schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

SPD-Konvent spricht sich klar für Ceta-Abkommen aus (Sonstiges)

Fluegelflitzer, Göttingen, Montag, 19.09.2016, 23:42 (vor 2967 Tagen) @ AdamSmith
bearbeitet von Fluegelflitzer, Montag, 19.09.2016, 23:46

Wird das bei TTIP und CETA genau so gut funktionieren, wie bei NAFTA? Jemand mit einem Namen wie du kann mir doch sicherlich besser als die SPD erklären, warum die beiden Abkommen richtig wären.


Hehe.
Mal ein Versuch starten: Die Wahrnehmung, das NAFTA (und China) die Ursache aller amerikanischen Probleme sind, sprich die Deindustrialisierung in Teilen des Landes, der Massive Verlust von Arbeitsplätzen in der US-Industrie, der Verlust von Arbeitsplätzen mit einfacher Tätigkeit ist eine Tatsache, aber falsch.
Der Wert der in den USA produzierten Produkte ist auf einem absoluten Höchststand, genauso wie die Anzahl der Arbeitsplätze insgesamt. Der relative Anteil der Industrie-Arbeitsplätze ist seit Ende des Koreakriegs kontinuierlich bis ungefähr 2010 zurückgegangen, seit dem ist er konstant. Die absolute Zahl an Arbeitsplätzen hatte ihren Höchststand im September 1979. Seit dem gehen in jeder Rezession Arbeitsplätze verloren, die danach nicht wieder kamen. Seit Februar 2010 steigt die Anzahl der Arbeitsplätze wieder.
Die Jahreszahlen zeigen schon, dass sie unabhängig von NAFTA und und dem chinesischen WTO-Beitritt sind. Einen tatsächlichen Einfluss auf die Anzahl der Arbeitsplätze haben Produktivitäts-Zuwächse (siehe mein Container-Beispiel), Rohstoff-Preis, regulatorische Vorgaben. Dazu gibt es entsprechende Studien.

Entsprechend ist zu erwarten, dass TTIP und CETA genauso wenig die weitere wirtschaftliche Entwicklung negativ beeinflussen wird. Es besteht aber positives Potential, das nur schwer greifbar ist.

Das NAFTA für den Verlust an Manufakturjobs hauptverantwortlich ist, hat niemand behauptet. Das solche Jobs aussterben, ist einfach der technischen Entwicklung geschuldet und dies wird sich auch nicht mehr umkehren lassen. Ich habe bisher allerdings noch keine unstrittigen Befunde dazu gesehen, dass die Produktivitätszuwächse in den USA viel mit NAFTA zu tun haben. Das deutsche BIP verzeichnet in den letzten Jahren auch ohne TTIP robuste Zuwachse. Dass NAFTA für Mexico im Besten Fall nicht viel gebracht hat, bestreiten hingegen selbst ehemalige, starke Befürwörter nicht mehr. Ganz im Gegenteil hat NAFTA in Mexico für keine Steigerung der Produktivität gesorgt (der reale Zuwachs am BIP ist während NAFTA von 3.5% auf 1.5% zurückgegangen) und hat viele Menschen (besonders in der Landwirtschaft) ihren Job gekostet. Das hängt auch sehr stark damit zusammen, dass NAFTA (genau wie es TTIP und CETA in der jetzigen Form tun werden) extrem die Handlungs- und Steuerfähigleit der mexikanischen Regierung einschränkt.
Die meisten TTIP und CETA-Gegner stört doch nicht, wie meines Wissens auch die behauptest, der Freihandelsgedanke an sich, sondern die Trojaner, die ohne Wissen der Öffentlichkeit mit eingeschleust werden sollen. Es wird schon einen Grund haben, warum nicht mal demokratische Vertreter der betroffenen Nationen richtigen Zugang zu Details des Abkommens haben und die Öffentlichkeit komplett im Dunkeln gelassen wird. Wenn TTIP so toll wäre und es, wie du sagst, nur noch darum geht, die Öffentlichkeit von all den Vorzügen zu überzeugen - warum dann all die Geheimniskrämerei?

Rethinking Trade Policy for Development: Lessons From Mexico Under NAFTA. Zepeda, Wiser, Gallagher (2009)
http://carnegieendowment.org/files/nafta_trade_development.pdf

The North American EconomiesAfter NAFTA: A Critical Appraisal Blecker (2003)
http://auapps.american.edu/blecker/www/research/01blecker.pdf


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1341456 Einträge in 14583 Threads, 14124 registrierte Benutzer Forumszeit: 03.11.2024, 15:31
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln