dass die Diskussion um die Nationalhymne durch Linksaußen forciert wurde, wie du weiter oben geschrieben hast. Kam die Idee nicht sogar von einem FDP-Minister? Es sollte der Text der DDR-Hymne zur Melodie der BRD-Hymne sein. Ich boxe jeden, der mich Linksaußen nennt, aber der Text der DDR-Hymne passt deutlich besser zu unserem Land, bzw. dem Land, das wir seit 1949 sein wollen.

Ich bin irgendwie verblüfft, dass der Text zur Melodie passen würde.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Habakuk, OWL, Mittwoch, 04.10.2023, 16:05 (vor 811 Tagen) @ markus

Ich bin irgendwie verblüfft, dass der Text zur Melodie passen würde.

Ich bin verblüfft, dass du darüber heute verblüfft bist. Ich zitier hier mal aus Wikipedia:

"Der Text der Hymne* folgt in den ersten acht der neun Verse jeder Strophe dem Versmaß des Liedes der Deutschen (Hoffmann von Fallersleben), welches auf die Melodie der alten österreichischen Kaiserhymne von Joseph Haydn getextet wurde. Die ersten acht Verse von Auferstanden aus Ruinen können also auf die Melodie des Deutschlandliedes gesungen werden, genauso wie die acht Verse jeder Strophe des Deutschlandliedes (ohne die Wiederholung der beiden letzten Verse) auf die ersten acht Verse der Eisler-Melodie gesungen werden können – was allerdings keinen befriedigenden Abschluss ergibt."

*gemeint ist die DDR-Hymne

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

markus, Mittwoch, 04.10.2023, 16:08 (vor 811 Tagen) @ Habakuk

Wusste ich tatsächlich nicht.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

pactum Trotmundense, Mittwoch, 04.10.2023, 15:17 (vor 811 Tagen) @ pactum Trotmundense

Die Hymne einer Diktatur?

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Habakuk, OWL, Mittwoch, 04.10.2023, 15:25 (vor 811 Tagen) @ Taifun

Die Hymne einer Diktatur?

Welche der beiden Hymnen von den beiden Diktaturen meinst du jetzt?

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Habakuk, Mittwoch, 04.10.2023, 15:32 (vor 811 Tagen) @ Habakuk

https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Lied_der_Deutschen

Wir verwenden derzeit die dritte Strophe und nicht die erste Strophe. Wir hängen auch nicht das Horst-Wessel-Lied dran.

Und grundsätzlich ist das Lied fast 200 Jahre alt.

Ich sehe deinen Gedanken, habe da aber weitaus weniger Probleme mit.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Habakuk, OWL, Mittwoch, 04.10.2023, 16:01 (vor 811 Tagen) @ Taifun

Wir verwenden derzeit die dritte Strophe und nicht die erste Strophe. Wir hängen auch nicht das Horst-Wessel-Lied dran.

Dann wollen wir mal gemeinsam hoffen, dass das so bleibt.

Ich habe nie verstanden, warum die Bundesrepublik nach dem Krieg an Haydns "Gott erhalte Franz, den Kaiser" festgehalten hat. Die Melodie war durch die NS-Diktatur einfach derart missbraucht worden, dass eine andere Hymne geboten war. Letztlich war das aber der Musikwunsch eines einzelnen Herrn aus der Eifel. Offensichtlich hatten die Herren Bach, Händel, Beethoven und Kollegen qualitativ nichts vergleichbares hinterlassen. Wagner hätte es ja nicht unbedingt sein müssen.

Dass dieser Hymnenfehler 1990 nicht endlich korrigiert wurde, lag daran, dass inzwischen ein einzelner Herr in der Pfalz die Musik bestellen durfte. Eine neue Nationalhymne jenseits des "Deutschlandliedes" hätte zwar für den Arbeitsalltag der Menschen keine Bedeutung gehabt, aber zumindest ein Zeichen gesetzt, dass etwas Neues entstanden ist. Das Beharren auf der alten Hymne war für viele ehemalige DDR-Bürger ein Symbol für die Vereinnahmung durch den Westen. Aber auch viele Westdeutsche hätten sich damals eine Änderung gewünscht, ich übrigens auch.

Wiedervereinigung? Gab es damals nicht

Habakuk, Mittwoch, 04.10.2023, 16:05 (vor 811 Tagen) @ Habakuk

Es ist etwas neues entstanden. Das Grundgesetz war die Basis und das beste Zeichen.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

Zoon, Dienstag, 03.10.2023, 21:34 (vor 812 Tagen) @ pactum Trotmundense

Das Problem war jedoch, dass die Regierung Kohl die Währungsunion mit der DDR durchgedrückt hat, was de facto ein Blankoscheck für die DDR war. Nun war man gezwungen die Wiedervereinigung so schnell wie möglich durchzuziehen, sonst hätte der katastrophale Zustand der Volkswirtschaft DDR die Bundesrepublik in den Abgrund gerissen. Das war dann der Punkt, wo auch die SPD (und ich glaube auch die Grünen waren damals gegen die schnelle Wiedervereinigung) aufgeben musste und mit den von Kohl und de Maizere geschaffenen Tatsachen arbeiten musste.

Diese Darstellung kann ich nicht nachvollziehen, insb. ist mir nicht klar, worin der Blankoscheck für die DDR gelegen haben soll, der drohte die BRD in den Abgrund zu reißen.
Die Währungsunion riss doch die DDR-Wirtschaft in den Abgrund, weil deren grosse Unternehmen durch die Einführung der DM sowohl ihre Lieferanten als auch ihre Kunden verloren haben.
Zudem war es doch so, dass Ostdeutschland ein im Grundgesetz verbuergtes Beitrittsrecht hatte und dies ausüben konnte. Den Beitritt hätte die westdeutsche Opposition doch gar nicht verhindern können.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

pactum Trotmundense, Syburg, Mittwoch, 04.10.2023, 08:45 (vor 812 Tagen) @ Zoon

Das Problem war jedoch, dass die Regierung Kohl die Währungsunion mit der DDR durchgedrückt hat, was de facto ein Blankoscheck für die DDR war. Nun war man gezwungen die Wiedervereinigung so schnell wie möglich durchzuziehen, sonst hätte der katastrophale Zustand der Volkswirtschaft DDR die Bundesrepublik in den Abgrund gerissen. Das war dann der Punkt, wo auch die SPD (und ich glaube auch die Grünen waren damals gegen die schnelle Wiedervereinigung) aufgeben musste und mit den von Kohl und de Maizere geschaffenen Tatsachen arbeiten musste.

Diese Darstellung kann ich nicht nachvollziehen, insb. ist mir nicht klar, worin der Blankoscheck für die DDR gelegen haben soll, der drohte die BRD in den Abgrund zu reißen.

Weil die Währungsunion bedeutete, dass die DM nicht mehr nur an die Volkswirtschaft der Bundesrepublik hing, sondern auch an der DDR. Politische Entscheidungen der DDR hatten somit direkte Auswirkungen auf die DM. Da hätte die Bundesregierung nichts machen können. Mein Nachbar, so ein Wirtschaftsmuggel, der diesen ganzen Wirtschaftsscheiß mal studiert hat, erklärte es mir mal so, als ob ich einem bettelarmen komplett überschuldeten und zahlungsunfähigen Bruder volle Kontovollmachten über mein Konto einräume ohne die Möglichkeit Rückbuchungen machen zu können, Daueraufträge zu ändern oder zu beenden und Lastschriften nicht widerrufen zu können. Er meinte zwar auch, dass dies nur ein Bildnis sei, da die DDR natürlich keinen Zugriff auf Konten der Bundesrepublik hatte, die Auswirkungen auf die Währung aber dem sehr nahe kommen. Das deckt sich mit dem, was ich zu dem Thema damals verstanden habe. Aber ich bin kein Wirtschaftsmuggel. Das können dir Andere bestimmt besser erklären.

Die Währungsunion riss doch die DDR-Wirtschaft in den Abgrund, weil deren grosse Unternehmen durch die Einführung der DM sowohl ihre Lieferanten als auch ihre Kunden verloren haben.

Was an dem von Kohl diktierten Wechselkurs lag. Hätte man den Wechselkurs der auf den Finanzmärkten existierte genommen, wäre es nicht so gekommen. Allerdings hätte es auch bedeutet, dass Renten, Löhne, Ersparnisse, etc. nominal nur 1/12 so hoch gewesen wären.

Zudem war es doch so, dass Ostdeutschland ein im Grundgesetz verbuergtes Beitrittsrecht hatte und dies ausüben konnte. Den Beitritt hätte die westdeutsche Opposition doch gar nicht verhindern können.

Beitrittsrecht hieß aber nicht, dass es ein Automatismus war und letztlich hätte es weiterhin einer 2/3-Mehrheit in Bundestag und Bundesrat benötigt, sowie der Zustimmung des Bundespräsidenten. Letzteres ist aber relativ formell gesehen und keine echte Hürde. Letztlich entschieden jedoch über alle territorialen Dinge abschließend die Besatzungsmächte. Deswegen bedurfte es auch der 2+4-Gespräche. Dass die Opposition nichts verhindern kann, ist in allen Fällen so. Die Opposition hat damals versucht zu warnen und auf die Willensbildung Einfluss zu nehmen. Wie man gesehen hat, war es erfolglos.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

Zoon, Mittwoch, 04.10.2023, 20:44 (vor 811 Tagen) @ pactum Trotmundense

Weil die Währungsunion bedeutete, dass die DM nicht mehr nur an die Volkswirtschaft der Bundesrepublik hing, sondern auch an der DDR.

Aber nein! Die Währungsunion bedeutete, dass die DDR ihre Währung aufgab und die DM in Ostdeutschland Zahlungsmittel wurde, ohne jede Kontovollmacht für die DDR über BRD-Vermögen. Die Verantwortung für die DM lag immer noch bei der (unabhängigen) Bundesbank. Auf diese hatte die DDR keinen Einfluss.

Das können dir Andere bestimmt besser erklären.

Das bezweifle ich stark. Aus meiner Sicht kann das niemand erklären, weil es das schlicht nicht gab. Du musst den Wirtschaftsmogul falsch verstanden haben oder der hat schlicht Unsinn geredet. Das wäre ja nicht das erste Mal, dass ein Mogul daneben liegt.

Zudem war es doch so, dass Ostdeutschland ein im Grundgesetz verbuergtes Beitrittsrecht hatte und dies ausüben konnte. Den Beitritt hätte die westdeutsche Opposition doch gar nicht verhindern können.

Beitrittsrecht hieß aber nicht, dass es ein Automatismus war und letztlich hätte es weiterhin einer 2/3-Mehrheit in Bundestag und Bundesrat benötigt, sowie der Zustimmung des Bundespräsidenten.

Auch hier: aber nein! Vorbild war die Eingliederung des Saarlandes nach dessen Beitrittserklärung vom 14.12.1956. Durch das Gesetz über die Eingliederung des Saarlandes vom 23. Dezember 1956 wurde das Saarland am 1. Januar 1957 Bundesland der BRD. Das geschah durch ein einfaches Gesetz, welches vom Bundespräsidenten (wie alle Gesetze) unterschrieben wurde. Dies bedeutet: Union/FDP hätten die Wiedervereinigung alleine durchziehen können. Bundespräsident Weizsäcker (CDU) hätte das Eingliederungsgesetz sicherlich unterschrieben. Die Opposition hätte allenfalls noch vor dem Bundesverfassungsgericht dagegen klagen können, mit schlechten Karten (angesichts dessen wie Art. 23 GG damals gestaltet war). Da machte es dann mehr Sinn, mit den Regierung(sfraktionen) zusammenzuarbeiten, um Einfluss auf die Ausgestaltung des Einigungsvertrages nehmen zu können (was nur eine vage Hoffnung blieb). Abgesehen davon wollte die SPD nicht als Partei gelten, die die Wiedervereinigung verhindert hatte.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

Habakuk, OWL, Dienstag, 03.10.2023, 17:55 (vor 812 Tagen) @ pactum Trotmundense

Ich habe die Entwicklungen von damals ähnlich in Erinnerung. Für die eigentliche Wiedervereinigung gab es ja nur ein kurzes Zeitfenster, da nicht absehbar war, wie lange die UdSSR unter Gorbatschow bereit war, dies zu bewilligen, und auch die "Westmächte" waren nicht leicht zu überzeugen (insbesondere Großbritannien), so dass an diesem Punkt noch am ehesten Fehler gemacht werden durften, die verzeihlich waren. In der Folge war Helmut Kohl dann zunächst einmal bemüht, seine Kanzlerschaft für weitere vier Jahre zu sichern, was dazu führte, dass er den Menschen im Osten jeglichen denkbaren Blödsinn versprach ("Blühende Landschaften"). Die dortige "kapitalismusnaive" Bevölkerung wurde dabei von Kohl so übers Ohr gehauen, wie ein unbedarfter Mensch von einem hinterlistigen Versicherungsvertreter. Was dann folgte war zum einen eine Finanzierung der Sanierung des Totalschadens DDR durch die Steuerzahler im Westen (worüber dort heute komischerweise kaum jemand mehr jammert) sowie die Freigabe zur wirtschaftlichen Ausplünderung der im Osten vorhandenen Ressourcen durch finanzstarke, gewiefte oder raffgierige Investoren.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

Thomas, Dortmund, Dienstag, 03.10.2023, 17:43 (vor 812 Tagen) @ pactum Trotmundense

Das Problem war jedoch, ....

Das habe ich ja beschrieben. Wollte niemand. Übrigens SPD: Damals hat man auch die Wahl verloren, weil Lafontaine (nix sagen, ich weiß schon) derjenige war, der gesagt hat, dass man die Wiedervereinigung nicht ohne Steuerhöhungen finanziert bekommt. Während die Gegenseite von blühenden Landschaften schwabulierte.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

Eibaueristmeinfreund, Dienstag, 03.10.2023, 17:39 (vor 812 Tagen) @ pactum Trotmundense

bei aller späterer Besserwisserei.
Wenn die Einführung der D-Mark, die Wiedervereingung viel später vollzogen worden wären, dann wäre der Osten personell viel extremer ausgeblutet als das sowieso schon geschah.
Alles schön und gut, dass es Mahner gab .
Die übergroße Mehrheit im Osten wollte nicht warten nach Jahrzehnten der Entbehrungen.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

Eibaueristmeinfreund, Dienstag, 03.10.2023, 21:02 (vor 812 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

Davon bin ich auch überzeugt. Das heutige Ostdeutschland hätte in jeder Form massive Hilfen im Kapitalismus gebraucht.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

pactum Trotmundense, Syburg, Dienstag, 03.10.2023, 18:30 (vor 812 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

Wenn die Einführung der D-Mark, die Wiedervereingung viel später vollzogen worden wären, dann wäre der Osten personell viel extremer ausgeblutet als das sowieso schon geschah.

Ich habe von Volkswirtschaft nicht viel Ahnung. Da sind andere Menschen viel besser ausgebildet als ich, der nur aus persönlichem Interesse sich mal ein wenig damit befasst hat. Es gab aber auch damals Leute, die dieser Befürchtung vehement widersprochen haben und es auch heute noch machen. Ich kann mich vage erinnern, dass ich mal einen Schweizer Volkswirt, der irgendeine Koryphäe oder sowas war, mal in einer Talkshow versucht hat diesen Irrtum aufzudröseln und zu widerlegen. Ich glaube bei Beckmann war das. Ist schon ewig lange her. Es war jedenfalls noch zu einer Zeit als Schröder Kanzler war. Das Problem war nur, dass der andere Studiogast ihm permanent ins Wort fiel und dieser Professor schlichtweg keinen Punkt zu Ende bringen konnte.

Alles schön und gut, dass es Mahner gab .
Die übergroße Mehrheit im Osten wollte nicht warten nach Jahrzehnten der Entbehrungen.

Ich persönlich bezweifel, dass es Entbehrungen gegeben hätte. Jedenfalls nicht mehr, als es dann durch die von Kohl komplett verkorkste Wiedervereinigung gegeben hat. Wäre es so gelaufen wie die "Mahner" es sich vorgestellt haben, wäre es deutlich reibungsloser gewesen. Statt dem "Ausverkauf" durch eine Treuhand, hätte es z.B. einen Aufbau der Wirtschaft gegeben. VEBs, LPGs, etc. sollten nicht an Investoren verkauft werden, sondern zu eigenständigen Betrieben. Es sollte Joint Ventures geben statt Übernahmen.

Naja, nutzt alles nichts. Es ist Geschichte. Die DDR hätte sich halt wie Polen, Tschechien, Litauen, etc. entwickeln müssen. Nur das diese Länder komplett auf sich allein gestellt waren und die DDR eben die Bundesrepublik an der Seite gehabt hätte. Weswegen ich persönlich schon glaube, dass man in der DDR niemals die Probleme bekommen hätte, die der übrige Ostblock durchmachen musste und die bis heute Probleme darstellen.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

Lattenknaller, Madrid, Dienstag, 03.10.2023, 20:44 (vor 812 Tagen) @ pactum Trotmundense

Ich habe justament zu dem Zeitpunkt angefangen eben dieses Fach zu studieren, mein erster Prof in Makroöknomie wurde 3 Jahre später in den Saxhverstandigenrat berufen und war eher liberal. Klare Aussage, die deutsche Einheit war politisch so gewollt und eine politische Entscheidung. Volkswirtschaftlich war sie so nicht zu empfehlen, da dieser Weg weder eine Radikalkur noch eine sanfte Angleichung so wie sie die SPD wollte beinhaltete. Und man dies mit viel Steuergeldern erkaufen würde. Historisch wird dieses auch immer mit dem engen Zeitfenster begründet. Im Nachhinein muss man sagen, dass auch ein paar Jahre später die globale Lage eine Wiedervereinigung ermöglicht hätte.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

Lattenknaller, Dienstag, 03.10.2023, 20:59 (vor 812 Tagen) @ Lattenknaller

Woher willst du wissen, wie sich die Welt entwickelt hätte? Irgendein Putin hätte die DDR erneut unterjochen können.

Der Zeitpunkt war bestens. Schnell und komplett. Die Durchführung war semiperfekt.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

Lattenknaller, Madrid, Dienstag, 03.10.2023, 21:18 (vor 812 Tagen) @ Taifun

Woher willst du wissen, wie sich die Welt entwickelt hätte? Irgendein Putin hätte die DDR erneut unterjochen können.

Der Zeitpunkt war bestens. Schnell und komplett. Die Durchführung war semiperfekt.

Ich habe ich im "Nachhinein" geschrieben, um genau solchen rhetorischen Fragen vorzubeugen.
Hat wohl nicht geholfen.
Außerdem: Glaubst Du, dass ein Clinton und Jelzin die Wiedervereinigung verhindert hätten?
Und Durchführung, Zeitpunkt und Geschwindigkeit haben einander bedingt.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

Eibaueristmeinfreund, Dienstag, 03.10.2023, 18:42 (vor 812 Tagen) @ pactum Trotmundense

Ich finde ja immer wieder lustig, wie Menschen aus der Ferne wie ein schweizer Volkswirt anderen Menschen erklären, wie sie gelebt, was sie gedacht, wie sie sich gefühlt haben.
Die Historysendungen sind ja voll von Professoren, die besser über uns Bescheid wissen als wir selbst.

Die schnelle Währungsunion und Wiedervereinigung waren Voraussetzung, dass nicht noch mehr vor allem junge Menschen den Weg in den Westen wählten.
Ökonomisch war das für die Ostwirtschaft der Todesstoß.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

donotrobme, Münsterland, Dienstag, 03.10.2023, 19:42 (vor 812 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

Die schnelle Währungsunion und Wiedervereinigung waren Voraussetzung, dass nicht noch mehr vor allem junge Menschen den Weg in den Westen wählten.
Ökonomisch war das für die Ostwirtschaft der Todesstoß.

Aber mal Hand aufs Herz, was war die Alternative?
Die DDR-Bürger hatten im Verlauf der Zeit beachtliche Summe ansparen können, da sie von ihren recht hohen Löhnen nicht viel kaufen konnten. Auf den Trabbi musste man bspw. jahrelang warten, in Deutschland konnte man sich spontan ein Auto kaufen, wenn man wollte.
Die Bürger wollten einen gesamtdeutschen Markt haben.

Die Firmen aus Westdeutschland hatten weiterhin kein Interesse aus Konkurrenz aus Ostdeutschland. Sie wollen also einen gesamtdeutschen Markt haben, der aber nur aus mehr Nachfrage bei gleichbleibender Konkurrenz bestehen sollte.
Daher haben sich am Ende nur sehr spezialisierte ostdeutsche Firmen, behaupten können, wie bspw. Carl Zeiss.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

markus, Dienstag, 03.10.2023, 20:02 (vor 812 Tagen) @ donotrobme

Die DDR-Bürger hatten im Verlauf der Zeit beachtliche Summe ansparen können, da sie von ihren recht hohen Löhnen nicht viel kaufen konnten.

Waren die Löhne wirklich so hoch, dass man sich damit hätte viel leisten können, wenn Angebot da gewesen wäre?

Hier gibt es einen Bericht von 1990. Nach der Umstellung auf die DM haben Ostdeutsche nur 1/3 bis 1/2 verdient. Ist sehr interessant.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/ddr-loehne-wie-im-westen-a-bd8e1d94-0002-0001-0000-000013502014

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

Eibaueristmeinfreund, Mittwoch, 04.10.2023, 08:03 (vor 812 Tagen) @ markus

Lohn sollte man nicht auf den monetären Aspekt reduzieren.
Er ist auch Ausdruck von Wertschätzung und Anerkennung.
Wenn man für gleiche oder sogar subjektiv empfunden Mehrarbeit geringeren Lohn als der vergleichbare Kollege erhält, dann macht das schon etwas .
Bestes Beispiel sind ja unsere Fußballmillionäre, keiner braucht zu seinem Millionengehalt noch weitere Millionen.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

Ulrich, Dienstag, 03.10.2023, 20:11 (vor 812 Tagen) @ markus

Die DDR-Bürger hatten im Verlauf der Zeit beachtliche Summe ansparen können, da sie von ihren recht hohen Löhnen nicht viel kaufen konnten.


Waren die Löhne wirklich so hoch, dass man sich damit hätte viel leisten können, wenn Angebot da gewesen wäre?

Hier gibt es einen Bericht von 1990. Nach der Umstellung auf die DM haben Ostdeutsche nur 1/3 bis 1/2 verdient. Ist sehr interessant.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/ddr-loehne-wie-im-westen-a-bd8e1d94-0002-0001-0000-000013502014

Viele Dinge des täglichen Bedarfs wie Grundnahrungsmittel, Mieten, etc. waren extrem niedrig. Und es ab einfach nicht viel, was man sich kaufen konnte, ohne viele Jahre darauf warten zu müssen. Und zudem gab es eine extrem ausgeprägte Tauschwirtschaft. Einschließlich gegenseitiger Hilfe, etc.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

HoschUn, Ort, Dienstag, 03.10.2023, 22:14 (vor 812 Tagen) @ Ulrich

Die DDR-Bürger hatten im Verlauf der Zeit beachtliche Summe ansparen können, da sie von ihren recht hohen Löhnen nicht viel kaufen konnten.


Waren die Löhne wirklich so hoch, dass man sich damit hätte viel leisten können, wenn Angebot da gewesen wäre?

Hier gibt es einen Bericht von 1990. Nach der Umstellung auf die DM haben Ostdeutsche nur 1/3 bis 1/2 verdient. Ist sehr interessant.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/ddr-loehne-wie-im-westen-a-bd8e1d94-0002-0001-0000-000013502014


Viele Dinge des täglichen Bedarfs wie Grundnahrungsmittel, Mieten, etc. waren extrem niedrig. Und es ab einfach nicht viel, was man sich kaufen konnte, ohne viele Jahre darauf warten zu müssen. Und zudem gab es eine extrem ausgeprägte Tauschwirtschaft. Einschließlich gegenseitiger Hilfe, etc.

75-80% der Exporte der DDR waren aus dem verarbeitenden Gewerbe. Die DDR war quasi der Export-Weltmeister des Ostblocks. Diese Produkte wurden aber fast nur in den Westen exportiert um harte westliche Devisen für den Staatshaushalt zu erwirtschaften, statt sie den DDR-Bürgern für weiche Ostmark anzubieten (soweit es der Plan erlaubte).

Diese Exporte wurden mit der Währungsunion mit dem von Kohl gewünschten Umrechnungsfaktor quasi unmöglich. Eine sicherlich veraltete und reformbedürftige Exportwirtschaft, die aber im Rahmen eines währungstechnisch "Niedriglohnlandes" durchaus hoch wettbewerbsfähige Produkte herstellte, wurde über Nacht zu einem Hochlohnland und Teil einer der wohlhabendsten und teuersten Volkswirtschaften der Welt. Diesen Preisschock konnten nur sehr wenige DDR-Export-Betriebe abfedern. Über Nacht waren ihre vorher sehr billigen Ostmark-Produkte plötzlich sehr teure Westmark-Produkte. Es war auch eigentlich nie genug Cash vorhanden um notwendige Investitionen in die Automatisierung und Produktion zu tätigen um wieder wettbewerbsfähig zu werden. So blieb es oft genug vom Zufall abhängig, ob sich Investoren aus dem Westen fanden um diesen Transformationsprozess anzuschieben. Dabei gab es auch die gegenteilige Fälle, besonders die ostdeutsche Chemieindustrie wurde (unter falschen Versprechen) von Westfirmen aufgekauft um sie in den Konkurs zu führen. Das war keine Investition in den Standort, sondern in Wettbewerbshygiene.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

markus, Dienstag, 03.10.2023, 20:17 (vor 812 Tagen) @ Ulrich

Die DDR-Bürger hatten im Verlauf der Zeit beachtliche Summe ansparen können, da sie von ihren recht hohen Löhnen nicht viel kaufen konnten.


Waren die Löhne wirklich so hoch, dass man sich damit hätte viel leisten können, wenn Angebot da gewesen wäre?

Hier gibt es einen Bericht von 1990. Nach der Umstellung auf die DM haben Ostdeutsche nur 1/3 bis 1/2 verdient. Ist sehr interessant.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/ddr-loehne-wie-im-westen-a-bd8e1d94-0002-0001-0000-000013502014


Viele Dinge des täglichen Bedarfs wie Grundnahrungsmittel, Mieten, etc. waren extrem niedrig. Und es ab einfach nicht viel, was man sich kaufen konnte, ohne viele Jahre darauf warten zu müssen. Und zudem gab es eine extrem ausgeprägte Tauschwirtschaft. Einschließlich gegenseitiger Hilfe, etc.

Hab gerade was dazu gefunden.

Für viele in der DDR subventionierte oder preiskontrollierte Güter des täglichen Grundbedarfs wie Grundnahrungsmittel, Wohnungen oder öffentliche Verkehrsmittel, aber auch Bücher hatte sie eine deutlich höhere Kaufkraft als die Deutsche Mark in der Bundesrepublik. Für Konsumgüter wie Fernsehgeräte oder Autos war ihre Kaufkraft dagegen deutlich geringer.

https://de.wikipedia.org/wiki/Mark_(DDR)#Kaufkraft

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

pactum Trotmundense, Syburg, Dienstag, 03.10.2023, 18:59 (vor 812 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

Ich finde ja immer wieder lustig, wie Menschen aus der Ferne wie ein schweizer Volkswirt anderen Menschen erklären, wie sie gelebt, was sie gedacht, wie sie sich gefühlt haben.

Ich glaube da hast du etwas missverstanden. Der hat nicht erklärt wie Menschen gelebt, gedacht und sich gefühlt haben. Der hat extrem trocken Fakten aufgezählt zu volkswirtschaftlichen Entwicklungen und Prognosen.

Die Historysendungen sind ja voll von Professoren, die besser über uns Bescheid wissen als wir selbst.

Nun, was soll ich dazu sagen? Wissen sie doch auch meist. Wir wissen nur über uns selbst und unser Umfeld Bescheid, wenn überhaupt. Die Wissenschaft betrachtet immer das Gesamte und analysiert dabei bis in kleine Details hinein. Ich glaube schon, dass ein Professor, der sich 30 Jahre lang wissenschaftlich mit der Wirtschaft der DDR auseinander gesetzt hat, diese besser kennt und versteht als Opa Krüger, der dreißig Jahre im VEB Vliestextilient Lößnitztal als Vorarbeiter an der Produktion von Imuna Tampons beteiligt war.

Die schnelle Währungsunion und Wiedervereinigung waren Voraussetzung, dass nicht noch mehr vor allem junge Menschen den Weg in den Westen wählten.

Genau das bezweifeln jedoch so einige Wirtschaftswissenschaftler.

Ökonomisch war das für die Ostwirtschaft der Todesstoß.

Das ist Fakt. Keine Frage. Das sagen dieselben Wissenschaftler auch.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

herrNick, Dienstag, 03.10.2023, 19:47 (vor 812 Tagen) @ pactum Trotmundense

Die schnelle Währungsunion und Wiedervereinigung waren Voraussetzung, dass nicht noch mehr vor allem junge Menschen den Weg in den Westen wählten.


Genau das bezweifeln jedoch so einige Wirtschaftswissenschaftler.

Ökonomisch war das für die Ostwirtschaft der Todesstoß.


Das ist Fakt. Keine Frage. Das sagen dieselben Wissenschaftler auch.

Der Vorteil, den diese Wissenschaftler haben ist, dass sich ihre Thesen nicht der Realität stellen müssen. Die hätte für den anderen Weg einfach auch ein paar Stolpersteine bereit gehalten. Heißt nicht, dass sie unbedingt falsch liegen, aber sagen tut sich das leicht.

Natürlich gab es die Stimmen, die keine schnelle Wiedervereinigung wollten

Garum, Bornum am Harz, Dienstag, 03.10.2023, 18:09 (vor 812 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

bei aller späterer Besserwisserei.
Wenn die Einführung der D-Mark, die Wiedervereingung viel später vollzogen worden wären, dann wäre der Osten personell viel extremer ausgeblutet als das sowieso schon geschah.
Alles schön und gut, dass es Mahner gab .
Die übergroße Mehrheit im Osten wollte nicht warten nach Jahrzehnten der Entbehrungen.

Sind das Die die heute die Unzufriedenen sind?

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

markus, Dienstag, 03.10.2023, 17:18 (vor 812 Tagen) @ Thomas
bearbeitet von markus, Dienstag, 03.10.2023, 17:23

Ich persönlich, als jemand der 20 Minuten von der Grenze entfernt wohnt, empfinde ich die Wende weiterhin als Fehler.


Hast du das denn damals schon? Die Euphorie auf beiden Seiten war so groß, dass man doch niemanden gehört, der damals gesagt hätte, "na klar, lass uns das machen, aber bitte langsam und bitte erstmal nebeneinander her. Erstmal schauen". Solche Bedenken wären doch im D-Zug-Tempo weggewischt worden. War alles geil, völlig ohne Risiko.
Heute wissen wir mehr, aber am Ende ist man halt immer schlauer.

Kann man denn mit dem heutigen Wissen von einem Fehler sprechen? Wir haben eine über 250-jährige Geschichte. Die Teilung war relativ kurz. Die gemeinsame Geschichte, die gemeinsame Kultur und die gemeinsame Sprache sprechen eher dafür, dass die Wiedervereinigung richtig war.

Mal angenommen, die ehemalige DDR wäre ein eigenständiges Land geworden. Ginge es diesem Land dann heute besser? Wir haben über Jahrzehnte sehr viel Geld dorthin überwiesen. Wer hätte anstelle der BRD denn eine finanzielle Unterstützung geleistet? Russland wohl kaum. Ich glaube eher, dass es diesem Land heute deutlich schlechter gehen würde, weil es gar nicht von alleine auf die Beine gekommen wäre. Es würde eher uns hier im Westen (noch) besser gehen, weil wir uns den Solidaritätszuschlag gespart hätten. Und vermutlich würden die gleichen unzufriedenen Leute heute behaupten, dass es ein großer Fehler war, die Wiedervereinigung zu unterlassen.

Ich sehe es eher so: Die Teilung an sich war problematisch, nicht die Wiedervereinigung.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Habakuk, OWL, Dienstag, 03.10.2023, 17:22 (vor 812 Tagen) @ markus

Ich sehe es eher so: Die Teilung an sich war problematisch, nicht die Wiederverwendung.

Du meinst, Deutschland wurde recycelt?

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

markus, Dienstag, 03.10.2023, 17:23 (vor 812 Tagen) @ Habakuk

Ich sehe es eher so: Die Teilung an sich war problematisch, nicht die Wiederverwendung.


Du meinst, Deutschland wurde recycelt?

hehe. Hab’s korrigiert.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Habakuk, OWL, Dienstag, 03.10.2023, 17:25 (vor 812 Tagen) @ markus

hehe. Hab’s korrigiert.

Gut, dann bleibt das unter uns.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

1890er, Dienstag, 03.10.2023, 16:11 (vor 812 Tagen) @ Jahwe

Ein eigener Staat mit EU Mitgliedschaft wäre gut gewesen. Von mir aus mit Schengenabkommen. Wer gehen will geht, wer kommen will kommt. Und man könnte heute dann über einen Rausschmiss aus der EU reden, wegen der von Kanzler Höcke verabschiedeten Justizreform. Dann zusehen, wie sich das Land isoliert hätte und untergeht. Vielleicht hätten die dann so gelernt, dass rechts auch nicht die Lösung ist.

Zu einem Kanzler Höcke wäre es wohl kaum gekommen, da er wohl in Westdeutschland geblieben wäre...

Höcke

pactum Trotmundense, Syburg, Dienstag, 03.10.2023, 17:58 (vor 812 Tagen) @ 1890er

Zu einem Kanzler Höcke wäre es wohl kaum gekommen, da er wohl in Westdeutschland geblieben wäre...

Glaube nicht. Schon eine Woche nach dem Fall der Mauer sind doch alle Nazi-Prominenzen durch die DDR getingelt und haben dort versucht ihre Ideologie an den Mann zu bringen. Es ist kein Zufall, dass die ganzen Nazis von West nach Ost übergesiedelt sind, während umgekehrt ein Brain Drain von Ost nach West stattfand und alle gut ausgebildeten Leute in den Westen gingen, bzw. nach dem Abitur zum Studieren rüber machten und größtenteils blieben. Der Bevölkerungsschwund von Ost nach West hat doch erst Mitte der Nuller-Jahre aufgehört.

Früher oder später wäre auch ein Höcke in die DDR gegangen um unter seinesgleichen zu leben und Erfolg zu haben. Im Westen wollte keiner die Nazis. Sie wurden ausgegrenzt und hatten niemanden zum Spielen. (Jaja, ich weiß, dass es durchaus auch Probleme gab, insbesondere im Ruhrgebiet, Hamburg und München. Hotspots gab es immer, jedoch keine gesamtgesellschaftliche Relevanz.) Im Osten störte sich die Gesellschaft jedoch nich an ihnen und sie konnten schön ihren Weg durch die Instanzen gehen. In manchen Gegenden dort war die CDU so braun wie die AfD heute. DVU und NPD in Landesparlamenten waren kein Zufall und kein Unfall. Es war abzusehen. Zumal vom anderen extremen Rand der Gesellschaft auch schön die "der Westen hat uns betrogen"-Leier gespielt wurde, untermalt von der "in der DDR war nicht alles schlecht"-Verklärung. Die PDS hat mit dieser eigennützigen Geschichtsklitterung, die die eigene SED-Vergangenheit verharmlosen sollte, die fatale Grundstimmung aufrecht erhalten, die die Nazis dankbar nutzten um ihr Gift in die Köpfe zu spritzen.

Man sollte auch dabei nicht vergessen, dass die DDR selbst ein ziemlich nationalistischer Staat war. Man propagierte zwar den Antifaschismus als Staatsdoktrin, aber sowas wie eine gesellschaftliche Aufarbeitung der Vergangenheit wie sie in der BRD ab Ende der 1960er bis weit in die 1980er stattfand, hat es in der DDR nie gegeben. Während in der BRD nach und nach alles auf den Tisch kam, Politiker, Behörden, Unternehmen, Verwaltungen, gesellschaftliche Multiplikatoren, Organisationen, etc. pp. durchleuchtet und auf Nazi-Vergangenheit abgeklopft wurden, gab es all das in der DDR nicht. Dort gab es dafür rassistische Gesetze, die Studenten und Arbeitern aus Kuba, Vietnam, etc. viele Bürgerrechte vorenthielten, sie von der Bevölkerung so gut es ging fern hielten und sollte eine Frau aus Vietnam und Co. mal schwanger werden, musste sie abtreiben oder zurück. Es gab dennoch Berührungspunkte und oft kam es zu Gewalt von Deutschen an Ausländern, was aber von Volkspolizei und Stasi gezielt zu Gunsten der DDR-Bürger geregelt wurde.

Doch, doch. Ich glaube schon, dass ein Höcke früher oder später in die DDR ausgewandert wäre, wenn diese nicht 1990 in die Bundesrepublik eingegliedert worden wäre. Er hätte dort auch Karriere gemacht. Vielleicht nicht zum Staatschef. Das wären andere geworden, die noch alte Seilschaften hätten nutzen können. Aber irgendein Rad im faschistischen Getriebe wäre der geworden.

Höcke

1890er, Mittwoch, 04.10.2023, 08:42 (vor 812 Tagen) @ pactum Trotmundense

Bei den Schlussfolgerungen sind wir naturgemäß im spekulativen Bereich und auch bei den dargestellten Fakten kann und möchte ich dir nicht widersprechen.

Dennoch ist mir da insgesamt zu viel Schwarzweiß-Denken hinter:
Wenn du es als positiv darstellst, dass die Aufarbeitung in der alten BRD bis in die 80er andauerte, sollte man nicht unterschlagen, dass dies dennoch völlig unzureichend passierte. Raul Hilberg, Christopher Browning oder Ernst Klee sind schöne Beispiele für bahnbrechende Forschungsergebnisse der 80er Jahre, die aber eben auch zeigen, dass jahrzehntelang bewusst und erfolgreich verschleiert wurde. Und nur, weil ein Historiker, etwas rausfindet und veröffentlicht, ändert das ja nicht die Gesellschaft.
Das gilt übrigens genauso für die Diskussion um die Wehrmachtsausstellung nach der Wende.
Gleichzeitig mit der Aufarbeitung, die vornehmlich in Archiven und im Feulleton stattfand, gab es im Westen schließlich das Oktoberfestattentat, die ersten Hakenkreuzschmierereien und nicht zuletzt die berühmten Eselsmasken von Michael Kühnen, der dann in den frühen 90ern die vergleichsweise unorganisierte rechte Szene des Ostens erfolglos eingliedern wollte.

Der Aspekt der Neonazis kommt mir in deinen Überlegungen zu kurz. Natürlich sind die DDR-Statistiken über sie falsch und die Faschos ganz gewiss kein ausschließlich westdeutsches Problem, aber eine Denkweise, in der die BRD verklärt wird, während man die Gesellschaft der DDR als strukturell rechts definiert, ist mir zu undifferenziert und ist sicher nicht hilfreich, wenn man die sozialen Risse irgendwann mal aufarbeiten möchte.

Höcke

Lattenknaller, Madrid, Dienstag, 03.10.2023, 21:20 (vor 812 Tagen) @ pactum Trotmundense

Um es mal einfach auszudrücken: Je muffiger das Klima und die Stimmung, desto wohler fühlen sich die Faschos.

Höcke

Habakuk, OWL, Dienstag, 03.10.2023, 18:35 (vor 812 Tagen) @ pactum Trotmundense

Man sollte auch dabei nicht vergessen, dass die DDR selbst ein ziemlich nationalistischer Staat war. Man propagierte zwar den Antifaschismus als Staatsdoktrin, aber sowas wie eine gesellschaftliche Aufarbeitung der Vergangenheit wie sie in der BRD ab Ende der 1960er bis weit in die 1980er stattfand, hat es in der DDR nie gegeben. Während in der BRD nach und nach alles auf den Tisch kam, Politiker, Behörden, Unternehmen, Verwaltungen, gesellschaftliche Multiplikatoren, Organisationen, etc. pp. durchleuchtet und auf Nazi-Vergangenheit abgeklopft wurden, gab es all das in der DDR nicht.

Ich war vor kurzem in einer Ausstellung, in der der Nationalsozialismus auf dem westfälischen Lande dokumentiert wurde, aber auch der Umgang mit den Folgen der Diktatur in der jungen BRD. Die sogenannte Entnazifizierung hat in weiten Teilen überhaupt nicht stattgefunden. Am Ende saßen die gleichen Personen wieder auf den Richterstühlen oder in politischen und administrativen Positionen. Für viele Opfer des Nationalsozialismus war das oft eine unerträgliche Demütigung. Auf keinen Fall kam damals "alles auf den Tisch".

Höcke

Ulrich, Dienstag, 03.10.2023, 21:23 (vor 812 Tagen) @ Habakuk

Man sollte auch dabei nicht vergessen, dass die DDR selbst ein ziemlich nationalistischer Staat war. Man propagierte zwar den Antifaschismus als Staatsdoktrin, aber sowas wie eine gesellschaftliche Aufarbeitung der Vergangenheit wie sie in der BRD ab Ende der 1960er bis weit in die 1980er stattfand, hat es in der DDR nie gegeben. Während in der BRD nach und nach alles auf den Tisch kam, Politiker, Behörden, Unternehmen, Verwaltungen, gesellschaftliche Multiplikatoren, Organisationen, etc. pp. durchleuchtet und auf Nazi-Vergangenheit abgeklopft wurden, gab es all das in der DDR nicht.


Ich war vor kurzem in einer Ausstellung, in der der Nationalsozialismus auf dem westfälischen Lande dokumentiert wurde, aber auch der Umgang mit den Folgen der Diktatur in der jungen BRD. Die sogenannte Entnazifizierung hat in weiten Teilen überhaupt nicht stattgefunden. Am Ende saßen die gleichen Personen wieder auf den Richterstühlen oder in politischen und administrativen Positionen. Für viele Opfer des Nationalsozialismus war das oft eine unerträgliche Demütigung. Auf keinen Fall kam damals "alles auf den Tisch".

Bei uns im Ort war der Nazi-Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang für die FDP im Gemeinderat und zeitweise auch stellvertretender Bürgermeister. Im Zweiten Weltkrieg hatte er einem meiner Urgroßväter gedroht, ihn einsperren zu lassen. Der hatte im eigenen Haus auf "Heil Hitler!" mit "Bi us het dat Dagestied!" ("Bei uns heißt das Tageszeit" im Sinne von Moin, Naumde, etc.) geantwortet. Daraufhin "Heil Hitler!" - "Dagestied" - u.s.w. mit ansteigender Lautstärke. Mein Urgroßvater war damals über Achtzig. Und auf Hundert. Geschützt hat ihn nur sein Alter.

Bei meinem Vater und seinen Brüdern, die damals noch Kinder waren, hat das einen tiefen Eindruck hinterlassen. Mein Vater ist als Erwachsener noch einmal an den Mann geraten. Der hatte ihn angemacht, weil mein Vater mit seinem Auto angeblich einen Weg blockiert haben sollte. War wohl Unsinn. Und als mein Vater sich ihm namentlich vorstellte, hat der Ex-Nazi schlagartig die Flucht angetreten. Der wusste ganz genau, was er sich geleistet hatte.

Höcke

Talentförderer, Dortmund, Dienstag, 03.10.2023, 21:11 (vor 812 Tagen) @ Habakuk

Die meisten ehemaligen NSDAP Nazis machten übrigens in der FDP und der CDU weiter. Teilweise bis weit in die 80er Jahre.
Das erkennt man bei den beiden Parteien auch heute noch.

Höcke

Habakuk, OWL, Dienstag, 03.10.2023, 23:30 (vor 812 Tagen) @ Talentförderer

Die meisten ehemaligen NSDAP Nazis machten übrigens in der FDP und der CDU weiter. Teilweise bis weit in die 80er Jahre.
Das erkennt man bei den beiden Parteien auch heute noch.

Dieses Plakat war in der von mir oben angeführten Ausstellung auch zu sehen:

Schlußstrich drunter - Wählt FDP!

Höcke

Ulrich, Dienstag, 03.10.2023, 23:44 (vor 812 Tagen) @ Habakuk

Die meisten ehemaligen NSDAP Nazis machten übrigens in der FDP und der CDU weiter. Teilweise bis weit in die 80er Jahre.
Das erkennt man bei den beiden Parteien auch heute noch.


Dieses Plakat war in der von mir oben angeführten Ausstellung auch zu sehen:

Schlußstrich drunter - Wählt FDP!

Die FDP hat damit ganz bewusst um die Stimmen der ehemaligen Nazis geworben. Z.B. auch mit der später von ihr durchgesetzten Forderung, die Mitglieder der Waffen-SS in Fragen der Rentenversicherung, etc. mit denen der Wehrmacht gleichzustellen. Das war z.B. für SS-Leute hoch relevant, die lange Soldaten und/oder lange Kriegsgefangene in der UDSSR waren.

In der Wehrmacht sind die meisten Männer nicht freiwillig gelandet, sie wurden als Wehrpflichtige eingezogen. Die Waffen-SS hingegen verstand sich lange als Elite, die nur auf Freiwillig mit einem nationalsozialistischen Weltbild setzte. Erst im weiteren Verlauf des Krieges erhöhte man zunächst den Druck auf männliche Jugendliche, sich "freiwillig" zu melden. Später zog man dann wie die Wehrmacht Wehrpflichtige ein. Das führte dann dazu, dass sich Schüler freiwillig zu Truppengattungen der Wehrmacht meldeten, um der SS zu entgehen. Die FDP allerdings hat damals keinen Unterschied zwischen eingefleischten Nazis und zwangsweise zur SS Verpflichteten gemacht.

Zudem gab es innerhalb der FDP abgeschlossene Zirkel von Altnazis, die teilweise sogar Putschpläne hatten.

Nazi-Verschwörung in der FDP - Geheimaufstand der Gauleiter (Spiegel vom 15.01.2013)

Höcke

pactum Trotmundense, Syburg, Dienstag, 03.10.2023, 19:08 (vor 812 Tagen) @ Habakuk

Man sollte auch dabei nicht vergessen, dass die DDR selbst ein ziemlich nationalistischer Staat war. Man propagierte zwar den Antifaschismus als Staatsdoktrin, aber sowas wie eine gesellschaftliche Aufarbeitung der Vergangenheit wie sie in der BRD ab Ende der 1960er bis weit in die 1980er stattfand, hat es in der DDR nie gegeben. Während in der BRD nach und nach alles auf den Tisch kam, Politiker, Behörden, Unternehmen, Verwaltungen, gesellschaftliche Multiplikatoren, Organisationen, etc. pp. durchleuchtet und auf Nazi-Vergangenheit abgeklopft wurden, gab es all das in der DDR nicht.


Ich war vor kurzem in einer Ausstellung, in der der Nationalsozialismus auf dem westfälischen Lande dokumentiert wurde, aber auch der Umgang mit den Folgen der Diktatur in der jungen BRD. Die sogenannte Entnazifizierung hat in weiten Teilen überhaupt nicht stattgefunden. Am Ende saßen die gleichen Personen wieder auf den Richterstühlen oder in politischen und administrativen Positionen. Für viele Opfer des Nationalsozialismus war das oft eine unerträgliche Demütigung. Auf keinen Fall kam damals "alles auf den Tisch".

Das war nicht der Punkt über den ich geschrieben habe. Da habe ich vermutlich missverständlich geschrieben.

Nach dem Krieg gab es keine Entnazifizierung. Da hast du völlig Recht. Die alten braunen Schweine konnten zum großen Teil in Deutschland weiter machen. In der DDR übrigens genauso wie in der Bundesrepublik. In der Bundesrepublik gab es jedoch ab Mitte der 1960er ein Prozess der gesellschaftlichen Aufarbeitung. Die Kinder fingen an ihre Eltern, Lehrer, Bürgermeister, Ärzte, Professoren, Chefs, Minister, Vereinsvorstände, etc. zu fragen was diese eigentlich so 1933 bis 1945 so gemacht haben.

Die sogenannten 68er haben ziemlich unangenehme Fragen gestellt und es wurde sehr viel aufgearbeitet. Manches relativ zügig, manches bis heute nicht. Aber alles in allem hat sich die bundesrepublikanische Gesellschaft seither stets intensiv mit der eigenen Vergangenheit befasst. Heute jammern viele, dass man kaum durch das TV-Programm zappen kann ohne auf eine Nazi-Doku zu stoßen. Bis Ende der 1960er existierten Nazis im deutschen Fernsehen schlichtweg nicht. Ebenso in Schulen. Der Geschichtsunterricht endete beim ersten Weltkrieg.

Höcke

Habakuk, OWL, Dienstag, 03.10.2023, 23:25 (vor 812 Tagen) @ pactum Trotmundense

In der Bundesrepublik gab es jedoch ab Mitte der 1960er ein Prozess der gesellschaftlichen Aufarbeitung. Die Kinder fingen an ihre Eltern, Lehrer, Bürgermeister, Ärzte, Professoren, Chefs, Minister, Vereinsvorstände, etc. zu fragen was diese eigentlich so 1933 bis 1945 so gemacht haben.

Die sogenannten 68er haben ziemlich unangenehme Fragen gestellt und es wurde sehr viel aufgearbeitet. Manches relativ zügig, manches bis heute nicht. Aber alles in allem hat sich die bundesrepublikanische Gesellschaft seither stets intensiv mit der eigenen Vergangenheit befasst.

Und das war für beide Generationen nicht einfach. Die jüngeren wussten zum Teil einfach nicht, welche Rolle ihre Eltern und Großeltern im Dritten Reich gespielt haben. Und die Älteren haben sich meist ausgeschwiegen, viele von ihnen auch deshalb, weil sie selbst eher Opfer als Täter waren und sie einfach keine Kraft mehr hatten, über ihr eigenes Schicksal zu sprechen, sei es als Kriegsgefangene oder als Flüchlinge.

(Gestern lief zum Beispiel auf ARTE eine Dokumentation über Otfried Preußler, der als überzeugter sudetendeutscher Nazi in den Krieg gezogen ist und nach mehrjähriger russischer Kriegsgefangenschaft als überzeugter Pazifist zurückkehrte. So eine Lebensgeschichte zeigt auch, dass man nicht pauschal eine ganze Generation verurteilen kann. Die individuellen Schicksale waren schon sehr unterschiedlich.)

In jedem Fall ist es richtig, dass die gesellschaftliche Aufarbeitung des Nationalsozialismus in der "alten" BRD - so unvollkommen sie auch erfolgt ist - einen großen Beitrag dazu geleistet hat, dass wir bislang resistenter gegen Rechtextremismus waren als die meisten anderen europäischen Länder. Ich bin allerdings skeptisch, dass dieser Zustand noch lange Bestand hat.

Höcke

Franke, Dienstag, 03.10.2023, 21:00 (vor 812 Tagen) @ pactum Trotmundense

Nach dem Krieg gab es keine Entnazifizierung. Da hast du völlig Recht. Die alten braunen Schweine konnten zum großen Teil in Deutschland weiter machen. In der DDR übrigens genauso wie in der Bundesrepublik. In der Bundesrepublik gab es jedoch ab Mitte der 1960er ein Prozess der gesellschaftlichen Aufarbeitung. Die Kinder fingen an ihre Eltern, Lehrer, Bürgermeister, Ärzte, Professoren, Chefs, Minister, Vereinsvorstände, etc. zu fragen was diese eigentlich so 1933 bis 1945 so gemacht haben.

Während die DDR-Führung die einfache Formel gefunden hat: Alle bösen Nazis leben im Westen. Wenn im Osten einer gefunden wurde, dann hat man geguckt, ob man das Wissen irgendwie nutzen kann. Der Nazi kann sein Leben weiterführen, wenn er für die Stasi tätig wird. Einige Nazis wurden vor Gericht gebracht und die Verfahren im Sinne der DDR-Führung präsentiert.

Höcke

Ulrich, Dienstag, 03.10.2023, 18:09 (vor 812 Tagen) @ pactum Trotmundense

Zu einem Kanzler Höcke wäre es wohl kaum gekommen, da er wohl in Westdeutschland geblieben wäre...


Glaube nicht. Schon eine Woche nach dem Fall der Mauer sind doch alle Nazi-Prominenzen durch die DDR getingelt und haben dort versucht ihre Ideologie an den Mann zu bringen. Es ist kein Zufall, dass die ganzen Nazis von West nach Ost übergesiedelt sind, während umgekehrt ein Brain Drain von Ost nach West stattfand und alle gut ausgebildeten Leute in den Westen gingen, bzw. nach dem Abitur zum Studieren rüber machten und größtenteils blieben. Der Bevölkerungsschwund von Ost nach West hat doch erst Mitte der Nuller-Jahre aufgehört.

Definitiv. Die NPD-Leute, die beispielsweise in Sachsen und in Mecklenburg-Vorpommern in die Landtage einzogen, stammten vielfach aus dem Westen.

Und noch in den letzten Jahren sind Leute aus dem "Nazi-Kiez in Dorstfeld in den Osten gezogen, weil dort der Druck der Justiz deutlich schwächer ist.

Höcke

Talentförderer, Dortmund, Dienstag, 03.10.2023, 21:13 (vor 812 Tagen) @ Ulrich

Ja Heulsuse Brück meinte, der Westen ist sowieso verloren und fühlte sich hier ausgegrenzt der arme, bevor es ihn nach Chemnitz zog.

Höcke

Ulrich, Dienstag, 03.10.2023, 21:28 (vor 812 Tagen) @ Talentförderer

Ja Heulsuse Brück meinte, der Westen ist sowieso verloren und fühlte sich hier ausgegrenzt der arme, bevor es ihn nach Chemnitz zog.

Faktisch hatte er wohl eher Angst, im Gefängnis zu landen. Und er ist nicht der einzige, der "rüber gemacht" hat. Es sind eine ganze Reihe brauner Gestalten. Einer von denen hat letztens drei Finger verloren. Angeblich ein Antifa-Angriff. Tatsächlich war es aber ein Gesinnungsgenosse. Nun hat er drei Finger weniger und eine Strafanzeige mehr. Gefunden wurden die Finger später in einem Braunglaskontainer. Die besten Witze reißt halt noch immer das Leben selbst.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

chief wiggum, im schönen Münsterland, Dienstag, 03.10.2023, 15:28 (vor 812 Tagen) @ Jahwe

Wie viele von den verhaltensauffälligen Kindern hast du denn in deiner Schulzeit kennengelernt? Ansonsten würde ich mich hüten, von Einzelfällen auf damals 17 Millionen Ostdeutsche zu schließen.
Die anderen Punkte habe ich in ähnlicher Form kennengelernt. Wir hatten Brieffreunde in Sachsen-Anhalt, die Weihnachtspakete mit Nettigkeiten aus dem Westen immer gerne angenommen haben. Nach dem Fall der Mauer haben wir ihnen geholfen, im Ruhrgebiet ein Westauto zu finden, weil im Zonenrandgebiet alles ausverkauft war. Relativ schnell endete danach aber der Kontakt, weil Besuche bei uns im Westen immer ausgedehnter wurden und man sich wunderte, dass man morgens zur Arbeit musste.
Auch die offene rechtsradikale Gesinnung habe ich im Westen so noch nicht erlebt. In einem Taxi in Leipzig hatte der Taxifahrer offen Rechtsrock gehört, während er mich durch die Gegend fuhr.
Trotz allem glaube ich nicht, dass damals andere Alternativen als die Wiedervereinigung möglich gewesen wären. Lafontaine war damals ja immer eher ein Mahner und Bremser, der auf die finanziellen Belastungen einer Wiedervereinigung hingewiesen hat. Das Ergebnis war eine krachende Niederlage in der Wahl im Dezember 1990, obwohl sich in den Jahren davor eine gewisse „Kohl muss weg“- Stimmung breit gemacht hatte.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Habakuk, OWL, Dienstag, 03.10.2023, 15:55 (vor 812 Tagen) @ chief wiggum

Die anderen Punkte habe ich in ähnlicher Form kennengelernt. Wir hatten Brieffreunde in Sachsen-Anhalt, die Weihnachtspakete mit Nettigkeiten aus dem Westen immer gerne angenommen haben. Nach dem Fall der Mauer haben wir ihnen geholfen, im Ruhrgebiet ein Westauto zu finden, weil im Zonenrandgebiet alles ausverkauft war. Relativ schnell endete danach aber der Kontakt, weil Besuche bei uns im Westen immer ausgedehnter wurden und man sich wunderte, dass man morgens zur Arbeit musste.

Ein entfernter Verwandter aus Sachsen, Anfang zwanzig, war 1990 bei meinen Eltern untergekommen. Er fand ziemlich schnell Arbeit und verdiente auch reichlich Geld. Wie selbstverständlich wohnte er noch einige Monate bei meinen Eltern, ohne auch nur einen Pfennig für Kost und Logis abzutreten. Nachdem er ausgeflogen war, haben wir nie wieder etwas von ihm gehört. (Auch nur ein anektdotischer Beitrag, aber bis heute für mich befremdlich.)

Trotz allem glaube ich nicht, dass damals andere Alternativen als die Wiedervereinigung möglich gewesen wären. Lafontaine war damals ja immer eher ein Mahner und Bremser, der auf die finanziellen Belastungen einer Wiedervereinigung hingewiesen hat. Das Ergebnis war eine krachende Niederlage in der Wahl im Dezember 1990, obwohl sich in den Jahren davor eine gewisse „Kohl muss weg“- Stimmung breit gemacht hatte.

Der Zusammenbruch der DDR hat Kohl damals den Job als Kanzler gerettet. Er ließ sich danach bis zum Ende seines Lebens als "Kanzler der Einheit" feiern (und für viele ist er das noch immer), was mich schon sehr geärgert hat. Inzwischen sollten aber die meisten gemerkt haben, dass es sich bei der Wiedervereinigung eher um die "Einheit des Kanzlers" gehandelt hat, bei deren Umsetzung schwere und von zudem frühzeitig erkennbare Fehler gemacht wurden. Für mich ist das noch heute die grundlegende Ursache dafür, dass so viele Menschen im Osten noch immer nicht in der Bundesrepublik angekommen sind.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Garum, Bornum am Harz, Dienstag, 03.10.2023, 10:58 (vor 813 Tagen) @ MarcBVB

Vielleicht ein Grund sich daran zu erinnern, dass Frieden und Demokratie nicht umsonst sind.

Habt einen schönen Tag der deutschen Einheit.

Marc

Eher Tag der Wiedervereinigung, von einer Einheit sind wir zur Zeit soweit entfernt wie S04 von der deutschen Meisterschaft.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

herrNick, Dienstag, 03.10.2023, 12:12 (vor 813 Tagen) @ Garum

Vielleicht ein Grund sich daran zu erinnern, dass Frieden und Demokratie nicht umsonst sind.

Habt einen schönen Tag der deutschen Einheit.

Marc


Eher Tag der Wiedervereinigung, von einer Einheit sind wir zur Zeit soweit entfernt wie S04 von der deutschen Meisterschaft.

Doch, wie sind eine Einheit. Unterschiede gibt es zwischen Nord und Süd, Stadt und Land, Hessen und Niedersachsen. Aber der Großteil der Geschichte ist uns gemeinsam mit Höhen und Tiefen.

vielleicht 2 Artikel die zum nachdenken anregen

Oleoleole, Dienstag, 03.10.2023, 18:19 (vor 812 Tagen) @ Kalmar

Naja, wir sind ja nicht bei Wunsch Dir Was....

"Der Osten" hatte genug Zeit, um sich an die Gepflogenheiten und Denkweisen des Westen anzupassen.

Das mag im kleinen unterschiedlich sein - so, wie es Deutsche, Franzosen, Spanier innerhalb der EU sind, Italiener im Norden und im Süden, etc im Grossen und Ganzen geht es halt in die kapitalistische Ausrichtung.
Wem einen das das nicht gefällt, Pech. Auf nach Kuba.

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herrNick, Dienstag, 03.10.2023, 12:09 (vor 813 Tagen) @ Kalmar

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/tag-der-deutschen-einheit-gegen-die-ignoranz-des-westens-der-osten-muckt-endlich-auf-li.436893

Und

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/der-ostdeutsche-jetzt-spricht-er-nicht-nur-russisch-jetzt-ist-er-auch-noch-wuetend-li.436118

Ich habe den ersten Artikel ungefähr bis zur Hälfte gelesen. Und das hat mich zum Nachdenken gebracht. Und daher habe ich mir den Rest des Artikels und den zweiten Artikel gespart. So verkürzt und oberflächlich und voller Halbwahrheiten habe ich noch keinen Ostdeutschen Menschen kennengelernt. Das ist schlimmer als alle Vorurteile, die ich je gehört habe.
„Wir brauchen Neugier auf den Osten“
Warum sollte die geringer sein als die Neugier auf Hessen oder RP oder das Saarland? Kann man das objektiv belegen? Die Neugier vieler Menschen inkl. mir selbst ist aktuell abgeflacht, weil ich keine Lust habe, dort in politische Diskussionen verwickelt zu werden. Daher fahre ich dort nicht hin. Genau die großen AfD Balken bremsen meine Neugier.
„Der Osten muckt auf“
Ja, total gute Idee, indem man einfach mal eine ausgewiesen menschenfeindliche Partei wählt. Sorry, liebe Ostdeutsche mit Rechtsdrall. Ihr seid ein Problem. Sorry liebe Ostdeutsche ohne Rechtsdrall, dass ihr darunter im Moment auch noch leiden müsst.

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Habakuk, OWL, Dienstag, 03.10.2023, 13:45 (vor 812 Tagen) @ herrNick
bearbeitet von Habakuk, Dienstag, 03.10.2023, 13:49

Ich habe den (ersten) Artikel mit Mühe zuende gelesen. Leider reiht sich da eine befremdliche Aussage an die andere. Ein paar Beispiele:

"Filme mit Ostbezug laufen in den Ostsendern." Mit Ostsendern meint die Autorin vermutlich MDR und RBB. Das sind nun mal die Regionalprogramme der ARD. Im NDR kommt was über den Norden, im SWR etwas über den Südwesten und im BR erfahren wir, wo Deutschland am schönsten ist. Und noch nicht einmal die Bayern haben sich bislang darüber beklagt, dass das andernorts nicht das ganz große Publikum interessiert. Viele der aktuell im Osten beklagten Probleme gibt es im Westen übrigens auch (insbesondere im Ruhrgebiet), ich glaube aber nicht, dass das in Brandenburg überhaupt jemand weiß.

"Vielleicht fängt ja jetzt der Westen an, sich für den Osten zu interessieren in einer aufrichtigen Neugier für das, was unsere vielfältige Region ausmacht." Das Problem scheint mir eher zu sein, dass der Westen nicht damit anfängt, sich für den Osten zu interessieren, sondern allmählich damit aufhört. Wir waren in den 1990er Jahren sehr häufig in den "neuen Ländern", um kennenzulernen, was wir noch nicht kannten, zumal dort zahlreiche für die deutsche Geschichte und Kultur bedeutende Orte liegen. Inzwischen ist "Mitteldeutschland" für uns nahezu ein No-Go-Area geworden, weil ich das Gefühl habe, dort als Westdeutscher nicht mehr gesehen zu sein und mich das zunehmend braune Wahlvolk dort immer mehr ankotzt.

"Selbst bei den Bundestagswahlen kandidierten in meinem Brandenburger Wahlkreis für fünf von sechs Parteien Westdeutsche, ich war die Einzige mit ostdeutschen Wurzeln." Da fragt man sich natürlich, wer diese Kandidaten aufstellt. In der Regel werden diese doch von Kreisverbänden oder Landesparteitagen nominiert. Es obliegt "den Ostdeutschen" also selbst, sich an der Auswahl ihrer Kandidaten zu beteiligen und niemand zwingt die regionalen Gremien, einen "Wessi" zu nominieren.

"Ich bin 55 Jahre alt, Ostdeutsche in meinem Alter haben fast alle einen Zickzack-Lebenslauf." Willkommen im Kapitalismus. Einen solchen Lebenslauf hatten viele Westdeutsche übrigens schon vor 1990.

Tja. Dieser Artikel lässt mich ziemlich ratlos zurück, zumal ich da nichts Konstruktives finde. Was genau ich jetzt als Westdeutscher anders machen soll, damit irgendwas besser wird, kann ich da nicht herauslesen.

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Ulrich, Dienstag, 03.10.2023, 12:24 (vor 813 Tagen) @ herrNick

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/tag-der-deutschen-einheit-gegen-die-ignoranz-des-westens-der-osten-muckt-endlich-auf-li.436893

Und

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/der-ostdeutsche-jetzt-spricht-er-nicht-nur-russisch-jetzt-ist-er-auch-noch-wuetend-li.436118


Ich habe den ersten Artikel ungefähr bis zur Hälfte gelesen. Und das hat mich zum Nachdenken gebracht. Und daher habe ich mir den Rest des Artikels und den zweiten Artikel gespart. So verkürzt und oberflächlich und voller Halbwahrheiten habe ich noch keinen Ostdeutschen Menschen kennengelernt. Das ist schlimmer als alle Vorurteile, die ich je gehört habe.
„Wir brauchen Neugier auf den Osten“
Warum sollte die geringer sein als die Neugier auf Hessen oder RP oder das Saarland? Kann man das objektiv belegen? Die Neugier vieler Menschen inkl. mir selbst ist aktuell abgeflacht, weil ich keine Lust habe, dort in politische Diskussionen verwickelt zu werden. Daher fahre ich dort nicht hin. Genau die großen AfD Balken bremsen meine Neugier.
„Der Osten muckt auf“
Ja, total gute Idee, indem man einfach mal eine ausgewiesen menschenfeindliche Partei wählt. Sorry, liebe Ostdeutsche mit Rechtsdrall. Ihr seid ein Problem. Sorry liebe Ostdeutsche ohne Rechtsdrall, dass ihr darunter im Moment auch noch leiden müsst.

Etwa so weit war ich auch gekommen. Die Berliner Zeitung ist unter ihrem aktuellen Herausgeber zu einer unglaublichen Schwurbler-Postille verkommen.

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Gargamel09, Dienstag, 03.10.2023, 12:26 (vor 813 Tagen) @ Ulrich

Etwa so weit war ich auch gekommen. Die Berliner Zeitung ist unter ihrem aktuellen Herausgeber zu einer unglaublichen Schwurbler-Postille verkommen.

Ich habs nicht mal gelesen, BZ und so, ist ja auch eher an "Euch" gerichtet.

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Ulrich, Dienstag, 03.10.2023, 12:45 (vor 813 Tagen) @ Gargamel09

Etwa so weit war ich auch gekommen. Die Berliner Zeitung ist unter ihrem aktuellen Herausgeber zu einer unglaublichen Schwurbler-Postille verkommen.


Ich habs nicht mal gelesen, BZ und so, ist ja auch eher an "Euch" gerichtet.

BZ ist etwas anderes, ein Bild-Abklatsch aus dem Hause Springer. Die Berliner Zeitung wurde 1945 gegründet und war eine der größten Zeitungen der DDR. Nach der Wende privatisiert, und dann mehrfach weiter verkauft.

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Eibaueristmeinfreund, Dienstag, 03.10.2023, 10:51 (vor 813 Tagen) @ Kalmar

diese Artikel widerspiegeln ja nicht die Sicht der Ostdeutschen sondern die Sicht der verbitterten Ostdeutschen.
Als Hauptursache sehe ich aber die völlig idealisierte Sicht auf die alte Bundesrepublik als Traumwunderland schlechthin vor dem Mauerfall .
Dass man mit dieser Wunschvorstellung dann entäuscht sein muss, liegt auf der Hand.

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Kalmar, Berlin, Dienstag, 03.10.2023, 12:16 (vor 813 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

DIe Frage ist doch. Warum kam es dazu.

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Eibaueristmeinfreund, Dienstag, 03.10.2023, 12:26 (vor 813 Tagen) @ Kalmar

DIe Frage ist doch. Warum kam es dazu.

Wie fast immer sind die Ursachen vielfältiger Natur.

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Gargamel09, Dienstag, 03.10.2023, 12:21 (vor 813 Tagen) @ Kalmar

DIe Frage ist doch. Warum kam es dazu.

Blühende Landschaften.

Demokratie ist nicht so einfach, wie eine Diktatur, wo einem fast alles abgenommen wird und "einer" bestimmt, wo es lang geht, man muss mitmachen und kann dennoch enttäuscht werden.

Kapitalismus kann brutal sein.

Es gibt so viele Erklärungen.

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1890er, Dienstag, 03.10.2023, 11:40 (vor 813 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

Als Hauptursache sehe ich aber die völlig idealisierte Sicht auf die alte Bundesrepublik als Traumwunderland schlechthin vor dem Mauerfall .
Dass man mit dieser Wunschvorstellung dann entäuscht sein muss, liegt auf der Hand.


Die Ostdeutschen in meinem Umfeld sind eher enttäuscht von genau dieser herablassenden Haltung.

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Eibaueristmeinfreund, Dienstag, 03.10.2023, 11:48 (vor 813 Tagen) @ 1890er


Die Ostdeutschen in meinem Umfeld sind eher enttäuscht von genau dieser herablassenden Haltung.

Sicher gibt es die.
Ich berichte ja nicht von außen, sondern als ehemaliger DDR-Bürger und immer noch im Osten lebend.
Viele wollten sich ein anders Deutschland jenseits der Mauer vorstellen, das es aber nur in den Werbespots des Westfernsehen gab.
Ich glaube schon, dass das ein wichtiger Grund der jetzigen Unzufriedenheit ist.
Sicher nicht der einzige .

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1890er, Dienstag, 03.10.2023, 11:55 (vor 813 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

Entschuldige, ich bin als Dortmunder, der in den Osten migriert ist, aktuell einfach sehr empfindlich, weil mich die Vorurteile, Unwissenheiten, Beschimpfungen und blöden Witze, die ich mir aus beiden Richtungen seither anhören muss, zur Verzweiflung bringen.

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Ulrich, Dienstag, 03.10.2023, 11:08 (vor 813 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

diese Artikel widerspiegeln ja nicht die Sicht der Ostdeutschen sondern die Sicht der verbitterten Ostdeutschen.
Als Hauptursache sehe ich aber die völlig idealisierte Sicht auf die alte Bundesrepublik als Traumwunderland schlechthin vor dem Mauerfall .
Dass man mit dieser Wunschvorstellung dann entäuscht sein muss, liegt auf der Hand.

Ich kann mich an einen Besuch eines Rentner-Ehepaares Anfang der Achtziger beim meiner Großmutter erinnern. Ich meine, es wären ihre Schwester und deren Mann gewesen. Die waren z.B. enttäuscht darüber, dass "nur" Butter auf dem Frühstückstisch stand und nicht "die gute Rama". Auch mit der Angebotsvielfalt in westlichen Geschäften kamen sie nicht klar. Das Fernsehgerät meiner Eltern war kurz vorher kaputtgegangen. Mein Vater wollte auf ein Sonderangebot warten. Als sie dann an einem Radio- und Fernsehgeschäft vorbei kamen kam dann die Bemerkung "Hier gibt es doch Fernseher. Wieso holst Du dir keinen?". Die waren halt gewohnt, dass es wenig gab. Man hatte relativ gesehen viel Geld, aber auf Konsumgüter musste man vielfach jahrelang warten. Das hat dann nach der Wende teilweise dazu geführt, dass man deutlich mehr kaufte, als man sich leisten konnte.

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Eibaueristmeinfreund, Dienstag, 03.10.2023, 11:36 (vor 813 Tagen) @ Ulrich

Meine Erinnerung: ab Herbst 89 gab es eine bis dahin nie dagewesene Aufbruchstimmung.
Leider hat es keine einzige gesellschaftliche oder politische Kraft geschafft, diese zu kanalisieren und diesen Schwung zu nutzen.
Die Chance war da .

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Ulrich, Dienstag, 03.10.2023, 12:42 (vor 813 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

Meine Erinnerung: ab Herbst 89 gab es eine bis dahin nie dagewesene Aufbruchstimmung.
Leider hat es keine einzige gesellschaftliche oder politische Kraft geschafft, diese zu kanalisieren und diesen Schwung zu nutzen.
Die Chance war da .

Die Aufbruchstimmung gab es definitiv. Allerdings war die Aufgabe riesig, und niemand war wirklich auf sie vorbereitet. Der Zustand der DDR-Industrie war deutlich schlechter, als im Westen von den größten Pessimisten erwartet wurde. Und selbst die moderneren Teile waren reichlich ineffizient. An Exporten in den Westen konnte man nur deshalb Geld verdienen, weil man für die Produkte harte Devisen kassierte, die Mitarbeiter aber mit DDR-Mark bezahlte. Mit der Währungsunion war dieser Vorteil von einem Tag auf den anderen pulverisiert worden. Die DDR-Manager verstanden vielfach nicht, wie die westliche Wirtschaft funktioniert, die westlichen Manager nicht die DDR-Wirtschaft. Und DDR-Fachleute mit SED-Hintergrund wurden zudem häufig aussortiert, das waren in der Regel aber die Leute mit der besten Ausbildung. Gleichzeitig hatte man im Westen nicht annähernd genügend gute Leute für die öffentliche Verwaltung und für die Treuhand. Man nahm wen man bekommen konnte.

Der größte persönliche Schlag war für viele Menschen in der DDR der Fall in die Arbeitslosigkeit. Aber Entlassungen ließen sich vielfach nicht vermeiden, in der gesamten DDR-Wirtschaft und -Verwaltung arbeiteten deutlich mehr Personen, als eigentlich benötigt wurden. Darauf aber war im Osten wohl kaum jemand vorbereitet.

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Eibaueristmeinfreund, Dienstag, 03.10.2023, 15:50 (vor 812 Tagen) @ Ulrich

Die Aufbruchstimmung gab es definitiv. Allerdings war die Aufgabe riesig, und niemand war wirklich auf sie vorbereitet. Der Zustand der DDR-Industrie war deutlich schlechter, als im Westen von den größten Pessimisten erwartet wurde. Und selbst die moderneren Teile waren reichlich ineffizient. An Exporten in den Westen konnte man nur deshalb Geld verdienen, weil man für die Produkte harte Devisen kassierte, die Mitarbeiter aber mit DDR-Mark bezahlte. Mit der Währungsunion war dieser Vorteil von einem Tag auf den anderen pulverisiert worden. Die DDR-Manager verstanden vielfach nicht, wie die westliche Wirtschaft funktioniert, die westlichen Manager nicht die DDR-Wirtschaft. Und DDR-Fachleute mit SED-Hintergrund wurden zudem häufig aussortiert, das waren in der Regel aber die Leute mit der besten Ausbildung. Gleichzeitig hatte man im Westen nicht annähernd genügend gute Leute für die öffentliche Verwaltung und für die Treuhand. Man nahm wen man bekommen konnte.

Ich bezog mich nur auf diesen Aspekt.
Nochmal, es gab keinen, der diese Stimmung in positive Energie entladen konnte.
1990 war schon wieder Wahlkampf wie fast immer in Deutschland mit 16 Landesparlamenten, einem Bundestag etc.

Sicher war die Aufgabe riesig und beispiellos.
Aber leider wurden aus Wahlkampfgründen kaum einlösbare Versprechungen gemacht.
Ist nun mal geschehen und nicht revidierbar.
Mir geht der Blick und die Analyse zum Osten eh zu oft auf die Vergangenheit.
Ständig ist irgendwer beleidigt oder fühlt sich benachteiligt.
Insgesamt empfinde ich die Überwindung der DDR und die danach genommene Entwicklung dankbar und als posiitives Ereignis.
Wer ständig nach hinten schaut und verpassten Chancen oder Ungerechtigkeiten nachhängt, verliert den Blick für die Gegenwart und Zukunft .

vielleicht 2 Artikel die zum nachdenken anregen

MarcBVB, עַם יִשְׂרָאֵל חַי, Dienstag, 03.10.2023, 10:50 (vor 813 Tagen) @ Kalmar

Nein, die Zeitung des IM "Peter Bernstein" sollte wirklich keine valide Quelle sein.

vielleicht 2 Artikel die zum nachdenken anregen

Abseits, Dienstag, 03.10.2023, 11:20 (vor 813 Tagen) @ MarcBVB

Nein, die Zeitung des IM "Peter Bernstein" sollte wirklich keine valide Quelle sein.

Eine Fernsehdokumentation über den Osten von Jessy Wellmer allerdings auch nicht. Ich hatte da vor ein paar Tagen zufällig reingezappt und es war tatsächlich die wie im Artikel beschriebene Zooführung durch den Osten. Peinlich.

In beiden Artikeln geht es mehr oder weniger um die Ignoranz des Westens. Wie ich finde, schönes Beispiel für diese Ignoranz, den 3. Oktober als Ende der Diktatur zu feiern.

Mein Beitrag zum 3. Oktober: Hinterlandgang

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Eibaueristmeinfreund, Dienstag, 03.10.2023, 10:16 (vor 813 Tagen) @ MarcBVB

eigentlich schon am 18.März 1990.
Aber ich weiß, was Du meinst .

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Eibaueristmeinfreund, Dienstag, 03.10.2023, 11:29 (vor 813 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

Eher noch 9.11.1989. Ohne Grenze keine Diktatur.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Eibaueristmeinfreund, Dienstag, 03.10.2023, 11:42 (vor 813 Tagen) @ Taifun

Eher noch 9.11.1989. Ohne Grenze keine Diktatur.

Kann man so sehen.
Doch der
verfassungsmäßige Alleinherrschaftsanspruch der SED galt auch noch am 10.11.
Dieser wurde erst am 1.12.1989 entfernt.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

MarcBVB, Dienstag, 03.10.2023, 10:07 (vor 813 Tagen) @ MarcBVB

Jepp.

Und 20-30 Prozent sehen Russlands Krieg nicht als Problem und Gefahr für die Demokratie.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

CedricVanDerGun, Hamburg, Dienstag, 03.10.2023, 11:34 (vor 813 Tagen) @ Taifun

Du musst dich halt mal in alternativen Medien schlau lesen ;) usw….

Wenn es nicht so traurig wäre

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Ulrich, Dienstag, 03.10.2023, 11:58 (vor 813 Tagen) @ CedricVanDerGun

Du musst dich halt mal in alternativen Medien schlau lesen ;) usw….

Wenn es nicht so traurig wäre

In der DDR waren die dort in der Regel im Volksmund als "Russen" bezeichneten Bürger der UDSSR in der Regel eher unbeliebt. Wie das jetzt in eine blinde Liebe zu Russland umkippen konnte, wird vermutlich Generationen von Historikern beschäftigen.

Im Tagesspiegel gibt es aktuell ein Interview mit Christina Morina, leider mittlerweile hinter der Paywall. Die Frau ist in der DDR geboren und aufgewachsen und mittlerweile Professorin an der Uni Bielefeld. Darin ist mir ein Aspekt aufgefallen.

Morina zufolge in der DDR die Idee eines sozial und national homogenen Volkes, die auch die basisdemokratischen Akteure in der Zeit der Wende massiv beeinflusste. Für mich scheint das so etwas wie ein linker Abklatsch der Voksgemeinschaft der Nazis zu sein. Auf jeden Fall steht dieses Bild im Gegensatz zu dem einer heterogenen, pluralistischen Gesellschaft westlichen Stils. Wenn die AfD im Osten an dieses Gesellschaftsbild anknüpft, dann steht sie sowohl in der Tradition der Nazis als auch des DDR-Staates.

Auch der tatsächliche Vielvölkerstaat Russland wird von vielen fälschlich als ein Land mit einer homogenen Bevölkerung angesehen. Die kleineren Volksgruppen vor allem im Osten und Süden werden einfach ausgeblendet. An der Spitze dieses "ethnisch reinen" Russlands steht der von vielen gewünschte "Starke Mann" Wladimir Putin.

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Eibaueristmeinfreund, Dienstag, 03.10.2023, 12:10 (vor 813 Tagen) @ Ulrich

Dieser Analyse kann ich mich gut anschließen, weil ich ähnliches höre und sehe.
Die Sehnsüchte vieler Ostdeutsche wurden mit dem Mauerfall/Wiedervereinigung nicht oder unzureichend erfüllt.
Nun wendet man sich wieder dem Gegenteil zu.
Noch ist das nicht die Mehrheit auch wenn Lautstärke und mediale Präsenz etwas anderes suggerieren .

Heute vor 33 Jahren endete die letzte Diktatur auf deutschem Boden

Ulrich, Dienstag, 03.10.2023, 12:22 (vor 813 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

Dieser Analyse kann ich mich gut anschließen, weil ich ähnliches höre und sehe.
Die Sehnsüchte vieler Ostdeutsche wurden mit dem Mauerfall/Wiedervereinigung nicht oder unzureichend erfüllt.
Nun wendet man sich wieder dem Gegenteil zu.
Noch ist das nicht die Mehrheit auch wenn Lautstärke und mediale Präsenz etwas anderes suggerieren .

Auch wenn Morina deutlich vor einer Gleichsetzung der aktuellen Situation mit der Anfang der Dreißiger des letzten Jahrhunderts warnt, ist sie übrigens mit Teilen der CDU hart ins Gericht gegangen. Der Titel des Interviews lautete dann auch „Teile der CDU kratzen an der demokratischen Ordnung“.

Wörtlich heißt es bei ihr: "Vor diesem Hintergrund ist es außerordentlich gefährlich, wie die Union gerade ihre Haltung zur AfD aufweicht. Dass sie nun inhaltlich und in ihrer Sprache nicht nur Punktuelles, sondern geradezu die Substanz der AfD übernimmt, wie Friedrich Merz mit seiner unsäglichen Aussage zur Gesundheitsversorgung von Geflüchteten offenbart hat, ist sehr beunruhigend. Das ist ein neuer Tiefpunkt, auch Teile der CDU kratzen damit an der demokratischen Ordnung des Landes."

Ende September hat Morina das Buch "Tausend Aufbrüche: Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 1980er-Jahren" herausgebracht. Gegebenenfalls werde ich mir das demnächst mal zulegen.

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