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Katalonien und die Unabhängigkeit (Sonstiges)

Voomy, Berlin, Mittwoch, 20.09.2017, 15:58 (vor 2411 Tagen)

Was in der Berichterstattung rund um die BTW ein wenig untergeht ist der Umstand, dass eine Woche später, am 01. Oktober in Katalonien ja das Referendum für die Unabhängigkeit ansteht. Wer da bisher nicht so eingelesen ist: Katalonien, also die Region im Nordosten Spaniens, plant nach vielen Jahren der Planung nun endgültig das Volk über eine Unabhängigkeit von Spanien abstimmen zu lassen.

Spanien selbst, also der Zentralstaat in Madrid, das Verfassungsgericht von Spanien und zu Teilen auch die Vertreter der EU erklärten bereits, dass sie Ergebnisse daraus nicht als bindend ansehen. Spanien geht sogar noch weiter und sieht das Referendum als illegal an.

Auch in Hinblick auf den Fußball - was natürlich der erst einmal unwichtigste Teil des ganzen ist - würde das natürlich Konsequenzen haben. La Liga ist ein wenig in Panik dass es zu einer Abspaltung kommen könnte und sagte schon, dass Vereine wie Barca oder Bilbao natürlich nicht in einer spanischen Liga spielen könnten, käme es zu einer Abspaltung.

Heute hat der Zentralstaat dann reagiert und angefangen Ministerien und Wirtschaftsgebäude in der Region von der Polizei besetzen zu lassen, um zu verhindern, dass es zu diesem Referendum kommt.

Ist ein sehr spannendes und komplexes Thema und geht rund um Brexit, Bundestagswahl und Videoschiedsrichter ein wenig in den Medien unter. Könnte noch einmal einen großen Ruck in Europa bedeuten, wenn es zu dem Referendum kommt und am Ende tatsächlich für eine Unabhängigkeit gestimmt wird.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Ulrich, Donnerstag, 21.09.2017, 12:09 (vor 2410 Tagen) @ Voomy

Für mich ist das ganze eine weitere Blüte die der Populismus in seinen unterschiedlichen Spielarten in Europa treibt.

Wenn ich es richtig verstanden habe sind die eigentlichen, harten Separatisten auch in Katalonien in der Minderheit, aber es gibt viele Menschen die mehr Autonomie wollen und deshalb aus eher taktischen Erwägungen dem Referendum zustimmen wollen. Und viele dürften mittlerweile rein aus dem Bauch heraus entscheiden, aus verletztem katalanischen Stolz heraus.

Ganz problematisch ist in meinen Augen die Zuspitzung der Lage in den letzten Wochen. Von Seiten der Separatisten ist das sicherlich so gewollt, man versucht die Regierung in Madrid möglichst stark zu provozieren.

Dort ist man natürlich in der Zwickmühle. Die Abstimmung ist eindeutig illegal, aber muss man gleich den ganz großen Knüppel heraus holen und Polizei und Staatsanwaltschaft in Marsch setzen oder hätte man nicht geschickter agieren können? Mein Eindruck ist Mariano Rajoy spielt den Separatisten in die Karten. Sei es aus Dummheit, sei es weil er hofft selbst von einer Eskalation profitieren zu können, sei es aus beiden Gründen.

Für die zukünftige Entwicklung in Spanien befürchte ich schlimmes.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Alones, Mittwoch, 20.09.2017, 17:02 (vor 2411 Tagen) @ Voomy

Grundsätzlich bin ich dafür, dass sich eine Region von einem Land abspalten kann. Das Völkerrecht ist da auch eindeutig. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker muss auch hier gelten. Dementsprechend kann ich auch nicht nachvollziehen, wenn mit dem spanischen Recht argumentiert wird. Denn genauso gut könnte man sagen, dass das spanische Recht gegen geltendes internationales Recht verstößt. Wenn Katalonien also unbedingt seine Unabhängigkeit will, dann sollen sie ihr Referendum bekommen.

Problematisch ist die Sache natürlich dennoch. Ich habe im Moment einen Mitbewohner aus Madrid und der argumentiert z.B. so, dass Katalonien Jahrzehnte lang finanzielle und wirtschaftliche Unterstützung aus Madrid bekommen hat. Und jetzt, wo es der Region etwas besser als dem Rest des Landes zu gehen scheint, möchte man sich aus dem Land verabschieden und sein eigenes Süppchen kochen. Das wird als hochgradig unsolidarisch angesehen. Aus diesem Grund müsste zunächst einmal geklärt sein, wie eine solche Unabhängigkeit überhaupt genau aussehen soll, sprich wer dann noch wem etwas schuldet, etc. Hier gibt es klare Versäumnisse auf Seiten der katalonischen Separatisten.

Noch schlimmer verhält sich jedoch die spanische Regierung. Mit welcher Härte gegen ein demokratisches Referendum vorgegangen wird, ist schon sehr bedenklich. Selbst ein militärisches Vorgehen scheint denkbar. Indem man jegliche Verhandlungen kategroisch abgelehnt hat, hat man sich überhaupt erst in diese Situation gebracht. Jetzt kann man nur hoffen, dass es einigermaßen friedlich bleibt.

Zum Thema FC Barcelona: Nie und nimmer wird La Liga den FCB aus der Liga schmeißen. Am Ende werden sich auch hier die finanziellen Interessen auf beiden Seiten durchsetzen. La Liga ohne Classico wäre quasi der Todesstoß für den spanischen Fußball.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Alones, Mittwoch, 20.09.2017, 18:19 (vor 2411 Tagen) @ Alones

Das Selbstbestimmungsrecht der Völker

ist entstanden nach der Unabhängigkeit Belgiens von den Niederlanden und sagt im Original lediglich, dass eine Volksgruppe nicht diskriminiert werden darf (und bezieht sich strenggenommen auch nur auf freie Religionsausübung). Das ist völkerrechtlich lediglich ein Notwehr Recht - mehr nicht.

Keinen Bock mein Bling Bling mit den Kackbratzen "south of the border" zu teilen ist keine Notwehr, das ist Arschloch.

Katalonien und die Unabhängigkeit

AdamSmith, ..., Mittwoch, 20.09.2017, 17:26 (vor 2411 Tagen) @ Alones

Grundsätzlich bin ich dafür, dass sich eine Region von einem Land abspalten kann. Das Völkerrecht ist da auch eindeutig.

Das ist so nicht richtig, Grundsatz des internationalen Rechts ist die territoriale Souveränität der Staaten (hier Spanien). Das ist auch in den EU-Verträgen festgeschrieben.

Das Selbstbestimmungsrecht der Völker muss auch hier gelten. Dementsprechend kann ich auch nicht nachvollziehen, wenn mit dem spanischen Recht argumentiert wird.

Was ist das Volk? Aktuell ist das Volk alle Spanier, also Madrilenen, Katalanen, Andalusier, ... Genauso wie in Deutschland die Deutschen das Volk stellen und nicht die Westfalen, Rheinländer, Bayern,... Eine solche Sichtweise ist arg nationalistisch, völkisch. Nicht umsonst sind die nationalistisch ausgerichten unabhängigkeitsbefürworter auch sehr stark in Katalonien.
Es müsste sich zunächst das Volk, also alle Spanier, auf eine neue Form des zusammenlebens einigen.

Denn genauso gut könnte man sagen, dass das spanische Recht gegen geltendes internationales Recht verstößt.

Die Ausnahme -ein Recht auf Abspaltung- kann gelten, wenn es anders nicht möglich ist, schwere Verstöße gegen Grund- und Menschenrechte einer Volksgruppe zu beheben. Das sehe ich in Katalonien nicht. Nicht mal im Ansatz.

Wenn Katalonien also unbedingt seine Unabhängigkeit will, dann sollen sie ihr Referendum bekommen.

Wir sind hier nicht bei "wünsch dir was", sondern leben im Rechtstaat mit geltenden Gesetzen.

Problematisch ist die Sache natürlich dennoch. Ich habe im Moment einen Mitbewohner aus Madrid und der argumentiert z.B. so, dass Katalonien Jahrzehnte lang finanzielle und wirtschaftliche Unterstützung aus Madrid bekommen hat. Und jetzt, wo es der Region etwas besser als dem Rest des Landes zu gehen scheint, möchte man sich aus dem Land verabschieden und sein eigenes Süppchen kochen. Das wird als hochgradig unsolidarisch angesehen. Aus diesem Grund müsste zunächst einmal geklärt sein, wie eine solche Unabhängigkeit überhaupt genau aussehen soll, sprich wer dann noch wem etwas schuldet, etc. Hier gibt es klare Versäumnisse auf Seiten der katalonischen Separatisten.

Das historische wirtschaftliche Argument ist ein Argument, das gegen die Unabhängigkeit spricht. Auch aktuell sind die Zuweisungen der Zentralregierung höher als der katalonische Anteil am Steueraufkommen.

Katalonien und die Unabhängigkeit

AdamSmith, Mittwoch, 20.09.2017, 18:19 (vor 2411 Tagen) @ AdamSmith

Was ist das Volk? Aktuell ist das Volk alle Spanier, also Madrilenen, Katalanen, Andalusier, ... Genauso wie in Deutschland die Deutschen das Volk stellen und nicht die Westfalen, Rheinländer, Bayern,...

Kunstbundesländer wie NRW sprechen nicht vom "Volk", während z.B. die bayerische Verfassung durchaus vom "bayerischen Volk" spricht. Die Völker Deutschlands sind zusammen das "Deutsche Volk". Wobei wir da aus historischer Pietät schon lange nicht mehr die Völker Österreichs bzw. das Österreichische Volk dazuzählen. Also wenn sich Österreich abspalten darf, dann dürfen das die Katalanen auch.

Katalonien und die Unabhängigkeit

AdamSmith, ..., Mittwoch, 20.09.2017, 18:56 (vor 2411 Tagen) @ Kulibi77

Aus irgendeinem Grund habe ich auch NRW nicht erwähnt. Achja, es ist ein "Kunstbundesland". Trotzdem gilt auch hier: Wenn NRW sich aufspalten will gibt es dafür genau einen zulässigen Weg. Den in der Verfassung vorgegeben.

Allen anderen Wege, einseitige Abspaltungen, ziviler Ungehorsam, sind für mich nicht zulässig. Egal wie sympathisch mir der Grund wäre, würde ich es nicht unterstützen.

Und das selbe gilt für mich in Katalonien, der zulässige Weg ist im Einverständnis mit der Zentralregierung in Madrid. Alles andere ist inakzeptabel.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Ravenga, In der Ruhr liegt die Kraft, Mittwoch, 20.09.2017, 19:06 (vor 2411 Tagen) @ AdamSmith

Aus irgendeinem Grund habe ich auch NRW nicht erwähnt. Achja, es ist ein "Kunstbundesland". Trotzdem gilt auch hier: Wenn NRW sich aufspalten will gibt es dafür genau einen zulässigen Weg. Den in der Verfassung vorgegeben.

Allen anderen Wege, einseitige Abspaltungen, ziviler Ungehorsam, sind für mich nicht zulässig. Egal wie sympathisch mir der Grund wäre, würde ich es nicht unterstützen.

Und das selbe gilt für mich in Katalonien, der zulässige Weg ist im Einverständnis mit der Zentralregierung in Madrid. Alles andere ist inakzeptabel.

Soll nicht provokativ klingen, aber siehst du das im Falle Tibet beispielsweise auch so? Dass da erst die chinesische Zentralregierung ihr okay geben müsste, bevor du Unabhängigkeitsbewegungen unterstützt?

Katalonien und die Unabhängigkeit

AdamSmith, ..., Mittwoch, 20.09.2017, 19:49 (vor 2411 Tagen) @ Ravenga

Soll nicht provokativ klingen, aber siehst du das im Falle Tibet beispielsweise auch so? Dass da erst die chinesische Zentralregierung ihr okay geben müsste, bevor du Unabhängigkeitsbewegungen unterstützt?

Ich habe durchaus Sympathien für die Unabhängigkeitsbewegung der Tibeter oder der Uiguren. Nur sehe ich keinen Mehrwert, diesen gegen den Willen Pekings oder mit Gewalt durchzusetzen. Da verliert man nur.
Ich halte darüber hinaus das gesamte chinesische Staatsmodell für nicht zukunftsfähig. Das wird eines Tages eine monströse Herausforderung.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Voomy, Berlin, Mittwoch, 20.09.2017, 19:07 (vor 2411 Tagen) @ Ravenga

Die Tibeter dürften in der gleichen Situation wie der Kosovo sein und sich vermutlich ohne große Anstrengungen auf erheblich verletzte Minderheiten-Rechte berufen können.

Katalonien und die Unabhängigkeit

AdamSmith, Mittwoch, 20.09.2017, 19:00 (vor 2411 Tagen) @ AdamSmith

Es gilt das generelle Gewaltverbot des Völkerrechts. Das gilt jedoch auch für die spanischen Regierung gegenüber Katalonien. Denn Völkerrecht schlägt nationales Recht.

Katalonien und die Unabhängigkeit

AdamSmith, ..., Mittwoch, 20.09.2017, 19:53 (vor 2411 Tagen) @ Kulibi77

Es gilt das generelle Gewaltverbot des Völkerrechts. Das gilt jedoch auch für die spanischen Regierung gegenüber Katalonien. Denn Völkerrecht schlägt nationales Recht.

Das stimmt. Solange der Zentralstaat keine Gewalt anwendet, sehe ich in seinen Handlungen kein Problem.
Die Beschlagnahme von Wahlunterlagen oder die Festnahme von Offizielen der Region, die sich geltendem spanischem Recht widersetzen ist für mich kein Problem und kein Verstoß gegen das Gewaltverbot. Ich erwarte aber, dass der Staat den betroffenen alle Rechte (faires und offenes Verfahren, Rechtsbeistand) gewährt.
Sollte von katalonischer Seite Gewalt verübt werden, sind die Verursacher wie ganz normale kriminelle zu behandeln.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Wallone, Mittwoch, 20.09.2017, 18:14 (vor 2411 Tagen) @ AdamSmith

Was ist das Volk? Aktuell ist das Volk alle Spanier, also Madrilenen, Katalanen, Andalusier, ... Genauso wie in Deutschland die Deutschen das Volk stellen und nicht die Westfalen, Rheinländer, Bayern,... Eine solche Sichtweise ist arg nationalistisch, völkisch. Nicht umsonst sind die nationalistisch ausgerichten unabhängigkeitsbefürworter auch sehr stark in Katalonien.

Die Ausnahme -ein Recht auf Abspaltung- kann gelten, wenn es anders nicht möglich ist, schwere Verstöße gegen Grund- und Menschenrechte einer Volksgruppe zu beheben. Das sehe ich in Katalonien nicht. Nicht mal im Ansatz.

Entweder du argumentierst rein formaljuristisch: ein Volk ist die Bevölkerung eines völkerrechtlich anerkannten Staatswesens oder dein Volksbegriff bleibt ein reines Konstrukt. Warum soll dann aber die Gesamtbevölkerung Spaniens mit seinen vielen Sprachen und Kulturen ein Volk sein, Katalanen und Basken aber nicht?

Dass kein selbständiges Katalonien oder Baskenland entstanden ist, hat doch mit historischen Entwicklungen (und letztlich Zufälligkeiten) zu tun, bei denen man heutzutage nicht so wirklich jemanden überzeugen damit kann, wenn man sagt: Tja, Pech gehabt Katalanen, aber ihr seid eben kein Volk, weil ihr nach der Napoleonischen Herrschaft im 19. Jahrhundert (zu dieser Zeit war Katalonien nicht Teil des Königreichs Spanien) nicht endgültig und dauerhaft staatlich selbständig geworden seid.

Europa wurde in seiner Geschichte doch ständig staatlich neu geordnet. Und wenn man z.B. in der jüngeren Geschichte an die Unabhängigkeit Sloweniens denkt, ging da weder eine Abstimmung der jugoslawischen Gesamtbevölkerung voraus, noch gab es zu diesem Zeitpunkt schwere, systematische Verstöße gegen Grund- und Menschenrechte der slowenischen Bevölkerung. Nach der Ausrufung der Unabhängigkeit wurde Slowenien aber innerhalb kürzester Zeit von den damaligen EG-Staaten anerkannt.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Voomy, Berlin, Mittwoch, 20.09.2017, 18:30 (vor 2411 Tagen) @ Wallone

Konkret dürften die Katalanen im Völkerrecht einfach als eine Minderheit wahrgenommen werden. Damit haben sie zwar das Recht auf innere Selbstbestimmung, das äußere Recht auf territoriale Integrität der Spanier überwiegt aber in jedem Fall. Da die Katalanen durchaus eine innere Selbstbestimmung haben - eigener Premier, eigenes Regionalparlament, keine Einschränkung ihrer Kultur oder ihrer Sprache - sehe ich rein rechtlich eigentlich keine Basis. Sie sind kein eigenes Volk. Sie sind eine Minderheit im Volk der Spanier.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Ulrich, Donnerstag, 21.09.2017, 12:21 (vor 2410 Tagen) @ Voomy

Konkret dürften die Katalanen im Völkerrecht einfach als eine Minderheit wahrgenommen werden. Damit haben sie zwar das Recht auf innere Selbstbestimmung, das äußere Recht auf territoriale Integrität der Spanier überwiegt aber in jedem Fall. Da die Katalanen durchaus eine innere Selbstbestimmung haben - eigener Premier, eigenes Regionalparlament, keine Einschränkung ihrer Kultur oder ihrer Sprache - sehe ich rein rechtlich eigentlich keine Basis. Sie sind kein eigenes Volk. Sie sind eine Minderheit im Volk der Spanier.

Ich frage mich, wie groß ist die Gruppe der Katalanen in Katalonien überhaupt? Im Baskenland war es ja schon vor Jahren so dass die Basken weniger als die Hälfte der Bevölkerung stellten.

Gerade in so einer aufgeheizten Stimmung wie im Augenblick in Katalonien kann es natürlich passieren dass die Menschen die aus anderen Regionen Spaniens stammen und Katalanen die der Unabhängigkeit eher negativ gegenüber stehen eher nicht an der Abstimmung teilnehmen. Und dann reichen schon weit weniger als 50 Prozent der Bevölkerung für eine "große Mehrheit der abgegebenen Stimmen".

Katalonien und die Unabhängigkeit

Wallone, Mittwoch, 20.09.2017, 18:46 (vor 2411 Tagen) @ Voomy

Konkret dürften die Katalanen im Völkerrecht einfach als eine Minderheit wahrgenommen werden. Damit haben sie zwar das Recht auf innere Selbstbestimmung, das äußere Recht auf territoriale Integrität der Spanier überwiegt aber in jedem Fall. Da die Katalanen durchaus eine innere Selbstbestimmung haben - eigener Premier, eigenes Regionalparlament, keine Einschränkung ihrer Kultur oder ihrer Sprache - sehe ich rein rechtlich eigentlich keine Basis. Sie sind kein eigenes Volk. Sie sind eine Minderheit im Volk der Spanier.

Man kann natürlich an dieser Stelle rein formal mit dem Völkerrecht argumentieren. Da man mit dem Völkerrecht gemeinhin recht flexibel umgeht bzw. in der Vergangenheit umgegangen ist, wird das vermutlich nicht bei allen "Minderheiten" so überzeugend wirken. Zumal die derzeit völkerrechtlich anerkannten Staaten in Europa ja nicht vom Himmel gefallen sind.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Voomy, Mittwoch, 20.09.2017, 18:39 (vor 2411 Tagen) @ Voomy

Sie sind kein eigenes Volk. Sie sind eine Minderheit im Volk der Spanier.

Ersetze Volk durch Ethnie und du erkennst wie falsch dieser Satz ist! ;-)

Die Deutschdänen sehen sich als Dänen und haben deswegen einen besonders geschützten Rechtsstatus als Minderheit in Deutschland. Sind die Dänen deshalb kein Volk oder kann man kein Teil des dänischen Volkes sein sobald man deutschen Boden betritt?

Katalonien und die Unabhängigkeit

Voomy, Berlin, Mittwoch, 20.09.2017, 18:46 (vor 2411 Tagen) @ Kulibi77

Ich komme zwar aus S-H aber zugegebenermaßen habe ich das mit unseren Dänen im Norden nie so wirklich verstanden. Weiß allerdings auch nicht inwiefern das vergleichbar ist, da sie zwar eine geschützte Minderheit sind aber meines Wissens hier keiner eigenen Kultur, Sprache etc. nachkommen und sich damit auch elementar zu den Katalonen unterscheiden.

Inwiefern der Begriff des Volkes Anwendung findet, gut, das weiß ich ich auch nicht. Ich fühle mich eh immer ein wenig merkwürdig diese Begriffe zu nutzen.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Ulrich, Donnerstag, 21.09.2017, 12:26 (vor 2410 Tagen) @ Voomy

Ich komme zwar aus S-H aber zugegebenermaßen habe ich das mit unseren Dänen im Norden nie so wirklich verstanden. Weiß allerdings auch nicht inwiefern das vergleichbar ist, da sie zwar eine geschützte Minderheit sind aber meines Wissens hier keiner eigenen Kultur, Sprache etc. nachkommen und sich damit auch elementar zu den Katalonen unterscheiden.

Inwiefern der Begriff des Volkes Anwendung findet, gut, das weiß ich ich auch nicht. Ich fühle mich eh immer ein wenig merkwürdig diese Begriffe zu nutzen.

Passen könnte schon eher der Vergleich mit der deutschen Bevölkerungsgruppe der Sorben. Allerdings sind die zahlenmäßig sehr klein und stellen mittlerweile auch in ihren angestammten Siedlungsgebieten nur eine kleine Minderheit dar - auch weil sie über die Jahrhunderte entweder durch den Druck der Obrigkeit oder einfach nur durch die sich ändernden Verhältnisse vielfach wie andere slawische oder baltische Gruppen in Ostdeutschland assimiliert worden sind.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Wallone, Mittwoch, 20.09.2017, 18:27 (vor 2411 Tagen) @ Wallone

Der Begriff Volk kommt über mittelhochdeutsch volc aus althochdeutsch folc, dies aus urgermanisch fulka „die Kriegsschar“ und bezeichnet lediglich die Hornhochsen die mit dir auf dem Schlachtfeld stehen um "for the cause" zu streiten.

Sry aber alles andere ist nationalistischer Müll. Die Süd ist Volk, aber auch nur für 90 Minuten an einem Samstag um 15:30 und ziemlich genau das ist das Problem mit "Volk".

Katalonien und die Unabhängigkeit

Wallone, Mittwoch, 20.09.2017, 18:36 (vor 2411 Tagen) @ huisclos

Der Begriff Volk kommt über mittelhochdeutsch volc aus althochdeutsch folc, dies aus urgermanisch fulka „die Kriegsschar“ und bezeichnet lediglich die Hornhochsen die mit dir auf dem Schlachtfeld stehen um "for the cause" zu streiten.

Sry aber alles andere ist nationalistischer Müll. Die Süd ist Volk, aber auch nur für 90 Minuten an einem Samstag um 15:30 und ziemlich genau das ist das Problem mit "Volk".

Ich bezog mich auf die Ausführungen von AdamSmith, wie du unschwer hättest erkennen können. Er hat mit dem Begriff "Volk" argumentiert. Insofern ist dein Hinweis an mich ziemlich neben der Spur.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Alones, Mittwoch, 20.09.2017, 17:55 (vor 2411 Tagen) @ AdamSmith

Grundsätzlich bin ich dafür, dass sich eine Region von einem Land abspalten kann. Das Völkerrecht ist da auch eindeutig.

Das ist so nicht richtig, Grundsatz des internationalen Rechts ist die territoriale Souveränität der Staaten (hier Spanien). Das ist auch in den EU-Verträgen festgeschrieben.

Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hat im Falle des Kosovo eindeutig entschieden, dass sich eine Region auch einseitig abspalten kann. Dieses Urteil wurde von fast allen EU-Mitgliedern akzeptiert (außer Spanien). Das Selbstbestimmungsrecht der Völker gilt sogar als Menschenrecht. Ich wüsste nicht, warum das hier nicht gelten sollte. Der Fall ist aus völkerrechtlicher Sicht meiner Meinung nach eindeutig.

Das Selbstbestimmungsrecht der Völker muss auch hier gelten. Dementsprechend kann ich auch nicht nachvollziehen, wenn mit dem spanischen Recht argumentiert wird.

Was ist das Volk? Aktuell ist das Volk alle Spanier, also Madrilenen, Katalanen, Andalusier, ... Genauso wie in Deutschland die Deutschen das Volk stellen und nicht die Westfalen, Rheinländer, Bayern,... Eine solche Sichtweise ist arg nationalistisch, völkisch. Nicht umsonst sind die nationalistisch ausgerichten unabhängigkeitsbefürworter auch sehr stark in Katalonien.
Es müsste sich zunächst das Volk, also alle Spanier, auf eine neue Form des zusammenlebens einigen.

Das Volk ist das, was sich für das Volk hält. Alles eine Frage der Perspektive. Manche sehen sich als Europäer, andere als Deutsche, und andere wiederum als Westfalen. Man kann auch alles auf einmal sein. Das muss jeder für sich selbst entschieden. Wenn man sich in Katalonien nicht als Spanier fühlt und das gegenwärtige Staatenkonstrukt ablehnt, ist das aus meiner Sicht eine vertretbare Haltung.

Und nein, eine solche Sichtweise ist nicht nationalistisch. Grundsätzlich geht es darum, wie man einen Staat gestalten möchte. Wenn sich das nicht mit anderen Interessen vereinbaren lässt, ist es nicht nationalistisch zu sagen, dass man raus möchte. Wenngleich im Falle Kataloniens natürlich starke nationalistische Tendenzen gegeben sind, aber das ist ein anderes Thema. Grenzen sind kein Naturgesetz und können sich jederzeit verschieben. Ich wüsste nicht, warum es in Stein gemeißelt sein sollte, dass das heutige Spanien auf Ewigkeit in seinen aktuellen Grenzen bestehen bleibt.

Denn genauso gut könnte man sagen, dass das spanische Recht gegen geltendes internationales Recht verstößt.

Die Ausnahme -ein Recht auf Abspaltung- kann gelten, wenn es anders nicht möglich ist, schwere Verstöße gegen Grund- und Menschenrechte einer Volksgruppe zu beheben. Das sehe ich in Katalonien nicht. Nicht mal im Ansatz.

Du siehst es vllt. nicht, andere vllt. schon. Oder hast du mit jedem Katalanen gesprochen, ob er oder sie sich von der Zentralregierung anständig behandelt fühlt? Ob begründet oder nicht, wenn das subjetive Empfinden da ist, dass man "diskriminiert" wird, muss man das eben akzeptieren. Das Völkerrecht, ohne mich da jetzt viel eingelesen zu haben, lässt da aus meiner Sicht auch recht viel Spielraum, was man alles unter Diskriminierung verstehen kann.

Wenn Katalonien also unbedingt seine Unabhängigkeit will, dann sollen sie ihr Referendum bekommen.

Wir sind hier nicht bei "wünsch dir was", sondern leben im Rechtstaat mit geltenden Gesetzen.

Und genau darum möchte ich, dass internationales Recht respektiert wird. Es hat nichts mit "Wünsch dir was" zu tun, wenn man auf ein Menschenrecht besteht.

Problematisch ist die Sache natürlich dennoch. Ich habe im Moment einen Mitbewohner aus Madrid und der argumentiert z.B. so, dass Katalonien Jahrzehnte lang finanzielle und wirtschaftliche Unterstützung aus Madrid bekommen hat. Und jetzt, wo es der Region etwas besser als dem Rest des Landes zu gehen scheint, möchte man sich aus dem Land verabschieden und sein eigenes Süppchen kochen. Das wird als hochgradig unsolidarisch angesehen. Aus diesem Grund müsste zunächst einmal geklärt sein, wie eine solche Unabhängigkeit überhaupt genau aussehen soll, sprich wer dann noch wem etwas schuldet, etc. Hier gibt es klare Versäumnisse auf Seiten der katalonischen Separatisten.

Das historische wirtschaftliche Argument ist ein Argument, das gegen die Unabhängigkeit spricht. Auch aktuell sind die Zuweisungen der Zentralregierung höher als der katalonische Anteil am Steueraufkommen.

Wenn den Menschen ihre Unabhängigkeit allerdings wichtiger, als ihre eigene wirtschaftliche Situation ist, ist das eben so. Die beste Lösung wäre gewesen, wenn sich die spanische Regierung auf Verhandlungen eingelassen hätte. Gesetze kann man auch ändern. Dann hätte man zumindest genau ausgestalten können, wie eine solche Unabhängigkeit aussehen könnte. Jetzt wird das Ganze wohl einseitig geschehen und zu gewaltigen politischen Verwerfungen führen.

Katalonien und die Unabhängigkeit

AdamSmith, ..., Mittwoch, 20.09.2017, 18:50 (vor 2411 Tagen) @ Alones

Ich halte objektiv betrachtet die Situation in Katalonien nicht mit der Situation im Kosovo oder zuvor im damaligen Jugoslawien vergleichbar.

Gefühlte Diskriminierung ist für mich kein Grund, eine (schlecht) funktionierende Rechtsordnung über den Haufen zu werfen.
Heute sagen die Katalonen, "mimimi, wir wollen nicht mehr soviel Geld nach Madrid überweisen" finden Gründe, sich diskriminiert zu fühlen und erklären sich unabhängig. Morgen sind es dann die relativ reichen Einwohner Barcelonas, die das eher arme Hinterland nicht mehr stützen wollen. Dann erklären die sich unabhängig. Ziehen eine Mauer hoch und das wars dann? Wo soll das enden?

Wie soll Katalonien funktionieren, wenn die Unabhängigkeitsbewgung zu gleichen Teilen in konservative und linke Fraktionen gespalten ist, deren einzige Gemeinsamkeit der "Hass" auf Madrid ist. Man sieht ja, wie toll der Brexit vorankommt, der auf einem ähnlichen Phänomen basiert.

Das hat in meinen Augen wenig mit Grundrechten zu tun, sondern ist eine Abkehr von rechtsstaatlichen Prinzipien in denen denen zähe und häufig auf den ersten blick unzufriedenstellende Kompromisse gefunden werden hin zum Dschungel, in dem das Recht des stärkeren oder des lauteren oder des beleidigteren greift.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Alones, Mittwoch, 20.09.2017, 19:20 (vor 2411 Tagen) @ AdamSmith

Ich halte objektiv betrachtet die Situation in Katalonien nicht mit der Situation im Kosovo oder zuvor im damaligen Jugoslawien vergleichbar.

Natürlich ist die Situation unterschiedlich. Und dennoch wird sich Katalonien auf dieses Urteil des IGH berufen und meiner Meinung nach auch recht bekommen. Das Urteil besagt, dass sich eine Region einsetig abspalten kann. Auf Diskriminierung oder Unterdrückung wurde im Grunde gar nicht eingegangen. Dementsprechend finde ich die Sachlage ziemlich klar.

Gefühlte Diskriminierung ist für mich kein Grund, eine (schlecht) funktionierende Rechtsordnung über den Haufen zu werfen.

Das kann man so sehen. Muss man aber nicht.

Heute sagen die Katalonen, "mimimi, wir wollen nicht mehr soviel Geld nach Madrid überweisen" finden Gründe, sich diskriminiert zu fühlen und erklären sich unabhängig. Morgen sind es dann die relativ reichen Einwohner Barcelonas, die das eher arme Hinterland nicht mehr stützen wollen. Dann erklären die sich unabhängig. Ziehen eine Mauer hoch und das wars dann? Wo soll das enden?

Gated Communities gibt es auch heute schon. Und den wirklich Reichen wird es ohnehin ziemlich egal sein, ob sie nun in einem Katalonien oder weiterhin in Spanien leben. Separatismus kann unterschiedliche Formen annehmen und muss nicht immer in einer Unabhängigkeitserklärung enden. Wenn ein CR7 beispielsweise Steuern hinterzieht, hat er sich meiner Meinung ebenfalls auf seine Art separiert.

Zu deiner Frage, wo das enden soll: Es wird an dem Punkt enden, an dem die Menschen merken, dass sich ihre Lebensumstände nicht verbessern, möglicherweise sogar verschlechtern. Ich halte Separatismus in der heutigen Zeit auch für den falschen Weg, aber wenn es die Leute so wollen, dann bitte. Wir müssen jetzt aber auch nicht so tun, als würde Spanien (oder meinetwegen auch Europa) kurz davor stehen würde, in lauter kleine Mirkostaaten zu zerfallen. Bewegungen wie in Katalonien sind weiterhin nur die Ausnahme. Wenn man derartige Bestrebungen wirklich beenden möchte, sollte man eher Diskussionen darüber führen, wie wir uns das Europa der Zukunft vorstellen. Indem man allerdings irgendwelche demokratischen Prozesse - für wie blödsinnig man diese auch halten mag - verhindert, wird man jedoch gar nichts erreichen. Eher das Gegenteil.

Wie soll Katalonien funktionieren, wenn die Unabhängigkeitsbewgung zu gleichen Teilen in konservative und linke Fraktionen gespalten ist, deren einzige Gemeinsamkeit der "Hass" auf Madrid ist. Man sieht ja, wie toll der Brexit vorankommt, der auf einem ähnlichen Phänomen basiert.

Ob das jetzt nun nur "Hass" auf Madrid ist, lasse ich mal so dahingestellt. Viele Menschen in Katalonien wünschen sich einfach einen unabhängigen Staat. Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Wie toll oder nicht, das dann funktionieren wird, wird man sehen, wenn es soweit ist. Ich halte mich mit einer Prognose noch zurück.

Das hat in meinen Augen wenig mit Grundrechten zu tun, sondern ist eine Abkehr von rechtsstaatlichen Prinzipien in denen denen zähe und häufig auf den ersten blick unzufriedenstellende Kompromisse gefunden werden hin zum Dschungel, in dem das Recht des stärkeren oder des lauteren oder des beleidigteren greift.

Man kann es auch übertreiben. 1.) Sind wir weit davon entfernt, dass man sich von rechtsstaatlichen Prinzipien abwendet. Man kann meinetwegen unterschiedlich argumentieren bzw. interpretieren, aber es ist ja nicht so, dass es nun überhaupt keine rechtliche Handhabung dafür gibt. So wie ich das sehe, stehen in diesem Fall eben internationales Recht und und spanisches Recht im Widerspruch. Man wird sehen, wie man diesen Widerspruch auflösen kann, oder nicht. 2.) Es die spanische Regierung, die jegliche Gespräche und damit auch einen möglichen Kompromiss verhindert. 3.) Die meisten Menschen in Katalonien sind ganz normale Menschen, die weit davon entfernt sind nach dem Gesetz des Stärkeren zu leben. 4.) Du scheinst die Vorstellung zu haben, dass bei einer möglichen Abspaltung die gesamte Zivilisation in Katalonien zusammenbricht. Dazu wird es nicht kommen. Das Leben wird weitergehen. Vllt. anders, aber es wird weitergehen. Von Dschungel kann nun wahrlich keine Rede sein, nur weil eine Region seine Unabhängigkeit beschließt.

Katalonien und die Unabhängigkeit

AdamSmith, ..., Mittwoch, 20.09.2017, 20:24 (vor 2411 Tagen) @ Alones

Gated Communities gibt es auch heute schon. [...]

Das ist whataboutism auf einem hohen Niveau. Respekt. Wenn du siehst, dass Separatismus überwiegend schädlich ist, warum stehst du nicht dazu. Lass dich doch nicht auf die abstrusesten Rechtfertigungen ein.

Ich verfolge die Debatte um die Unabhängigkeit nur halb. Ich bezweifele nicht, dass es ernsthafte Menschen gibt, die sich von der Unabhängigkeit eine bessere Zukunft versprechen. Ich sehe nur gerade an Spitze der katalonischen Politik zu viele Opportunisten und Quacksalber, denen es um eigene Vorteile geht. Sie stehen mit Gesetzen in Konflikt, befürchten das ihre Korruption aufgedeckt wird, etc. Und gerade wenn die sich durchsetzen, geht es allen schlechter. Siehe Brexit.

Du scheinst die Vorstellung zu haben, dass bei einer möglichen Abspaltung die gesamte Zivilisation in Katalonien zusammenbricht.

Das nicht, aber sehe nicht, dass sich die Vorteile realisieren lassen, die man sich von einer Unabhängigkeit verspricht. Und dann "zieht die Karavane" weiter und sucht sich das nächste (schwächere) Opfer.

Noch nie in der Geschichte der Menschheit waren diese so wohlhabend und materiell sicher wie jetzt. [Trotz der gated communities.] Das ist eine Folge von Innovation, von internationaler Kooperation, von einem regel-basierten Zusammenleben, das über 100er Jahre immer dichter geworden ist. Rückschritte gab es immer dann, wenn die Menschen versucht haben, diese Regeln auszuhebeln oder rückabzuwickeln.
Daher sehe ich keinen Sinn und keine Erfolgsaussichten darin, wenn die Katalonen jetzt versuchen gegen den Widerstand der übriger Spanier (und Europäer) ihre Unabhängigkeit zu erlangen.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Alones, Mittwoch, 20.09.2017, 23:06 (vor 2411 Tagen) @ AdamSmith

Gated Communities gibt es auch heute schon. [...]

Das ist whataboutism auf einem hohen Niveau. Respekt. Wenn du siehst, dass Separatismus überwiegend schädlich ist, warum stehst du nicht dazu. Lass dich doch nicht auf die abstrusesten Rechtfertigungen ein.

Wäre wohl zu viel verlangt, dass du mal freundlich bleibst. Aber nun gut. Ich sehe im Separatismus sicherlich keine Lösung, weil es nicht funktionieren wird, die globalen Probleme unserer Zeit zu lösen, indem jeder sein eigenes Süppchen kocht. Aber ich respektiere internationales Recht und demokratische Prozesse. Wenn am Ende eine Abspaltung Kataloniens stehen sollte, ist das eben so. Dann wird man sehen, wie die Sache ausgeht. Wenn Katalonien beispielsweise eine EU-Mitgliedschaft (wogegen Spanien sicherlich etwas haben wird) erhält, wird sich gar nicht so viel verändern. Ansonsten bewerte ich jede Separatismusbewegung ganz individuell. In Schottland hätte man auf diese Weise den Brexit vermeiden können. Es ist also nicht so, dass das zwangsläufig immer negativ ist.

Ich verfolge die Debatte um die Unabhängigkeit nur halb. Ich bezweifele nicht, dass es ernsthafte Menschen gibt, die sich von der Unabhängigkeit eine bessere Zukunft versprechen. Ich sehe nur gerade an Spitze der katalonischen Politik zu viele Opportunisten und Quacksalber, denen es um eigene Vorteile geht. Sie stehen mit Gesetzen in Konflikt, befürchten das ihre Korruption aufgedeckt wird, etc. Und gerade wenn die sich durchsetzen, geht es allen schlechter. Siehe Brexit.

Und in Madrid sitzen ausschließlich ehrbare Politiker, die nur das Beste fürs Volk im Sinn haben und nicht nur sich selbst bereichern wollen. Wer da am Ende tatsächlich korrupter ist, möchte ich nicht entscheiden. Das ist auch gar nicht der Punkt. Wenn die Menschen in Katalonien sich dazu entscheiden, dass sie lieber von Politikern aus Barcelona beschissen werden möchten, als von Politikern aus Madrid, dann ist das eben so. Ob es danach allen schlechter gehen wird, lasse ich auch mal offen. Wenn am Ende eine EU-Mitgliedschaft für Katalonien steht, wird das alles nur halb so schlimm. Das ist zumindest meine These. Aber ob es tatsächlich so kommt oder nicht, kann im Moment niemand sagen.

Du scheinst die Vorstellung zu haben, dass bei einer möglichen Abspaltung die gesamte Zivilisation in Katalonien zusammenbricht.

Das nicht, aber sehe nicht, dass sich die Vorteile realisieren lassen, die man sich von einer Unabhängigkeit verspricht. Und dann "zieht die Karavane" weiter und sucht sich das nächste (schwächere) Opfer.

Noch nie in der Geschichte der Menschheit waren diese so wohlhabend und materiell sicher wie jetzt. [Trotz der gated communities.] Das ist eine Folge von Innovation, von internationaler Kooperation, von einem regel-basierten Zusammenleben, das über 100er Jahre immer dichter geworden ist. Rückschritte gab es immer dann, wenn die Menschen versucht haben, diese Regeln auszuhebeln oder rückabzuwickeln.

Ich werde mich jetzt hier auf keine Grundsatzdebatte über die Globalisierung einlassen. Deshalb nur soviel: der Fortschritt der letzten 100 Jahre wird nicht dadurch außer Kraft gesetzt, nur weil eine Region ihre Unabhängigkeit beschließt. Du tust ja gerade so, als würde man dort den Plan verfolgen, einen von der Außenwelt abgeschirmten Staat der Marke Nordkorea zu erichten. Ein unabhängiges Katalonien würde weiterhin Handel betreiben, eine Tourismusregion sein und sich sicherlich auch an internationalen Organisationen beteiligen (EU, WTO, UNO, etc.). Da gibt es nun weitaus schlimmere Szenarien.

Daher sehe ich keinen Sinn und keine Erfolgsaussichten darin, wenn die Katalonen jetzt versuchen gegen den Widerstand der übriger Spanier (und Europäer) ihre Unabhängigkeit zu erlangen.

Was die übrigen Spanier oder Europäer in diesem Fall wollen, ist aber nicht relevant. Das ist ganz allein die Entscheidung der katalonischen Bevölkerung. Wenngleich natürlich ein finanzieller Ausgleich mit Spanien (wie auch immer der aussehen mag) wünschenswert wäre. Ganz nebenbei angemerkt haben auch schon ein paar europäische Staaten und auch die USA durchklingen lassen, dass sie ein unabhängiges Katalonien anerkennen würden.

Katalonien und die Unabhängigkeit

simie, Krefeld, Mittwoch, 20.09.2017, 18:09 (vor 2411 Tagen) @ Alones

Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hat im Falle des Kosovo eindeutig entschieden, dass sich eine Region auch einseitig abspalten kann. Dieses Urteil wurde von fast allen EU-Mitgliedern akzeptiert (außer Spanien). Das Selbstbestimmungsrecht der Völker gilt sogar als Menschenrecht. Ich wüsste nicht, warum das hier nicht gelten sollte. >Der Fall ist aus völkerrechtlicher Sicht meiner Meinung nach eindeutig.


Hier greift dann tatsächlich die Regelung das eine einseitige Abstammung dann gerechtfertigt sein kann, wenn anders eine Diskriminierung einer ganzen Volksgruppe nicht verhindert werden kann. Aber auch nur dann!
Bezeichnend ist dann, dass auch diese Entscheidung sehr umstritten ist und es durchaus Stimmen gibt, welche die Abspaltung nicht vom Völkerrecht gedeckt sehen. Wenn also selbst im Falle des Kosovo nicht ganz klar ist, dass eine solche einseitige Abspaltung auch vom Völkerrecht gedeckt ist, kann diese Regelung in Katalonien erst Recht nicht zur Anwendung kommen.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Alones, Mittwoch, 20.09.2017, 18:32 (vor 2411 Tagen) @ simie

Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hat im Falle des Kosovo eindeutig entschieden, dass sich eine Region auch einseitig abspalten kann. Dieses Urteil wurde von fast allen EU-Mitgliedern akzeptiert (außer Spanien). Das Selbstbestimmungsrecht der Völker gilt sogar als Menschenrecht. Ich wüsste nicht, warum das hier nicht gelten sollte. >Der Fall ist aus völkerrechtlicher Sicht meiner Meinung nach eindeutig.


Hier greift dann tatsächlich die Regelung das eine einseitige Abstammung dann gerechtfertigt sein kann, wenn anders eine Diskriminierung einer ganzen Volksgruppe nicht verhindert werden kann. Aber auch nur dann!

In dem Urteil ist der IGH nicht darauf eingegangen, ob die Kosovaren überhaupt ein unterdrücktes Volk sind. Auf den Diskirminierungsapsekt wurde im Grunde also gar nicht eingegangen. Dementsprechend wurde nur entschieden, dass eine Region einseitig seine Unabhängigkeit erklären kann. Das ist der entscheidende Aspekt. Aber ja, der IGH ist aus meiner Sicht auch etwas schwammig bei der Frage geblieben, wie sich territoriale Integrität und das Recht auf eine einseitige Abspaltung unter einen Hut bringen lassen.

Bezeichnend ist dann, dass auch diese Entscheidung sehr umstritten ist und es durchaus Stimmen gibt, welche die Abspaltung nicht vom Völkerrecht gedeckt sehen. Wenn also selbst im Falle des Kosovo nicht ganz klar ist, dass eine solche einseitige Abspaltung auch vom Völkerrecht gedeckt ist, kann diese Regelung in Katalonien erst Recht nicht zur Anwendung kommen.

Umstritten sicherlich. Aber wir haben momentan nichts besseres als den IGH. Dementsprechend finde ich schon, dass man sich an die Urteile des IGH halten sollte.

Katalonien und die Unabhängigkeit

MDomi, Mittwoch, 20.09.2017, 16:57 (vor 2411 Tagen) @ Voomy

Schön wäre ja, das alles auf der Basis von Argumenten und Rechtsmitteln stattfinden zu lassen. Ich befürchte nur, dass es einen Zeitpunkt gibt, zu dem Blut vergossen wird. Das muss aber gar nicht nötig sein, wenn man das auf o.g. Weise lösen kann.

Katalonien und die Unabhängigkeit

simie, Krefeld, Mittwoch, 20.09.2017, 16:36 (vor 2411 Tagen) @ Voomy

Selbst ein Referendum, welches sich für die Unabhängigkeit ausspricht, hätte jedoch erst einmal keine Wirkung.
Ähnlich wie in Deutschland lässt es die spanische Verfassung gar nicht zu, dass sich ein Gliedstaat auf diese Weise verabschiedet. Ich sehe daher das Vorgehen der Separatisten schon als problematisch an.
Dass die spanische Zentralregierung auf der anderen Seite noch weniger Sympathien verdient, einmal wegen der generellen Politik (Demonstrationsrecht, Polizeirecht etc.) und auch wegen des Vorgehens rund um Katalonien, sollte man jedoch auch nicht vergessen.
Im Grunde gehen da beide Seiten derzeit nicht wirklich angemessen mit der Situation um.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Voomy, Berlin, Mittwoch, 20.09.2017, 16:39 (vor 2411 Tagen) @ simie

Keiner weiß, was passiert, wenn dieses Referendum positiv ausfällt. Genau das ist ja auch der Grund warum der Zentralstaat verhindern will, dass es überhaupt stattfinden kann. Die darauf folgenden Stunden und Tage sind rechtlich, politisch und gesellschaftlich völlig offen.

Die größte Problematik sehe ich darin, dass ein "Ja" und eine Unabhängigkeit nur negative Folgen für alle Parteien hätte. Spanien verliert einen wichtigen Teil seines Landes und somit an Stabilität, die Finanzmärkte würden wohl kollabieren. Katalonien selbst ist, entgegen der "JA!" Propaganda keinesfalls fähig alleine zu überleben, schon deswegen nicht, weil die EU sie niemals aufnehmen würde. Und das Gesamtprojekt, Gesamtkonstrukt, Europa würde einen ganz erheblichen Dämpfer erhalten.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Lutz09, Tor zum Sauerland, Mittwoch, 20.09.2017, 16:50 (vor 2411 Tagen) @ Voomy

Keiner weiß, was passiert, wenn dieses Referendum positiv ausfällt. Genau das ist ja auch der Grund warum der Zentralstaat verhindern will, dass es überhaupt stattfinden kann. Die darauf folgenden Stunden und Tage sind rechtlich, politisch und gesellschaftlich völlig offen.

Die größte Problematik sehe ich darin, dass ein "Ja" und eine Unabhängigkeit nur negative Folgen für alle Parteien hätte. Spanien verliert einen wichtigen Teil seines Landes und somit an Stabilität, die Finanzmärkte würden wohl kollabieren. Katalonien selbst ist, entgegen der "JA!" Propaganda keinesfalls fähig alleine zu überleben, schon deswegen nicht, weil die EU sie niemals aufnehmen würde. Und das Gesamtprojekt, Gesamtkonstrukt, Europa würde einen ganz erheblichen Dämpfer erhalten.

Also davon zu sprechen, dass die Finanzmärkte kollabieren würden, halte ich dann doch für leicht übertrieben ;)

Katalonien und die Unabhängigkeit

Voomy, Berlin, Mittwoch, 20.09.2017, 16:52 (vor 2411 Tagen) @ Lutz09

Die Spanischen? Wenn knapp 20% ihrer Wirtschaftsleistung von heute auf Morgen wegfallen? Scheint eher ein sehr realistisches Szenario zu sein.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Fair Play, NRW, Mittwoch, 20.09.2017, 17:12 (vor 2411 Tagen) @ Voomy

Die Spanischen? Wenn knapp 20% ihrer Wirtschaftsleistung von heute auf Morgen wegfallen? Scheint eher ein sehr realistisches Szenario zu sein.

Es fallen aber doch auch Sozialausgaben und Subventionen weg, die haben ja auch Einfluss auf die Wirtschaftsfähigkeit Restspaniens.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Voomy, Berlin, Mittwoch, 20.09.2017, 17:19 (vor 2411 Tagen) @ Fair Play
bearbeitet von Voomy, Mittwoch, 20.09.2017, 17:30

So hoch sind die Subventionen nicht mehr. Katalonien kann sich inzwischen recht gut selbst tragen, was halt vor allem mit der wirtschaftlichen Entwicklung rund um Barcelona zu tun hat. Inzwischen ist es halt so, dass die Region selbst mehr zum Zentralstaat beiträgt als umgekehrt. Das ist allerdings eine recht neue Entwicklung. Tatsächlich ist der Vergleich mit Bayern nicht völlig abwegig, wenn die Bayern anteilig auch bedeutender für Deutschland sind als Katalonien für Spanien.

Edit: Recht gut selbst tragen allerdings nicht im Maße einer selbständigen Nation. Das ist wichtig.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Lutz09, Tor zum Sauerland, Mittwoch, 20.09.2017, 16:53 (vor 2411 Tagen) @ Voomy

Die Spanischen? Wenn knapp 20% ihrer Wirtschaftsleistung von heute auf Morgen wegfallen? Scheint eher ein sehr realistisches Szenario zu sein.

Die europäischen bzw. globalen Märkte, meinte ich.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Voomy, Berlin, Mittwoch, 20.09.2017, 16:55 (vor 2411 Tagen) @ Lutz09

Nein, dass die das so sehr interessiert glaube ich auch nicht. :)

Katalonien und die Unabhängigkeit

Ulrich, Donnerstag, 21.09.2017, 12:45 (vor 2410 Tagen) @ Voomy

Nein, dass die das so sehr interessiert glaube ich auch nicht. :)

Käme es wirklich zum schlimmsten und es käme in der katalanischen Wirtschaft zu massiven Problemen dann könnte das durchaus Auswirkungen weit in andere Staaten hinein haben. Eine große Krise auslösen würde es sicherlich nicht. Aber es würde ausreichen wenn dort irgend ein spezialisierter Zulieferer säße der z.B. als einziger ein kleines, aber unerlässliches Teil für die Kfz-Produktion liefern würde und in halb Europa stünden über Tage und Wochen die Bänder still. Eine "große" Wirtschaftskrise auf europäischer Ebene würde dies zweifellos nicht auslösen, kleinere Dellen könnte es aber schon hinterlassen.

Weitaus schlimmer könnte das sein was primär den Briten nach dem Brexit droht. Und das was im Augenblick in Katalonien passiert wird die Politiker im restlichen Europa sicherlich nicht dazu bringen den Briten bei deren Vorhaben die Rosinen aus dem Kuchen zu pulen stärker zu unterstützen als bisher.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Lutz09, Tor zum Sauerland, Mittwoch, 20.09.2017, 16:55 (vor 2411 Tagen) @ Voomy

Nein, dass die das so sehr interessiert glaube ich auch nicht. :)

okay ;)

Katalonien und die Unabhängigkeit

Blarry, Essen, Mittwoch, 20.09.2017, 16:45 (vor 2411 Tagen) @ Voomy

Aus einem "Ja" folgt aber noch lange keine "Unabhängigkeit". Es kann ja grundsätzlich jeder referendieren, wofür er will, rechtlich bindend ist davon nichts.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Blarry, Mittwoch, 20.09.2017, 18:33 (vor 2411 Tagen) @ Blarry

Sollte das Referendum mit einem Ja enden müsste die katalonische Regierung innerhalb von 48h die Unabhängigkeit verkünden und spanisches Recht und Rechtssprechung wäre aufgehoben. Es ist eher die Frage ob die katalanische Regierung auch in der Lage ist dieses von ihnen geschaffene Recht durchzusetzen. Und das darf bezweifelt werden. Dann wird das Militär und die Polizei eingreifen.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Voomy, Berlin, Mittwoch, 20.09.2017, 18:35 (vor 2411 Tagen) @ Kulibi77

Das ist ja die Nuklear-Option des Zentralstaates. Sollte es ein Referendum geben und sollte es unbehelligt stattfinden und am Ende mit Ja enden kann man quasi am Wahlabend die Autonomie Kataloniens aufheben und sämtliche Amtsgeschäfte übernehmen.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Voomy, Berlin, Mittwoch, 20.09.2017, 16:51 (vor 2411 Tagen) @ Blarry

Wäre dann halt eine Frage des Völkerrechts. Ich weiß nicht inwiefern die Regionalregierung in Katalonien sich auf die Minderheitenrechte berufen kann, da erstmal nachgewiesen werden müsste, dass der Zentralstaat sie tatsächlich schlecht behandelt. Ansonsten überwiegt das Recht auf staatliche Integrität von Spanien.

Dennoch schafft es eine Situation, in der dann halt ein Bürgerkrieg zu einer realen Option wird.

Katalonien und die Unabhängigkeit

simie, Krefeld, Mittwoch, 20.09.2017, 17:04 (vor 2411 Tagen) @ Voomy

Völkerrechtlich ist der Anspruch nur schwer zu begründen, da für einem solchen Anspruch zumindest eine vom spanischen Staat ausgehende Diskriminierung der Katalanischen Volksangehörigen vorliegen müsste. Unter Franco hätte man eventuell so argumentieren können. Heute nicht mehr.

Katalonien und die Unabhängigkeit

simie, Mittwoch, 20.09.2017, 18:46 (vor 2411 Tagen) @ simie

Völkerrechtlich ist der Anspruch nur schwer zu begründen, da für einem solchen Anspruch zumindest eine vom spanischen Staat ausgehende Diskriminierung der Katalanischen Volksangehörigen vorliegen müsste.

Woher kommt dieser Unsinn? Jede einseitige Unabhängigkeitserklärung ist im Sinne des Selbstbestimmungsrechtes rechtens. Das Prinzip der territorialen Integrität besteht in den Beziehungen zwischen bestehenden Staaten, ist aber nicht innerhalb eines Staates anzuwenden. Jeder hat das Recht sich unabhängig zu machen.

Katalonien und die Unabhängigkeit

simie, Krefeld, Mittwoch, 20.09.2017, 16:43 (vor 2411 Tagen) @ Voomy

Na ja. Rechtlich ändert sich erst einmal nichts. Katalonien kann ja eben nicht alleine abstimmen. Da müsste ganz Spanien abstimmen.
Politisch und gesellschaftlich würde jedoch ein massives Problem entstehen, was durchaus große Auswirkungen haben könnte.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Thomas, Dortmund, Mittwoch, 20.09.2017, 16:08 (vor 2411 Tagen) @ Voomy

Heute hat der Zentralstaat dann reagiert und angefangen Ministerien und Wirtschaftsgebäude in der Region von der Polizei besetzen zu lassen, um zu verhindern, dass es zu diesem Referendum kommt.

Man stelle sich vor Bayern (o.ä.) würde die Unabhängigkeit anstreben und die Staatsanwaltschaft lässt die bayerische Staatskanzlei besetzen. Damit schiesst man sich doch noch tiefer ins Knie und alle in Bayern würden sagen "jetzt erst recht!"

Katalonien und die Unabhängigkeit

Franke, Mittwoch, 20.09.2017, 16:46 (vor 2411 Tagen) @ Thomas

Heute hat der Zentralstaat dann reagiert und angefangen Ministerien und Wirtschaftsgebäude in der Region von der Polizei besetzen zu lassen, um zu verhindern, dass es zu diesem Referendum kommt.


Man stelle sich vor Bayern (o.ä.) würde die Unabhängigkeit anstreben und die Staatsanwaltschaft lässt die bayerische Staatskanzlei besetzen. Damit schiesst man sich doch noch tiefer ins Knie und alle in Bayern würden sagen "jetzt erst recht!"


Ich habe gelesen, die Mehrheit der Katalanen lehne die Unabhängigkeit ab. Wäre die Zentralregierung dann nicht gut beraten gewesen, das Ganze einfach laufen zu lassen? Bestimmt ist hier einer unterwegs, der einiges dazu schreiben kann.

Was sagt der FC Barcelona? Eigentlich müsste er auch dagegen sein.

Wie SPON berichtet, ist in Italien die Lega Nord pleite. Obwohl sie, wie alle Parteien, viel mehr Wahlkampfkostenerstattung erhält, als sie dafür ausgibt. Parteigründer Bossi und seine Familie gaben Geld aus für dies und für das und für jenes.

Katalonien und die Unabhängigkeit

AdamSmith, ..., Mittwoch, 20.09.2017, 16:50 (vor 2411 Tagen) @ Franke

Wie SPON berichtet, ist in Italien die Lega Nord pleite. Obwohl sie, wie alle Parteien, viel mehr Wahlkampfkostenerstattung erhält, als sie dafür ausgibt. Parteigründer Bossi und seine Familie gaben Geld aus für dies und für das und für jenes.

haha, Autokraten, Separatisten und Extremisten, ...

am Ende nur ein haufen korrupter und geldgeiler Spinner, die eine Deckmantel für ihre krummen Geschäfte benötigen.

Leider finden sich immer genug Wähler, die die märchen glauben wollen. Egal ob es der Brexit ist, die Norditaliener oder jetzt die Katalanen.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Voomy, Berlin, Mittwoch, 20.09.2017, 16:50 (vor 2411 Tagen) @ Franke

Laut letzten Umfragen ist es 54 Nein zu 46 Ja.

Katalonien und die Unabhängigkeit

AdamSmith, ..., Mittwoch, 20.09.2017, 16:41 (vor 2411 Tagen) @ Thomas

Solche Referenden sind in Deutschland verboten. Daran gibt es ohne Verfassungsänderung auf Bundesebene (durch Volksentscheid) keinen Zweifel.
Die bayrische Staatsregierung würde sich wohl auch strafbar machen würde sie ein Referendum organisieren. Die Staatsregierung selber hat die Durchführung von Unterschriftensammlungen und Volksbefragungen zu dem Thema verboten. Dieses Verbot wurde vom Verfassungsgericht bestätigt - wenn auch die Begründung zu kurz kam.

Zu der Situation in Katalonien.
Die Zentralregierung hat sicher nicht ideal gehandelt, vor allem aus politischen Gründen, da sie selber in Katalonien wenig stimmen holt, dieses mit einem scharfen Anti-Kurs im Rest des Landes aber kompensieren kann.

Die zentrale These, das Kataloniens Wirtschaft unter Spaniens und der Zentralregierung leidet ist falsch.

Die politischen Führer Kataloniens sind Separatisten. Sie verletzen mit ihren Aktionen geltendes spanisches und europäisches Recht. Dafür müssen sie die Konsequenzen tragen. Die Organisation des Referendum ist mit sicherheit nicht mit demokratischen Grundregeln vereinbar.

Ich kann kein Verständnis für die Durchführung dieser Farce zeigen.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Voomy, Berlin, Mittwoch, 20.09.2017, 16:10 (vor 2411 Tagen) @ Thomas

Könnte tatsächlich der Vorgang sein, der das ganze zum einen für viele Leute zu einem patriotischen Akt macht, die bisher nicht überzeugt waren. Zum anderen dürfte es die Chancen, dass das ganze ohne Gewalt oder gar einen Bürgerkrieg endet, nicht gerade gesteigert haben.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Sascha, Dortmund, Mittwoch, 20.09.2017, 16:21 (vor 2411 Tagen) @ Voomy

Könnte tatsächlich der Vorgang sein, der das ganze zum einen für viele Leute zu einem patriotischen Akt macht, die bisher nicht überzeugt waren. Zum anderen dürfte es die Chancen, dass das ganze ohne Gewalt oder gar einen Bürgerkrieg endet, nicht gerade gesteigert haben.

Vielleicht sollte man auch hinter die 105 Mio. + X für Dembélé ein kleines Fragezeichen machen. Für einen Verein, der nicht mehr im spanischen Ligaverband vertreten und dann vermutlich auch nicht als UEFA-Mitglied anerkannt wird, dürfte es schwerfallen, die ganzen Gehälter und Raten für ausstehende Transfergelder aufzubringen....

Katalonien und die Unabhängigkeit

julianbvb, Mittwoch, 20.09.2017, 16:35 (vor 2411 Tagen) @ Sascha

Also ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass Barcelona nicht mehr in La Liga antreten könnte. Erstens gibt es doch Beispiele von Vereinen, die in einer anderen Liga als ihrem Heimatland mitspielen (Monaco trotz eklatanter Steuervorteile, FC Vaduz aus Liechtenstein in der Schweiz oder auch Swansea). Und zweitens kann ich mir nicht vorstellen, dass die anderen Vereine ein Interesse an schottischen Verhältnissen haben. Auch wenn dann natürlich ein CL-Platz plus ein Europaleague-Platz und somit insgesamt 2 Ligaplätze frei würden :)
Halte ich eher für "Panik-Mache", weil das mit den Fernsehrechten erstmal komplizierter und chaotischer werden könnte und man vielleicht fürchtet, am Ende weniger Einnahmen zu haben.

Jetzt mal unabhängig davon, dass es nicht besonders sinnvoll ist, wenn sich überall in Europa der aktuell stärkere Teil vom aktuell schwächeren Teil des Landes abspalten würde. Und kulturelle Differenzen erkenne ich schon, wenn ich Karneval mal nach Köln fahre. Aber ich bin da kein Experte in der Angelegenheit :)

Katalonien und die Unabhängigkeit

simie, Krefeld, Mittwoch, 20.09.2017, 16:39 (vor 2411 Tagen) @ julianbvb

Da dürfte dann, wie es auch Sascha erwähnt, auch der große Name Barcelona nicht helfen. Zumal die ganzen erwähnten Beispiele nur historische Ausnahmen sind und alle nicht wirklich vergleichbar mit dem Fall Barcelona wären.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Fair Play, NRW, Mittwoch, 20.09.2017, 16:31 (vor 2411 Tagen) @ Sascha

Könnte tatsächlich der Vorgang sein, der das ganze zum einen für viele Leute zu einem patriotischen Akt macht, die bisher nicht überzeugt waren. Zum anderen dürfte es die Chancen, dass das ganze ohne Gewalt oder gar einen Bürgerkrieg endet, nicht gerade gesteigert haben.


Vielleicht sollte man auch hinter die 105 Mio. + X für Dembélé ein kleines Fragezeichen machen. Für einen Verein, der nicht mehr im spanischen Ligaverband vertreten und dann vermutlich auch nicht als UEFA-Mitglied anerkannt wird, dürfte es schwerfallen, die ganzen Gehälter und Raten für ausstehende Transfergelder aufzubringen....

Vielleicht werden ja "Courage Barca" T-Shirts verteilt für den dann gebeutelten Verein. Aber ernsthaft, Barca ist natürlich too big to fail, da werden schon die richtigen Weichen gestellt werden.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Sascha, Dortmund, Mittwoch, 20.09.2017, 16:34 (vor 2411 Tagen) @ Fair Play

Könnte tatsächlich der Vorgang sein, der das ganze zum einen für viele Leute zu einem patriotischen Akt macht, die bisher nicht überzeugt waren. Zum anderen dürfte es die Chancen, dass das ganze ohne Gewalt oder gar einen Bürgerkrieg endet, nicht gerade gesteigert haben.


Vielleicht sollte man auch hinter die 105 Mio. + X für Dembélé ein kleines Fragezeichen machen. Für einen Verein, der nicht mehr im spanischen Ligaverband vertreten und dann vermutlich auch nicht als UEFA-Mitglied anerkannt wird, dürfte es schwerfallen, die ganzen Gehälter und Raten für ausstehende Transfergelder aufzubringen....


Vielleicht werden ja "Courage Barca" T-Shirts verteilt. Aber ernsthaft, Barca ist natürlich too big to fail, da werden schon die richtigen Weichen gestellt werden.

Ich glaube, dass selbst der Einfluss und der Name eines Vereins wie der FC Barcelona im Falle einer staatsrechtlich zweifelhaften Abspaltung einer Region nur eine ganz untergeordnete Rolle spielen.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Fair Play, NRW, Mittwoch, 20.09.2017, 16:51 (vor 2411 Tagen) @ Sascha

Vielleicht werden ja "Courage Barca" T-Shirts verteilt. Aber ernsthaft, Barca ist natürlich too big to fail, da werden schon die richtigen Weichen gestellt werden.


Ich glaube, dass selbst der Einfluss und der Name eines Vereins wie der FC Barcelona im Falle einer staatsrechtlich zweifelhaften Abspaltung einer Region nur eine ganz untergeordnete Rolle spielen.

Ich kann die Dimension dieses politischen Bebens nicht wirklich abschätzen, aber es müsste doch schon einiges passieren, damit das Zugpferd Nummer 1 in La Liga nicht mehr mitspielen darf. Wenn eine Unabhängigkeit das bewirken würde, wäre ich einigermaßen überrascht. Eventuell überschätze ich aber auch die Verbände/Vereine und deren Einfluss bzw. Geld.

Katalonien und die Unabhängigkeit

simie, Krefeld, Mittwoch, 20.09.2017, 17:09 (vor 2411 Tagen) @ Fair Play

Meines Wissens entscheidet da auch noch die UEFA mit. Und da sind meines Wissens die Hürden, außer den historisch bestehenden Ausnahmen, sehr hoch, dass so ein Wechsel geduldet wird.
Ich bin mir da aber unsicher. Kann mich also komplett täuschen.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Fair Play, NRW, Mittwoch, 20.09.2017, 17:17 (vor 2411 Tagen) @ simie

Meines Wissens entscheidet da auch noch die UEFA mit. Und da sind meines Wissens die Hürden, außer den historisch bestehenden Ausnahmen, sehr hoch, dass so ein Wechsel geduldet wird.
Ich bin mir da aber unsicher. Kann mich also komplett täuschen.

Ist ja alles spekulativ, aber man kennt das ja, wo ein Wille ist...

Eine historische Ausnahme wäre das dann natürlich auch.

Katalonien und die Unabhängigkeit

Voomy, Berlin, Mittwoch, 20.09.2017, 16:37 (vor 2411 Tagen) @ Sascha

Zudem der FC Barcelona sich heute bereits zu den Vorgängen geäußert hat:

In the wake of the events that have transpired in recent days and, especially, today, with regard to the current political situation in Catalonia, FC Barcelona, in remaining faithful to its historic commitment to the defense of the nation, to democracy, to freedom of speech, and to self-determination, condemns any act that may impede the free exercise of these rights.

Therefore, FC Barcelona publicly expresses its support for all people, entities, and institutions that work to guarantee these rights.

FC Barcelona, in holding the utmost respect for its diverse body of members, will continue to support the will of the majority of Catalan people, and will do so in a civil, peaceful, and exemplary way.

Für die, die es mit dem Englischen nicht so haben:

Man wird sich danach richten, was die katalanische Bevölkerung möchte.

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