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Eine Wahl wie ein VAR.. (Sonstiges)

Ulrich, Montag, 24.02.2020, 10:20 (vor 2138 Tagen) @ venus

.. gestern nach der Hochrechnung noch ne Buddel geköpft, heute Kopfschmerz.

Man kann es sich halt nicht aussuchen. Vermutlich wird man in den nächsten Tagen nachlesen können, wieso die Wahlforscher bei der AfD gut ein halbes Prozent zu niedrig lagen. Meine erste Vermutung wäre, dass sich das Verhalten der AfD-Wähler in den Exit-Polls verändert haben könnte. Früher war es so, dass viele Wähler rechtsradikaler Parteien in Umfragen und den Befragungen nach der Wahl falsche Angaben gemacht haben. Für so etwas setzen die Wahlforscher Korrekturfaktoren ein, die sich aus den Abweichungen der Vergangenheit ergeben. In den letzten Jahren wurde dann offener zugegeben, dass man AfD wählt. Entsprechend wurden die Korrekturfaktoren angepasst. Eventuell ist nach Erfurt ja die Zahl derjenigen angestiegen, die bei den (ebenfalls geheimen) Exit-Polls anders angestimmt haben als in der Wahlkabine.

Nicht nur die AfD, sondern auch ein anderer Aspekt dürfte die Bundespolitik in den nächsten Monaten ganz massiv beschäftigen. Die CDU hat es in dieser Wahl richtiggehend zerlegt. Grund dafür dürften Erfurt und das anschließende Versagen der kompletten CDU-Führung sein. Nicht unwahrscheinlich, dass die CDU in den nächsten Monaten der "Problemfall" in der schwarz-roten Koalition werden wird. Seit dem angekündigten Rücktritt von Annegret Kramp-Karrenbauer ist die Partei völlig kopflos, zerstritten zwischen einer bürgerlichen Mitte, rechten Irrläufern und konservativen Nostalgikern, die ihr Heil in der Vergangenheit suchen.

Falls die FDP aus der Bürgerschaft fliegen sollte, dann wird auch bei der FDP der Baum brennen. Dann wird auch ein Christian Lindner unter Druck geraten.

Auch wenn die SPD verglichen mit den letzten beiden Bürgerschaftswahlen verloren hat, so sind 39 Prozent ein sehr gutes Ergebnis, vor allem auch gemessen am Zustand der Bundespartei. Man ist deutlich mehr als dreimal so stark wie die CDU. Aber es ist völlig unklar, was das für die Bundespolitik bedeutet. Die Hamburger SPD hat die beiden Bundesvorsitzenden völlig aus dem Wahlkampf heraus gehalten, weder Esken noch Walter-Borjans hatten auch nur einen einzigen Wahlkampf-Auftritt. Es ist gut möglich, dass das zu neuem Streit führen wird.

Die SPD hat deutlich besser abgeschnitten, als man noch vor Monaten erwartet hätten. Im letzten Jahr schien es möglich, dass die SPD Juniorpartner in einer grün-roten Regierung werden würde. Nun liegt die SPD deutlich vorne. Aber der grüne Koalitionspartner hat seinen Stimmenanteil fast verdoppelt und wird entsprechend selbstbewusst in die Koalitionsverhandlungen gehen. Die Grünen haben sich das Thema Klima auf die Fahnen geschrieben, und das ist auch gut so. Aber ich habe den Eindruck, dass die Grünen bei der praktischen Umsetzung der grundsätzlich notwendigen Maßnahmen zu wenig Rücksicht auf die Schwächeren in unserer Gesellschaft nehmen. Da könnten sich in den Verhandlungen einige Konfliktlinien ergeben.

Ein Gewinner außerhalb von Hamburg ist sicherlich Björn Höcke. Dessen Plan ist voll und ganz aufgegangen. Er hat nicht nur die nach Macht gierigen thüringischen Landesverbände der CDU und AfD aufs Glatteis geführt, er hat zudem dafür gesorgt, dass sich die Krise innerhalb der CDU deutlich verschärft und innerhalb der FDP aufflammt.


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