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Ernsgemeinte Frage: Was wäre denn eine menschliche Lösung? (Politik)

Melange, Berlin, Dienstag, 21.09.2021, 12:51 (vor 1549 Tagen) @ Goalgetter1990

Die Frage ist, wo du zeitlich ansetzt und wie du die Gewordenheit der Situation einschätzt.

Ich würde damit beginnen - und das gilt analog auch für Europa - mit der 100jährigen Interessenspolitik der USA in Lateinamerika. Alle Bestrebungen in einzelnen Ländern eine gerechtere Gesellschaft in ihren Ländern aufzubauen, wurden durch die USA aktiv verhindert. Es galt den Kommunismus zu besiegen und da wären gelungene Alternativen schlecht fürs Image gewesen. So wurde die extreme Armut und extreme soziale Ungleichheit im "Hinterhof der USA" geduldet. In den failed states Guatemala, Honduras, El Salavador und auch in Teilen Mexicos herrscht eine Mischung aus warlords, korruptem Staat und Großgrundbesitzern. Die Früchte dieser Politik ist die Migration.

Gleichzeitig ist die USA massiv auf Migration angewiesen. Gerade im Bereich der ungelernten Arbeit braucht es Migrant_innen, die am besten rechtlos sind, weil das die Organisierung ihrer Interessen deutlich schwieriger macht. Insofern sind das unmenschliche Grenzregime und das Bedürfnis nach Arbeitsmigration kein Widerspruch sondern zwei Seiten einer Medallie. Es wird also immer Migration geben, weil Migration erwünscht ist. Das Spektakel an der Grenze wird für die weißen Mittelschichten aufgeführt. So wird es zum Glücksspiel, ob du als Migrantin heute verprügelt wirst oder morgen auf dem Feld oder in der Küche arbeitest.

Menschlich wäre es zu sagen: okay, der Westen hat durch Kolionalismus, militärische Interventionen, Putschunterstützung, Abschottung eigener Märkte, erzwungene Öffnung anderer Märkte, Überschwemmung der einheimischen Märkte mit Billigprodukten und tausend anderer Schweinereien ziemlich gut gelebt. Die Gleichzeitigkeit von Profiten für die Reichen und moderate Wohlstandssteigerungen für die breite Masse der weißen Bevölkerung, die die Zustimmung zum Kapitalismus garantieren, waren möglich, weil mit geringen Lohnsteigerungen Waren aus der ganzen Welt eingekauft werden konnten. Mit Löhnen unter 5 Euro pro Tag, Schäden für Gesundheit und Umwelt, flankiert mit Unterdrückung von Demokratie, Gewerkschaften, Presse etc pp. Der reale Gewinn in Form von billigen Waschmaschinen, Smartphones, Avocados und Jeans ermöglicht den Lohnabhängigen in Europa, die nicht in der migrantischen Subarbeitswelt für 2,50 Euro im Restaurant schuften, ein doch angenehmeres Leben als den Großeltern.

Es wäre also mal an der Zeit zu Teilen. Und wenn der Westen nicht in der Lage ist, den Reichtum in den globalen Süden umzuverteilen, kommt der globale Süden halt in den Westen. Das wird unter den jetzigen Bedingungen nicht schön, die weiße Bevölkerung reagiert mit Faschismus und wenn wichtige Teile der Gesellschaft sich nicht am Umverteilen beteiligen müssen, dann wird der untere Teil der Bevölkerung gegeneinander in Konkurrenz gesetzt, aber jeder Mensch mit ein bißchen Humanität und Verstand wird jedem anderen Menschen helfen, die Grenzen zu überwinden, im Zielland der Migration anzukommen und für bessere Lebensbedingunge zu kämpfen.

Von Pferden auf Menschen einzuprügeln, ist niemals eine menschliche Lösung (aber immerhin besser als Menschen die Luft aus dem Schlauchboot zu lassen so wie es deutsche Frontex-Polizisten tun)


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