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Klopp ist Vergangenheit (BVB)

Will Kane, Saarbrücken, Freitag, 01.11.2024, 14:17 (vor 26 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de
bearbeitet von Will Kane, Freitag, 01.11.2024, 14:23

Ich persönlich sehe es so:

Selbstverständlich hat Jürgen Klopp im Laufe seiner Mainzer Zeit und mit steigender Bekanntheit und Popularität (Auftritte als TV-Experte) irgendwann begonnen, seine weitere Karriere zu planen. Das ist vollkommen normal und legitim obendrein.

An attraktiven Angeboten wird es ihm nicht gemangelt haben (das eine oder andere aus dieser Zeit ist auch bekannt), doch einerseits wird man ihm eine Verbundenheit mit dem FSV Mainz 05 nicht absprechen können und andererseits hatte er schon ganz konkrete Vorstellungen und entsprechende Forderungen. Auch das ist bekannt.

Jürgen Klopp macht auf mich den Eindruck eines Machtmenschen, der gerne Verantwortung übernimmt, die damit verbundene Macht aber auch nicht teilen will. Das ist ebenfalls legitim und z.B. weder in Politik, Wirtschaft oder Kultur anders. Und im Sport, gerade auch im Fußballgeschäft, sind solche Menschen allgegenwärtig. Kennzeichnend für diesem Typus Mensch ist es auch, dass sie ihre Macht immer weiter ausbauen. So auch Jürgen Klopp, und auch das ist legitim.

Typisch ist es auch, dass solche Menschen mit Kritik nicht sonderlich gut umgehen können. Und das Klopp sehr schnell sehr angefasst auch auf begründete Kritik reagiert, hat er mehrfach gezeigt. Nur wer ist schon davor gefeit?

Jürgen Klopp ist, so jedenfalls mein Eindruck, nicht nur ein Machtmensch, sondern auch ein sehr strukturiert-analytisch vorgehender Mensch. Was sich ja nicht ausschließt, vielleicht sogar bedingt. Ansonsten hätte er auf keiner seiner Trainerstationen einen solchen jeweils aufbauend-entwickelnden Erfolg gehabt. Dies wird in der allgemeinen Betrachtung von Klopp mMn sehr oft übersehen.

Oft wir Klopp mit Emotionalität, mit Begeisterungsfähigkeit, mit Überzeugungskraft identifiziert. Dies will ich ihm auch gar nicht absprechen. Nur war es immer mein Eindruck, dass Klopp Emotionalität (nicht nur, aber auch) sehr bewusst und sehr kalkuliert und kalkulierend einsetzt. So wie es im Showbusiness üblich ist und Fußball ist nun einmal Teil der Unterhaltungsindustrie geworden. Und Klopp ist in meinen Augen ein Showman allererster Güte, und das ist nicht abwertend gemeint.

Klopp war nie ein Heiliger, er war aber auch nie ein Bösewicht. Sondern er ist ein Mensch, der bestimmte Eigenschaften aufweist. Der auch ein bestimmtes Image von sich aufgebaut hat und dies in bestimmten Situationen auch gerne genutzt hat. Dabei sind ihm auch Fehler unterlaufen, wenn er z.B. Äußerungen über seine generelle politische Position, Ablösesummen im Fußball oder moralische Aspekte getätigt hat. Das ist sicherlich alles legitim, keine Frage. Nur muss man sich nicht wundern, wenn späteres Handeln (zu dem auch seine Werbeaktivitäten zählen) an diesen Äußerungen gemessen wird. Nur welcher Mensch ist ohne und macht keine Fehler?

Jürgen Klopp hat bei Borussia Dortmund bedingt durch sein Auftreten und seine Erfolge (nach einer langen Durststrecke des Clubs) zurecht die entsprechende Würdigung verdient und er hat sie auch erfahren. Nur ist er leider auch überhöht worden und er ist meiner Wahrnehmung nach von vielen auch noch fast zehn Jahre nach seinem Fortgang als nicht nur fußballerischer Messias betrachtet worden. Was er definitiv nicht war, nicht ist und nie sein wird.

Wieviel er selbst dazu beigetragen hat und wieviel davon daran liegt, was der eine oder andere Anhänger an Wunschvorstellungen in ihn projiziert, ist dabei müßig zu bewerten. Er hat hier sehr großen und auch nachhaltigen Erfolg gehabt, weil er ein ausgezeichneter Trainer ist. Dafür gebührt ihm der passende Platz in der Hall of Fame des Clubs. Nichts weniger, aber auch nicht mehr.

Es war eine tolle Zeit mit ihm, die aber irgendwann auch zurecht zu Ende war. Während er sich zu neuen Ufern aufmachte, haben viele beim BVB sich über Jahre hinweg in meinen Augen nicht von ihm und seinem Wirken emanzipiert. Was uns mAn auch immer wieder die Zukunftsgestaltung erschwert.

Seine eigene Zukunft hat Klopp immer selbst bestimmt und er tut es auch jetzt. Das ist sein gutes Recht und man sollte es mMn auch so respektieren. Wir sollten uns mAn besser um die eigene Zukunft als Club kümmern und Klopp für uns das sein lassen, was er tatsächlich ist:

Vergangenheit.


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