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Loveparade Katastrophe Duisburg..... heute 15 Jahre her (Sonstiges)

FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Freitag, 25.07.2025, 12:48 (vor 136 Tagen) @ markus
bearbeitet von FourrierTrans, Freitag, 25.07.2025, 12:59

Das mit dem Rechtsstaat ist halt so eine Sache. Gerade bei Großereignissen wird das mit persönlicher Verantwortung im Sinne von conditio sine qua non schwierig (siehe auch Flughafenbrandprozess in Düsseldorf).

Wen möchtest du denn hängen, wenn das Ganze einr Verkettung von einzelnen, kleineren Fehlern ist?

Nur am Rande sei erwähnt, dass die Ablehnung des Hauptverfahrens durch das LG Duisburg imho gut begründet war. Die OLG-Entscheidung zeugt dann doch von erheblichem politischen Druck. So viele Seiten verbraten, wenn's doch so eindeutig ist.


Ich kann das letztlich nicht wirklich final bewerten, weder organisatorisch und noch viel weniger juristisch, wenngleich sich vermutlich jeder von uns seinerzeit ausführlich mit dem ganzen Thema als Laie beschäftigt hat. Was mir allerdings ein Leben lang in Erinnerung bleiben wird ist die Tatsache, dass ich zu dem Zeitpunkt einen sehr guten Freund in Duisburg wohnen hatte, quasi im direkten Umfeld vom alten Güterbahnhof, und einige Wochen vor der Loveparade die alteingesessen Nachbarn zu mir gesagt haben "Wenn auch nur die Hälfte der prognostizierten Besucherzahlen hierhin kommen werden, wird das bei den Zufluss- und Abflusswegen in einer Katastrophe enden.".


Die Besucherzahl an sich war nicht das Problem. 1,4 Millionen war eine reine Fantasiezahl. Über den gesamten Tag verteilt sollen es maximal 300-400k gewesen sein. Zum Unglückszeitpunkt 130.000. Es war auf dem Gelände in der Nähe der Hauptbühne durchgehend eher ziemlich leer. Das alleinige Problem ist der Zugang mitsamt der Treppe gewesen.


Jein. Es gab bereits im Vorfeld auf den Zuflusswegen weit vor dem eigentlichen Gelände in der Stadt massive Probleme. Da sind Polizeiketten überrannt worden, da sind Absperrungen mit Lopavent-Sicherheitsdienst zwecks Zuflussregelungen aufgrund des Drucks der Massen am frühen Mittag kollabiert, am viel zu kleinen Hauptbahnhof kam es aufgrund der Überlastung permanent zu "über den Gleisen laufenden Menschen", weswegen Züge stark verspätet durch Duisburg rollten bzw. dort ankamen. Die Stadt war vom frühen Morgen an hoffnungslos überfordert.


Mal abgesehen davon, dass das so nicht stimmt (am frühen Mittag waren die Zugänge geprägt von Leere, es ging auch erst um 14 Uhr los), würde ich gerne mal ins Forenarchiv schauen, ob du denn vorher schon auf das mangelnde Konzept hingewiesen hast. Denn hinterher alles besser zu wissen, ist wirklich einfach. Du begehst, so denke ich, den klassischen Rückschaufehler.

Es liegt leider in der Natur des Menschen, dass erst etwas passieren muss, damit man wirklich etwas verändert. Deshalb gibt es auch nur Änderungen in homöopathischen Dosen in Sachen Überfüllung der Südblöcke. Bestimmt hat die Bezirksregierung gemeckert und damit man überhaupt irgendwas vorzeigen kann, gibt es keine digitalen Tickets mehr. Wohlwissend, dass das nicht viel ändern wird. Dann werden die Schmuggler halt den klassischen und nur minimal aufwendigeren Weg nutzen, nämlich mit mehreren Karten herauszugehen um damit mehrere Leute hereinzuholen.

Gibt es da irgendeinen großen Aufschrei? Nö. Das ist hier zwar am Rande immer wieder mal Thema, aber groß Jucken tut es nicht einmal diejenigen mit Süd-DK. Erst dann, wenn etwas passieren würde, gäbe es einen großen Aufschrei und anschließend wirklich gravierende Änderungen.

Die Menschen gehen einfach gewisse Risiken. Man schafft ja auch nicht den Straßenverkehr ab, obwohl dort täglich fast so viele Menschen sterben wie an dem Tag in Duisburg.

Ich hätte bis 3-4 Tage vorher gar nicht sagen können, wo genau das in Duisburg wie geplant ist. Dazu gibt es ja Planungsteams, hat mich im Vorfeld überhaupt nicht interessiert, erst im Nachgang hat man sich privat damit beschäftigt. Du prüfst ja auch nicht jeden Sicherheitsstandard deiner S-Klasse, wenn du sie kaufst, sondern setzt dich in gutem Gewissen da rein, weil es Vorschriften, Gesetze und Prüfvorgaben gibt, damit du als Kunde dich damit eben nicht beschäftigen musst. Allerdings habe ich auch schon zu den Dortmunder Zeiten immer gesagt, dass diese Städte für so ein Mega-Event nicht ausgelegt sind, man hat das auch in Dortmund schon gesehen, wobei das noch etwas entspannter war, weil die Lage doch viel mehr Fluchtwege und Abflussbereiche ermöglichte.

Ich weiß gar nicht mehr genau, ob es die Doku online noch gibt. Es gab da u.a. eine ausführliche Spiegel Doku, die den ganzen Tag über das Event begleitet hatte mit mehreren Teams. Da konntest du das schon sehr gut beobachten, die haben das live gefilmt, als Absperrungen zwecks Zuflussregelungen kollabiert sind, Lopavent-Mitarbeiter einfach die Schleusen geöffnet haben im Stadtgebiet. Da wurden Lopavent-Mitarbeiter, Polizisten und medizinisches Personal an diesen neuralgischen Punkten interviewed, quasi "on the fly" live und die habe alle schon von enormer Überforderung gesprochen. Auch live on tape aufgenommen wurde, als beispielweise die Massen eine Böschung incl. Absperrzaun überrannt haben, in Panik, weit weg von der Treppe, vor dem Tunnel. Ebenso die Aufnahmen aus dem Tunnel selbst waren ja grauenvoll überfüllt, was letztlich daran lag, dass man den kompletten Zu- und Abfluss an Menschen einzig über den Karl-Lehr-Tunnel geplant hatte. Ungeregelt, unkontrolliert, mit teilweise zwei bemitleidenswerten Polizeiketten, die sehr früh das Handtuch werfen mussten. Im Nachgang wurde zudem auch festgestellt, dass es immer wieder schwere Kommunkationslücken zwischen einzelnen Polizeieinheiten gab aufgrund der personellen und materiellen Überforderung (z.B. durch fehlende Lautsprechersysteme an den neuralgischen Punkten und zwischen einzelnen Einsatzgebieten).
Ich kenen tatsächlich auch einige, die davon gar nichts mitbekommen haben, weil sie zur richtigen Zeit (früh genug) die richtigen Orte bereits passiert hatten. Das ändert aber nichts am Bild der Gesamtlage an diesem Tag. Man hat dann ja sogar später das WDR, 1Live und co. angewiesen, in regelmäßigen Abständen live darauf hinzuweisen, unter gar keinen Umständen nach Duisburg zu fahren, weil die Lage durch Überfüllung nicht unter Kontrolle ist.

Was aber richtig ist, ist die Tatsache, dass sich das ganz große Drama um den Bereich der Treppe abgespielt hat, weil die Menschen im Innern dieses Bereichs verständlicherweise in Panik gerieten und die Treppe als einzigen Ausweg gesehen haben.


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