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Welche Lebensleistung? (Sonstiges)

Ulrich, Samstag, 17.06.2017, 10:57 (vor 2498 Tagen) @ wavemaster

In den Medien wird erzählt, die Wiedervereinigung wäre eine Meisterleistung der Diplomatie gewesen. Kohl habe Gorbi die DDR abgerungen. Welch ein Gekaspere. Gorbi hat dafür 130 Mio bekommnen und damit war der Deal durch. Maueröffnung gegen Kohle. Wo ist da die große Leistung der Diplomatie ?

Das ganze war sehr wohl eine diplomatische Meisterleistung sowohl von Kohl als auch von Genscher sowie denjenigen die in der zweiten Reihe mit verhandelt haben. Das der Ostblock zusammen brach war weder Kohls noch Reagans Verdienst. Und es war in meinen Augen ein enormer Glücksfall dass in Moskau kein Hardliner sondern der Reformer Gorbatschow an die Macht kam. Auch in der DDR hätte der "real existierende Sozialismus" ein ganz anderes, blutiges Ende nehmen können. Man sollte es deshalb Leuten wie Krenz hoch anrechnen dass sie soviel Realitätssinn zeigten zu erkennen dass die Wende nicht aufzuhalten war.

Aber trotzdem war die Situation damals hoch komplex. Am Tisch saß damals nicht nur die primär mit ihren eigenen Problemen beschäftigte UDSSR sondern auch die Briten, die USA und Frankreich. Vor allem Thatcher misstraute damals Deutschland zu tiefst. Dazu kamen Bedenken anderer europäische Nachbarstaaten wie Polen. Hier eine Lösung zu finden die die Wiedervereinigung Deutschlands ermöglichte war meiner Meinung nach keineswegs einfach. Helmut Kohl hat die sich bietende Chance genutzt und dabei auf diplomatischen Parkett keine Fehler gemacht. So etwas ist keineswegs selbstverständlich.

Und mit der Maueröffnung wurde das Kapital der DDR durch die Treuhand verschleudert an die Finanzhaie. Der Einzige, der das verhindern wollte, war wohl C. Rowedder, aber der musste dann leider ins Gras beißen.

Kaum jemand wusste wie marode die DDR bei ihrem Zusammenbruch wirklich war. Und nur eine Minderheit konnte sich vorstellen dass die DDR-Wirtschaft nach der Öffnung der Grenzen wie ein Kartenhaus zusammenbrechen würde. Zudem ist in meinen Augen keineswegs klar dass alternative Pläne tatsächlich gegriffen hätten. Der Westen war mit der Situation damals genau so überfordert wie der Osten. Es gab bei weiten nicht genügend qualifiziertes, erfahrenes Personal für die Treuhand, weder in West- noch in Ostdeutschland. Deshalb gelangten teils überforderte Personen in Schlüsselstellungen, teils auch Menschen die alles andere als eine "weiße Weste" hatten und prompt versuchten, auf illegale Art und Weise Geschäfte zu machen. Aber den großen "Masterplan" hatte niemand in die Schublade. Dazu kam das Ende der DDR sowohl für die Bevölkerungen als auch die politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen in Ost und West viel zu überraschend.


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