Les poteaux carrés (Fußball allgemein)

Will Kane, Saarbrücken, Donnerstag, 09.05.2024, 01:13 (vor 11 Tagen) @ Chappi1991

…das lange A….loch zu spät abspielt.

War halt ein Pragmatiker, der Hennes.

Mit einer speziellen Beziehung zu einem bestimmten Spieler… ;-)

Ich warte jetzt übrigens seit 24 Stunden darauf, dass Du was über das Spiel der eckigen Pfosten schreibst.

Darüber haben wir uns gestern tatsächlich scherzhaft unterhalten. Wobei es erstaunlich ist, wie präsent die Geschichte noch unter den französischen Fußballanhängern ist. Und immer noch gilt der Ausgang dieses Endspiels als Sieg des hässlichen über den schönen Fußball.

In Saint-Étienne gibt es übrigens immer noch Restaurants oder Hotels, die sich nach den eckigen Pfosten der Tore im damaligen Hampden Park in Glasgow benennen. Und den entsprechend lautenden Fanclub der Verts gibt es ebenfalls noch.

Im Finale des Europapokals der Landesmeister 1976 standen sich der Titelverteidiger Bayern Mönchen und die AS Saint-Étienne gegenüber. Die Verts spielten damals den vielleicht schönsten Fußball in Europa, hatten in Frankreich nach langen Dürrejahren den Fußball wieder populärer gemacht. Bayerns Mannschaft war nach langen Erfolgsjahren übersättigt, in der Liga ohne Motivation und im Tabellenmittelfeld und nur noch im Europacup zu überdurchschnittlichen Leistungen fähig.

So sah das Finale auch über weite Strecken aus. Saint-Étienne überlegen, spielfreudig, mit vielen Kombinationen und Dribblings vor allem von Rocheteau. Bayern in erster Linie auf Torverhinderung aus, wenig konstruktiv. Nur wollte der Ball trotz aller Chancen nicht ins Bayerntor. Woran u.a. auch besagte eckige Pfosten ihren Anteil hatten. Von deren Innenseite sprang der Ball zweimal nahezu unerklärlicherweise wieder ins Feld zurück; bei den damals durchaus schon üblichen runden Pfosten wären diese Bälle aller Wahrscheinlichkeit nach ins Tor abgeprallt.

Bulle Roth machte dann (mal wieder) den entscheidenden Treffer für die Bayern in einem Europacupendspiel und der Schwatze Ritter siegte einmal mehr über den Weißen Ritter.

Nicht nur in Frankreich, sondern europaweit galten die Sympathien dem unglücklichen Verlierer. In Frankreich wurden die Verts triumphal empfangen, so etwas hatte man bei unseren Nachbarn bei einer Fußballmannschaft so noch nicht gegeben. Die Leistung der AS Saint-Étienne und deren begeisterte Spielweise brachte trotz (oder gerade wegen) der unglücklichen Finalniederlage den Fußball wieder auf die sportliche Landkarte in Frankreich und war nicht unmaßgeblich am Aufschwung der folgenden Jahre verantwortlich. Und das Scheitern an den eckigen Pfosten wurde zur Legende.

Bei den Verts lief es allerdings anschließend weniger gut; man verschwand sogar für einige Zeit in der Zweitklassigkeit.

Ich kann mich noch sehr gut an dieses Finale erinnern. Haben wir zu mehreren geschaut, alle waren für Saint-Étienne und gegen Bayern. Genauer gesagt fast alle, einer war Bayernfan (und das als Dortmunder, im Jahr 1976!) Und der nervte das ganze Spiel über mit seinen Kommentaren. Wie abgezockt die Bayern wären, die würden das Ding mit 1:0 nachhause fahren, die Franzosen seien zu dämlich, und ähnliches. Als dann Bulle Roth das Tor für Bayern schoss, sprang besagter Bayernfan auf, laut ‚Bayern, Bayern‘ skandierend. Ich und die anderen auch hätten ihm am liebsten in den Hintern getreten, aber das ging natürlich nicht. Man wollte sich ja nicht unnötig die Schuhe dreckig machen… ;-)

Das Bier jedenfalls schmeckte irgendwie nicht mehr.

Im Gegensatz zum Bier nach unserem Wiederaufstieg im gleichen Jahr… :-)