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Parlamentswahlen in FR: EM hat absolute Mehrheit, FN wohl erfreulich wenige Sitze (Sonstiges)

Ulrich, Montag, 19.06.2017, 11:13 (vor 2502 Tagen) @ Scrutinizer

Noch weniger Franzosen sind heute an die Urnen gegangen als letzte Woche. :(

Das dürfte wohl vor allem daran gelegen haben dass die ganz überwältigende Anzahl der Wahlberechtigten der Meinung war es sei bereits alles gelaufen. Ich weiß nicht wer konkret zu Hause geblieben ist, aber ich würde primär auf die ehemaligen Wähler der Sozialisten und eventuell auch des FN tippen.


Macron wird wie erwartet eine komfortable Mehrheit prognostiziert, wahrscheinlich aber nicht so überwältigend wie befürchtet.

Man darf gespannt sein was Macron aus der Mehrheit macht. Die Frage ist auch wie schnell sich die Fraktionen im Parlament finden. Wenn ich es richtig verstanden habe sind drei Viertel der Parlamentarier Neulinge. Dies ist eine ausgesprochen ungewöhnliche Situation, ich würde den einen oder anderen Fraktionsaustritt nicht ausschließen wollen.

In Frankreich herrscht ganz erheblicher Reformstau, dieser ist eventuell sogar noch größer als in Deutschland nach der Ära Kohl. Ich würde mich nicht wundern wenn es in ganz erheblichem Umfang außerparlamentarischen, teils auch gewalttätigen Widerstand geben sollte. Dies hat ja in Frankreich Tradition. Das ganze wird ein Langstreckenrennen werden, die Erfolge dürften sich erst in einigen Jahren zeigen. Macron hat allerdings den Vorteil dass er in den Aufschwung hinein reformieren kann, dies könnte einiges leichter machen.

Die Sozialisten sind derbe abgeschmiert, scheinen aber ihren freien Fall(= kein Fraktionsstatus) abgewendet zu haben.

Für mich ganz klar eine Reaktion auf den ehemaligen Präsidenten Hollande. Obwohl auf den ersten Blick kein unsympathischer Mensch war der für sein Amt im Nachhinein eine Nummer zu klein. Zudem hat er immer wieder unglücklich agiert. Und zuletzt war er extrem unbeliebt. Hinter ihm kam eigentlich nur noch Dominique Strauss-Kahn, und das will etwas heißen.

Zuletzt haben sich die Sozialisten in Linkspopulismus geflüchtet, man kann nur hoffen dass sie sich in der Opposition wieder vernünftig aufstellen und bei der nächsten Wahl in nominell fünf Jahren eine realpolitische Alternative bieten.

Front National noch schlechter als letzte Woche prognostiziert. Wahrscheinlich die beste Nachricht des Abends.

Dort tobt wohl hinter den Kulissen ein erbitterter Machtkampf zwischen dem nord- und dem südfranzösischen Parteiflügeln. Ich glaube die Zeit war es die in diesem Zusammenhang vom Butter- und vom olivenöl-FN schrieb. Auch ideologisch prallen da zwei weitgehend unterschiedliche Welten aufeinander. Rechtsextrem sind beide Gruppen, aber die eine will beispielsweise heraus aus dem Euro, die andere keinesfalls.


Prognosen von Kantar und Ipsos um 20 Uhr sind nahe beieinander, ein weiteres Institut hat ziemlich stark abweichende Sitzverteilung.

En Marche: 360 Sitze lt. Kantar / 355 Sitze lt. Ipsos
Republikaner: 133 / 125
Sozialisten: 46 / 50
Melanchon-Kommunisten (France insoumise) 26 / 30
Front Nationale 6 / 8

Das Endergebnis sieht wohl mehr oder weniger so aus:
En Marche: 350 Sitze
Republikaner: 137 Sitze
Sozialisten: 44 Sitze
Radikale Linke: 27 Sitze
Front National: 8 Sitze
Sonstige: 9 Sitze

Auf dem Papier eine ganz satte Mehrheit für Macron.

Um 10:45 haben übrigens die Brexit-Verhandlungen begonnen, in meinen Augen eine "Mision Impossibe" für die Briten. Theresa May ist im Augenblick nur amtierende Premierministerin, im Grunde hat sie zur Zeit gar kein echtes Verhandlungsmandat. Trotzdem tritt man an, einerseits weil die Zeit drängt und zum anderen auch weil May wohl Fakten schaffen und einen Putsch im eigenen Lager oder Neuwahlen verhindern will. Mich erinnert das ganze das jetzt abläuft an die chirurgische Trennung von siamesischen Zwillingen. Häufig erleidet dabei mindestens einer der beiden deutliche Schäden. Und in dieser Rolle sehe ich die Briten. Im Grunde ist das ganze in knapp anderthalb Jahren nicht zu schaffen. Man ist über Jahrzehnte zusammen gewachsen, eine Trennung ist nicht im Hauruck-Verfahren möglich. Zu einer Verlängerung kommt es allerdings nur wenn auf EU-Seite alle Staaten zustimmen. Aber dies erscheint mir im Augenblick durchaus zweifelhaft.


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