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How to beat Dortmund (BVB)

Didi, Schweiz, Donnerstag, 22.12.2016, 11:00 (vor 3287 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Jetzt mal nicht unbedingt anknüpfend an das Interview ein paar Gedanken.

In der Phase um 2011 herum haben wir die Bayern ja regelmässig besiegt, indem wir sie uns auf "unser Niveau" runterdrückt haben, wie Klopp das ausdrückte. Das heisst, wir haben ein äusserst intensives Gegenpressing betrieben und die zweiten Bälle mit relativ robusten Spielern wie Subotic, Lewandowski, Hummels, Kehl und Bender (mit Abstrichen auch Grosskreutz oder Schmelzer) geholt und haben dann überfallartig gekontert, wenn es eine Gelegenheit gab.

Ein weiteres Element bestand darin, dass wir das Spiel der Bayern gezielt lenkten und das hiess, dass vor allem Luiz Gustavo möglichst viel Ballbesitz haben sollte, da der als spielerischer Schwachpunkt erkannt wurde. Man kann als gegnerische Truppe halt eben durchaus extrem beeinflussen, wer den Ball permanent kriegt und wer immer zugestellt wird - und wenn der Gegner 60-80% Ballbesitz hat, ist es sicher besser, wenn ein harmloser Sechser, der zu Stockfehlern neigt, dies tut anstelle von Arjen Robben.

Nun, was hat das mit uns zu tun?

Ich meine jedenfalls beobachtet zu haben, dass uns in sämtlichen Auswärtsspielen ähnliches wiederfahren ist und dass dies ohnehin ein Trend in der Liga ist: Es wird einfach gebolzt und dann hart gepresst. Das bedeutet dann im Umkehrschluss, dass ein gepflegtes, technisches Spiel eher zur Rarität wird und stattdessen Luftduelle, robuste Zweikampfführung und die läuferischen Komponenten deutlich wichtiger sind als ein gepflegter Ball. Und da werden «feine Fussballer» wie Aubameyang, Kagawa, Castro, Reus, Dembélé und natürlich auch Weigl massiv gerupft. Was genau macht Aubameyang, wenn wir lange Bälle schlagen müssen? Wie viele Stürmer sind mit dem Rücken zum Tor besser als unser Pierre? Wie viele Sechser sind ligaweit besser zu gebrauchen als Weigl, wenn der Gegner ordentlich rumbolzt? Wie viele Luftduelle gewinnt Marco Reus pro Saison?

Schlüssel Nummer 1: Bolze, um den BVB zu schlagen, dann hast du mindestens 5 Feldspieler auf dem Rasen, die besser bolzen. Und renne, denn der BVB wird im Zweifel als CL-Team auch weniger rennen. Je weniger «richtiger Fussball», desto besser.


Dann kämen wir zum Luiz Gustavo-Phänomen: Wenn der BVB schon dazu tendiert, sehr viel Ballbesitz zu haben, dann darf man das als Gegner eigentlich grundsätzlich zulassen. Man muss nur dafür sorgen, dass dies in den richtigen Zonen passiert und dann kann es sogar spannend sein. Und das heisst im Klartext:

1. Sieh zu, dass du die Passwege auf Weigl intensiv zustellst, weil der die Brücke zur gesamten Offensivabteilung ist. Flache Pässe aus der Innenverteidigung direkt auf Offensivspieler (vgl. 0:1 am Dienstag) sind Mangelware, weil derzeit kein BVB-Innenverteidiger spielerisch überdurchschnittlich ist. Ohnehin spielt im ganzen Kader (exkl. Sahin) keiner einen guten langen Ball.

2. Versuch durch Zustellen des Spiels einen Spielaufbau über Marcel Schmelzer zu erzwingen, indem du ihm ganz gezielt etwas Platz lässt oder zumindest mehr als Piszczek. Schmelzer zeigt dann, wenn er stark angegriffen wird, eine gewisse Fragilität und ist sicher keiner, der mit Übersicht und einer schnellen Auffassungsgabe einen gefährlichen Angriff einleitet. Ins Dribbling gehen kann er nicht, also lässt er sich zurückdrängen oder spielt Querpässe.

3. Igle dich ruhig hinten rein, aber achte darauf, in Ballnähe Überzahl zu schaffen und die individuell stärksten Spieler im letzten Drittel ganz eng ranzunehmen. Überlass stattdessen den aufgerückten Spielern viel Platz, denn die sollen den Ball ruhig kriegen, damit sich das Aufrücken für den BVB auch auszahlt, in dem er dann wenigstens viel Ballbesitz hat. Kommt dann aber ein Pass von Ginter oder eine Flanke des durchgelaufenen Piszczek nicht an, dann schalte rasch zum Kontern um.

Schlüssel Nummer 2: Nimm Weigl aus dem Spiel und zwing den BVB ebenfalls zu bolzen und gewinn dann die Luftduelle gegen Reus und Aubameyang. Sorge dafür, dass die spielerisch schwächsten drei Spieler (Ginter, Sokratis, Schmelzer) möglichst viel Ballbesitz haben und lass die gerne aufrücken, damit du dann gegen 2-3 Dortmunder kontern kannst.

Der nächste Punkt ist die entsprechende Härte und ein entsprechendes Gefühl für «schlaue» Fouls. Man kann gegen den BVB durchaus auch mal selber etwas initiativ werden und dafür sorgen, dass es einen offenen Schlagabtausch gibt. Es gilt aber, sobald Leute wie Dembélé oder Aubameyang den Ball in Überzahl ergattern, rechtzeitig ein Foul zu begehen. Das darf dann auch mal eine Karte nach sich ziehen, dank einer eigenen eher defensiven Grundausrichtung und Auswechselmöglichkeiten ist es aber nicht weiter tragisch, wenn nach 60 Minuten 3 Defensivspieler bereits eine Karte haben. Denn spätestens dann liegst du mit hoher Wahrscheinlichkeit ohnehin in Führung und klassische taktische Fouls sind dann ohnehin Mangelware.

Schlüssel Nummer 3: Unterbinde Überzahlsituationen konsequent und scheue den Freistosspfiff nicht. Der BVB hat ohnehin keinen starken Kopfballspieler im Team und die Standards von der Seite erzeugen kaum jemals Gefahr. (vgl. gefühlte 40 Freistösse in den letzten 3 Wochen)

Und zuletzt als Schlüssel Nummer 4: Lass den BVB ruhig um deinen eigenen Sechzehner rumturnen, er ist schliesslich die einzige Mannschaft ohne geschossenes Tor von ausserhalb des Strafraums. Die Gefahr, dass jemand wie Castro, Weigl, Götze, Piszczek, Pulisic oder Schmelzer mal einen Hammer auspacken, der zumindest einen Abpraller provoziert, ist mehr als überschaubar. Also lass die ruhig die Fangnetze testen und sieh zu, die Passwege zuzustellen.


Für mich bedeutet das kurzfristig:
Es braucht eine taktische Option, mit der man hinten vernünftig rausspielen kann und zweitens muss man zusehen, dass die sieben Mann, die dann am gegnerischen Strafraum rumturnen, individuell auf einem hohen Niveau sind hinsichtlich Passsicherheit, Dribbling-Fähigkeiten und Abschlussstärke, damit wir gegen mauernde Gegner wieder etwas mehr hinkriegen als zuletzt.

Dementsprechend würde für mich einer Dreierkette und 7 «Offensivspielern» eben schon mehr Sinn machen als die aufrückenden, aber eher limitierten Aussenverteidiger.

Zusätzlich muss aus Standards deutlich mehr Gefahr resultieren, um dann halt so mal einen reinzuwürgen. Denn ein Tor befreit von vielen taktischen Fesseln. Ausserdem müssen wir zusehen, halt auch Abschluss-Möglichkeiten aus 15-22 Metern zu schaffen und das heisst, schlicht auch zu schiessen und das halt auch gezielt zu trainieren.

Hin und wieder mal ein vernünftiger langer Pass als Spielelement wäre, wie etwa das 1:2 in Madrid (Weigl/Schmelzer/Aubameyang) zeigt, sicher auch kein Nachteil. Da wäre ein fitter Sahin sicher ein Thema.

Für den Transfersommer 2017 heisst es für mich:

Aubameyang wird wohl sowieso gehen, ist aber im Grunde genommen für 16 von 18 Bundesligagegnern sowieso nicht der «perfekte Stürmer». Natürlich ist der Typ eine Bombe, aber mit dem Rücken zum Tor, in Luftduellen und auf engem Raum gibt es sicher bessere Spieler. Folglich muss hier unbedingt ein variablerer und breiter aufgestellter Stürmer hin, der notfalls auch mal einen Ball fassen kann und ein paar Luftduelle gewinnt.

Zweitens brauchen wir irgendeinen, der die Gündogan-Lücke als Überbrücker schliessen kann. Das könnte Guerreiro sein, vielleicht auch irgendein anderer Spieler. Aber es braucht jemanden, der Platz schafft für seine Mitspieler.
Und zum Schluss brauchen wir einfach auch in der Abwehr mehr spielerische Qualität und damit Pressingresistenz. Bei unserer aktuellen Offensive ist jeder langgeschlagene Ball ein Ballverlust und dementsprechend braucht es spielerische Mittel, um rauszukommen – oder eben vorne den einen oder anderen Spieler, der mal ein Luftduell gewinnt. Und gerade deshalb spielte ja Ramos teilweise, auch wenn der natürlich kein klassischer Aussenstürmer ist – aber wenigstens gewinnt der gegen einen 1.72-Aussenverteidiger 3-4 Duelle pro Spiel und kann dann was mit dem Ball anfangen und richtet sich nicht die Frisur, statt in den Zweikampf zu gehen.

Naja, das mal so als Aneinanderreihung von Gedanken, wenngleich jetzt alle stark mit Fokus auf die Offensive und die Auswärtsspiele.


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