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Teil einer Stehplatztribüne in den Niederlanden eingestürzt (Fußball allgemein)

guy_incognito, Rhein-Neckar, Montag, 18.10.2021, 15:02 (vor 913 Tagen) @ Die_KIrsche

Ohne jetzt konkret auf diesen Fall und die Ursachen einzugehen, muss man sich einfach klar machen, dass man auch heute im CAD-Zeitalter, nicht 100% ausfallsicher planen/herstellen kann.
Durch Computersimulationen sind heute gestalterisch und wirtschaftlich Bauwerke möglich, die man „von Hand“ gar nicht mehr rechnen kann. Das „Problem“ ist dann immer mehr, dass der Computer nur mit Randbedingungen rechnen kann, die
a) eingegeben und berücksichtigt werden und
b) auch bekannt sind.

Aber selbst für die händischen Auslegungen benötigt man Randbedingungen und Lastfälle ;)

Als Berechnungsingenieur, der viel mit FE arbeitet, sage ich dir, dass echt eine Menge möglich ist. Die FE-Simulation ersetzt aber eben nur den einen Schritt. Alles außenrum, sprich wie sind die Toleranzen der Bauteile, welche Abweichungen können sich in der Produktion/ Montage ergeben und vor allem was für Lastfälle sind zu erwarten, die Hausaufgaben muss man eben trotzdem machen.

Und kritische Lastfälle bei größeren Gebäuden oder freistehenden Brücken können schon sehr vielfältig sein. Das ist die reine Baustatik nur ein Aspekt. Welche Langzeitschäden ergeben sich durch dauerhafte dynamische Lasten (Fatigue)? Welche können sich durch kurzfristige ergeben (aufschaukeln, da eine Mode angeregt wird)?

Alles net so easy, und ich habe mit dem Bausektor wenig am Hut ;)

Als Anekdote dazu: Laut meiner früheren Stahlbauprofessorin gab es beim Bau der Mintarder Brücke (A52 über das Ruhrtal) ein Problem. Diese wurde als Stahlbaubrücke konzipiert, mit für damalige Zeiten sehr großen Sektionen aus Stahlblech ohne Verstärkungen. Aus bekannten Lastannahmen waren diese Felder ausreichend stark ausgelegt, beim Bau aber begannen sich die Felder zu verbeulen. Erst dadurch wurde man auf dieses spezielle Phänomen aufmerksam und konnte gegensteuern.
Fazit also, auch heute wird man weiterhin „überrascht“ werden, wenn man Grenzbereiche auslotet. Ich hoffe, man nimmt diesen „Schuß vor den Bug“ ernst und überprüft genau woran es gelegen hat und zieht die entsprechenden Schlüsse.

Einen im Grunde ähnlichen Fall hat es vor kurzem bei Haltern gegeben. Da ist ein neu errichtetes Windrad zusammengebrochen. Planungsfehler ist da wohl eher unwahrscheinlich, bleiben Materialfehler/unzureichende Endkrontrolle oder fehlerhafte Bauausführung.

Jo, letztere hatten wir auch vor einiger Zeit. Bei der Verarbeitung des Klebstoffs zur Befestigung eines Segments am Blatt (der Windkraftanlage) wurde schlichtweg so gut wie alles falsch gemacht. Dadurch fiel es nach recht kurzer Zeit wieder ab. Von der Planung bis zur Fertigstellung muss eben alles richtig ausgeführt werden. Und überall spielt der blöde Faktor Mensch mit rein.


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