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Das Thema Anschlag ist ungemein wichtig (BVB)

Sven, Witten, Donnerstag, 22.03.2018, 13:14 (vor 2220 Tagen) @ todesbrei

Ich halte den Umgang mit dem Anschlag für ungemein wichtig. Leider sehe ich wie mein Vorredner die Problematik, dass das Attentat nunmehr fast ein Jahr lang zurückliegt.

Blicke ich ein Jahr zurück, so meine ich, das Thema wurde von allen Seiten nicht ernst genug genommen. Da dachten wir Fans einige Wochen nach dem Attentat bereits, jetzt sei das Thema abgehakt, denn wir lasen nichts mehr darüber und es sprach niemand mehr darüber. Auch beeinflusst durch Medien und das Verhalten im Verein meinten doch die meisten von uns, einen Haken hinter den Anschlag machen zu können so wie bei einer genesenen Erkältung!

Wie ging der Verein, unsere Geschäftsführung, mit dem Thema Attentat um? Wir erinnern uns, anstatt den Druck rauszunehmen für die Spieler und anstatt auf die psychologischen Folgen hinzuweisen, wurde der Druck im Gegenteil noch erhöht. Dieser galt in erster Linie TT, was gut zeigt, dass auch die Geschäftsführung damals gedanklich ganz woanders war als beim Attentat. Da hatten andere Dinge Priorität. Vielleicht bereute man zu diesem Zeitpunkt schon jene Worte, dass unsere Jungs Profis seien und das einfach wegstecken würden, aber wenn, dann dachte man insgeheim doch weiterhin so. Der aufgebaute Druck, auch wenn er TT galt, erreichte gleichermaßen die Mannschaft und war der "Heilung", so es sie überhaupt gibt, sicherlich nicht förderlich.

Nach dem Thema TT schien unter Bosz alles in Ordnung zu sein und entsprechend gab es keine Muße, das Thema Attentat hervorzukramen. Es blieb verstekt in der Schublade, in der man es nur wenige Tage nach dem Attentat versteckt hatte. Erst im Herbst, als deutlich wurde, dass die "Krise", die man erst nicht sehen wollte, tatsächlich eine solche ist, erinnerte man sich wieder an das Attentat und man erkannte, dass dies auch eine Puzzleteil der Schwierigkeiten ist, in denen man steckt. Gar ein großes Puzzleteil! So manchem kam es dann aber wie eine Ausrede unserer Geschäftsführung vor, dass sie das Attentat über Monate hinweg ignoriert, um es dann im passenden Augenblick zu servieren. Um abzulenken von anderen Ursachen wie die Kaderplanung der letzten Jahre.

Nicht, dass es tatsächlich so war. Spätestens durch die in der Gerichtsverhandlung gefallenen Worte sollten all diejenigen aufgewacht sein, die meinen, dieses Attentat spiele eine nur untergeordnete Rolle. Natürlich gibt es noch mehr Puzzleteile wie die erwähnte Zusammenstellung unseres Kaders oder die unterschiedlichen Konzepte der verpflichteten Trainer. Doch das Attentat ist zumindest für diejenigen, die dabei waren, nach wie vor eine traumatische Erfahrung, von der wir nicht wissen, wie sie sich bei jedem einzelnen am Spieltag auswirkt.

Nur dadurch, dass diese Problematik bewusst klein gehalten wurde, bewusst, weil man sich ihrer eben nicht bewusst war oder vielleicht sogar nicht bewusst werden wollte, ist der Zeitpunkt der Sensibilität längst verstrichen. Die Bewusstmachung der Problematik hätte vor einem Jahr stattfinden müssen, nicht jetzt. Damals wurden die Fehler gemacht. Von der Geschäftsführung, von den Medien, von uns Fans. Vielleicht sogar von den Spielern selbst, denn sie hätten nicht spielen sollen. Die Verantwortlichen redeten nach dem Attentat lieber über die Worte des TT nach dem Attentat als über die entscheidende Frage. Mussten wir tatsächlich spielen? Was hat dieses Attentat für Folgen für diejenigen, die im Bus saßen? Zu kurz kommt mir auch die Frage, welche Verpflichtung, eher moralisch als rechtlich, der Verein hat oder hatte, den Spielern beizustehen.

Es ist natürlich nie zu spät etwas zu ändern. Ich begrüße dieses Thema, weil ich es für ungemein wichtig erachte. Ich hoffe auch, wir alle lernen aus den gemachten Fehlern. Ich fürchte aber dennoch, dass das Kind längst in den Brunnen gefallen ist. Die nötige Sensibilisierung wird es nicht mehr im Stadion geben. Nicht mehr jetzt nach 12 Monaten. Ob es sie mittlerweile wenigstens überhaupt im Verein gibt, lass ich dahingestellt. Ich bin mir trotz aller Worte unsicher, ob sie wirklich da ist. Ein erster Schritt wäre vielleicht, die Kommunikation zu ändern, mögliche Fehler einzugestehen. Nur fehlt mir der Glaube, sie von Vereinsverantwortlichen zu hören. Auch von den Medien erwarte ich wenig. Auch von uns Fans in der Gesamtheit erwarte ich wenig, denn die Fans sind hier noch das heterogenste Gebilde von allen Genannten.

So werden die Spieler lieber weiterhin das tun, was sie die ganze Zeit taten. Schweigen ... um welchen Preis?

Danke fürs Lesen. Das musste von der Leber weg.


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