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Dann will ich mich auch mal äußern: (BVB)

Erfolgsfan, Dienstag, 21.02.2017, 14:05 (vor 2833 Tagen) @ nofilis

Ich finde die Aussage von Watzke trotzdem daneben. Wie soll ein Richter kurz nach der Festnahme entscheiden, den lassen wir mal ein paar Tage im Knast, damit er nicht zur Arbeit kommt. Mir erschließt sich das nicht und das errinert schon verstärkt nach der Praxis der Polizei Besuche am Arbeitsplatz vorzunehmen (bewußt in Kauf nehmen das das Ärger vom Chef gibt). Bestraffung durch soziale Ächtung sieht das Gesetzt nicht vor und das ist auch gut so. Und ob es das Problem umbedingt löst wenn der Betroffene Arbeitslos ist, wage ich zu bezweifeln.

Watzke kritisiert in seinem Interview, dass ein Täter kurz nach begangener Körperverletzung wieder auf freiem Fuß ist. Zitat: "Es kann doch nicht sein, dass die am nächsten Morgen schon wieder bei Papa und Mama sitzen und sich die Butterbrote schmieren lassen."

Also ist klar, dass sich Watzke vorrangig auf Jugendliche und Heranwachsende bezieht. Vor rund drei Jahren hat er dies übrigens schon einmal in einem Interview gefordert - so neu sind seine Forderungen nicht.

Ich halte es für verdammt wichtig, Strafverfahren insb. bei Jugendlichen und Heranwachsenden zu beschleunigen, damit Tat und Sanktion (und der damit bezweckte Erziehungseffekt) in einem engen zeitlichen Zusammenhang stehen. Der Täter darf keine Zeit haben, das Geschehene zu relativieren ("Das Opfer kann ja schon wieder gehen, kann ja nicht so schlimm gewesen sein"), sondern muss sich aktiv mit der Tat auseinandersetzen können.

Auch aus Opferperspektive ist es schwer erträglich, wenn der Täter wenige Stunden oder Tage später bereits wieder frei ist und dem Opfer ins Gesicht lachen kann, während es womöglich Wochen und Monate mit den körperlichen Folgen und vielleicht Jahre mit den psychischen Konsequenzen leben muss.

Dagegen sprechen rechtsstaatliche Prinzipien: Eine ordentliche Aufklärung des Sachverhaltes und der Anspruch auf rechtliches Gehör beispielsweise. All das braucht eigentlich Zeit und Sorgfalt.

Soziale Ächtung ist übrigens Teil jeder Haftstrafe - das kann kein Gegenargument sein. Viele Leute verlieren ihren Job, wenn sie einfahren. Das ist dummerweise oft Folge des Freiheitsentzuges (den unsere Gesellschaft übrigens mehrheitlich akzeptiert und befürwortet).

Dieser Logik folgend müsste auch der Entzug der Fahrerlaubnis vermieden werden (ja, oftmals geschieht das auch im Bußgeldverfahren, wenn man nur die Brieftasche weit genug öffnet). Auch hier könnte ja jemand den Job verlieren (bei Berufskraftfahrern vielfach arbeitsvertraglicher Inhalt).

Soziale Ächtung wirkt zum Teil stärker als (Geld-)strafen. Unter anderem, weil man sich nicht so einfach "freikaufen" kann.


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