(Niederlande) Wilders Wahlsieger (Politik)

Glaube mir, dass ich sowohl beruflich aus auch mit viel zu viel privater Zeit genau so argumentiere. Aber ich muss eben festhalten, dass mir nicht nur die Verbündeten schwinden, sondern auch bald das Löschwasser ausgeht, um die vielen Brände in meinem Bekanntenkreis zu bekämpfen.

Mag sein, dass mein Ironiedetektor gerade einen Fehlalarm meldet, daher frage ich noch einmal nach:

Du kennst niemanden, der mit der AFD liebäugelt?

Es gibt mit Sicherheit einen harten Kern der so drauf ist. Es gibt ja auch noch immer Leute die jeden Montag gegen Corona Maßnahmen auf die Straße gehen.
Aber den Großteil der aktuell 22% AfD Wähler muss man mit Sicherheit noch nicht aufgeben.

Und ich glaube, dass da draußen einfach jede Menge unanständige Menschen rumlaufen, die ihre Unanständigkeit halt bisher einfach nicht zeigen durften oder wollten. Die sich als Teil einer Minderheit sahen, sich jetzt bestätigt fühlen und immer lauter, mutiger und unanständiger werden.

Diese Menschen in Schutz zu nehmen mit der Begründung, dass "man sie noch nicht aufgeben will", weil sie ja im Grunde eigentlich nur ein bisschen protestwählen wollen, unterschätzt das Problem gewaltig und kann und wird uns meiner Meinung nach noch mächtig auf die Füße fallen.

Ob die AfD jetzt innerhalb des letzten Jahres radikaler geworden ist, oder nicht, ist doch eine Debatte im Nachkommabereich.

Der Zeitpunkt, an dem ein Wähler noch behaupten konnte, er setze sein Kreuz nicht bei einer eindeutig rechtsradikalen Partei, ist doch schon längst vorbei.

Fakt ist doch: mehr und mehr Menschen wählen bewusst rechtsextrem.

Da kannst du mit Fakten noch und nöcher kommen, die würden selbst dem eigenen Untergang nah, nicht von ihrer Unterstützung abrücken, weil eigentlich sind die anderen immer noch Schuld und Trump (die AfD....) kommen dagegen eben nicht an..

Es gibt mit Sicherheit einen harten Kern der so drauf ist. Es gibt ja auch noch immer Leute die jeden Montag gegen Corona Maßnahmen auf die Straße gehen.
Aber den Großteil der aktuell 22% AfD Wähler muss man mit Sicherheit noch nicht aufgeben. Damit macht man es sich dann auch zu einfach.

Deren Aufstieg in den Umfragen passierte in dem Moment, wo sie noch radikaler in ihren Aussagen wurden. Die hatten vorher 9-12% deutschlandweit, jetzt 22%, wenn die 10%, die hinzugekommen sind, auf deren radikale Agenda abfahren, bekommt man die doch genauso schlecht wieder auf den richtigen Pfad, wie die 9-12% Kernwählerschaft.
Ich habe da arge Zweifel, auch persönlicher Erfahrung heraus, dass man sich da den Mund fusselig argumentieren kann und die Mühe war es nicht wert - hier im Osten dürfte das um einiges schwieriger sein, als im Westen, wenn die hier längst die stärkste Partei (mit Abstand) sind.

Welche Brandmauern sollen da drüben denn noch gestanden haben? Die Viecher waren in Holland schon vor 20 laut und prominent in der Politik vertreten, als es bei uns noch schmuddelig war, die Republikaner zu wählen.

Der Begriff Brandmauer stammt ja wohl in diesem Zusammenhang von Fritze Merz und bedeutet je nach (seinem) Bedarf: Gar keine Kooperation mit der AfD, jedenfalls keine gezielte Zusammenarbeit oder wenigstens keine direkte Regierungsbildung mit ihr. Was letzteres betrifft, stand so eine Brandmauer in den Niederlanden ja bislang auch (Wilders Partei hatte Ruttes Regierung 2010-12 ja "nur" toleriert). Diesmal hat die Vorsitzende der VVD eine Koalition mit Wilders eben gerade nicht ausgeschlossen.

Dass es in den Niederlanden und vielen anderen europäischen Ländern schon länger als in der Bundesrepublik prominente rechtspopulistische und politisch starke rechtsradikale Kräfte gibt, ändert mMn nichts daran, dass die Anbiederung und Normalisierung an solche Positionen ein aktueller europaweiter Trend ist, der stark zugenommen hat. Und ja ich glaube, das ist ein letztlich verstärkender Reflex, der auch einer (nicht der einzige) Erfolgsfaktor von Geert Wilders in den Niederlanden ist.

Komm doch hier nicht mit Fakten.

In fast ganz Europa gab es spätestens ab der Finanzmarkt Krise rechte Parteien.
Sehr oft gibt es diese sogar schon länger.
Deutschland war Jahrzehntelang die Ausnahme von der Regel das es natürlich auch Parteien für Menschen mit eher rechtem/Konservativen Weltbild gibt.
Da waren wir eben 20 Jahre eher die Ausnahme aufgrund der Geschichte dieses Landes.
Wir sind in dieser Entwicklung einfach 10 bis 15 Jahre hinterher.

Ich befürchte auch das die AfD irgendwo zwischen 15 und 20% ihr festes Wählerpotenzial hat. Mit Möglichkeiten Regional oder situativ durchaus über die 30% zukommen wenn die Rahmenbedingungen passen.

Das eigentliche Probleme an der AfD ist eigentlich eher das sie selbst im Europäischen Vergleich sehr weit Außen steht. Man also keinen Trend zur Öffnung und Mäßigung zur Mitte erkennen, den es eigentlich sonst überall gibt um das Wählerpotenzial zu maximieren.

Dadruch das die AfD am laufenden Band die Möglichkeit geboten wird sich als Opfer aufzuspielen hat sie das eben nicht nötig. Ihr werden die Wähler zugetrieben. Sicherlich auch Unterstützt durch Fake News und Social Media aber eben auch durch absolut Abgehobenheit der aktuellen Politikergeneration.

Das man aber solche Parteien auch wieder abwählen oder kleiner bekommen kann sieht man ja immer mal wieder im Europäischen Ausland.

Das ist so. Du hast inzwischen ein wirklich riesiges Problem mit deb sogenannten Mocros. Amsterdam und Rotterdam sind die größten Häfen der Nordsee. Fast jeder Krempel kommt darüber (und den Rest der ZARA-Häfen) nach Europa. Bis vor ein paar Jahren war es so, dass die Kartelle Südamerika kontrolliert haben und die Mocros halt die Häfen in NL.

Inzwischen gibt's da heftigste Revierkämpfe, Journalisten werden ermordet.

Zur Umweltproblematik hat Guido alles gesagt. Das funktioniert alles nicht wirklich gut und die Niederlande haben unfassbar viele Kühe, die natürlich dementsprechend viel Methan in die Atmosphäre furzen.

Bezüglich der Lohnsklaven aus Osteuropa hat es in den letzten Monaten immer wieder gemeinsame Razzien auf beiden Seiten der Grenze gegeben. Die Bilder sind furchtbar.

Da du ja auch regionale Probleme ansprichst: vermutlich verstärkt die geringe Landesgröße diese Probleme noch.

Das ist so. Und es strahlt ja sogar bis zu uns. Was die Zuwanderung aus Ost-Europa in Zusammenarbeit mit der Fleischindustrie im Osten angerichtet hat, ist nicht schön. Heruntergekommene und überbelegte Mehrfamilienhäuser mit verwahrlosten Arbeitssklaven kann nicht der Sinn der europäischen Freizügigkeit sein. Diese sozialen Probleme baden dann auch deutsche Kommunen aus, wenn die ersten Häuser hinter der Grenze von Leuten belegt werden, die dann zu Niedrigstlöhnen in NL arbeiten.