Über Demut und das Privileg Besitzer einer Dauerkarte zu sein (BVB)

ram1966, Dortmund, Montag, 08.04.2024, 09:47 (vor 21 Tagen)

Ich bin nun schon sehr lange BVB-Fan und seit langer Zeit im Besitz einer Dauerkarte. Habe so ziemlich jeden Erfolg und auch Misserfolg seit Mitte der 70er Jahre miterlebt, oft in den Stadien bei großartigen Siegen und natürlich auch bei der ein oder anderen Klatsche.

Im Zuge der Würdigung von 50 Jahren Westfalenstadion habe ich mir "Brinkhoff's Ballgeflüster" angesehen und besonders bei der Einspielung besonderer Spiele, Begebenheiten oder Triumphen sah ich quasi mein ganzes Leben vor mir, immer wieder in Etappen und in dem Wissen, wie ich da selbst reagiert, was erlebt, wie gefeiert oder auch getrauert habe. Freudentränen, Tränen der Verzweiflung. Alles mögliche. Seit 1986 bin ich ununterbrochen DK-Inhaber, seit 1997 auch Mitglied, da kommt einiges zusammen.

In den letzten Jahren hat sich dann bei mir auch eine gewisse Müdigkeit verbreitet. Die Spiele wurden alltäglich, andere Dinge - besonders meine Familie - nehmen nun einen größeren Rahmen ein und tatsächlich ist mir der ein oder andere Verzicht auf einen Stadionbesuch mehr als leicht gefallen.

Nun gab es eben drei Ereignisse, die bei mir wieder einiges gerade gerückt haben. Zuerst war da das Spiel gegen die Eintracht aus Frankfurt. Nach dem Spiel habe ich eine Freundin getroffen, die nun in Frankfurt lebend auch vier Frankfurter Freunde (alles Eintracht Anhänger) mit ins Stadion nahm.

Die Eintracht hatte ja besonders durch ihren Triumphzug in Europa viel von sich reden gemacht (30000 in Barcelona, Choreos, etc.). Und während wir nach dem Spiel so ein bisschen philosphierten über dies und das, sagte einer von Ihnen zu mir: "Weißt du eigentlich, was ihr für eine Wucht mit diesem Stadion habt? Das war unfassbar heute!"

Ich war total überrascht. Wucht? Ja klar, aber doch nicht in dem Spiel gegen Frankfurt, das war doch eher Durchschnitt für mich und das dann auch noch aus dem Mund eines Frankfurters, der doch auch gerade viel erlebt hatte und auch bei besagtem Spiel in Barcelona dabei war.

Dann, wie ich oben schon schrieb, die Erinnerungen, die uns in den letzten Tagen besonders ins Gedächtnis gerufen wurden durch 50 Jahre Westfalenstadion, ich hatte ehrlich gesagt ein paar Freudentränen in den Augen ob der ganzen Situationen, die ich mit dem BVB durchlebt habe.

Zu guter letzt das Spiel gegen den VfB. Großartig, Heimspiel am Samstag, tolles Wetter, alle gut drauf und eine Choreo, die ihresgleichen sucht. Besonders hat mich aber fasziniert, dass zwei Jungs, so knapp 18 Jahre alt im VfB Trikot bei uns im Block 44 nahe an der Süd saßen, die ihre Augen und Münder nicht mehr zu bekamen. Die haben wir mehr als beeindruckt und ich glaube so schnell werden die den Besuch bei uns nicht vergessen. Hinzu kam, dass es nicht eine einzige Pöbelei gegen die beiden im Trikot des VfB gab und im Gegenteil nach Ende des Spiels viele an ihnen vorbeigingen und ihnen auf die Schulter klopften und zum Sieg gratulierten.

Das alles ist der BVB, das sind wir, das macht uns einzigartig, in der Bundesliga, vielleicht aber auch in Europa oder der ganzen Welt.

Diese drei "Geschichten" haben mir ganz deutlich vor Augen geführt, was für ein Privileg es ist, bei jedem Heimspiel dabei sein zu dürfen. Und damit werde ich in Zukunft wieder etwas demütiger mit umgehen!

Nur der BVB!