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Bei der BW werden Erbhöfe ausgemustert (Politik)

FourrierTrans, Dortmund, Freitag, 05.04.2024, 20:45 (vor 27 Tagen) @ markus
bearbeitet von FourrierTrans, Freitag, 05.04.2024, 20:54

Aber wie kann man dann einen anständigen Aufstieg hinlegen, also mehr Wohlstand anhäufen als die Eltern? Oder ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, wie gesagt, wo wir wieder im Feudalismus i.e.S. angekommen sind, wo man halt reingeboren wird? In Wohlstand oder Armut. Abgesehen von den <1% Akademikern mit Top-Gehalt 500k aufwärts und erfolgreichen Selbstständigen (bei denen ca. 8 von 10 scheitern).


Wir haben mehr Wohlstand und auch deutliche Reallohnzuwächse im Vergleich zu unseren Eltern und Großeltern. Dass viele Menschen trotzdem nichts sparen, liegt an dem Konsumverhalten. Die Ansprüche sind deutlich gestiegen. Mehrmals im Jahr Urlaub machen wollen, ständiges außer Haus essen, teure Smartphones (oft auf Pump), alle drei Tage was bei Amazon bestellen, Internet, Fitnessstudio, Dazn, Sky, Netflix und PS-Network kosten halt viel Geld. Wer so sparsam leben würde wie unsere Eltern und Großeltern, deren einziges Abo die lokale Tageszeitung war und wo es nur Sonntags mal Fleisch gab, der wird auch heute noch mit durchschnittlichem Einkommen ein größeres Haus finanzieren können. Irgendwo muss man halt Abstriche machen.

Und jeder, der die von dir beschrieben Eltern hat, wird das Haus ja auch leistungslos erben.


Laut aktuellem Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands steigt die Armut seit 2006 kontinuierlich an in Deutschland. In NRW ist sie seit 2006 um 42% gestiegen. Selbst in Bayern lebt jeder Achte nach dem Bericht in Armut. Da frage ich mich, wo die Reallohnzuwächse gelandet sind. Nur auf dem Papier? Oder wird alles verkonsumiert?

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/mehr-armut-in-deutschland-bericht-100.html


Da geht es aber um einen Vergleich mit 2006, nicht um einen Vergleich mit 1960-1980. Und wohin die Reallohnzuwächse gingen, ist auch einfach zu beantworten. Es haben vor allem die profitiert, die eh schon mehr hatten, u.a. die Top 10% Einkommen, aber natürlich auch alle Bereiche, in denen die IG Metall Tarifverträge abgeschlossen hat. Verloren haben hauptsächlich tariflose Bereiche (überwiegend Dienstleistungen).


Also wenn ich so die Moves der deutschen Industrie aktuell beäugle, quasi die Zukunftsjobs, da man ja jetzt kräftig die verbliebenen Engineering-Jobs auch noch auslagert? :-D


Aber was hat jetzt mit dem heutigen Lohnniveau im Vergleich mit dem unserer Eltern/Großeltern zu tun? Nur darum ging es doch hier. Was in Zukunft ist, ist wieder ein anderes Thema.


Das stimmt, also zurück zum Thema.
Du sagst es ja selbst, die Reallohnzuwächse gehen primär auf die Top-10% Einkommen zurück. Und so richtig ins Gewicht fällt es dann wahrscheinlich auch nur bei den <5% Einkommen. Das passt ja dann auch ins Bild zum Armutsbericht. Ist das dann nicht defacto ein feudales System? Weil bei den Top-10% Einkommen sind ja nicht einmal größere Teile der Akademiker-Bubble inkludiert, geschweigedenn alle anderen. Mit dem Konsum klingt für mich immer nach Ausrede. Wie gesagt, mein Großvater hat sich als Kettenmalocher eine Waschmaschine in den Keller gestellt, einen Trockner, hatte ein Telefon und trotzdem ein großes Mehrfamilienhaus gebaut. Hatte Samstags und Sonntags frei und ist sogar einmal im Jahr als Urlaub mit der Family zu seinem Bruder gefahren. Alles Dinge, die sein Vater noch als völlig abgedreht und im Luxus schwelgend bewertet hätte. Mit einem ungelernten Job wohlgemerkt, da von Hause aus vertriebener Landwirt. Und wir diskutieren jetzt hier, dass ja die abgeschlossenen Abos und ein Handy der Showstopper sind. Hätte es dann ja genauso sein müssen mit dem Telefon bei unseren Großvätern und dem Tageszeitungsabo.


Telefon, Zeitungsabo und Waschmaschine im Keller sind doch aber heute auch normal (bis auf die Zeitung). Die von mir genannten Punkte kommen alle noch dazu. Allein ein neues IPhone kann schnell das dreifache einer Waschmaschine kosten (und das kaufen viele jedes Jahr und nicht nur alle 20 Jahre). Zahlreiche Abos gehen ins Geld, jeden 2. Tag Pizza bestellen, Pommesbude oder Mecces, das Fitnessstudio (wo man dann nach dem zweiten Besuch nicht mehr hingeht, weil man immer noch genauso bescheiden wie vorher aussieht, aber trotzdem zahlt) kommt ja dann noch dazu. Onlineshopping auf Pump (mit Klarna bezahlen oder mit Paypal vier Wochen später) wird auch rege genutzt.

Selbstredend. Die Waschmaschine ist ja auch keine disruptive Innovation mehr, sondern Standardware. Das war aber damals nicht so. Da war die Waschmaschine oder das Telefon das, was heute das Iphone ist. Das Zeitungsabo war das Netflixabo, das Fitnessstudio die Kneipe. Niemand der einfachen Arbeiter zu den Zeiten deines Großvaters Vater oder Großvater hätte Zeit gehabt (wenn es das gegeben hätte), sich Samstagsabend in der Kneipe beim Bierchen das Derby anzuschauen, wie man das dann auch schon gerne in den 60er oder 70er Jahren machte. Die haben 7 Tage die Woche gearbeitet, bis sie dann mit 40 die Augen zugemacht haben. Das ist die Entwicklung der Menschheit, das gehört dazu und ist unabhängig von Vermögens-/Chancenverteilung.

Mir muss keiner erzählen, dass die Bedingungen heute schlechter als früher wären. Sie sind besser. Es fehlt hauptsächlich das Verständnis zum Wert des Geldes. Du kannst gewissen Leuten das doppelte Einkommen geben. Dann wird einfach ein größeres Auto angeschafft, eine größere Mietwohnung bezogen, noch mehr konsumiert und am Ende ist man weiterhin Dauerpleite. Man lernt es ja auch nicht in der Schule. Ich war bis Ende 20 auch nicht besser. Motto war: Das was reinkommt, kann auch wieder raus, denn im nächsten Monat kommt schließlich das nächste Gehalt. Nur hab ich irgendwann gemerkt, dass ein solcher Lebensstil totaler Mist ist.

Natürlich ist die Zeit heute besser, als vor 50 Jahren, unbestritten. So wie sie 1965 auch besser war als 1850. Aber das ist ja erst einmal unabhängig von der Vermögensverteilung. Das "es wird mehr konsumiert" zieht sich doch seit der industriellen Revolution durch. Trotzdem gab es Phasen, wo es eine einigermaßen faire Vermögensverteilung gab (eine vollständig gleiche kann, soll und darf es nie geben), z.B. in den 70er Jahren.

p.s.: Wenn man jung ist, darf man auch mal was ausgeben. Ich denke, wir beide haben da schon eine gute Entwicklung. ;-)
Die fehlende Finanzbildung ist auch unbestritten. Und dass viele über ihren Verhältnissen leben. Die Verhältnisse sind für die unteren 50% aber halt einfach deutlich bescheidener, als vor 50 Jahren.


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