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Rätsel Götze (BVB)

Will Kane, Saarbrücken, Montag, 25.10.2021, 09:23 (vor 886 Tagen) @ max09

Die Frage beschäftigt mich auch heute noch so manches Mal. Was war es was Götze plötzlich im Weg stand? Es gab da ja schon hundert Theorien - seine Krankheit, der frühe WM-Titel oder zu viel Krafttraining. Wenn man sich nochmal die Szenen aus 2012/13 anschaut und sie mit 2 oder 3 Jahren später vergleicht ist das immer wieder erschreckend. Da war ja fast überhaupt nichts mehr von dem kommenden Superstar übrig der er werden sollte. Hätte mich 2012 jemand gefragt hätte ich darauf gewettet, dass er der beste deutsche Fußballer aller Zeiten wird.

Die Suche nach einer Antwort auf diese Frage wird am Ende immer nur in Spekulationen enden.

Vielleicht stellt sich diese Frage für einen BVB-Anhänger auch schlicht anders als für einen Bayernanhänger oder generell Fußballinteressierte, die weder mit dem einen, noch dem anderen Club etwas im Sinn haben.

Jeder Fußballanhänger in Deutschland und auch darüber hinaus wusste, dass Götze ein außergewöhnliches Talent ist, Für BVB-Anhänger war Götze aus meiner Sicht noch einmal etwas anderes. Das Megatalent aus den eigenen Reihen, von Kindesbeinen an im Club. Der kommende Superstar. Das Versprechen auf eine goldene Zukunft. Der irgendwann einmal sicherlich gehen würde, aber bis dahin der Borussia zur dauernden Augenhöhe mit den Bayern (und vielleicht sogar mehr als das) verhelfen und uns zum CL-Sieg führen würde.

Möglicherweise haben die allermeisten, Fachleute wie Fans (und die BVB-Anhänger insbesondere) aber Götze überhöht. Vielleicht war Götze zwar ein Megatalent, aber nie jemand, der es zum Weltstar hätte schaffen können. Der sich auf Dauer gegen härteste Konkurrenz auf höchster Ebene bei ständigen Attacken der Gegenspieler hätte durchsetzen können. Ein überdurchschnittlicher Spieler - ja, sicherlich. Vielleicht sogar ein besonderer. Aber nicht der Ausnahmekönner der Extraklasse, den man zukünftig in ihm gesehen hat.

Aus meiner Sicht hat es einen entscheidenden Knackpunkt in der fußballerischen Entwicklung Götzes gegeben. Und der lag ganz am Ende seiner Zeit beim BVB und ganz zu Beginn seiner Zeit bei Bayern. Bayern hatte einen aufsehenerregenden Coup mit der Verpflichtung Guardiolas für die Trainerposition gelandet. Und dieser Guardiola hatte den einen oder anderen Spielerwunsch. So wollte er unbedingt Neymar, damals noch das Supertalent vom FC Santos. Den wiederum wollten oder konnten die Bayerngranden nicht verpflichten. Stattdessen hat man Guardiola den noch beim BVB spielenden Götze versucht schmackhaft zu machen. Nur wollte Guardiola Götze nicht; seine Einschätzung des Spielers war offensichtlich eine andere als die der Chefetage der Bayern. Vielleicht passte Götze auch nicht aus Guardiolas Sicht zu dem Fußball, den er bei Bayern einführen wollte. Möglicherweise hat er auch keine Position für ihn gesehen.

Wobei man sagen muss, dass Hoeneß bereits längere Zeit vor dem Wechsel Götzes öffentlich geäußert hatte, dass er sich ziemlich sicher sei, dass Götze einmal bei Bayern spielen würde. Nicht nur, weil Götze im Allgäu geboren sein sondern auch weil Bayern der angestammte Club der besten deutschen Spieler sei. Dass die Bayern Interesse an Götze hatten, war somit jedem klar. Nur der Zeitpunkt eines angestrebten Transfers nicht. Dass man die Ausstiegsklausel versuchen würde zu nutzen, hätte den BVB-Verantwortlichen durchaus klar sein können.

Direkt nachdem der Wechsel an die Öffentlichkeit geraten war, verletzte sich Götze im Halbfinalhinspiel der CL gegen Real. Und diese Verletzung setzte ihn bis weit in die erste Hälfte der Hinserie hinein außer Gefecht. Götze konnte also nicht an der Vorbereitung teilnehmen, die ein neuer Trainer mit einer neuen Spielidee für die Implementierung eben dieser Spielidee und der daraus resultierenden Abläufe nutzen musste. Von Spieltag zu Spieltag schliff sich diese Spielweise immer tiefer und immer besser ein. Ohne Götze. Als dieser dann wieder fit war und Guardiola ihn auch bringen musste, war Götze daher zunächst so etwas wie ein Hemmschuh im Spielablauf. Das legte sich zwar relativ schnell und Götze erzielte auch seine Tore und hatte auch seine assists. Aber man hatte nie den Eindruck, als sei Götze ein essentieller Teil des Positionsspiels Guardiolas.

Und eben die passende Position für Götze zu finden erwies sich nicht nur für Guardiola bei Bayern, sondern auch für Löw in der Nationalelf als immer größer werdendes Problem. Mit einem Spieler, der sich in den Halbräumen am wohlsten fühlte, waren weder Löw, noch Guardiola bereit, ihr Spielsystem an diesen Spieler anzupassen. In der Nationalelf endete dies dann damit, dass Götze als ‚falsche 9‘ eingesetzt wurde, und auch das am Ende nur noch als Einwechselspieler. Verletzungsbedingte Ausfälle verschärften die Problematik der Suche nach der adäquaten Position für Götze noch.

Weder bei Bayern, noch in der Nationalelf oder bei uns nach seiner Rückkehr konnte diese adäquate Position gefunden werden. Auch nicht nach Götzes Genesung von seiner Stoffwechselerkrankung. Was mMn nicht nur an seiner fehlenden Geschwindigkeit gelegen haben kann. Vielleicht ist es Roger Schmidt nun gelungen, in einer von Dynamik, Tempo und Zweikampfhärte weniger geprägten Liga. Man wird sehen. Weltfußballer wird Götze sicherlich auch dann nicht mehr.


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