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Die Diskussion um Kosten und Größe ist ziemlich albern (Sonstiges)

Knüppler17 ⌂, Dienstag, 24.10.2017, 17:21 (vor 2375 Tagen) @ Kulibi77
bearbeitet von Knüppler17, Dienstag, 24.10.2017, 17:30

Warum greift wikipedia eigentlich auf Informationen aus dem Jahr 2000 zurück, wenn es alle aktuellen Daten frei verfügbar gibt?

Weil die Übersicht der Durchschnittswerte schlichtweg gut und selbst für Laien (wie in diesem Forum) schnell nachzuvollziehen bzw. zu verstehen ist. Wer es elaborierter möchte, wird sich über Legistorm in die Gehälter aller Angestellten der letzten 17 Jahre reinklicken (wenn er sich registrieren möchte), eine detaillierte Übersicht über die Grenzen beim Congressional Research Service finden oder sich z.B. bei BallotPedia einlesen können.

Dem US-Abgeordneten stehen 1,2 - 1,4 Millionen US-Dollar (je nach Herkunft) zur Verfügung. Aus diesem Budget heraus dürfen maximal 18 Vollzeit- und 4 Teilzeitstellen bezahlt werden. Es ist nicht so dass man 5 fürstlich entlohnte Vollzeitmitarbeiter haben kann und sich dann noch 13 andere dazu holen kann. Das Budget ist begrenzt!

Wenn du es schon genau aufdröseln willst, stehen jedem Repräsentanten die exakt gleichen 944.671 Dollar für Personal zur Verfügung (2016). Natürlich ist auch hier das Budget begrenzt und sollte sich jedem bei einigermaßen klarem Verstand ergeben, dass sich hieraus keine fürstlichen Gehälter für jeden der 14-18 Mitarbeiter ergeben können. Wurde allerdings auch von niemandem behauptet. Dazu kommen dann, abhängig von Entfernung des Wahlkreises zur Hauptstadt und Mietkosten, Pauschalen zur Büroorganisation und abhängig von der Zahl der Nicht-Geschäftsadressen im Wahlkreis Pauschalen für Portokosten (inkl. Postwurfsendungen). So ergibt sich ein Gesamtwert von im Schnitt etwa 1,27 Mio Dollar, die man dann zwischen den Kostenpositionen nach Belieben einsetzen kann (die 75% für Personal ergeben sich aber daraus, dass die 944.671 Dollar doch mehr oder weniger den Richtwert vorgeben).

Im Senat liegen die Werte zwischen 2.444.470 Dollar (Personal bei Staat mit <5 Mio Einwohnern) und 3.884.968 Dollar (Personal bei Staat mit >28 Mio Einwohnern) wesentlich höher. Dazu erhält jeder Senator 477.874 Dollar für legislative assistance (ungefähr vergleichbar zu wissenschaftlichen Mitarbeiter im deutschen Sinn) und Büroorganisationspauschalen zwischen 121.110 und 452.361 Dollar. Dazu kommen noch diverse weitere Dinge wie Büros in DC und dem Heimatstaat, Büroausstattung, Möblierung etc.

Trotzdem sind die Gehälter im Kongress so legendär schlecht, dass über 50% der Angestellten von Kongressmitgliedern nicht länger als ein Jahr angestellt bleiben und dann in die freie Wirtschaft wechseln. Denn mehr Geld für Personal setzt sich meistens nicht in mehr Geld für Spitzenleute sondern in mehr Spitzenleute für wenig Geld um. Es gibt zwar einzelne Angestellte die deutlich über 100.000 verdienen, aber die meisten Toppositionen bei Abgeordneten (Chief of Staff, Communications Director, Personal Assistant) müssen mit deutlich weniger oder einem ähnlichen Gehalt wie der deutsche Büroleiter leben.

Das ist zutreffend, allerdings nicht ohne Kontext. Im Kongress sind die Gehälter nicht legendär schlecht, sondern ist vor allem im Repräsentantenhaus der Abstand zwischen Gehalt und bei gleicher Eignung erzielbarem Gehalt im Lobbying enorm groß. Deshalb stellen sich seit jeher ständige Drehtüreffekte ein, bei denen Mitarbeiter abgeworben werden und ins Lobbying wechseln, um wenig später wieder in die nächste Funktion zu wechseln. Da das House alle zwei Jahre neu gewählt wird, ergibt sich auch hierüber eine natürlich zwangsläufig stärkere Fluktuation als etwa im Bundestag. Zudem ist das Qualifikationsniveau in den USA regelmäßig ein anderes, als in Deutschland. Während im Bundestag meist Mitarbeiter auf Diplom-/Masterniveau bzw. mit akademischem Grad arbeiten, wird dieses Niveau im Kongress vorwiegend in Spitzenpositionen erreicht. Darüber ergibt sich natürlich eine deutlich größere Gehaltsspreizung als im Bundestag und deshalb sind im Senat extra Gehaltspositionen für besonders qualifizierte Assistenten vorgesehen.


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