schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

Bei der BW werden Erbhöfe ausgemustert (Politik)

markus, Freitag, 05.04.2024, 18:36 (vor 26 Tagen) @ FourrierTrans

Passt doch zum Zeitgeist.
Immer mehr Häuptlinge aber zu wenig einfache Krieger.
Wir können uns mit Bewerbungen von echten und angeblichen Spitzenleuten zuwerfen. Alles hochstudierte Leute aber so viel Bedarf an "Spitzenpersonal" haben wir gar nicht.

Währendessen sitzt der 62 Jährige Maschinenführer einsam in seiner Warte, kaut auf der Stulle rum und wartet auf ein paar Maschinengehilfen mit einem schnöden Berufsschulabschluss.


Nicht, dass die Industrie da nicht auch jammert, aber das ist als solches mMn auch ein zunehmend großes Problem für die Stimmung im Land. Ich bin Mitte 30 und ich weiß noch genau, wie das Ganze spätestens in meiner Schulzeit anfing, dass man die Hauptschule im Grunde als "no-go" entwertet hatte. Als einfacher Bankkaufmann in der Dorf-Filiale im sauerländischen Hintertupfingen war da schon Abitur mehr oder weniger Voraussetzung, um eine Ausbildung zu beginnen. Vom Bildungsversprechen im Kontext eines akademischen Abschlusses brauchen wir gar nicht erst sprechen. "Lern was, geh studieren, damit was aus dir wird", "Bildung ist der Schlüssel zum Wohlstand", ihr kennt die Sprüche, auch aus der Politik.
Dass diese Generation jetzt natürlich nicht körperlich arbeiten will und/oder ein überschaubares Gehalt erwartet, nach x Jahren Bildung(sversprechen), ist einleuchtend. Ebenfalls ein hohes Unzufriedenheitspotenzial, was da auf uns zukommt.


OK, Deine These ist also, dass das deutsche Bildungs- und Ausbildungssystem am Bedarf vorbei ausbildet und der Arbeitsmarkt eher gering qualifizierte Kräfte benötigt? Gibt es da irgendwelche Zahlen zu? Oder ist es vielleicht so, dass man nicht auf allen Positionen einen Dipl-Ingenieur mit 5 bis 6 Jahren Studium benötigt, sondern einen Bachelor oder jemanden mit Berufsausbildung? Aber auch da haben sich die Anforderungen gewandelt. Meine Lebenswelt ist eher die, dass es überall fehlt, aber vor allem an qualifizierten Kräften. Und alle Milenials, die ich kenne sind i.ü. überwiegend zufrieden, mit dem was sie tun und was sie verdienen. Aber egal, ist eh alles Sch.... , wenn man hier so liest.


Na ja genau das ist das Problem, es gibt unterschiedliche Wahrnehmungen. je nach dem wo man gerade ist. Natürlich ist auch nicht alles Scheiße nur wird gerade von vielen so befeuert.
Hier bei uns im ländlichen ist man eher pessimistisch, das sieht 10 km weiter dann schon wieder anders aus. Richtig ist aber auch das sich im Laufe der Zeit einige Dinge verschoben haben unter anderem das Aufstiegsversprechen. Karrieren die in den 70,80zigen noch möglich waren sind heute ungleich schwerer.


Das "Problem" war ja dann in den 00er Jahren auch, dass man sah, dass man mit den Handwerksberufen oder Ausbildungen wie Krankenpfleger und co. eben nicht mehr den großen Schritt nach vorne machen konnte, auch mit sparen nicht. Mein Großvater war einfacher Malocher in einer Fabrik, Oma ihr ganzes Leben zu Haus mit Kind. Da wird es heute dann finanziell sehr eng und vermutlich nichts mehr mit Haus/Eigentum und Garten und toller Ausbildung fürs Kind. Daher brauchte man eben ein anderes Aufstiegsversprechen, meiner Ansicht nach. Und so kam dann die Bildung auf und eine maximale Überakademisierung der Republik. Es war die einfachste Lösung, die Träume der einfachen Leute aufrechtzuerhalten. Jetzt hat man ein Land, in dem niemand mehr die "einfachen" Berufe angehen möchte, weil sie über Jahre schlechtgeredet wurden (und eben natürlich oft auch einfach eine sehr harte Arbeit bei überschauberer Bezahlung sind), dafür aber Heerscharen an Akademikern, deren Rolle auch zunehmend stärker ins Ausland verlagert wird. Und wenn ich da einfach mal die Statistiken durchforste für einzelne Akademikerberufe, da kann man mMn in Summe nicht mehr von dem ganz großen Wurf sprechen (was klar ist, Angebot und Nachfrage halt).

Durchschnittsgehalt Anwalt in einer mittelständigen Kanzlei: 65.000 Euro Brutto (Einstiegsgehalt 50.000 Euro Brutto)

Durchschnittsgehalt eines Ingenieurs laut VDI: 52.449 Euro Brutto

Durchschnittsgehalt eines Psychologen mit einigen Jahren Berufserfahrung: 46.800 Euro Brutto

Man muss sich, denke ich, auch aus der eigenen Bubble herausbewegen. Ich arbeite in einem großen Konzern, vice versa mit dicken IGM-Verträgen. Geht es mir sehr gut, wenn ich das Durchschnittsgehalt eines Ingenieurs im Vergleich dazu sehen? Gar keine Frage. Ebenso geht es natürlich den meisten meiner Kolleginnen/Kollegen. Ist aber bei knapp 55k Jahresbrutto im Durchschnitt offenbar nicht überall so.
Und auch wenn man mit diesen Gehältern sicherlich ganz gut über die Runden kommt, muss man sich halt die Frage stellen, ob das bei den Lebenshaltungskosten und der investierten Lebenszeit zwecks Studiendauer der große Aufstieg ist, wie im Bildungsversprechen angekündigt war.

Es kann doch auch gar nicht der ganz große Aufstieg sein, wenn es, wie du ja selbst feststellst, so viele Akademiker gibt. Das spricht eher für ein in Zukunft sinkendes Gehaltsniveau. Umgekehrt wird man im handwerklichen Bereich zukünftig mehr bezahlen müssen, da eben dort der Personalmangel am größten ist.

55k Jahresbrutto sind übrigens ein Durchschnittswert, der von extrem gut Verdienenden nach oben gezogen wird. Davon träumen die meisten Menschen. Das Medianeinkommen ist aussagekräftiger und der liegt eher so bei 45k. Sprich: Die eine Hälfte der Bevölkerung verdient weniger, die andere Hälfte mehr.


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1237376 Einträge in 13717 Threads, 13791 registrierte Benutzer Forumszeit: 02.05.2024, 01:25
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln