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Sommer, Sonne, Essen. (Sonstiges)

Will Kane, Biosphärenreservat Bliesgau, Mittwoch, 25.07.2018, 10:15 (vor 2711 Tagen) @ Andypsilon

Kleines Anekdötchen, meine erste Wohnung hier im Norden hatte ich damals, Anfang der Nuller, in einem wirklich kleinen Kaff in der Nähe von Schleswig.
Die Wohnung war in einem alten, umgebauten Stall hinter dem Haupthaus, in dem die Besitzer wohnten. Bei der Besichtigung dachte ich noch so "na, da kommt doch was saarländisches durch" wenn die beiden gesprochen haben. Wir verblieben dann wie üblich mit "wir melden uns die Tage", vermieterseitig. Der Anruf kam dann doch noch am gleichen Abend, sie hätten uns gerne als Mieter und ich wurde dann gefragt ob es sein kann, dass ich aus dem Saarland komme. Man höre da sowas raus. Ei jooooo :). Die beiden kamen aus Blieskastel und Merzig und hatten sich vor einigen Jahren im Norden niedergelassen.

Die Zeit dort war einfach nur großartig. Der Mann hat sich für richtig richtig viel Geld einen Schwenker machen lassen, hatte Buchenholz ohne Ende eingelagert und oh leck.... ich war von Opas (hott uff da Grub geschafft) Schwenkern extrem verwöhnt. Was der da allerdings hingezaubert hat war unfassbar lecker. Dazu gabs natürlich Karlsberg Ur Pils, was er extra ankarren lassen musste weil es das damals zumindest hier einfach nicht gab. Zusammen mit den anderen Nachbarn gabs dann saarländische Nächte ohne Ende mit Schwenker und UrPils, Wutz spille und den norddeutschen Barbaren saarländische Kultur beibringen. Sau gudd :D.

Was mir in all meinen Jahren wirklich aufgefallen ist, einen Saarländer im Exil erkennt man immer an seinem "Restdialekt". Ist bei mir auch nicht anders, ich bin jetzt seit 22 Jahren weg aus der Heimat und habe die "wo kann ich denn meinen Juppen hinhängen"-Übergangsphase ins Hochdeutsche lange hinter mir gelassen, aber Milch bleibt Milsch und den Gläubigen ziehts in die Kirsche :)

Schöne Anekdote!

Unsere Tochter hatte in Berlin nach ihres Studiums eine zeitlang in einer Tierarztpraxis gearbeitet. Dort waren ein älteres, im ‚Exil‘ lebendes saarländisches Ehepaar mit ihren zwei älteren Hunden quasi Stammgäste. Die beiden haben sofort bei der ersten Begegnung die Frage gestellt, ob unsere Tochter eventuell aus dem Saarland stammen könne. Obwohl sie klares Hochdeutsch spricht. Aber ein wenig bleibt die Intonation wohl doch und der Gebrauch bestimmter Begriffe ist ohnehin ‚verräterisch‘. Der Saarländer hat‘s ja nicht so mit dem Nehmen, sondern mehr mit dem Holen... ;-) Als unsere Tochter bestätigte, dass sie aus Saarbrigge stamme, gab es kein Halten mehr. Das Ehepaar wollte dann ihre Hunde nur noch von unserer Tochter behandeln lassen und kam auch ohne Grund mehrfach die Woche vorbei, um mit ihr ein kurzes Schwätzje zu halten. Die älteren Herrschaften hatten noch intensiven Komtakt in die Heimat und haben unsere Tochter immer auf dem laufenden gehalten, was es so an wichtigen Neuigkeiten gab. Eines Morgens sind sie völlig verstört und entsetzt in die Praxis gestürmt, weil ‚der Höll‘ Insolvenz angemeldet hatte. Dabei hätte der doch immer die beste Lyoner gemacht... Da müsste unsere Tochter schon fast als Seelsorger tätig werden...;-)

Der Witz ist: Weder meine Frau, noch ich sind Saarländer. Wir stammen aus dem ‚Reich‘. Ees (!) ist aus Hessen und ich bin waschechter Westfale aus Dortmund. Irgendwann vor langer Zeit hat es uns beruflich hier her verschlagen. Unsere Tochter ist hier geboren und aufgewachsen. Diverse Male unterbrochen durch längere Auslandsaufenthalte. Irgendwann wollte sie aber nicht mehr mit und dahemm in Saarbrigge bleibe. Sie spricht perfekt saarländisch (Rheinfränkisch mit Saarbrigger Zungenschlag) und musste in der Grundschule und den ersten Jahren auf dem Gymnasium immer im Unterricht für die Mitschüler ins Hochdeutsche ‚übersetzen‘. Sie fühlt und denkt wie ein echter Saarländer. D.h. für sie ist klar, dass sie eines Tages ins Saarland zurückkehren wird. Was klar sein dürfte, denn ihr Partner ist Neinkerjer... und sie leben in Mainz... Gut, ist nicht de Palz, aber ... Nein, ist schon ein schönes Städtchen...

Wir sind hier wirklich heimisch geworden und wollen auch nicht mehr fort von hier. Wir haben ziemlich viel von der Welt gesehen, aber trotz aller negativen Aspekten, die es hier leider auch gibt, haben wir woanders noch nie eine so gut funktionierende Nachbarschaft wie im Saarland erlebt. Und da ich vielleicht doch nicht so ‚waschecht‘ als Westfale bin und französisches Blut in mir fließt, möchte ich die Nähe zu Frankreich auch nicht missen... :-)

Alleh!


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