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Mats Hummels vermutet: Unschönes BVB-Ende war Retourkutsche (BVB)

Kruemelmonster09, Donnerstag, 22.05.2025, 21:40 (vor 211 Tagen) @ Elmar

Ich tue mich ein wenig schwer das alles hier auf Mats Hummels zu projizieren. Dafür weiß ich einfach zu wenig über ihn und seine Situation. Als Beispiel würde ich einfach mal einen Fall aus meiner Kita nehmen, der sicher gewisse Ähnlichkeiten hat.

Die Eltern eines Kindes haben sich getrennt, als das Kind 4 war. Nach Rosenkrieg lebte das Kind dann bei Mama und nur jedes zweite Wochenende bei Papa.

Zwei Jahre später hat Papa dann beschlossen in der Türkei zu überwintern ("Workation") und dort 5 Monate zu verbringen.

Das sei aber in Ordnung, denn er habe den Jungen gefragt. Die Beiden würden sich dann eine Zeit lang ja nicht sehen. Aber Papa ginge es dann wieder besser, weil ihn sein Leben ja so stresse.
Deswegen hat der Junge ja gesagt.

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Wie so oft in der Psychologie und Pädagogik ist die Grundlage von fast allem:
Siggi Freud

In dem Fall einer seiner greatest Hits, der Ödipus Komplex.
Ödipus nach Freud in wenigen Worten:
In der phallischen Phase von 3 bis 6 Jahren - Der Sohn liebt Mama und will Mamas einziger Liebling sein. Deswegen würde er sogar bereit Papa umzubringen.

Die heutige Lesart davon ist ein wenig anders.
Grundsätzlich wurde auf dieser Theorie von Freud und seiner Theorie der kindlichen Entwicklungsphasen sehr viel geforscht und aufgebaut.
Sehr, sehr viel von entwicklungspsychologischen und pädagogischen Veröffentlichungen haben in Freud auch heute noch ihren Ursprung.

Ich würde diesen konkreten Fall hier beispielsweise mit "Pseudo-Reife" betiteln.
Pseudo Reife ist ein Begriff vorallem geprägt von Hans Joachim Maaz und Alice Miller (wobei sie das anders betitelt hat).
Pseudo-Reife beschreibt Kinder, die:

zu früh Verantwortung übernehmen müssen (emotional oder praktisch)

ihre Gefühle unterdrücken müssen, um „stark“ zu wirken

Eltern emotional stützen (Parentifizierung)


In diesem konkreten Beispiel hier:
Das Kind übernimmt Verantwortung für die Gefühle von Papa. Der Junge spürt, dass Papa gestresst und erschöpft ist.
Er will dass es Papa gut geht und hört dafür die perfekte Lösung. Papa muss nur auf Workation fahren.

Also sagt er "fahr ruhig."

Der Junge übernahm eine emotionale Stützfunktion, die eigentlich der Vater für das Kind sein sollte.
Es findet also eine Parentifizierung statt.
Der Junge stellt seine Wünsche und Bedürfnisse hinten an, weil es in die Entscheider-Rolle gedrängt wird. Und hier will er so entscheiden, dass es Papa gut geht.

Aber:
Mit 6 Jahren ist der Junge nicht in der Lage, die Tragweite von „5 Monate kein Papa“ zu überblicken.

Wenn er Papa dann aber eben dennoch auf Workation schickt funktioniert er in seiner Entscheidunsfindung – aber nicht altersgerecht.

Der Junge wirkt als treffe er vernünftige Entscheidungen, aber das Verhalten ist eine Überanpassung, kein eigener Wunsch.

Der Junge hat gelernt, dass er für Papa durchaus auch eine Belastung sein kann und da möchte er drauf Einfluss nehmen... Weil wer möchte schon, dass Papa wegen einem selbst traurig ist?

Das Ganze ließe sich jetzt noch in Richtung Bindungstheorie weiter führen.
Darauf verzichte ich hier jetzt aber aus Zeitgründen. :)


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