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Die Psychologie als ewiger Zweiter (Sonstiges)

Basti Van Basten, Romania, Samstag, 20.01.2018, 14:46 (vor 2288 Tagen)

Ich bin kein Psychologe, so viel vorweg. Mich hat seit einigen Wochen die Frage beschäftigt, warum so viel bei BVB-Fans "gejammert" wird und bei anderen Vereinen nicht.

Von Olympischen Spielen und anderen Wettbewerben mit Siegertreppchen kennt man den Effekt, dass der Dritte erfreuter über seinen Dritten Platz als der Zweite ist. Der Zweite fühlt sich als Verlierer, weil er die Spitzenposition verpasst hat. Der Dritte ist jedoch froh, überhaupt auf dem Treppchen zu stehen.

Nun ist der BVB wirtschaftlich die ganz klare Nummer 2 in Deutschland und sportlich, wenn man längere Zeiträume betrachtet, auch dort anzusiedeln. Statt sich nun aber darüber zu freuen, dass man einem Verein angehört, dem es wirtschaftlich exzellent geht und meistens in der Champions League vertreten ist, herrscht bei den Fans regelmäßig eine Untergangsstimmung.

Das mag damit zusammenhängen, dass die Chance in der Meisterschaft Erster zu werden quasi nicht existent ist, was positiven Träumereien, die natürlich auch für Endorphin-Ausstöße sorgen können, bereits im Ansatz einen Riegel vorschiebt. Als BVB-Fan lebt man regelmäßig im Hier und Jetzt oder kommt dort nach kurzer Zeit relativ schnell an, wenn man dann doch mal einen sehr guten Saisonstart hatte. Eine Träumerei über die Zukunft ist oft eine, die eher Böses als Gutes erahnen lässt.

In den letzten Jahren kam es aber auch immer häufiger vor, dass das Team underperformte. Einige mögen sich noch schmerzlich an Jürgen Klopps letzte Saison oder die letzte Hinrunde erinnern.

Im allergünstigsten Fall landet der BVB auf Platz 2, was gegenüber Platz 3 keine Steigerung bedeutet, die die BVB-Fans in Extase fallen lässt. Doch schon Platz 3 am Ende der Saison wird häufig als Niederlage wahrgenommen.

Zusammmengefasst gibt es für BVB-Fans außer der Siege in der Liga kaum mehr herausragend positive Erlebnisse. Stattdessen häufen sich Enttäuschungen wie die Zulassungen von Plastikklubs, den Terroranschlag auf unser Team, die regelmäßigen Abgänge unserer Top-Spieler, die Fehlentscheidungen in Pokalfinals gegen unser Team oder auch der Zerstückelung der Bundesligaspieltage. Berücksichtigen muss man auch, so viel weiß ich als Nicht-Psychologe sogar, dass negative Erlebnisse einen stärkeren und nachhaltigeren Eindruck auf uns Menschen hinterlassen als positive. Der Pokalsieg beispielsweise scheint schon vergessen. Stattdessen dominieren negative Themen die Medienberichte und Diskussionen im Internet. Auch die Abgänge von Götze, Hummels, Mhiki oder Gündogan scheinen noch nicht überwunden zu sein und schmerzen manch einen bis heute.

Vielen Fans der anderen Vereine geht es wahrscheinlich viel besser, weil ihr Team über ihrer Erwartung spielt bzw. sie von vornherein eher von einer schlechteren Platzierung ausgehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Team dann doch besser aufspielt, steigt dadurch natürlich als wenn der eigene Anspruch schon so weit oben ist, dass man eigentlich nur noch enttäuscht werden kann.

Ich weiß nicht, ob die Stuttgarter, Hannoveraner und Augsburger unbedingt mit der jetzigen Tabellensituation am Anfang der Saison gerechnet haben. Auch die Blauen und Leipziger dürften momentan eher euphorisiert sein, obwohl sie lediglich dort stehen, wo sie wirtschaftlich sowieso in etwa stehen müssten. Dennoch können sie jetzt träumen. Leipzig davon, irgendwann dauerhaft die Nummer 2 zu sein und die Blauen davon, wieder regelmäßig CL zu spielen und den BVB hinter sich zu lassen.

Müssen wir BVB-Fans uns also neue Träume und Ziele suchen? Sollten wir die Realität, dass der BVB die Nr. 2 und Ausbildungsverein für Weltklassespieler ist, akzeptieren und damit selbstbewusster und vielleicht auch manchmal selbstironisch umgehen lernen? Welche Strategien könnten uns helfen unseren BVB und die Spiele wieder positiver wahrzunehmen? Sollten wir z.B. mit jedem Tor den Torschützen zu Real Madrid singen?

Ich finde es schon wichtig, dass wir wieder positiver auch mit schlechten Schlagzeilen umgehen. Denn wer will schon Fan eines Klubs werden, dessen Fans ständig mit Merkel-Mund rumlaufen?

Liebe Grüße
Basti

Die Psychologie als ewiger Zweiter

Paolo, Samstag, 20.01.2018, 18:42 (vor 2288 Tagen) @ Basti Van Basten

Also ich empfinde es nicht so, dass viele unzufrieden sind, weil man maximal den zweiten Platz erreichen kann. Wobei man auch immer erster werden kann, wenn ein paar Dinge zusammen kommen. Das Problem derzeit ist doch, dass der Gesamttrend seit der zweiten Tuchelsaison steil abwärts zeigt. Und dass von den Träumen, die 2010/11 entstanden sind, nicht mehr viel übrig ist. Jedes Jahr werden der Mannschaft die besten Spieler entrissen. Mehr und mehr ist ein Qualitätsdefizit zu spüren. Ein Defizit, welches den zweiten Platz immer unwahrscheinlicher werden lässt. Ja, auch der dritte oder vierte Platz ist in meiner Wahrnehmung sehr unsicher. Ich persönlich bin einfach unzufrieden mit der Transferpolitik der letzten Jahre. Unzufrieden bin ich auch damit, dass der BVB sich regelmäßig von Spielern und größeren Vereinen vernaschen lässt. (in wirtschaftlicher-transferpolitischer Hinsicht) Es fällt schwer, sich mit einem Team oder mit Spielern zu identifizieren, wenn man weiß, dass die Besten jedes Jahr verschwinden und stattdessen Quantität eingekauft wird. Es ist auch für die Ambitionen der Spieler schlecht, wenn sie in dem Bewusstsein leben, dass Jahr für Jahr der Kern aus der Mannschaft entnommen wird. Dieses permanente Verkaufen ist aus meiner Sicht nicht mehr notwendig und es wäre an der Zeit, ein Exempel zu statuieren.

Ich denke, dass die Fans von Vereinen nie zufrieden sind, wenn sich der Club im Abwärtstrend befindet. S05-Fans freuen sich jetzt, weil sie nicht mehr so desaströs abschneiden, wie die letzten Jahre. Leipzig-Fans werden diese Saison auch nicht mehr so euphorisch sein, wie sie es letztes Jahr waren.

Ich glaube außerdem, dass der BVB als Club viel zu groß ist, um durch Apelle an die Herangehensweise etwas zu erreichen. So wichtig sind wir hier nicht vermutlich.

Ich würde Aubameyang nur gehen lassen, wenn ich ein sportlich zumindest potentielles Upgrade parat hätte. Weil es dann aus finanzieller und auch perspektivischer Sicht von Vorteil wäre. Ihn nur gehen zu lassen, weil er Stunk macht, geht einfach nicht. Dann sollte man ihn lieber auf der Tribüne versauern lassen - als warnendes Beispiel an alle, die es ihm nachmachen wollen.

Ich möchte, das der BVB größer und erfolgreicher wird. Daher bin ich unzufrieden, wenn es abwärts geht. Und im Moment hab ich einfach das Gefühl, dass Spieler und Verantwortliche mit ihrem Latein ziemlich am Ende sind. Nochmal drei Saisons wie die letzten 1,5 und man wird froh sein, sich für die Europaliga zu qualifizieren. Gut, immerhin die Trainingslager in China könnten dann allmählich wegfallen, das wäre der Vorteil.

Die Psychologie als ewiger Zweiter

Basti Van Basten, Romania, Sonntag, 21.01.2018, 12:42 (vor 2287 Tagen) @ Paolo

Ich glaube außerdem, dass der BVB als Club viel zu groß ist, um durch Apelle an die Herangehensweise etwas zu erreichen. So wichtig sind wir hier nicht vermutlich.

Ich meinte das eher für uns Fans selbst. Nicht für den BVB.

Du bestätigst aber im Grunde, das was ich geschrieben habe. Es gibt keine Träume mehr und die ganzen Spielerabgänge tragen ihren Teil dazu bei, da dadurch die Aussicht auf ein ebenbürtiges Team zum FCB aus M. aufzustellen immer geringer wird.

Und natürlich laufen nicht alle mit getrübter Miene herum. Es ist auch eine subjekte Wahrnehmungssache. Ich hole meine Eindrücke aus diesem Forum, Facebook Gruppen und Freunden aus Deutschland, die selbst BVB-Fans sind.

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