Bundestag beschließt 200-Milliarden-Abwehrschirm gegen hohe Energiepreise (Politik)

Guido, Samstag, 22.10.2022, 12:21 (vor 552 Tagen) @ markus

Die EZB versucht die Nachfrage soweit zu drücken, bis es wieder im Einklang mit dem Angebot ist. Und es ist ja auch nicht nur die Energie, die knapper ist. Aufgrund von Fachkräftemangel und gestörten Lieferketten gibt es vielen Bereichen ein knapperes Angebot, das auf eine unverändert hohe Nachfrage trifft. Also steigen die Preise.

Deine Theorie beschreibt die aktuelle Situation aber nicht ganz zutreffend für Europa, weil wir es eben nicht mit einer Inflation infolge einer wirtschaftlichen Überhitzung zu tun haben in der die Nachfrage überhöht ist und dem Angebot angeglichen werden muss. Die Nachfrage ist auf einem recht stabilen Niveau. Wir haben - mit Ausnahme des Bausektors - bis zum Ausbruch des Ukraine-Krieges eine hohe Preisstabilität gehabt, während die Wirtschaft in Europa aufgrund von Corona sogar stagniert hat (bzw. leicht rückläufig war).
Die Preistreiber hast du richtig benannt - dazu kommt noch der Dollar. Die EZB wird aber den Preisanstieg mit ihrer Zinspolitik nicht ändern können (Ausnahme wieder: Bausektor).

Es gibt ein weiteres Phänomen: Wir haben derzeit eine konkave Zinskurve. Sprich: Die Zinsen steigen im Nahbereich, bilden im Mittelfristbereich ein Plateau und fallen im Bereich 15J wieder ab. Das heißt, ich kann mir Geld langfristig leihen, dass genauso günstig ist wie kurzfristig. Das ist ein klares Zeichen von aktueller Unsicherheit in die politische und wirtschaftliche Stabilität Europas. Daher wird die Zinssteigerung mE auch spätestens wenn die Rezession zu Arbeitslosigkeit führt, ein Ende haben, weil die Steuereinnahmen dann sinken und die Staatsanleihen dann nicht mehr bedient werden könnten.