Schock (BVB)

Will Kane, Saarbrücken, Donnerstag, 02.01.2025, 22:39 (vor 4 Tagen) @ Ulrich

Die Nachricht von Teddys Tod ist wie ein Schock für mich.

In den letzten Jahrzehnten bin ich Teddy de Beer ebenfalls einige Male begegnet, mal bei offiziellen Anlässen, mal ganz informell. Netter Kerl, unkompliziert. Einer, mit dem man gerne ein Bier trinkt. Und obwohl er um einiges
jünger war als ich, konnten wir über die gleichen Dinge lachen. Und so wie ich ihn in Erinnerung habe, hat er gern und viel gelacht.

Seit einiger Zeit habe ich nichts mehr von ihm oder über ihn gehört. Nun ist er tot. Unfassbar.

Mit 60. Plötzlich und unerwartet. Scheiße.

Möge er in Frieden ruhen.

Wir alle müssen uns darüber klar sein, dass das Leben von jetzt auf gleich vorbei sein kann. Egal ob mit sechs, mit sechsundzwanzig, mit sechzig, siebzig oder achtzig Jahren.

Nach solchen Nachrichten wie dieser werde ich gelegentlich ein wenig melancholisch und denke an Personen in meinem Verwandten- und Bekanntenkreis, an ehemalige Mitschülerinnen und Mitschüler, Kolleginnen und Kollegen, etc., die nicht mehr leben. Der erste war ein Sandkastenfreund aus dem Kindergarten, der vom einem Auto tödlich verletzt wurde, als er über die Straße lief. Ich kann mich nicht mehr an den Namen erinnern. Aber ich weiß noch, wo es passiert ist. Später weitere Tote durch Verkehrsunfälle, mehrere Personen sind an Krebs gestorben. Bei einer Kollegin und einem Kollegen war es der Alkohol, an dem sie zugrunde gegangen sind. Ab Anfang, Mitte Fünfzig kommen die Herzinfarkte, etc. Das übelste war der Tod eines Patenkindes, ein bis heute offiziell nicht aufgeklärter Mord.

Manchmal geht es auch gut aus, ein Nachbar von uns hatte ein paar Wochen vor Weihnachten einen schweren Herzinfarkt, mittlerweile ist er aber wieder auf dem Weg der Besserung.

Ähnliche Erinnerungen haben sicherlich alle, die ein wenig älter sind. Jeder Mensch, der geht, hinterlässt eine Lücke. Und viele gehen viel zu früh.

Ja, alles kann im nächsten Augenblick vorbei sein. Ich weiß darum.

Dem Totengräber bin ich bereits des Öfteren von der Schippe gesprungen. Als Kind, als Jugendlicher, als junger Erwachsener, als Erwachsener in diversen Lebensabschnitten. Unfälle, Naturkatastrophen, Bürgerkriegsgewalt. Einmal habe ich dem Plötzlichen Herztod ein Schnippchen geschlagen.

Vor dem Tod habe ich keine Angst. Ich hatte bis jetzt ein tolles Leben, habe viel von der Welt gesehen und war so etwas wie ein ‚lucky guy‘. Vor allem habe ich eine wunderbare Familie.

Kommt der Schnitter, dann kommt er. Wovor ich mich allerdings fürchte, ist ein langes Sterben. Aber das ist besprochen.

So schlimm Teddys plötzlicher und recht früher Tod ist, vielleicht ist ihm und seinen Angehörigen Schlimmeres erspart geblieben, wer weiß das schon.

Was ich jedoch kaum, eigentlich so gut wie gar nicht ertragen kann, ist es, wenn einem mir nahestehenden Menschen etwas passiert. Insbesondere wenn es sich um ein eigenes Kind handelt. Da ist das Gefühl der Machtlosigkeit so schmerzhaft.

Meiner tapferen Frau konnte ich mit ihrer Erkrankung die letzten Jahre nach besten Kräften beistehen und sie hat es (mit Vorbehalt) geschafft. Du weißt, wogegen und wofür du kämpfst. Die Nachricht vom Tod eines Kindes hingegen zieht dir einfach den Boden unter deinen Füßen weg.

Ich denke mir oft, warum muss ein jüngerer Mensch als ich gehen? Das ist irgendwie nicht fair. Umso mehr weiß ich das Privileg zu leben zu schätzen.

Teddys Familie wird sich jetzt in ihrem Schmerz auch viele Fragen stellen. Fragen, auf die es keine Antworten gibt. Die Zeit wird Linderung bringen und die schönen Erinnerungen an einen geliebten Menschen werden bleiben.

Und das, finde ich, ist das Wichtigste. Die Erinnerung an einen tollen Menschen wie Teddy zu bewahren.