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Hier im Forum agieren AfDler und Wagenknecht-Fans Seite an Seite (Politik)

prosakind, wäre-gerne-in-Graz, Samstag, 06.07.2024, 11:08 (vor 540 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

Aber das ist doch absurd und liegt doch nur daran, dass einige von Euch sich auf die toxische Diskussionsweise des hiesigen spezialdemokratischen Forumspolizisten einlassen (mal gezählt, wie viele der Beiträge in diesem Thread von ihm stammen; ist er schon bei 50 Prozent?). Selbst er ist nicht so auf den Kopf gefallen, dass er meint, mir direkt das AFD-Label umhängen zu können (wobei der Versuch mir Orban-Sympathien zu unterstellen, schon ein Schritt in die Richtung war). Also kommt hier die Wagenknecht-Keule.

Vorab: in meiner Welt ist das gar keine Beleidigung und ich habe durchaus auch Sympathien für die Person Sahra Wagenknecht. Vom BSW und seinem (rudimentären) politischen Programm bin ich aber nun mal weit enfernt. Ich habe zwar Verständnis, warum Wagenknecht so agiert, wie sie agiert - und meine nachvollziehen zu können, warum sie sich thematisch und personell so breit aufstellt und gewisse Themen eher simplifizierend und polarisierend bespielt. Gewisse Dinge widerstreben aber fundamental meiner politischen Überzeugung (nur wahllose Beispiele: wie kann man mit Thomas Geisel ins Bett steigen? Wie kann man aus Rücksicht auf potentielle Wähler der Abstimmung zur Einführung eines Veteranentags fernbleiben? Muss man migrationspolitisch sich so sehr einer vermuteten ostdeutschen Diskurshoheit beugen? ... ) Das könnte ich jetzt noch deutlich weiterführen. Aber dann würde es ja wieder komplex - und führte nachher zu einer Diskussion, für die man viel Zeit bräuchte (By the way: was machen bestimmte Forenmitglieder eigentlich beruflich? Oder sind jetzt mittlerweile alle Redaktionsmitgliedern mit Dienstwagen versorgt und die Einnahmen reichen dafür aus, auch Vielschreiber an ihnen zu beteiligen?)

Wie auch immer. Ich schweife ab: damit das Wagenknecht-Label irgendwie auf mich passen würde, sollte ich eigentlich schon parteinah sein (Mitglied, wenn man mich denn aufnehmen würde) oder sie zumindest wählen. Beides bin und mache ich nicht und möchte ich nicht. Ganz einfach, weil ich die herrschende repräsentative liberale (Post-)Demokratie in dieser Form eigentlich nicht unterstützen möchte. Da hat sich zu diesem Thread eigentlich wenig verändert. (Aber selbst wenn ich es wollte, gäbe es vermutlich die ein- oder andere marxistische Partei, der ich mich zumindest vom Parteiprogramm sehr viel näher sehen würde).

Wenn ich also hier etwas zu Rußland und der Ukraine schreibe, dann aus einer überzeugten pazifistischen und anti-militaristischen Grundhaltung. Und die verurteilt natürlich und ohne jede Einschränkung jede militärische/kriegerische Durchsetzung politischer Interessen - also auch: hier hast Du es, die 2022 von russischer Seite vorgenommene Eskalation der seit 2013 schwelenden Auseinandersetzung in Form eines Angriffskriegs.

Verurteilen heißt aber - so habe ich das mal gelernt - nicht auch Nichtverstehenwollen. Und daher versuche ich für mich schon Erklärungen zu finden, warum Staaten handeln wie sie handeln. Und warum Großmächte eben Großmachtpolitik betreiben. Das hingegen ist eine Frage, für deren Beantwortung man nicht erst im Jahr 2013 oder 2022 beginnen kann.

Müsste ich jetzt, wenn ich mich zu solchen Fragen äußern möchte - und darauf läuft Deine Forderung zu Ende gedacht ja hinaus - jedes Mal einen Disclaimer verfassen, wovon ich mich alles distanziere? Dann würde ich ja bereits zu Beginn eines jeden Beitrags das hiesige Textlimit alleine durch die Aufzählung militärischer Interventionen überschreiten.

Und nach diesem Exkurs noch einmal zu meinem eigentlichen Anliegen: in meinen gestrigen Wortmeldungen ging es mir nicht vordergründig darum, russisches Verhalten zu erklären oder - wie mir unterstellt wird - zu verharmlosen. Mir ging es darum, dass ich unvoreingenommen über jede, wirklich jede Initiative dankbar bin, die auch nur einen allerkleinsten Beitrag zum Ende des Mordens in der Ukraine beitragen kann. Und da soll es keine Rolle spielen, wie ich die Chancen der Initiative einschätze und wie sehr oder wenig ich die Beteiligten Akteure schätze oder verachte (weil: wer bin ich, das meine Meinung da eine Relevanz haben sollte?).

Denn etwas, was in unserer polarisierten Gesellschaft leider viel zu offen falsch gesehen wird: eine richtige Aussage oder gar eine richtige Tat wird nicht automatisch dadurch falsch, dass sie von der falschen Person ausgesprochen oder ausgeführt wird. Genau so wenig, wie eine schlechte Aussage oder Tat dadurch richtig wird, dass sie von einer mir genehmen Person ausgesprochen oder ausgeführt wird. Dieses Verhalten: "achte nicht darauf, was gesagt/getan wird, sondern von wem" scheint aber mittlerweile mehr und mehr zum Herrschaftssystem zu werden. Und hier sind wir dann auch wieder bei der Motivation, warum gewisse Personen eben nicht über Inhalte diskutieren, sondern nur Personen "labeln". Dir hier vorne ein AFD-Schildchen, Dir dahinten ein Wagenknecht-Schildchen, Du da drüben bist direkt Putinversteher...

Wer sich angesprochen fühlt, möge sich in einer ruhigen Minute einmal selbst hinterfragen. Wem dazu die Kapazitäten fehlen, fall über mich her. Aber vergesst nicht, wie die Gesellschaft der Zukunft durch so ein Verhalten mitgeprägt wird. Und was Euer Anteil ist.


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