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Abtreibung und Judentum (Politik)

Blarry, Essen, Freitag, 24.06.2022, 18:22 (vor 666 Tagen) @ Habakuk
bearbeitet von Blarry, Freitag, 24.06.2022, 18:31

Was mich seit einiger Zeit interessiert, ist die Frage, wie weit ein Kippen von Roe vs Wade seinerseits später vom selben Supreme Court auf der Basis religiöser Diskriminierung gekippt werden könnte.

Im Judaismus, sogar in dessen orthodoxen Ausprägungen, ist Abtreibung ein unveräußerliches Grundrecht. Es gibt unterschiedliche Interpretationen, unter welchen Bedingungen ein Schwangerschaftsabbruch durchgeführt werden darf, aber jede davon zieht eine Grenze bei der körperlichen und seelischen Unversehrtheit der Schwangeren. Teilweise (wieder je nach Glaubensrichtung) ist ein Schwangerschaftsabbruch sogar vorgeschrieben, wenn das Leben der Schwangeren durch die Schwangerschaft in unmittelbarer Gefahr steht. Das ist begründet in der jüdischen Tradition, das Leben über jedes Recht und damit das Retten eines Lebens über jeden Rechtsbruch stellt. Darin steht auch das bereits existierende über potenziellem Leben, was praktischerweise Diskussionen über "ab welcher SSW ist ein Fötus ein Mensch?" überflüssig macht.

Als Laie ist nur schwer verständlich, wie die Entscheidung des Supreme Court keine religiöse Diskriminierung gegen Millionen US-amerikanische Bürger sein soll, und zwar laute, meinungsstarke und einflussreiche Bürger darüberhinaus. Meine Erwartung wäre daher, dass ein so offensichtlicher Bruch mit einem der Grundpfeiler der Verfassung - die Freiheit der Religionsausübung wird ausgerechnet bereits im First Amendment garantiert! - eine apokalyptische Klagewelle nach sich zieht. Die USA sind nur noch auf dem Papier ein säkularer Staat, und sie über die Religionsfreiheit an den Sack zu kriegen, wäre an der Stelle wirklich wichtig und schadenfroh.

/edit: als Quellenverweis nutze ich ungern ein banales "siehe Twitter", aber in dem Fall lohnt es sich wirklich, auf Twitter nach z.B. "Judaism Abortion Thread" zu suchen. Dort finden sich teils seit Jahren ausführliche Erklärungen von Rabbinern unterschiedlicher Kongregationen und Auslegungen dazu, z.B. hier. Und ich habe selten unter so vielen Anhängern einer Religion so viel Einigkeit zu einem Thema gesehen, was eigentlich alles sagen sollte. Es ist nicht kontrovers.


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