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Nochmal zur Gummibrause (Fußball allgemein)

Blarry, Essen, Dienstag, 01.11.2016, 16:16 (vor 2997 Tagen) @ Edge
bearbeitet von Blarry, Dienstag, 01.11.2016, 16:21

Da ist es doch seltsam, dass mit American Football eine der durchkommerzialisiertesten Sportveranstaltungen überhaupt in Deutschland seit Jahren wächst und gedeiht, während die Enttraditionalisierung des Fußballs mehr und mehr frustrierte Fans zurücklässt. Wie soll man sich das eigentlich erklären?

Ich würde für meinen Teil keine Minute Westfalenstadion gegen Football tauschen wollen. Andererseits finde ich Football mittlerweile besser und angenehmer zu gucken als Fußball. Sonntags muss abends schon ein richtig gutes Einzelspiel auf sky kommen, um mich von der Redzone fernzuhalten.

Die NFL ist einfach ein sehr, sehr gutes Produkt, das beim und neben dem eigentlichen Spielgeschehen her dem Fußball richtig was voraus hat.
Zum Einen finde ich den Sport und die eigentliche Action auf dem Platz einfach spannender. Es gibt einen klaren Spannungsbogen aus festen viermal 15 Minuten Spielzeit, der Playclock bis runter zum Snap und klaren, kurzen, aber dafür höchstintensiven Spielzügen. "Aber Blarry", sagt ihr während ihr Gianni Infantinos Glatze auf Hochglanz poliert, "beim Fußball kann jederzeit immer etwas passieren!" Yeah, Bullshit. In fast jedem Spiel ist es mittlerweile die Regel, dass zwei Drittel aller Ballaktionen zwischen den Innenverteidigern und Sechsern aufgeteilt sind, eben ohne dass etwas Produktives passiert. Da ist der Fußball halt nicht "nachmessbar" genug, Raumgewinn ist keine feste Ressource im Spielverlauf, sondern kommt und geht gleichgültig und ersetzbar. Würde man bei Testpersonen Blutdruck und Puls messen während sie Football- und Fußballspiele schauten - ich wette, beim Footballgucker geht es öfter rauf und runter. Trotz Werbepausen alle zehn Minuten.

Zum Anderen finde ich das Drumherum unendlich viel professioneller als beim Fußball.
- Beispiel TV-Rechte: kaufste Game Pass, kannste alles überall gucken. Hast kein Rumgekrissel mit sky-Rechtepaketen und HD-Zuschlag und sky go das drölf Jahre brauchte bis es HTML5 unterstützt.
- Beispiel unterschiedliche Sendetermine: da steht es im Vergleich zur Bundesliga fünf zu fünf, mit dem Unterschied, dass die drei exklusiven Termine (Thursday, Sunday, Monday Night) auch wirklich exklusive Highlights zur Prime Time sind.
- Beispiel Spieltagskonferenz: die Verknüpfung von Red Zone mit dem Fantasy Football ist an Genialität kaum zu toppen. Fantasy Football bringt automatisch ein viel höheres persönliches Investment in Partien, die einen sonst kaum jucken würden. Warum soll ich mir in der Konferenz Bayern gegen Augsburg oder Ingol- gegen Darmstadt angucken, wenn da nichts und niemand dabei ist, der mich interessiert? Wenn aber mein Fantasy-WR bei den Falcons, mein Quarterback bei den Packers spielt und hinter sich den Running Back der Cowboys stehen hat, bin ich in viel mehr Spiele involviert. Nicht zu vergessen, dass man beim Football immer dahinschalten kann, wo man weiß, dass es gerade spannend ist.

Als "spectator sport" kommt es dem Football einfach zugute, dass es im Vergleich zum Fußball die viel durchreglementiertere Sportart ist. Jeder weiß, wer Abwehr und wer Angriff ist. Jeder Spielzug ist diskret und in sich isoliert. Es gibt weniger Ermessungsspielraum bei den Regeln, eine Pass Interference ist eine Pass Interference und ein Catch ist ein Ca--okay, schwacher Punkt ;). Objektiv ist Football der bessere Sport.

Und da liegt der Hase im Pfeffer: kann es sein, dass wir emotional einfach zu sehr im Fußball drin stecken und die Entwicklung des Sports der letzten, sagen wir, zehn Jahre zu persönlich nehmen? Es hat jeder von uns mit spätestens vier Lebensjahren zum ersten Mal gegen einen Ball getreten* und seit der Kindheit "seinen" Verein. Verständlich, dass man die Geschehnisse rund um den Sport so viel persönlicher empfindet als es nötig wäre. Man endet ja irgendwann mit Besenstiel im Arsch, wenn man seine Hobbies zu ernst nimmt. Möglicherweise liegt es daran, dass ich persönlich gerade mit der doch "entfernten" Sportart American Football gerade einfach mehr unbeschwerten Spaß empfinde. Da hat der Marktteilnehmer "Red Bull Leipzig" primär nichts mit zu tun.


*fällt mir auch gerade auf: Fußball ist eigentlich sowas von keine inklusive Sportart, kann das sein? Als 120-Kilo-Fettsack der keine 500 Meter geradeaus laufen kann ohne ins Sauerstoffzelt zu müssen kannse Fußball knicken, wirst im Football aber gerne als Lineman aufgestellt und gebraucht. Nur als kleine Ergänzung.


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