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Der Tag der Deutschen Einheit aus Sicht eines Ossis :-) (Sonstiges)

Pa1n, Freitag, 03.10.2025, 23:02 (vor 63 Tagen) @ DieRoteKarteZahlIch

Für mich ist Der Tag der Deutschen Einheit der wichtigste in Deutschland.

Die Deutsche Einheit hat mir Chancen eröffnet, die ich in der DDR nie gehabt hätte. Ich durfte aufs Gymnasium und sogar studieren (und arbeite jetzt in einem Bereich, der nix mit dem Studium zu tun hatte - egal. Ich kann trotzdem einige Skills aus dem Studium mit in mein Arbeitsleben einfließen lassen (Programmierung von Excel Makros zB)).

Die (westliche) Welt ist nicht in Plauen oder in Helmstedt zu Ende, ich kann überall hin wo ich will, auch wenn ich persönlich ferne Urlaubsreisen nicht brauche. Aber allein diese Freiheit zu haben, ist keine Selbstverständlichkeit.

Apropos Reisen...
Ich war für meinen aktuellen Arbeitgeber fast 3 Jahre durchgängig auf Dienstreisen - teilweise auch beim "Klassenfeind" in Hof oder Kaiserslautern. Ich habe da viele nette Menschen und Kolleg*innen von anderen Standorten des AG kennengelernt, ein paar von ihnen wurden Freunde und wir haben noch heute engen Kontakt.

Ich darf frei meine Meinung äußern, ohne Angst haben zu müssen, dass ich dadurch private oder berufliche Nachteile zu befürchten habe, weil jeder potentielle Nachbar oder Kollege mich beim Ministerium für Staatssicherheit verpfeifen könnte.
(Außer meine Meinung bzw. die Art in der ich sie äußerte, wäre so scheiße, dass es dann strafrechtlich relevant würde - aber dann bin ich selbst Schuld. Trotzdem dürfte ich überall frei äußern, dass der aktuelle Kanzler die wohl größte Flitzpiepe ist, den die Union hervorzaubern könnte - wenn ich es wöllte.)

Und diese Meinungen kann ich sogar online äußern, mich mit komplett Fremden debattieren oder streiten, so wie in diesem Forum hier. Hier oder auf anderen Plattformen wie Social Media gehe ich auch nicht unbedingt mit den Meinungen von einigen d'accord - und viele eben auch nicht mit meinen. Dann widerspricht man sich. Das ist ok, muss man aushalten. Meinungsfreiheit bedeutet nicht gleichzeitig auch Widerspruchsfreiheit.

Nun kommt aber leider ein großes Aber - nicht mal unbedingt mich persönlich betreffend.

Im näheren Umfeld wie z.B. Kolleg*innen oder selbst im familiären Umfeld sehen das nicht alle so wie ich. Gerade bei den Älteren gibt es eine romantische Verklärung der DDR, damals ging es allen gut (oder zumindest ihnen selbst) und man hatte keine Angst vor dem, was morgen kommt. Dass es ihnen persönlich besser ging, war sicher auch so - aber ging es tatsächlich ALLEN besser, so wie sie es suggerieren? Wohl eher nicht. Selbst in der eigenen Familie ist das so.

Mein Onkel ist recht AfD-nahe, war gelernter Schlosser, sein Betrieb schloss mit der Wende und er konnte nie wieder in seinem gelernten Beruf arbeiten. Aber da er im Bergbau war, hat er eine mehr als üppige Rente und schimpft trotzdem bei jeder Gelegenheit auf den Drecksstaat und grundsätzlich ist alles, was schiefläuft, erstmal schuld der Grünen..

Mein Vater hingegen wollte gern studieren, Ing-Wissenschaften. Die Partei ließ ihn nicht, weil er nicht zu 100% auf Linie war, er musste Klempner lernen. Auch er hat nach der Wende kaum noch in seinem gelernten Beruf gearbeitet, hat sich stattdessen von schlechtbezahlten Job zum nächsten schlechtbezahlten Job gehangelt - und trotzdem versucht, mir alles zu ermöglichen u.a. das Gymnasium. In Kaufnahme eigener Opfer. Seine Rente ist weit unter der Armutsgrenze - aber er meckert nicht über den (aktuellen) Staat und wählt tatsächlich progressiv.

Ich hoffe sehr, dass ich und wir alle beim 50, Jahrestag der Einheit dann endlich wieder mehr ein Volk sind - egal welcher Herkunft; sei es Ossi, Wessi, Pole, Türke, Russe, Ukrainer, Syrer, Afghane.

Noch habe ich die Hoffnung auf ein geeintes und buntes* Deutschland nicht aufgegeben.

*mit Ausnahme von den Blau(Braunen), die können sich gerne ihren Kreml-Freunden anschließen.


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