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TV-Duell: Macron vs. Le Pen (Politik)

Will Kane, Biosphärenreservat Bliesgau, Donnerstag, 21.04.2022, 10:55 (vor 1340 Tagen) @ Wallone

Gestern war das TV-Duell vor der Stichwahl am Sonntag.

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/frankreich-wahlen-tv-duell-macron-le-pen-100.html

Wen das Französische nicht schreckt, kann bei Le Monde einen Faktencheck zu den einzelnen Aussagen lesen:

https://www.lemonde.fr/les-decodeurs/article/2022/04/21/debat-de-l-entre-deux-tours-les-affirmations-de-marine-le-pen-et-d-emmanuel-macron-verifiees_6123024_...

Insgesamt ging es weniger drunter und drüber als 2017, v.a. weil Le Pen sich disziplinierter zeigte. Aber es war immer noch deutlich konfrontativer als deutsche Kandidatenduelle. Erwartungsgemäß nahm Le Pen Macrons Achillesferse, das Soziale, ins Visier: Rente, Verlust von Industriearbeitsplätzen, steigende Verbraucherpreise. Stark fand ich, wie Macron Le Pens Forderung nach einem Kopftuchverbot in der Öffentlichkeit anging. Und wie sie auf seinen Vorhalt der Finanzierung ihrer Partei durch Putin reagierte, das war schon kläglich. Macron selbst habe Kredite von französischen Banken für RN verhindert. Haha, klar, sie war einfach gezwungen, bei Putin zu betteln! Dass ihr diese Ausrede nicht zu blöd war. Und dann ihre Vorstellung, wie die EU nach ihrer Pfeife tanzen soll, nunja.

Wahlentscheidende Blößen hat sich aber wohl niemand gegeben. Nach einer Umfrage sahen 59% der Zuschauer Macron als Sieger, 39% Le Pen.

Ich persönlich bin grundsätzlich sehr vorsichtig bei solchen Umfragen. Dennoch überrascht mich dieses ‚Ergebnis‘ nicht. Es dürfte in etwa dem Ausgang der Stichwahl entsprechen.

Wobei es immer auch auf die Mobilisierung derjenigen ankommt, die im ersten Wahlgang nicht für einen der beiden Kandidaten gestimmt haben. Die entsprechenden Wahlempfehlungen sind da zwar schon ein Hinweis, kleinere Überraschungen sin da aber immer möglich.

Das Problem ist die Frankreich weit verbreitete Unzufriedenheit. Was sich deutlich in der Marginalisierung der Konservativen (einschließlich der Gaullisten) und der Sozialisten abbildet, die jahrzehntelang die Geschicke der Fünften Republik abwechselnd bestimmt haben. Macron mit seiner Bewegung ist ja nichts anderes als der Versuch der Überwindung des Lagerdenkens, um die strukturellen Probleme Frankreichs zu lösen und gleichzeitig eine Radikalisierung zu verhindern. Was ihm (oft zähneknirschend) die Stimmen ehemals sozialistisch oder konservativ wählender Bevölkerungsschichten bringt, die einen rechtsextremen Präsidenten verhindern wollen (bei einem linksextremen Kandidaten wäre es ähnlich).

Die Spannungsfelder sind dabei allerdings so groß, dass dies aber nicht in Stein gemeißelt bleiben muss. Frankreich hat einige tiefgreifende Probleme, die in Deutschland gar nicht bekannt sind respektive nicht thematisiert werden, die Macron scheitern lassen können. Er bemüht sich, das muss man ihm lassen. Er macht dabei aber auch z.T. schwere Fehler.

Macron wird die Stichwahl wieder klar gewinnen, wenn auch nicht mehr so deutlich. Für mich persönlich interessanter wird der Ausgang der Parlamentswahlen sein bzw. wie die Empfehlungen der unterlegenen Kandidaten für die Stichwahlen und das tatsächliche Wählerverhalten sein werden. Bis jetzt wurden durch die Empfehlungen Kandidaten des FN/RN im zweiten Wahlgang immer verhindert. Sollte dies aufbrechen, dann wird es zukünftig nicht mehr berechenbar.

Und klar, Macron wird in seiner zweiten Amtszeit ‚liefern‘ müssen. Was immer auch der einzelne Franzose sich jeweils darunter vorstellt… ;-)


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