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Söder gibt nicht auf (Corona)

Lutz09, Tor zum Sauerland, Sonntag, 25.07.2021, 22:24 (vor 999 Tagen) @ Kolbenfresser
bearbeitet von Lutz09, Sonntag, 25.07.2021, 22:29

Söder bleibt wenigstens dicht dran am Thema und macht Druck. Laschet dagegen, gerade wieder im Sommerinterview, schwurbelt nur rum, legt sich auf nichts fest und labert und labert und labert. Teflon hundertfach.

Er bleibt an einem Thema (das Impfen von Kindern) dran, das aktuell keins ist. In NRW ist die Corona Situation übrigens nicht schlechter als in Bayern. Er nimmt die STIKO offenbar nicht ganz ernst, setzt sie unter Druck und schädigt damit, genau wie andere seiner Kollegen, die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in die STIKO. Gerade das Vertrauen in eine unabhängige Institution ist in einer Pandemie und beim Impfen von entscheidender Bedeutung.

Grundsätzlich lohnt aber auch noch mal ein nüchterner Blick auf die Fakten, um das Ganze einzuordnen.

Der offizielle "Corona-Durchseuchungsgrad" der Unter-18 Jährigen liegt in Deutschland derzeit bei etwa 3,6 Prozent oder anders formuliert: 491.922 von 13,75 Millionen Kindern und Jugendlichen haben eine registrierte Corona-Infektion durchgemacht.

Wie groß die Dunkelziffer der nicht erkannten Fälle ist, weiß keiner – weil das Robert-Koch-Institut (RKI) keine regelmäßigen repräsentativen Stichproben zieht. Das RKI selbst geht anhand der wenigen Daten, die es hat, davon aus, dass es etwa 1,8 mal so viele Infektionen bei Erwachsenen gegeben haben könnte, wie offiziell gemeldet wurden. Was bezogen auf die Kinder und Jugendlichen auf einen tatsächlichen Durchseuchungsgrad von 6,4 Prozent hinauslaufen würde.

So viele Fälle gab es in 18 Monaten. Eine vollständige "Durchseuchung" der Kinder und Jugendlichen, wie Mahner sie befürchten, würde bei gleichbleibendem Tempo und ohne Impfungen weitere 281 Monate dauern – mehr als 23 Jahre. Nur dass dann die heutigen Kinder und Jugendliche schon längst keine mehr wären. Und selbst für den Fall, dass die 7-Tages-Inzidenz bei allen Unter-18-Jährigen auf den bisherigen Höchstwert von 275 (erreicht Anfang März für eine einzige Woche allein in der Altersgruppe der 15-bis 19 Jährigen) steigen und dort auf Dauer verharren würde, also inklusive Dunkelziffer bei einer Inzidenz von um die 500, würden trotzdem nochmal mehr als dreieinhalb Jahre vergehen, bis die "Durchseuchung" komplett wäre.

Die theoretische Durchseuchung der Schulen in einem einzigen Winterhalbjahr würde demgegenüber sogar monatelange reale Inzidenzen bei den Kindern und Jugendlichen von 4000 und mehr erfordern.

Ist es wirklich angemessen, vor so etwas ernsthaft zu warnen? Zumal es derzeit mal wieder so aussieht, als steckten sich Kinder anderswo häufiger an als im Unterricht, aktuell zum Beispiel im Urlaub. Auch hat die STIKO nie ausgeschlossen, dass sie in absehbarer Zeit zu einer Neubewertung der Studienlage kommen und dann die Impfung der 12- bis 17-Jährigen doch grundsätzlich empfehlen wird. Wahrscheinlich wird es in einigen Monaten Impfangebote für die Unter-12-Jährige geben.

Warum also diese Warnungen vor einer "Durchseuchung", die in dem Tempo und in dem Umfang, wie die Mahner sie offenbar verstehen, nie kommen wird? Eines bewirkt sie ganz sicher: Der Druck auf Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen, steigt – auch bevor die STIKO dies gutheißt.

Noch ein paar Zahlen zum Einordnen. Aus den 374.596 Corona-Fällen bei den 0- bis 14-Jährigen folgten bislang 4610 Krankenhauseinweisungen, eine Relation von 81 zu 1. Rechnet man wiederum die mögliche Dunkelziffer drauf, ergab etwa jede 150. Infektion einen Krankenhausaufenthalt. Eine entsprechend Abgrenzung der 15- bis 18-Jährigen ist anhand der RKI-Daten nicht möglich. Das PIMS Survey der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) verzeichnete seit Ende Mai 2020 392 Krankenhauseinweisungen mit einer PIMS-Diagnose entsprechend der WHO-Falldefinition. 5,5 Prozent (22 Kinder und Jugendliche) wurden mit Folgeschäden aus dem Krankenhaus entlassen. Von den mit Covid-19-Befund eingewiesenen jungen Corona-Patienten behielten 0,4 Prozent Folgeschäden zurück. Was in absoluten Zahlen auf die bisherige Pandemie deutlich weniger als 100 Fälle bedeutet. Zu Ausprägung und Häufigkeit von "Long-Covid"-Krankheitsbildern liegen laut DGPI für Kinder und Jugendliche immer noch keine belastbaren Daten vor.

Zurück zur "Durchseuchung" mit Covid-19. Eine vollständige Durchseuchung aller Kinder und Jugendlichen innerhalb weniger Monate, die wie gesagt vollkommen abwegig ist, würde hochgerechnet auf etwa 75.000 Krankenhausaufenthalte bei Unter-14-Jährigen hinauslaufen, von denen wiederum geschätzten 0,4 Prozent mögliche Folgeschäden drohen.

Zur Einordnung: Jedes Jahr kommen etwa 200.000 Kinder wegen einer schweren Verletzung ins Krankenhaus.


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