Fehlerkette und Problem der ‚Einfüßigkeit‘ (Fußball und Sport allgemein)

Will Kane, Biosphärenreservat Bliesgau, Samstag, 07.09.2019, 12:54 (vor 2306 Tagen) @ bobschulz

...und stand beim Gegentreffer ganz schlecht!

Wenn Du das 1:1 durch de Jong meinst, dann muss man allerdings fairerweise auch sagen, dass dem eine quasi lehrbuchhafte Fehlerkette auf der rechten deutschen Defensivseite vorausging. Fehlpass, Übersprinten lassen, Flanken lassen in den nicht ausreichend besetzten deutschen Strafraum, Tah dabei zudem schlecht postiert.

Schulz sicherte den Rückraum und stand in dieser Situation sicherlich nicht optimal, allerdings auch nicht so, dass er den Ball nicht hätte klären können. Nur ist er Linksfuß und hat versucht, den Ball mit dem linken Fuß wegzuspitzeln. de Jong war als Rechtsfuß und zudem in der Vorwärtsbewegung zwar besser zum hereinkommenden Ball postiert, aber mit einer Grätsche mit dem rechten Fuß wären die Chancen an den Ball zu kommen deutlich höher gewesen, Strafstoßrisiko hin oder her. Schulz stand und agierte in dieser Situation aber eben so, wie es halt ein ausgesprochener Linksfuß tut, der den Ball nicht sehr viel mit dem rechten Fuß spielt.

Ich denke, dass er
a)
nicht schnell genug reagiert hat (hätte Tah nicht da gestanden und vermeintlich den Ball abgewehrt, hätte sich Schulz sicher früher um de Jong gekümmert!)
und b)
gehemmt hingeht, um den Elfer zu vermeiden.
Beidfüßigkeit wäre sicher immer hilfreich. Da er den Ball ja nicht wer weiß wie genial spielen musste, sondern nur den Abschluss verhindern wäre sie aber noch nicht ein Mal notwendig gewesen. Aber klar, wer den rechten Fuß sonst kaum einsetzt, vertraut ihm auch hier nicht.

Was mich persönlich immer etwas stört bei der Analyse von Gegentreffern oder auch ‚nur‘ brenzliger Situationen, ist die häufige Fokussierung auf die Abschlusssituation und das entsprechende Defensivverhalten des Spielers der verteidigenden Mannschaft, der zuletzt in Ball-/Gegnernähe ist. Dabei ist dieser oft genug derjenige, für den das Verhindern des Tores am schwierigsten ist. Die Fehler, die zum Entstehen der Abschlusssituation geführt haben, sind oft genug deutlich schwerwiegender und können. auch eher vermieden werden.

Das soll Schulz nun nicht gänzlich exkulpieren, aber nicht nur bei diesem Gegentreffer stehen andere mMn deutlich mehr in der Verantwortung.

Von allen Defensivspielern (wozu ich trotz ihrer wingback-Position auch Halstenberg und Schulz zähle), die mMn sämtlich eine kritisch zu sehende Leistung gezeigt haben, konnte man der von Schulz nach meiner Einschätzung noch am ehesten positive Aspekte abgewinnen. Sein Defensivverhalten ist weitgehend solide; etwas anderes darf man bei ihm nicht unbedingt erwarten. Nicht mehr und nicht weniger hat er diesbezüglich gestern gezeigt. In der Vorwärtsbewegung ist er dynamisch, schnell und im Laufduell auch durchsetzungsstark. Und seine Hereingaben aus der dynamischen Vorwärtsbewegung heraus können auch durchaus zu Abschlusssituationen führen. Auch das konnte man gestern in einigen Szenen durchaus sehen, wenn er denn entsprechend eingesetzt wurde. Sein größtes Manko ist allerdings sein Passspiel, was man leider gestern auch wieder sehr klar erkennen konnte. Das macht seine Einbindung in bestimmten Spielsituationen, in denen es eben auf ein präzises und schnelles Passspiel ankommt, eher problematisch.

Aber wie wir schon länger wissen, lässt sich auch ein Außenverteidiger / wingback nicht unbedingt backen. Das gilt für die Nationalmannschaft, das gilt allerdings auch für die Clubmannschaften. Es kommt auf die adäquate Einbindung des Spielers unter Nutzung seiner Stärken an, auch damit sich seine Schwächen nicht negativ für die Mannschaft auswirken.