Luke Mockridge (Politik)

Aber es gibt einiges, das ekelhaft, aber nicht strafbar ist.

Das, was ich gesehen habe, dürfte eher nicht strafbar sein. Ich bin mir auch nicht sicher, ob man jemanden für so etwas strafrechtlich belangen sollte. Abgrundtiefe Verachtung, Ächtung und dafür Sorge tragen, dass er als Comedian nie mehr ein Bein auf den Boden bekommt, halte ich für angemessener.

Dann bist du eben eine Meinung und andere sehen das anders.

Es gibt auch verdammt viele Boomer die nicht über Witze, über alte Weiße Männer lachen können.

Siehe Facebook :D

Ich als mittelalter weiße Mann kann das hervorragend ab und finde das Potenzial Witze über deutsche Helmuts oder Davja89's wird viel zu oft brach liegen gelassen.
Da gibts viel zu wenig Feuer...

Daher ist es immer schwierig aus Einzelmeinungen in die eine oder andere Richtung eine Argumentation stützen zu wollen. Besonders bei so einem subjektiven Thema wie Humor.

Allgemein zum Thema:

Luke muss man zumindest drei Dinge zu gute halte bei einer fairen Betrachtungsweise:

1. Wenn man sich den Gesamtausschnitt seines Tourprogramms anschaut (Schnipsel hab ich ja gepostet) ist der Kontext schon ein anderer. Und es ist kein Fertigmachen sondern ein Anerkennen der Leistung und danach ein derber Witz.

2. Angeblich hat er den Teil seiner Show mit einem ehmaligen Paralympic Teilnehmer zusammen geschrieben. Der Name wird auch genannt, kann also durchaus zeitnah überprüft werden.
Klingt jetzt auch nicht danach das da einer gezielt eine Gruppe lächlich machen will.

3. Für die Podcastfolge hat er sich entschuldigt .

Das sind natürlich alles so Randnotizen die dann leider nicht mehr so wirklich interessieren wenn man sein Urteil gefällt hat.

Ich find's wirklich schwierig. Auf der einen Seite ist es auch eine Form von Diskriminierung, wenn nur noch autochthone deutsche das Ziel von Spott sein dürfen. Auf der anderen Seite war das, was Mockridge gesagt hat, schlichtweg menschenverachtend und nicht lustig.

Humor ist grundsätzlich eine fragile Angelegenheit. Humoristische Auseinandersetzung mit bestimmten Gruppen ist noch schwieriger.

Grundsätzlich muss Humor Grenzen ausloten, vielleicht sogar überschreiten, um wirklich gut zu sein. Aber es braucht bei der humoristischen Auseinandersetzung mit Menschengruppen drei grundlegende Voraussetzungen, damit das Ergebnis "gut" sein kann

- gute Beobachtungsgabe
- Empathie / Liebe bei aller kritischen Distanz zu der Gruppe
- Beachtung des Kontext

Wenn der zweite Punkt keine Beachtung findet, wird es leicht die Grenze zu Peinlichkeit, Fremdscham oder gar Hetze zu überschreiten.

Deswegen gelingt es Steffen Möller Witze über Polen / Deutsche zu erzählen, Trevor Noah über die schwarze Community in Südafrika der Apartheid oder Ephraim Kishon über Juden. Sie beobachten gut, legen die Erzählungen an Schmerzgrenzen aber in keinem Augenblick wird das Objekt des Humors als humanistisches Wesen herabgesetzt.

Und Kontext sollte sich selber erklären.

Wenn ich feststelle, dass er das Verhalten eines armen Würstchens an den Tag gelegt hat, ist das keine Empörung aber eine gute Einordnung für mich.

Jeder von uns hat sich sicherlich schon "daneben" benommen. Es sollte nicht zu häufig passieren. Mit einer Grundsympathie werde ich ihm nicht mehr begegnen. Schade, fand die Kinderinterviews seinerzeit eben als solche: sympathisch

Und tbh, mein Lieblingswitz:

Was ist der Unterschied zwischen Anwälten und Nutten?

Die Nutte legt dich nicht mehr aufs Kreuz, wenn du tot bist

Und das ist witzig, weil Prostituierte aus deiner Sicht zwangsläufig weniger Ehrgefühl haben als Anwälte?

Und tbh, mein Lieblingswitz: Woran merkt man, dass ein Anwalt lügt? Er bewegt die Lippen.

Joa und ein ehmaliger Paralympic Teilnehmer hat an dem Programm mitgeschrieben.

Was lernen wir also?

Auch bei Paralympic Teilnehmern zieht jeder seine Grenze anders.
Man könnte fast meinen so wie bei jeder anderen größeren Gruppe gehen dort die Humorgrenzen auch weit auseinander.

Auftreten lassen und ausbuhen lassen wäre sicher eine Strafe, aber dann würde auch die Meldung existieren, dass NightWash ihn trotz der Aussagen hat auftreten lassen.

Ging mir um den Satz an sich, der im Vakuum heftiger Dreck ist und selbst durch Kontext kaum besser wird.

Danach gehen wir wieder zur Tagesordnung über und der Rollstuhlfahrer steht dann wieder im Regen vor der Bahn in die er nicht reinkommt. Aber immerhin gucken wir jetzt kein Luke M. mehr im TV.

Wenigstens muss der Rollstuhlfahrer, der im Regen steht, sich zu Hause nicht auch noch von einem schlechten Komiker vorführen lassen.

Ich glaube fast alle in diesem Bereich arbeiten mit Autoren.
Das heißt nicht zwangsläufig das man vorgefertigte Gags bekommt sondern oft das sowas zusammen geschrieben wird.
Quasi jemanden mit dem man sich die Bälle hin und her spielt.

Wobei er den Begriff "Schwabenschwuchtel" ja dem Lothar Matthäus in den Mund gelegt hat, wenn er sich über Klinsmann aufregt. Ich fand das damals witzig, weil Lodda, wenn er empört war, ja schon schön vom Leder gezogen hat. Dass heute so was selbst im satirischen Rahmen problematisch ist, ist klar. Aber ich habe gerade ein Roman "Die Leopardin" von 2001 gelesen, wo sogar an einer Stelle das N-Wort (deutsche Ausgabe) vorkommt. Und Follet ist ja wirklich nicht als Rassist oder rechts bekannt.

Wobei auch Schmidt wohl heute aus eigenem Antrieb keine Ausdrücke mehr wie "Schwabenschwuchtel" benutzen würde.

Viel interessanter fände ich es übrigens, "Stromberg" heute als neue Serie zu sehen. Das war ja eher eine beißende Satire auf den Spießer, der nach oben buckelt, nach unten tritt und latent frauenfeindlich, homophob und ausländerfeindlich ist. Man hat nicht wirklich mit Stromberg gelacht, sondern über ihn. Ob das heute noch funktionieren würde, würde ich anzweifeln.

Funktioniert.

Finde es auch immer wieder erstaunlich wie z.B. Menschen rumheulen, das ein Al Bundy nicht mehr laufen würde aufgrund von Cancel Culture und dem ganzen Käse.
Dabei läuft dann eine Serie mit It's Always Sunny in Philadelphia die in jeder Hinsicht noch einen draufpackt.

Kontext funktioniert in beiden Fällen auch ähnlich. Al Bundy hat als Männerfossil der nicht loslassen kann.

It's Always Sunny in Philadelphia mit einer Gruppe von absolut schrecklichen Menschen.
Im Prinzip eine deutlich heftigere Nummer als z.B. Seinfeld damals.

Das ganze geht also noch wunderbar, aber hier hat man halt den Kontext.
Modridge ist einfach nur ein Arschloch. Schmidt würde sicherlich anders agieren, aber selbst mit gestiegenen Alter ist der ja deutlich näher am Puls der Zeit als Modrige.

Finde es gut das sich vieles im Bereich Comedy entwickelt hat und man nicht immer nur nach unten tritt oder die ganz billigen Gags abgreifen muss.
Wovon ich jedoch kein Fan bin, das Rechteinhaber bestimmte Folgen etc. von Serien aus dem Programm nehmen.
Das diese Serien ein Produkt ihrer Zeit sind, so viel sollte jeder Zuschauer auf die Reihe kriegen.

Ich würde sogar behaupten, dass man darüber noch hervorragend lachen kann. Es geht ja in der Serie nicht darum, Frauen zu verachten oder sich über Homosexuelle lustig zu machen. Es geht darum zu sehen, was für ein armes Würstchen jemand, der eben das tut, doch ist.

Es ist ja bspw. auch deutlich näher am britischen Original "The Office" als der amerikanische Ableger, wo man nach der ersten Staffel eine andere Richtung eingeschlagen hat.

Eine Gesellschaft, in der man nicht mehr über „Stromberg“ lachen kann/darf, ist gescheitert.

Wobei auch Schmidt wohl heute aus eigenem Antrieb keine Ausdrücke mehr wie "Schwabenschwuchtel" benutzen würde.

Viel interessanter fände ich es übrigens, "Stromberg" heute als neue Serie zu sehen. Das war ja eher eine beißende Satire auf den Spießer, der nach oben buckelt, nach unten tritt und latent frauenfeindlich, homophob und ausländerfeindlich ist. Man hat nicht wirklich mit Stromberg gelacht, sondern über ihn. Ob das heute noch funktionieren würde, würde ich anzweifeln.

Ich habe kürzlich mal wieder ein paar Folgen angeschaut. Es war im Prinzip wie beim ersten Mal sehen auch: Fremdscham von der ersten bis zur letzten Minute. Bei mir hat das noch funktioniert.

Du meinst zum Beispiel so Nullthemen, wie Störungen im Bahnverkehr oder sowas?

Die Logik ist einfach, dass die Witze nicht auf Augenhöhe stattfinden. Wenn die Gruppe, die dominierend ist, über die unterlegenen macht, dann ist das einfach ein weiteres Instrument, die Machtverhältnisse zu zeigen.

Die Logik hab ich noch nie verstanden...

Offensichtlich. Ist auch anspruchsvoll.

Ich bin ja eher Fan des gepflegten Kabaretts. Hagen Rether, "Die Anstalt", Lisa Eckhardt, Dieter Nuhr, Christoph Sieber... Dabei habe ich keine große politische Agenda, was ich witzig finde, finde ich witzig...oder beim Kabarett manchmal auch "nur" intelligent.
Im Bereich Comedy Torsten Sträter, Olaf Schubert, Atze Schröder oder Helge Schneider. Gegen Mario Barth als Typ habe ich nichts, aber finde sein Programm ziemlich unlustig.

Mit Mockridge' Bühnenhumor kann ich nicht anfangen und weiß nicht, was er wieder gesagt hat, aber Humorschaffende wollen/müssen auch provozieren und da sollte nicht bei jedem zweiten Satz die Political Correctness-Polizei lauern.
Ricky Gervals spielt zwar in einer anderen Liga, müsste aber eigentlich häufig die gleiche Empörung hervorrufen.

Über Comedy und Humor kann man ja streiten. Ich kann zum Beispiel über einen Dieter Nuhr oder Mario Barth überhaupt nicht lachen. Gar nicht mal, weil ich mich über die Inhalte empöre. Einfach ihre Art.
Aber es gibt schon einen Unterschied zwischen stumpfer Beleidigung und Sarkasmus/Comedy. Die Aussagen von Mockridge sind einfach nur beleidigend und diffamierend ohne jedweden künstlerischen Inhalt. Beispiel mit den Schwimmern. Obendrein auch noch fachlich falsch, wenn man sieht, wie die Para-Schwimmer ihren Sport beherrschen, da steht durchaus zur Debatte, wie viele Sekunden Mockridge im Becken hinter ihnen herhecheln würde.

Man kann auch nicht immer nur das Opfer sein. Bei der Frauen-Sache von ihm war mir manches irgendwie undurchsichtig, muss ich ehrlich gestehen, aber in der Öffentlichkeit entlarvt sich dann irgendwann der Charakter eines Menschen. Hoffentlich verschwindet er bald von der Bildfläche.

Mockridge als Comedian mag ich nicht, aber was die "Frauen-Sache" angeht, da hat der Spiegel z.B. juristisch ordentlich auf die Fresse bekommen, ähnlich wie bei Lindemann.

Ohne zu wissen, was er explizit gesagt hat, ist auch die Transgender Community nicht ohne Fehl und Tadel und hat einen kritischen Umgang verdient.

Ich meine es war schon ein wenig differenzierter. Er ärgerte sich darüber, dass die "Alphabet - people" in wenigen Jahren mehr für die Gleichberechtigung erreicht haben als die Schwarzen in Jahrzehnten. Also eher eine Neid Debatte unter Minderheiten als das er sich auf die Trump Anti-woke Seite gestellt hätte.
Insgesamt aber natürlich nicht seine Sternstunde, klar.