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Das Problem fängt doch schon ganz unten im ganz Kleinen an (WM / EM aktuell)

donotrobme, Münsterland, Samstag, 05.08.2023, 07:49 (vor 276 Tagen) @ Schaumkrone
bearbeitet von donotrobme, Samstag, 05.08.2023, 07:55

Ich möchte eure Bolzplatzromantik nicht zerstören. Sicherlich war die Zeit, in der ich aufgewachsen bin, kinderfreundlicher als heute. Auch mein alter Bolzplatz wurde mittlerweile abgebaut und dort stehen nun paar Mehrfamilienhäuser. Es ist ebenso albern auf der einen Seite mangelnde Bewegung bei Kindern zu kritisieren und ihnen gleichzeitig die Möglichkeiten zu nehmen zu toben.

ABER: Die Krise im deutschen Fußball krankt leider an anderen Dingen.

Norwegen ist ja aktuell der gehypte Fußballnation, quasi ein Belgien in Klein. Ödegaard, Haaland, Ajer, Ryerson, Sörloth sind auch gewisst gute Fußballer, die haben eine außergewöhnlich talentierte Generation an Spielern.

Haaland hat jedoch wohl wenig Zeit auf irgendwelchen Bolzplätzen verbracht, denn der Kerl kommt aus einer Küstenstadt namens Bryne. Üblicherweise fällt dort zwischen Herbst und Frühling um die 120 bis 180 Liter pro qm.
Zum Vergleich: Im Juli gab es in Dortmund rund 91 Liter pro qm.
Dasselbe gilt auch für Jude Bellingham, der in nassen Birmingham aufgewachsen ist, vom Wetter her wie Hamburg nur in nass..
Da verbringt man doch nicht den ganzen Tag draußen auf dem Bolzplatz, ansonsten ist das Kind paar Tage später krank. Die wurden einfach besser ausgebildet als früher und besser als aktuell in Deutschland.
Das ist auch ein Grund, warum Uruguay so erfolgreich ist, obwohl das Land weniger Einwohner hat als Berlin.

Ich lese ganz gerne die Bücher von Tobias Escher und der hat im letzten Buch in einem Kapitel analysiert, woran der deutsche Fußball möglicherweise krankt:
Der DFB ist dezentral organisiert mit recht mächtigen Landesverbänden, die sich weitestgehend selbst organisieren. Das kann den Wettbewerb zwischen den Landesverbänden entfachen, wenn man beispielsweise merkt, dass die meisten der erfolgreichen Trainer, aus Südwestdeutschland kommen. Irgendwas machen sie in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz scheinbar richtig; Kloppo, Löw, Streich, Nagelsmann, Tuchel, Svensson, Töppmöller kommen nicht zufällig aus der Ecke.
Aktuell führen die DFB Strukturen dazu, dass sich pomadige lernunwillige Strukturen etabliert haben, die Veränderungen nicht gerne annehmen. Da hilft auch der DFB Campus nicht.

Es kommt noch hinzu, dass die Gesellschaft älter und konservativer geworden ist. Ein Magath kann sich heute immer noch dafür feiern lassen, dass er mit Medizinbällen trainieren lässt. Das macht aber heute keiner mehr.
Aber die Weigerung jeglicher Anpassung lässt sich aber auch bis runter in den Jugendfußball beobachten.
- Sollen Kinder auf dem Kleinfeld trainieren?
- Wie viele Spieler soll eine Mannschaft im Grundschulalter haben?
Es gab auch mal die Idee, dass die Kids mit 2 Bällen auf 4 Toren spielen, einfach damit sie mehr Situationen mit dem Ball am Fuß haben, unabhängig von jeglichem Positionsspiel.

Ideen gibt es viele, aber leider hat auch jeder eine Meinung dazu und will sie kundtun, anstatt es einfach mal auszuprobieren.
Sicherlich kommen auch noch die Elterngeneration dazu, die meinen am Spielfeldrand stehen, und meinen alles kommentieren zu müssen und quasi vorleben, dass man nur meckern muss, dann kommt man schon voran, statt sich selbst zu hinterfragen und an seinem Spiel zu arbeiten. Jedes Umfallen ist dann ein Drama, erst Recht wenn auch noch ein Gegenspieler involviert ist.

Das habe ich so nicht erlebt und mich hat es auch abgelenkt, wenn mein Vater in der Nähe war.

Sicherlich kommt auch noch hinzu, dass Kinder nicht mehr so aufwachsen dürfen, wie zu meiner Zeit. Die Tage sind heute durchstrukturierter.

Es kann mir doch keiner erzählen, dass unsere Kinder sich weniger bewegen wollen als in anderen Industrienationen. In den USA fährt niemand Fahrrad oder geht zu Fuß zur Schule. Auch dort ist der Tag durchorganisiert, trotzdem bilden sie in ihren High Schools paar gute Fußballer aus, die dann früh nach Europa kommen, weil unsere Vereinstrainer besser ausgebildet sind als die meisten High School Lehrer oder Trainer.


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