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Sollte der Profifußball künftig auf die Regenbogenfahne verzichten? (WM / EM aktuell)

Scherben, Kiel, Dienstag, 29.11.2022, 19:05 (vor 485 Tagen) @ Nachrodter

Wenn man diese Sichtweise vertritt, ich nennen sie jetzt mal "soziologische" Sichtweise, nach der jeder Mensch in erster Linie kein Individuum ist sondern ein Teil eines Opfer- oder Täterkollektives ist und von diesem sein Schicksal abhängt, wie sollen die Menschen dann eigentlich noch Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen?

Wenn ich deine Sichtweise richtig verstehe, können dann die marginalisierten Gruppen ja nur auf die Gnade der weißen, heterosexuellen Männer hoffen, dass diese ihre eigenen Privilegien freiwillig aufgeben. Wird durch diese Sichtweise die Vorherrschaft der weißen, heterosexuellen Männer nicht erst recht zementiert? Und zweitens: Wird damit diesen marginalisierten Gruppen nicht kollektiv die Fähigkeit abgesprochen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen? So nach dem Motto: Du kannst nur frei sein, wenn du die weißen heterosexuellen Männer besiegt hast?

Ich sehe das eigentlich alles ganz anders.

Zum einen ist die Hegemonie des weißen, heterosexuellen Mannes in erster Linie ein "statistisches" Konzept. Menschen aus dieser Gruppe haben weit überproportional wichtige Jobs, verdienen weit überproportional Geld, haben weit überproportional Macht. Und der "Erfolg" der Vertreter dieser Gruppe wird von Generation zu Generation reproduziert, das ist m.E. ein historischer Fakt. Gegenbeispiele existieren natürlich und haben schon immer existiert, aber das widerspricht der Statistik ja nicht.

Ich halte es hingegen für sinnvoll, wenn allen Menschen dieselben Chancen zukommen würden, unabhängig von solchen Merkmalen (Hautfarbe, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Religion). Dazu gehört für mich, dass ich ganz bewusst und aktiv dazu beitrage, die Gesellschaft diverser, sichtbarer, gleichberechtigter zu machen. Mit Gnade hat das nichts zu tun, insbesondere weil dieser Kampf ja auch mein eigener ist, denn ich unterstütze ihn inhaltlich und politisch.

Mir ist schon klar, dass ich mich damit der Identitätspolitik verdächtig mache, aber ich will eigentlich das Gegenteil. Je diverser, desto letztlich besser, weil ich nur dann das Gefühl habe, dass wir uns alle so frei entfalten können, wie wir mögen. Im Kern bin ich eher Individualist. :)


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