Die Adler mit Maja-Symptomen? (Fußball und Sport allgemein)

Will Kane, Biosphärenreservat Bliesgau, Dienstag, 30.12.2025, 21:26 (vor 6 Stunden, 27 Minuten) @ DerInDerInderin

Lustig ist, dass Hellmann in dem Interview uns als positives Beispiel nimmt, wenn es um Disziplin, Mentalität, Intensität, Defensivverhalten usw. auf dem Platz geht. Das wäre einer von vielen Punkten, die er aktuell sportlich an der Eintracht zu kritisieren hat und die er sich für 2026 wünscht. Man muss nicht den schönsten Fußball spielen. Die Fans wünschen sich Zweikämpfe statt Doppelpässe. Auch da kommt er wieder auf uns und Kovac zurück.

Und was man auch heraushören kann: der Kader ist für das Geleistete viel zu teuer. Es sei offensichtlich, dass man in der Offensive was tun muss (und mittlerweile den Gerüchten nach mit Ebnoutalib auch getan hat). Aber es hört sich auch so an, dass da einige Spieler mehr als nur angezählt sind. Man hätte die "PS" von einigen Spielern überschätzt. Da muss der Sport im Winter schauen, was man auf der ein oder anderen Position machen könnte.

Auf der Kaderplanungsseite hätte man sich diesmal nicht nur Volltreffer geleistet. Der Kader ist einer der teuersten aller Zeiten. Dafür gab es zu viele Verletzte, weil man nicht so rotieren kann, wie man will. Die Bank gibt qualitativ doch nicht so viel her wie man gedacht hat und es bei der Konkurrenz möglich ist. "25 Punkte sind ziemlich okay". Es könnten 2-4 mehr sein, aber es könnten ehrlich gesagt auch 2-4 Punkt weniger sein. Das müsste man sich eingestehen.

Dann kritisiert er auch noch den Verein inkl. Fans in Gänze. Niemand würde aktuell unter 100% Vollintensität laufen. Das merkt man insbesondere bei den Champions League Heimspielen. Das soll keine Kritik sein, sondern nur eine Feststellung. Der gesamte Verein sei nicht mehr "europageil". Vielleicht wird das irgendwann normal, das macht es dann aber nochmal schwerer. Zuletzt sei man auf einem Luxusdampfer unterwegs gewesen. Die Gefahr ist und die ist im Fußball derzeit gegeben, dass man in 2-3 Jahren aufwacht und dann um Platz 12 oder 13 spielt. Er will nur dafür sensibilisieren, dass zuletzt die Gesamtintensität nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf den Rängen gefehlt hat.

Als die Eintracht „europageil“ war, erreichte sie mitunter in der Bundesliga noch nicht einmal einen EL-Platz.

Mit typischem ‚Pokalfußball‘ hat sie sich seit Kovač erfolgreich in den Pokalwettbewerben zeigen können und in der Rhein-Main-Region einen regelrechten Eintracht-Boom ausgelöst. Die Fußballinteressierten in der Region waren regelrecht ausgehungert nach solchen Erfolgen nachdem man eine sehr lange Zeit nur fußballerischen Magerkost und wenig Erfolgreiches von der Eintracht präsentiert bekommen hatte. In der Bundesliga konnte man sich in der oberen Tabellenhälfte etablieren; die Erreichung der EL-Ränge war dabei aber keineswegs selbstverständlich. Was auch erklärbar ist.

Hellmann spricht in dem Interview von der „Intensität“, die seit Kovač den Fußball der Mannschaft geprägt habe und die er und andere aktuell vermissen würden. Intensität hinsichtlich der Zweikampfführung, der Laufarbeit, der Geschwindigkeit. Diese aktuell seiner Meinung nach mangelnde Intensität macht er direkt und indirekt für die Schwächephase in der bisherigen Hinrunde verantwortlich, aber auch dafür, dass der Funke von der Mannschaft nicht auf diese Zuschauerränge überspringe, wie das noch vor nicht allzu langer Zeit gewesen.

Hellmann ist kein Dummkopf. In wirtschaftlichen/finanziellen Fragen agiert er kühl und mit Sachverstand. Er hat aber auch die Chuzpe die populistische Karte zu spielen. So wie jetzt, wenn er diese ‚Intensität‘ thematisiert. Er weiß sehr wohl, dass die SGE seit Kovač in den Spielzeiten vor der letzten im letzten Saisondrittel leistungsmäßig immer eingebrochen ist. Was eben genau dieser ‚Intensität‘ geschuldet war. In einzelnen Spielen in den Pokalwettbewerben konnte man diese noch ‚abrufen‘, auch weil man sich auf diese fokussierte. Im Meisterschaftswettbewerb war dies dann nicht mehr möglich, weil man durch die intensive Spielweise über Ride Saison hinweg zu viele ‚Körner‘ gelassen hatte. Um dem zu entgehen hätte der Kader der SGE größer und vor allem qualitativ ausgeglichener besetzt sein müssen. Was man sich finanziell aber nicht leisten konnte.

Das mittel- und langfristige Ziel der Eintracht ist es aber, sich mindestens als fixer EL-Club und besser noch als CL-Club zu etablieren. Also mindestens Rang 6, besser noch Rang 2 bis 4 in der Bundesligaabschlusstabelle. Dazu ist es aber notwendig, auch in der Schlussphase der Saison zu performen. Und das ohne die finanziellen Möglichkeiten des Clubs überzustrapazieren. Was letztlich nur mit einer angepassten Spielweise geht. Hellmann, Krösche und die anderen Verantwortlichen haben sich also bewusst abgewandt vom ‚Intensivfußball‘ und wollten durch den Switch hin zum Ballbesitzfußball die Ressourcen über die gesamte Saison hinweg adäquat nutzen.

Mit Toppmöller wurde ein Trainer verpflichtet, der diesen Switch gewährleisten sollte. Mit einigem hin und her und zeitweiliger Rückkehr zum Konterfußball funktionierte dies auch unter dem Strich auch leidlich, wobei die SGE auch stark von der individuellen Qualität einiger Spieler profitierte. Dass man es in die CL schaffte, obwohl man den Senkrechtstarter Marmoush zur Winterpause abgegeben hatte, kam vielleicht etwas glücklich zustande, war aber am Ende mehr als ‚nur‘ die individuelle Qualität Ekitikés.

Hellmann hat sich wie alle anderen im Club sehr gerne in der Sonne dieses Erfolges präsentiert. Nun muss er feststellen, dass es nicht immer so wie gewünscht weitergeht. Der konnte nicht adäquat zusammengestellt werden, mehr Neuverpflichtungen als gewohnt schlagen nicht oder noch nicht ein, einige wichtige Leistungsträger geraten plötzlich in ein Formtief, wichtige Spieler fallen verletzungsbedingt länger aus - und schon ist die Krise da. Das mittlerweile deutlich anspruchsvoller gewordene Publikum will bei Niederlagen „wenigstens Einsatz“ sehen und kein „Ballgeschiebe“. Tja, und da will man schnell ‚den alten Kaiser Wilhelm wiederhaben‘.

In einer Situation wird schnell einmal alles in Frage gestellt. Da will keiner der Schuldige sein. Und Hellmann schon gar nicht.

Das reicht mir erstmal vom Interview. Was hier wohl los wäre, wenn das jemand von unseren Obersten so gesagt hätte... xD

Hellmann ist der Boss. Dem Boss steht es zu so etwas zu sagen und etwas so zu sagen. Ob solche Aussagen eines Bosses inhaltlich und von der Form her klug sind, ist eine andere Frage.

Dem BVB-Boss stünde es entsprechend genauso zu. Nur scheint er sich dafür eine externe Honorarkraft zu halten. Ob dies dann so klug ist, sei dahingestellt.